1 8 EEETEbö“ beewunderten. Darauf nahmen ſie die uͤbrigen Werkſtaͤtten . * der Koͤniglichen Druckerei in Augenſchein, in welchen ihnen

KAlles en Detail gezeigt ward. Mit vieler Aufmerkſamkeit verfolgten ſie den Gang unſerer Buchdrucker⸗Kunſt, die von 8— der ihrigen ſo gaͤnzlich verſchieden, obgleich dieſe ihrer Schrift nicht angemeſſen iſt. Was ſie am mehrſten in Erſtaunen zu ſſetzen ſchien, war die mechaniſche Preſſe, die taͤglich uͤber wanzigtauſend Exemplare eines Bogens gedruckt liefert, und fuͤr die jetzt eine Dampfmaſchine eingerichtet wird.

Zuletzt fuͤhrte man ſie, ſo wie die zahlreiche Geſellſchaft, welche ſich, um ſie zu ſehen, eingefunden hatte, in den großen Saal, in dem die Poinzen und Matrizen aufbewahrt wer⸗

den. Hier wurden ſie dem Herrn Abel Rémuſat vorgeſtellt. Man weiß, daß in den verſchiedenen Provinzen China’s ſehr voon einander abweichende Dialekte geſprochen werden. Um ein Beiſpiel davon anzufuͤhren, mag es genug ſeyn, zu be⸗ merken, daß der Name Peking in dieſer Reſidenz ſelbſt Be dſinn ausgeſprochen wird, in Nanking dagegen Pe king und in Kanton Pak keng. Diejenigen Europaͤer, welche, ohne in China geweſen zu ſeyn, die Chineſiſche Sprache ſtu⸗ diren, erlernen ſie aus erken, denen der Dialekt von Nan⸗

king, als der reinſte und zierlichſte, zum Grunde liegt. Um ſicch alſo mit Chineſen, aus anderen Provinzen gebuͤrtig, zu unnterhalten, ſind ſie genoͤthigt, ſich der Schrift zu bedienen, welche im ganzen Reiche dieſelbe iſt. Dieſes Mittel erwaͤhlte Herr Abel Rémuſat. Man hatte zu dieſem Behufe eine große ſchwarze Tafel aufgeſtellt, auf die er mit Kreide zuvoͤrderſt einen, an die vier anweſenden Chineſen gerichteten Gruß ſſcchrieb. Die Schnelligkeit und die Regelmäͤßigkeit, mit der eer ihre Charaktere formte, erregten ihr groͤßtes Erſtaunen,

und ſie konnten nicht begreifen, wie ein Europäaͤer, der nie ihr Vaterland beſucht hatte, ſo gelaͤufig Chineſiſch ſchreiben gelernt habe. Herr A. R. befragte ſie darauf um ihre Na⸗ men und Vornamen, ſo wie auch um ihre Geburts⸗Oerter. Sie antworteten ſchriftlich in viel kleineren Buchſtaben, als die ſeinigen, was in China ein Zeichen der Hoͤflichkeit iſt. Er ſagte ihnen darauf, daß er Profeſſor der Mandſhuriſchen und Chineſiſchen Sprache im Koͤniglichen Collegium von Frankreich ſey, und erſuchte ſie, einige Seiten in ihrer

dig, daß ſie eine genaue von dem haben, was ihre

Mlutterſprache laut vorzuleſen, um den Anweſenden einen

Besgriff von der ſo ſonderbaren Intonation des Chineſiſchen zu geben. Joſeph Li las darauf einige Stellen aus dem Philoſophen Mencius, und betete das Vaterunſer Chineſiſch her. Mehrere Schuͤler des Herrn Rémuſat, unter andern Herr Stanislaus Julien und Herr Kurz aus Muͤn⸗ chen, hielten darauf ſchriftliche Converſationen mit den ver⸗ ſchiedenen Chineſen insbeſondere, die immer mehr in Erſtau⸗ nen geriethen, je mehr ſie Perſonen ſahen, die ihre Sprache ſchreiben und verſtehen konnten. Sie bewunderten auch vor⸗ zuͤglich die Proben neuer Chineſiſchen Metall⸗Typen, die in der Königlichen Druckerei, nach der Erfindung des Herrn Klaproth, jeden Buchſtaben aus mehreren einzelnen Grup⸗ pen zuſammen zu ſetzen, gegoſſen worden ſind, und deren Anfertigung jetzt im Großen ausgefuͤhrt werden wird. Man erſuchte, die Chineſen, Lateiniſch zu leſen, und war uͤber⸗ raſcht, zu finden, daß ſie dieſe prache rein und deutlich ausſprachen. Mehrere Perſonen ließen ſich von ihnen ein⸗ felne Phraſen Chineſtſch aufſchreiben, denen Herr Stanis⸗ aus Julien die Franzoͤſiſche Ueberſetzung beifuͤgte. Joſeph Li ſchrieb mit großen und zierlichen Buchſtaben: „Gebe der Hoͤchſte, daß bald ſich der chriſtliche Glaube in ganz China ausbreite;“ einer der Anweſenden ſetzte naiv hinzu: „und auch in Frankreich“. Gegen drei Uhr empfahlen ſich die Chineſen, indem ſie dem Adminiſtra⸗ teur der Koͤniglichen Druckerei ihren Dank bezeugten, ſo wie auch Herrn Abel Rémuſat und allen Denen, die ſich einige Stunden lang ſchriftlich mit ihnen unterhalten hatten.

Wahrſcheinlich ſind dieſe jungen Leute von geringer Ab⸗ kunft, und haben entweder nicht die Mittel gebabt, die in ihrem Vaterlande gewoͤhnlichen Schul⸗Studien zu machen, oder ſie ſind davon durch die Europaͤiſchen Miſſionales ab⸗ gehalten worden, welche vielleicht dieſe Studien als fuͤr den chriſtlichen Glauben nachtheilig anſehen. Das aber ſcheint

eine ſehr verkehrte Anſicht zu ſeyn, denn da ſich dieſe Leute

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unbekehrten Landsleute glauben und fuͤr wahr halten, um ihre Irrthuͤmer deſto beſſer widerlegen zu koͤnnen. Ein Miſ⸗ ſionair wird um ſo leichter den Zweck, nach dem er ſtrebt, erreichen, je gebildeter und kenntnißreicher er denen erſcheint, die er auf den rechten Weg leiten ſoll; wenn er ’- aber ſelbſt in dem unwiſſend iſt, was in dem Lande, dem er ſeine religioͤſe Thaͤtigkeit weiht, als der Grund aller Bildun angeſehen wird, ſo duͤrften ſchwerlich ſeine eifrigſten Bem hungen von großem Erfolge gekroͤnt werden. Es iſt auch unglaublich, wie beſchraͤnkte Menſchen man ſeit einiger Zeit aus Frankreich als Glaubens⸗Prediger nach dem Orient ſen⸗ det. Vor mehreren Jahren beſuchten den Schreiber dieſer Zeilen zwei junge Leute, die als Miſſionaire nach China ge- hen ſollten, um ihn uͤber verſchiedene, dieſes Land betreffende Gegenſtaͤnde, um Rath zu fragen. Da ſie noch ein Jahr in Paris zu bleiben hatten, ſo glaubte er ihnen vorſchlagen zu muͤſſen, waͤhrend dieſer Zeit den Vorleſungen des Hrn. Abel Rémuſat uͤber Chineſiſche Sprache beizuwohnen, um, wenn auch nicht in der Ausſprache, doch in der viel wichtigeren Kenntniß der Schrift einen vorlaͤufigen Grund zu legen, der ihnen gewiß in China ſehr zu ſtatten gekommen ware, weil die dortige Lehr⸗Methode weniger faßlich und viel langwie⸗ riger iſt, als die philoſophiſche und klare der Pariſer Pro⸗ feſſoren. Er erhielt aber von ihnen die ganz kurze Antwort, daß ſie das fuͤr ganz unnoͤthig hielten und ſich auf die Ein⸗ gebung des heiligen Geiſtes verließen. Worauf ſie ſich em⸗ pfahlen.

Von ungebildeten Chineſen, die nach Europa kommen, ſich Aufklaͤrung uͤber die Verfaſſung und die Literatur ihres Vaterlandes zu verſchaffen, iſt ebenfalls nicht zu erwarten, wie man an denen geſehen hat, die ſich einige Leit in Halle aufgehalten haben. Von dieſen Chineſiſch zu lernen, war nun um deſto weniger raͤthlich, weil ſie den Dialekt von Hiangſchan ſprechen. Von dieſem aber ſagt der gelehrte Sir G. Th. Staunton, der ſich ſo lange in China auf⸗ ehalten hat, und von allen Englaͤndern der iſt, welcher am

eſten Chineſiſch gelernt hat: „The dialect of Hiang- schan, or Macao, is a corruption of the Canton dialect, that is to say, a corruption of a cor- ruption. (Der Dialekt von Fiangſchan oder Macao iſt eine Verderbung des von Kanton, das heißt die Verder⸗ bung einer Verderbung.) Siehe Miscellaneous No- tices reélating to China. Part. II. Havant. 1828.

Koͤnigliche Schauſpiele. Montag, 18. Mai. Im Schauſpielhauſe: Der Spion, Schauſpiel in 5 Abtheilungen, aus dem Franzoͤſiſchen von Stawinsky. Dienſtag, 19. Mai. Im Opernhauſe: Die Stumme

von Portici, große Oper in 5 Abtheilungen, nach dem Fran⸗ zoͤſiſchen des Seribe; Muſik von Auber. üer⸗ 3

Konigsſtaädtſches Theater. Montag, 17. Mai. Graf Ory. (Herr Spitzeder, von ſeiner Reiſe zuruͤckgekehrt, wird hierin zum Erſtenmale wie⸗ der auftreten.)

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 12. Mai. Oesterr. 5p Ct. Metalliq. 94 ½,. Bank-Actien 1330. Loose zu 100 Fl. 194. Part. Oblig. 977. Ruas. Engl. Anl. 88 ½. Russ. Anl. Hlamb. Cert. 86 ⁄.

Hamburg, 15. Mai. „QOesterr. 5pCt. Metalliq. 97 ¼. Dank-Actien pr. ult. 1102. Part- Oblig. desgl. 125. Huss. Engl. Anl. desgl. 93 ⅛. Russ. Anl. Hamb. Certif. Cassa, 87%. I1u““

Wien, 12. Mai. 8 5pCt. Metall. 97 ¾, Bank-Acüen 1095 1.

zu Glaubens⸗Predigern beſtimmen, ſo iſt es hoͤchſt nothwen⸗ aAt! 1 Frankfurt a. M., 14. Mai. Oeſterr. 58

zu 100 Fl. 161 ½. 88 Paris, 9. Mai

Gedruckt bei A. W. Hay

5 Cent.;

Ctige Rente 79 Fr.

84 8.

Le veeenee Neueſte Boͤrſen⸗Nachrichten. Metalliq. 97 ½. Bank⸗Actien 1321.

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5pCtige 108 Fr. 2*