— Von denſelben hochherzigen Gefuͤhlen beſeelt, erbieten ſſiich aber auch ſogleich zur Vollfuͤhrung einer edlen und ſchoͤ⸗ nen That der Steuermann Breitenfeld, die Matroſen Karl Drews und Peter Moͤller von Wyk bei Greifswald, ſo wie dder Matroſe Johann Schroͤder von Raddewitz auf Ruͤgen, unnd erhalten von dem ꝛc. Wallis die Erlaubniß, das Schiffs⸗ bpbooet auszuſetzen, und den Verſuch zur Rettung der Ungluͤck⸗ lllichen zu machen. Der Capitain bleibt mit der uͤbrigen geringen Beſatzung unter drohenden Gefahren fuͤr die eigene Selbſterhaltung am Bpord zuruͤck, und Breitenfeld unternimmt mit den gedach⸗ teen drei Matroſen, im Vertrauen auf Gott, die kuͤhne That. Mitt groͤßter Muͤhe wird das Boot in See gelaſſen und faſt vpon der bewegten See zerſchellt an das Schiff geworfen; ja es bricht ſogar eine Planke des Boots; — nichts ſchreckt aber den muthigen Breitenfeld und die durch ſein Beiſpiel angefeuerten Genoſſen.
Um 11 Uhr verlaſſen die kuͤhnen Retter das Schiff, nachdem ſie einige zur Rettung dienliche Geraͤthſchaften ins Boot genommen, und allein ihre Richtung nach dem Orte hinnehmend, woher ihnen das Huͤlfegeſchrei entgegen ſchallt, durchbrechen ſie mit Anwendung aller Kraft die wildbewegten FSluthen, und entdeckt der mehrgedachte Steuermann eudlich I1 in einer Entfernung von circa 150 — 200 Schritten ein Schiffswrack, worauf mehrere Menſchen ſich feſtgeklammert heaben und uͤber welche die See ſich bricht.
. Es gelingt ihnen, in die Naͤhe der Huͤlfsbeduͤrftigen zu kcoommen, und dieſe flehen auf das dringendſte, daß das ret⸗ 11“ 85 Booͤt und ſeine Fuͤhrer ſich naͤhern und ſie aufnehmen nnoͤchten. Breitenfeld, mit aller Waͤrme des Herzens und des 8 regſen Mitgefuͤhls, bleibt beſonnener Mann, ſtellt den Un⸗ 11 — gluͤcklichen mit wenigen Worten vor, daß eine weitere An⸗ anaaherung des Bootes an ihr Schiff nur ihren gemeinſchaft⸗ lichen Untergang gewiß herbeiführen werde, ſie dagegen Gott vertrauen und ſeinen muthvollen Anordnungen Folge leiſten nmnsͤchten. Er wirft darauf den Ungluͤcklichen eine, zu dieſem Zwecke mitgenommene, ſogenannte Seeſegel⸗Fall⸗Leine, zu, da⸗ mit Einer nach dem Andern durch dieſelbe ins Boot gezogen werden moͤge. — Noch zoͤgern die Ungluͤcklichen, dieſes ein⸗ zige, aber gefaͤhrlich ſcheinende Rettungsmittel zu benutzen; aber als der Anfuͤhrer der Schiffsbruͤchigen ſich, die Leine uum den Leib geſchlungen, Gott vertrauend, in die Fluthen ggeſtuͤrzt hatte, und gluͤcklich durch die Wogen in das Boot dder Retter gezogen war, da folgen auch die Uebrigen dem Begſptele ihres Fuͤhrers, und es gelingt dem braven Brei⸗ tenfeld und ſeinen muthigen Gehuͤlfen, nach raſtloſer Arbeit einer Stunde, die neun Mann ſtarke Schiffsbeſatzung des Schiffs „Atalante“, gefuͤhrt vom Schiffs⸗Capitain Johann Gottfried Grawitz, von Stettin nach Bordeaux mit einer Ladung Stabholz beſtimmt, zu retten.
Inzwiſchen war das Schiff „Marie“, trotz aller An⸗ ſtrengung des edlen Wallis, doch weiter fortgetrieben, und noch bedurfte es großer Anſtrengung, mit dem uͤberfuͤllten Booͤte das Schiff zu erreichen. Doch auch dies gelang den Braven, und um 1 Uhr waren alle gluͤcklich am Bord des gedachten Schiffes, wo die armen Ungluͤcklichen, welche nur das nackte Leben gerettet, mit trockenen Kleidungsſtuͤcken ver⸗ ſehen und mit Speiſe und Trank erfriſcht wurdem.
Da der ꝛc. Wallis bei der finſteren Nacht nicht ſehen oder hoͤren konnte, ſo war er, wegen der langen Abweſen⸗ heit ſeines Bootes und deſſen Fuͤhrer, ſehr beſorgt, und uͤber⸗ ließ ſich unwillkuͤhrlich dem niederſchlagenden Gedanken, daß ſolches etwa von der hohen See umgeworfen ſeyn und ſeine brave Mannſchaft in Ausuͤbung edler Menſchenpflicht den Tod in den Wellen moͤge gefunden haben; in welchem Falle er fein Schiff mit den wenigen nachgebliebenen Leuten und bei der ſtuͤrmenden See auch nicht haͤtte leiten koͤnnen.
Die Mannſchaft beider Schiffe ſaͤumte nicht, im ſchul⸗ digen Gefuͤhle des Dankes und der Verehrung, dem Aller⸗ höͤchſten fuͤr die, ihr gewordene Rettung knieend zu lobſingen und zu preiſen.
er ꝛc. Wallis braſchte nunmehr voll, und ſteuerte ſei⸗
nen Cours O. z. N. Der Wind war N. fuͤr gereffte Se⸗ gel, und das Schiff erreichte am 15. September v. J. Hel⸗ ſingör, wo der Capitain Grawitz und ſeine Leute, nach herz⸗ ichem Danke fuͤr ihre Rettung ꝛc. abgingen, um weiter fuͤr ihre Ruͤckkehr in die Heimath zu ſorgen.
Stettin, 7. Maͤrz. Unter den jetzt noch lebenden Ve⸗ teranen des ſiebenjährigen Krieges iſt Friedrich Vogdts, aus Falkenwalde im Randowſchen Kreiſe, gewiß einer der merkwuͤrdigſten. Er trat am 4ten d. M. ſein 102tes Lebens⸗ Jahr an, diente im Regiment v. Belling Huſaren, wurde
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nen Abſchied. Seit dieſer Zeit hat er ſich ſtets als T loͤhner erhalten, und in dreien Ehen 24 Kinder gezeugt.
in der letzten Zeit haben ihn ſeine abnehmenden Kraͤfte g. zwungen, zu fremder Huͤlfe Zuflucht zu nehmen. An ſei 102ten Geburts⸗Tage erſchien er im landraͤthlichen Buͤre um perſoͤnlich die Unterſtuͤtzung in Anſpruch zu neh welche des Koͤnigs Maäjeſtaͤt den Veteranen jenes Krie bis an ihr Lebens⸗Ende huldreichſt bewilligt haben. Nazh dem ihm die Erwirkung derſelben verheißen war, wurde von dem Kreis⸗Landrath den zum 3ten Provinzial⸗Landta verſammelten Herren Abgeordneten vorgeſtellt, und erhiel von ihnen durch Subſcription ein ſo anſehnliches Geſchenk, daß er ganz neu bekleidet und mit einer baaren Summe ſeine Heimath entlaſſen werden konnte.
Vermiſchte Nachrichten.
Mit Hinſicht auf das Ableben Leo's Xll. und die durch veranlaßte, jetzt vorſeyende neue Papſt⸗Wahl, wi es den Leſern der Staats⸗Zeitung nicht unwillkommen ſey nachſtehende Darſtellung der herkoͤmmlichen Vorgaͤnge i Rom, von dem Augenblicke des Todes eines Papſtes bis z erfolgten Wahl ſeines Nachfolgers, zu erhalten.
Die erſte amtliche Handlung, welche der Cardinal⸗Kaͤm merling nach dem Tode des Papſtes vollzieht, iſt die geſe liche Conſtatirung des Todes ſelbſt durch Aufnahme ein darüͤber ſprechenden Protocolls. Er nimmt hierauf den genannten Fiſcher⸗Ring in Empfang, auf welchem, nebe dem Wappen des Verſtorbenen, St. Peter Angelruthe auswerfend. Dieſes Siegelr die Päpſte bei den Breves, ſie ſe
er Ring wird von dem Cardinal⸗Käͤmmerling aufbewah um bei der erſten Congregation den Cardinaͤlen vorgez zu werden, in deren Gegenwart er demnaͤchſt zerbrochen wir Gleich nach erfolgter foͤrmlicher Conſtatirung des Todes ver⸗ läͤßt der Cardinal das Zimmer, in welchem ſich der Verſto bene befindet, um den Befehl ergehen zu laſſen, daß die große Glocke des Capitols das Trauer, Gelaͤute anſtimme damit der Stadt der Tod ihres Oberhirten verkuͤn⸗ det werde. Das Trauer⸗Gelaͤute beſteht darin, daß man waͤhrend einer halben Stunde mit einem Hammer auf die Glocke ſchlaͤgt, indem man zwiſchen je 3 und 4 Schlä⸗ gen eine Pauſe von einigen Minnten macht. Sobald die große Glocke des Capitols das Zeichen gegeben, ertoͤnt gle ches Gelaͤut von allen Kirchen Roms.
Demnaͤchſt nimmt der Cardinal⸗Kaͤmmerling, im Na⸗ men der Apoſtoliſchen Kammer, deren Vorſtand er iſt, Be⸗ ſitz von dem Pallaſt, und laͤßt in Folge deſſen ein Inventa⸗ rium von Allem aufnehmen, was nicht Privat⸗Eigenthum Verblichenen iſt. Was dieſes letztere betrifft, ſo glauben b kanntlich die Domeſtiken des Papſtes, ein herkoͤmmli Recht zu haben, ſo viel als nur möglich ſich davon nen. Bei dem Tode Ganganellis verfuhren ſeine Leute d bei mit einer ſolchen Habſucht, daß, als der ſterbende P von einer Ohnmacht, in deren Folge man ihn ſchon fuͤr tod gehalten hatte, wieder zu ſich kam, die Tapeten von Waͤnden abgeriſſen, das ganze Zimmer leer, und ſogar Le⸗ ter und Licht vor dem Bette verſchwunden waren. Sobald Cardinal⸗Kaͤmmerling aus den Paͤpſtlichen Gemaͤchern ruͤckkehrt, ſo findet ein beſonderer Vorgang zwiſchen ihm und dem Hauptmann der Schweizer⸗Garde ſtatt. Es han⸗ delt ſich naäͤmlich darum, das Dienſtverhaͤltniß dieſer Truppen, welches mit dem Tode des Papſtes erliſcht, zu verlän⸗ gern. Der Gebrauch ſchreibt vor, daß dieſe Ueberein⸗ kunft auf folgende Weiſe geſchehe. Der Hauptmann, an der Spitze eines Theils ſeiner Garde, tritt vor den Cardinal. Dieſer ſieht ihn im Begriff abzuziehen, und fragt, was das bedeuten ſolle? „Wir gehen fort,“ antwortet ihm ber Haupt⸗ mann, „der Papſt iſt todt, wir haben nichts mehr hier zu thun.”“ Der Cardinal erwiedert: „Ihr ſollt uns als Gar⸗ den dienen, die wir waͤhrend der Vacanz Haupt der Regie⸗ rung ſind.“ — „Aber wer bezahlt uns denn?“ fragt der Officier. „Nun,“ antwortet der Cardinal, „wir ſind es, die Euch bezahlen;“ und der Contract iſt gemacht. Die Schweizer erhalten dann den vollen Sold des Monats, in deſſen Laufe der Papſt geſtorben iſt, und waͤhrend ihres inte⸗ rimiſtiſchen Dienſtes bekommen ſie, bis eine neue Capitula⸗ tion geſchloſſen iſt, eine Vermehrung des Soldes. — Den alten Statuten der Stadt Rom zufolge war der Senat, waͤhrend der Erledigung des Päpſtlichen Stuhls, die oberſte Civil⸗Autoritaͤt in dem Weichbilde der Stadt, indem er ſich auf dieſe Zwiſchenzeit ſeine Unabhängigkeit von der
perwundet, und nahm nach dem Hubertsburger Frieden ſei⸗
geiſtlichen Herrſchaft wieder beilegte. Dieſe Rechte Sasn,
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