(nicht Herr Labbey de Pompidres, wie fruͤher gemeldet wor⸗ den) die Discuſſion uͤber den Geſetz⸗Entwurf wegen der auß⸗ erordentlichen Zuſchuͤſſe fuͤr das Etats⸗Jahr 1828. Nach einigen allgemeinen Betrachtungen ließ ſich derſelbe in eine naͤhere Unterſuchung der gedachten Zuſchüſſe ein. Zuerſt ta⸗ deelte er die fuͤr die Beſetzung Spaniens nachtraͤglich verlang⸗ ten Summen; es laſſe ſich nicht annehmen, meinte er, daß Spanien jemals dieſe Summen Frankreich erſetzen werde. Dann
fand er es unangemeſſen, daß fuͤr die mitider Feſtſtellung der Ent⸗ ſchaͤdigungs⸗Anſpruͤche der ehemaligen Coloniſten von St. Do⸗ mmingo beauftragte Commiſſion auf die Budgets von 1828, 1829 und 1830, reſp. 300,000 Fr., 300,000 Fr. und 235,000 Fr. angeſetzt worden, da die Entſchaͤdigung ſelbſt allem An⸗ ſcheine nach von Haiti nie geleiſtet werden wuͤrde; hinſicht⸗ lich der Koſten der Liquidations⸗Commiſſion fuͤr die Emi⸗ granten⸗Entſchaͤdigungs⸗Forderungen glaubte er, daß dieſel⸗ ben aus dem zu dieſem Behufe beſtimmten Fonds der 1000 Millionen ſelbſt entnommen werden muͤßten. Der Redner klagte im Allgemeinen daruͤber, daß dieſe Commiſſionen ſich überhaupt fuͤr ihre Arbeiten bezahlen ließen, und daß das Liquidations⸗Geſchaͤft an ſich ſo langſam von ſtatten gehe. Die Summe von 25,000 Fr. fuͤr die erſten Einrichtungs⸗ Koſten eines neuen Miniſters fand derſelbe viel zu hoch. Nachdem Hr. Marchal auch noch mehrere andere Ausgaben als mißbraͤuchlich geſchildert hatte, kam er auf die von dem Berichterſtatter gegen den Grafen von Peyronnet gefuͤhrten Beſchwerden zu ſprechen. (ſ. Nr. 125 d. St. Z.) Er verlangte, daß auch die in dein gedachten Berichte ad 1. aufgefuͤhrten 65,000 Fr. von dem ehemaligen Großſiegelbewahrer wieder eingezogen wuͤrden. Hinſichtlich der ad 2. aufgefuͤhrten Summe der 179,000 Fr. bemerkte der Redner noch, daß Herr von Pey⸗ ronnet damals das alte Mobiliare ſeines Hotels ſeinem Ta⸗ pezierer mit in Anrechnung gebracht habe, der Erloͤs deſſel⸗ ben aber von der obgedachten Summe nicht in Abrech⸗ nung gebracht worden ſey, woraus man ſchließen muͤſſe, daß err in die Taſche des Ex⸗Miniſters gefloſſen. Dieſe gehäͤſſige Vorausſetzung erregte lautes Muͤrren zur rechten Seite. Ein anderer Umſtand, fuͤgte Herr Marchal hinzu, deſſen die Commiſſion nicht erwaͤhnt habe, ſei der, daß Hr. v. Pey⸗ ronnet die ſeiner Aufſicht und Verwaltung anvertraute Ge⸗ buͤhren⸗Kaſſe fuͤr die Ausfertigung von Diplomen, welche lediglich zu der Unterſtuͤtzung von Huͤlfsbeduͤrftigen, oder ſolcher Beamten, die geſetzlich auf keine Penſion An⸗ ſpruch machen koͤnnten, beſtimmt ſey, dazu benutzt habe, um drei Mitgliedern ſeiner eigenen Familie Jahrgelder zum Betrage von 17,000 Fr. zuzuwenden. Jedermann koͤnne hiernach leicht abmeſſen, ob der ehemalige Juſtiz⸗Miniſter, dem die Bewachung der zur Milderung des Ungluͤcks be⸗ ſtimmten Fonds obliege, ſich nicht vielmehr unerlaubter Weiſe an ſelbige vergriffen habe. „Klagen Sie an, aber richten Sie nicht!“ rief man hier dem Redner von der rechten Seite zu. „Sie ſind dazu berufen, m. H.“, ſo ſchloß die⸗ ſer, „das Princip der miniſteriellen Verantwortlichkeit feſtzu⸗ halten. Wir muͤſſen aber fuͤr immer darauf verzichten, irgend eine Buͤrgſchaft fuͤr unſere Finanzen in den Formen des Reechnungsweſens zu finden, wenn Sie nicht heute die Ge⸗ legenheit ergreifen, dem Lande zu zeigen, daß jene Verant⸗ wortlichkeit kein leeres Wort iſt, und daß das Ernennungs⸗ Decret eines Miniſters nicht ein Patent der Strafloſigkeit ſeyn darf.“ Eine lebhafte Bewegung folgte auf dieſe Rede. Hr. Syrieys de Mayrinhac, welcher nach Hrn. Marchal ;ddie Rednerbuͤhne beſtieg, vertheidigte den ehemaligen Groß⸗ ſiegelbewahrer; das Budget des Iuſtiz⸗Miniſteriums werde, aͤußerte er, durch die von demſelben verausgabten 244,000 Fr. nicht belaͤſtigt, da von der andern Seite eine aͤhnliche Summe erſpart worden ſey; der Bau eines neuen Eßſaalrs ſey hoͤchſt noͤthig geweſen. (Großes Gelaͤchter. Stimme zur Linken: „Halten die Miniſter vielleicht Table d'hote 2 ) „Der Vorſchlag der Commiſſion,“ aͤußerte Herr Syrieys de Mayrinhac am Schluſſe ſeiner Rede, „den Finanz⸗Miniſter u n ermaͤchtigen, daß er einen Entſchaͤdigungs⸗Prozeß gegen Herrn v. Peyronnet einleite, iſt den Grundſaͤtzen einer gu⸗ ten Verwaltung zuwider. Die Kammern haben nur das Necht, einen Miniſter zu tadeln oder anzuklagen, nicht aber, ihm eine materielle Verantwortlichkeit aufzulegen; noch nie 8 hat man bisher geglaubt, daß ein Miniſter angehalten wer⸗ den koͤnne, die von ihm in ſeiner Amtsfuͤhrung begangenen Fehler mit Gold wieder gut zu machen. Der Antrag Ihrer Tom⸗ miſſion iſt daher ganz ungebraͤuchlich, und ich hoffe, daß ſie ihn als gefaͤhrlich und verfaſſungswidrig verwerfen werden.“ —† Herr Benj. Conſtant ſprach uͤberhaupt gegen die von den Miniſtern alljaͤhrlich verlangten Zuſchuͤſſe zu ihren Budgets; er lobte es, daß die Commiſſion darauf an⸗
trage, den ehemaligen Großſiegelbewahr
ten Haͤupter; Dom Miguel iſt der rechtmaͤ
tion der beregten Summe an den Staat anzuhalten. Die verlangten Zuſchuͤſſe ſelbſt anbetreffend, erklaͤrte 8b daß er die Fonds zu der Expedition nach Morea mit Vergnuͤgen bewillige. „Im Allgemeinen“, fuͤgte erhinzu, „haben indeß dieſe Zuſchuͤſſe einen doppelten Zweck, einmal, die Ausgaben der vori⸗ gen Miniſter zu deſtreiten, und zweitens den Gang der jetzi⸗ gen Verwaltung zu erleichtern. In erſterer Beziehung weiß ich wohl, daß Frankreich ſchließlich fuͤr die Irrthuͤmer und Verſchwendungen der vorigen Verwaltung buͤgen muß. Wird das Land aber nicht wenigſtens eine Genugthuung von De⸗ nen erhalten, die ſich dieſe Irrthuͤmer und Verſchwendungen haben zu Schulden kommen laſſen, und uͤber deren Haͤupter vor dieſer Kammer eine ſchwere Anklage ſchwebt? Hinſicht⸗ lich des zweiten Punktes frage ich, ob wir das jetzige Mini⸗ ſterium wohl unterſtuͤtzen koͤnnen, ſo lange wir das Sy⸗ ſtem deſſelben gar nicht einmal kennen. Es ſey mir daher geſtattet, bevor ich irgend eine Summe bewil⸗ lige, die Herren Miniſter zu fragen, was ſie eigentlich beabſichtigen, und warum ſie eine Sitzung, die zu ſo ſchoͤnen Hoffnungen berechtigte, ſo ganz nichtsbedeutend gemacht ha⸗ ben, warum ſte eine unbeſcholtene und nur fuͤr das allge⸗ meine Beſte beſeelte Kammer veruneinigen und entmuthigen? Ich habe ſeit dem Anfange der diesjaͤhrigen Sitzung den Miniſtern oft, vielleicht zu oft bewieſen, daß ich durchaus nicht feindſelig gegen ſie auftreten wolle. Ich habe ihnen, wo ich nur immer gekonnt, Gerechtigkeit widerfahren laſſen, und thue ſolches noch jetzt, indem ich zwar einraͤume, daß ſie eine große Unvorſichtigkeit begangen haben, zugleich mich aber auch fuͤr uͤberzeugt halte, daß ſie treuloſen Schmeiche⸗ leien kein Gehoͤr geliehen haben. Wenn das Miniſterium die Mazjoritaͤt in dieſer Kammer nicht hat, ſo iſt der Grund dazu bloß der, daß es dieſe Majoritat fuͤr das Gute nicht haben will, und fuͤr das Boͤſe nicht haben kann. Unter dieſen Umſtaͤnden wuͤrde ich, wenn ich den Miniſtern ihre Forderungen bewilligen wollte, ſie in ihrer Unthaͤtigkeit oder in ihren verderblichen Plaͤnen nur beſtaͤrken; ich ſuspendire da- her mein Votum, bis ſie ſich naͤher erklaͤrt haben werden.“ — Herr Bignon unterſuchte hauptſaͤchlich die durch die Ex⸗ pedition nach Morea verurſachten Koſten, und glaubte, daß man doch wohl etwas zu verſchwenderiſch dabei zu Werke gegangen ſey; nicht, daß er dieſe Expedition irgend tadle; vielmehr wuͤnſche er mehr als je die gaͤnzliche Eman⸗ cipation Griechenlands; aber er halte dafuͤr, daß jene Expe. dition unzeitig und ſchlecht berechnet geweſen ſey, daß der Aus⸗, gang des Unternehmens dem beabsſichtigten Zwecke nicht ent⸗ ſpreche, daß daſſelbe mit einem Worte in dem Geiſte der Ruſſiſchen Politik begonnen und in dem Geiſte der Engli⸗ ſchen beendigt worden ſey. (Herr Hyde de Neuville: „Es iſt in dem Geiſte der Franzoͤſiſchen Politik begonnen und beendigt worden.) Herr Bignon fuhr fort: Wenn man die Expedition aus dem politiſchen Geſichtspunkte betrachte, ſo koͤnne Niemand laͤugnen, daß der Zweck nur halb erreicht worden ſey; um ganz erreicht zu werden, haͤtte es ſtatt 12,000 einer Armee von 25,000 Mann bedurft; es ſcheine ihm da⸗ her auch unnuͤtz, daß man in Morea noch 6000 Mann ſte⸗ heh laſſe; England habe in dem vorliegenden Falle mit Frank⸗ reich gleiche Verpflichtungen uͤbernommen, Frankreich aber allein Truppen nach Griechenland geſchickt und die Moreo⸗ ten mit Geld unterſtuͤtzt; England habe ſonach die ganze Laſt der Großmuth Frankreichs uͤberlaſſen; ob es demſelben aber auch gleichmaͤßig alle daraus entſpringenden Vortheile üͤberlaſſen werde, muͤſſe man billig bezweifeln. — Herr Salverte erhob ſich gegen die von den Miniſtern verlangten Zuſchuͤſſe und namentlich gegen den Vor⸗ ſchlag, die oben erwaͤhnten 65,000 Franken dem Staate aufzubuͤrden; er verglich Hrn. v. Peyronnet mit einem Vor⸗ munde, der ſeinen Muͤndel in einen mißlichen Rechtshandel verwickelt habe, und alſo auch die Koſten deſſelben tragen muͤſſe. — Der General Sebaſtiani meinte, daß die Kam⸗ mer ſich den gedachten Zuſchuͤſſen um ſo mehr widerſetzen muͤſſe, als die Staats⸗Einnahme ſelbſt im Abnehmen begrif⸗ fen ſey, wie aus dem Ertrage des erſten Quartals d. J. hinlaͤnglich hervorgehe. Von dieſem finanziellen Gegen⸗ ſtande ging der Redner zu politiſchen uͤber. Gleichwie Frankreich, aͤußerte er, die gaͤnzliche Ausrottung der Griechen nicht mit kaltem Bluͤte habe anſehen koͤnnen, alſo dürfe es auch nicht gleichguͤltig bleiben bei dem Anblicke eines Fuͤrſten aus dem erlauchten Hauſe Braganza, der, nach⸗ dem er, noch ein Juͤngling, au die Krone eines Koͤnigs, den er ſeinen Vater nannte, Hand angelegt, jetzt die Rechte ſeines Bruders uſurpirt habe, und der Vernunft, wie der Gerechtigkeit und Menſchlichkeit, Hohn ſpreche. (Beifall zur Linken. Stimme zur Rechten: „Ehren Sie doch die gekroͤn⸗ ßige Koͤnig von Por⸗ n 8 1 82
1