fruͤheren Ueberſchwemmungen um 2 ¼ Fuß uͤberſteigende en. der Deich in ſeiner ganzen Laͤnge von fuͤnf Meilen wurde fuͤnf Fuß hoch uͤberſtroͤmt, die Bewohner der Ebenen flüͤchteten ſich in die höheren Haͤuſer und auf die Thuͤrme der Kirchen, Viele aber muͤſſen an dieſen Tagen den Tod ſefunden haben, da es bei dieſer, weder Fiſcherei noch Fluß⸗ ſahrr treibenden Bevöͤlkerung, an Kaͤhnen mangelte. Nur Wenige hatten ihren Viehſtand in hoͤhere Gegenden ge⸗ üchtet, ehe die Fluth ſie uͤbereilte. Von acht bis zehntau⸗ ſas Stuͤck Rindvieh und vier bis fünfrauſend Pferden iſt wahrſcheinlich nicht ein Zehntheil gerettet worden. Die auf den Döͤchern hoͤherer Gebaͤude und Kirchthuͤrmen angehaͤufte Menſchenmenge entbehrte ſchon den zweiten Tag der nöͤthig⸗ ſten Lebensmittel. Stäͤlle, Scheunen, kleine Haͤuſer trieben und wurden zertruüͤmmert ins Meer ge⸗

5 4 2 8 war das Maaß des Ungluͤcks noch nicht

2 je ungeheure Waſſerſtuth ſtuͤrzte ſich nun auf un⸗ eee 8 des kleinen Fluſſes e durch⸗ ſtroͤmte Stadt, brach die Thore einer feſten Sch ng 8 trieb die Ufer zum Austreten. Ein von der 7 8 klaſſe bewohntes Stadtpiertel, die ſogenannte Nieder⸗ ſtadt, wurde urplöbzlich üͤberſchwemmt, die niedrigen Tagelöhner bis an das Dach unter Waſſer geſetzt, man fuhr in wenig Stunden ’ee in allen Straben des Stadtviertels; Greiſe, Wöchnerinnen, Kinder und Kranken ſchrieen nach Rettung, und nur mit Muͤhe gelang es den Anſtrengungen aller uͤbrigen Einwoh⸗ ner, dieſe Ungluͤcklichen aus den Fluthen zu holen. Aber die

anze Bevoͤlkerung von dieſer Niederſtadt rettete nur das

eeben, und ſo viel, als die geſunden Erwachſenen an Klei⸗ dungsſtüͤcke mit ſich nehmen konnten. Und noch immer ließ die Wuth des Waſſers nicht nach. Unaufhaltſam ſtuͤrzte es ſich uͤber die Stadt⸗ unſerm Hafen und der Weichſel⸗Muͤn⸗ dung entgegen; ſich allenthalben Bahnen brechend, vereinigte es ſich mit einem in dieſer Gegend defindlichen Landſee, und ſturzte innerhalb und 882 des Flußbettes ins Meer, am rechten Ufer Alles verheerend, am linken anſehnliche

aͤuſer mit Allem, was ſich dariun befand, dem Meere zu⸗ führend. Die ſtarke Stein⸗Schleuſe, welche den Hafen⸗Ka⸗ mal, worin ſich hundert uͤberwinterte Seeſchiffe befanden, von dem Weichſel⸗Strome abſchließt, war in der drohendſten Ge⸗ fahr, wurde aber erhalten; die Muͤndung der Schleuſe aber iſt ganz verſchuͤttet und trocken.

Erſt Sonntag, den 12ten, nahm im Werder und in un⸗ ſerer Stadt der Waſſerſtand, wenn gleich nur langſam, ab. eute 8 *₰ 8 Noch umſtarrt uns von lichen ihre Sücher A Aer. thender Hunger hat die Gefahr des Waffer⸗Todes in eine weit graͤßlichere verwandelt.

Waͤhrend der Schreckens⸗Tage des 10ten, 11t 12ten Aprils iſt mit der aͤußerſten Anſtrengun Altan und Milderung des Elends gethan. Hunderte wg „— Kaͤhne, Schiffsböͤte und Holzfloͤße gerettet; unaufhöͤrii durch den in der Eile zuſammengebrachte Lebensmittei 8 Pun⸗ 3 Meilen entfernten Ortſchaften gefuhrt. Allein 8,58 nung des uͤberſchwemmten Diſtriets iſt zu ie Ausdeh⸗ und dichtes Schneegeſtoͤber vermehrten die Gero. —— tenden; an einzelnen Stellen hatten ſich St or der Ret⸗

ifften unerſchrockene J trudel gebildet. Und doch ſchifften Maͤnner dieſer Wuth einigter Elemente kuͤhn entgegen, und kamen durch ge cen und Dunkel mit ihren gebrechlichen Fahrzeugen voll —— ter ſpaͤt Abends wieder heim. Den Ungluͤcklich Gekeit⸗ auf dieſe Weiſe dem Tode enczogen wurden, bot ſch 35 e Eenden Theilen der Stadt ein gaſtliches Dach und 8 Kaum erlaubt uns das Erlebte mit ſeinen erſchuů Eindruͤcken einen ruhigen Blick auf die traurigen ſes unerhoͤrten Ereigniſſes zu werfen. Die Erge . 29 von mehreren Viehzucht treibenden Menſchen iſt —— tige Unterſtuͤtzung auf immer verſiegt, die Saaten auf einer in kleine Eigenthums⸗Parzellen vertheilten Strecke von 3500 Magdeburger Hufen Acker, und Wieſenland ſind wahrſchein⸗ lich zerſtoͤrt, da der gaͤnzliche Abzug des Waſſers ſich noch während mehrerer Monate zum Theil Jahre! verzoͤ⸗ gern kann. Ohne Kleider und Nahrungsmittel irren dieſe Ungluͤcklichen umher. Ein Huͤlfs⸗Verein hat ſich geblldet um die Armen in den uͤberſchwemmten Gegenden zu verpfle⸗ gen und zu verſorgen, und die Beiträge von nah und fern anzunehmen und zu verwenden.

In Folge der vorerwaͤhnten traurigen Ereigniſſe ſich in Danzig ein Unterſtützungs⸗Verei gniſſe hat bes, Aſeafdeggeſen 8 bungs⸗Verein gebildet, der folgen⸗

Alufruf zur Wohlthaͤtigkeit. Grauſen erregend und herzzerreißend iſt das Gemäͤlde, welches wir in dem begleitenden Berichte⸗) die traurige Pflicht haben, vor den Augen aller fuͤhlenden Menſchen auszubreiten. Das Ungluͤck iſt gekommen, und ſteht als ein unabän⸗ derlicher Schickſalsſchluß da! Der Wille des Herrn ſey ge⸗ prieſen! Was beim Kampf der Elemente die ſchwache Kraft des Helfenden vermochte, wurde geleiſtet; auch an Beiſpielen der edelmuͤthigſten Selbſtverlaͤugnung hat es nicht gefehlt. Die Fluthen fangen an zuruͤckzutreten, bald wird es er⸗ laubt ſeyn, einen Blick auf den Schauplatz des graͤßlichſten Jammers zu werfen. Dann aber tritt auch e gaͤnzliche Unzuläͤnglichkeit unſerer Huͤlfskraͤfte naͤher vor Augen. Und doch ſind es Bruͤder und Chriſten, welche, von Allem entbloͤßt, grauſenvoll in die Zukunft blicken. Bruͤder und Genoſſen aller Glaubens⸗Lehren! Soͤhne Eines Vaters! Mitmenſchen aus nahen und Gegen⸗ den! Ihr, die ihr, unterm ſichern Schutz des Daches, uch befriedigter Lebens⸗Beduͤrfniſſe freut, oder mit erheiterten Blicken in die aufkeimende Fruͤhlings⸗Welt ſchaut, tretet * uns mit menſchlich wohlwollenden Gefuͤhlen bei, malt Euch das Bild von Tauſenden Eurer Mitbruder, die aus Fluthen und Eisſchollen, nackt, hungrig und ohne Zukunft hervortra⸗ ten, lebhafter aus, als Worte es vermoͤgen. Helft uns die Thraͤnen trocknen, die Muͤtter und Saͤuglinge, Wittwen und Waiſen auf den Truͤmmern ihres verlorenen Gluͤckes wei⸗ nen, und erndtet mit der Saat des Wohlthuns⸗ Segnungen ein, welche jeden Genuß des vergaͤnglichen Lebens weit uͤber⸗ wiegen. Beitraͤge koͤnnen an die einzelnen der Unterzei oder an den Verein geſendet werden. en Der Verein zur eez der Weichſel Ueberſchwemmung Verungluͤckten. H. B. Abegg. P. J. Albrecht. Wm. v. Ankum. SG. Baum. Th. Behrend. A. W. v. Bockelmann. P. Do; denhoff. C. E. v. Frantzius. C. R. v. Frantzius. Dr. Goetz. Dav. Goͤrtz. A. G. Groddeck. A. Gibſone jun. 4 E. W. Grade. C. C. Hamann. P. Heidfeldt. J. C. Fr. Hoene. Wm.

H. Henrichsdorff. S. L. A. 8 L. Maclean. F. Marshal. E.

durch die

5 82 2 8

ix. F. v. Rottenburg. P. Stobbe. H. W. Schirmacher.

C. F. Saltzmann. J. S. Schahnasjan. v. Vegeſack. ac.; 5 H. v. Weickhmann. B. Wendt. W. Zernecke.

Koͤnigsberg, 12. April. Geſtern Morgens ſtieg das 1 Waſſer noch bedeutend. Von Wehlau her kam aber die Nachricht, daß das Waſſer am 10. April um 1 Fuß ge- fallen ſey; dies hatte die Wirkung, daß auch der Prche . heute um 13 Zoll und ſo die Noth der am Waſſer wohnenden Einwohner unſerer Stadt zwar nicht gehoben, aber doch vermindert wurde. Die Beſchaͤdigungen an un⸗ ſern ſieben Pregelbruͤcken ſind recht bedeutend und mehrere Stuͤtzen und Balken ſind abgeriſſen und fortgetrieben wor⸗ den. Die Eisboͤcke haben durchweg gelitten, ſind aber vom Waſſer mehrentheils ganz bedeckt und koͤnnen alſo auch das Eis von den Bruͤcken nicht immer abhalten. Von Un⸗ gluͤcksfaͤllen in der Stadt iſt noch nichts Beſtimmtes zu mel⸗ den. Perſonen ſind noch nicht verungluͤckt. Ein Poſtillon gerieth mit zwei Pferden auf dem Weidendamm in einen Graben. Nur mit Muͤhe konnte der Poſtillon gerettet werden, die Pferde ſind ertrunken. Der Pregelkrug, der Moſtbude gegenuͤber, iſt fortgeriſſen, aber Menſchen und Vieh ſind gerettet worden. Wenn nun 8 gegenwaͤrti die Noth einigermaaßen gemindert ſcheint, ſo droht no immer Gefahr, zumal das Eis vor dem Litthauſchen und Hollaͤndiſchen Baum noch 1 ½ Fuß ſtark iſt und nicht brechen will. Wenn bei dem ſteten Schneegeſtoͤber und gelinden Froſt auch ein baldiges und raſches Schmelzen der Eisdecken nicht zu erwarten ſteht, ſo iſt nuͤr zu wuͤnſchen, daß das Haff und der Pregel hinter dem Holl. Baum fruͤher vom Eis b frei werden moͤgen, als die Eismaſſen von Litth eit eF auen unſerm Pre⸗ gel zuſtroͤmen. Am 9. April kamen noch 3 zweiſpäͤnnige b ladene Schlitten uͤber Haff und fuhren bei pännige be⸗

der den Damm. Die Verſuche, mittelſt eeene.

decke zu ſprengen, ſind ohne Folgen geweſ⸗ W1 . eſen. D s 87 die Grabenſtraßen ſind M 28 72. ewohner holen ihre Bedürfniſſe in Kaͤhnen aus eer erntern Theile der Stadt, denn in dem vom Waſſer raͤngten Theile iſt jeder Verkehr ſchon ſeit mehreren Ta⸗ gen eingeſtellt. Die Baͤcker ſind z. B. nicht im Stanbe, zu

*) Der obgedachte Bericht enthält im Hauptfachlichen die in den von uns mitgetheilten Schreiben aus Danzig gegehenen aus⸗ fuͤhrlichen Meldungen: 1