Geſtern Abend war die Stadt glaͤnzend erleuchtet. Auch bei dieſer Illumination zeichnete ſich wieder das Schatz⸗Colle⸗ gium, das wegen ſeiner Conſtruction dazu vorzugsweiſe geeignet iſt, beſonders aus. Naͤchſtdem gewaͤhrten das Kriegs⸗Miniſte⸗ rium, das Miniſterium des Innern, die Poſt, das Rathhaus, das Palais des Chefs des Gonvernements Grafen von So⸗ bolewsky, aber auch viele andere Privat⸗Gebäude einen im⸗ poſanten Anblick. Der Kaiſer und die Kaiſerin fuhren mit einem einzigen Laquaien und ohne irgend eine ſonſtige Be⸗ gleitung in einem offenen Wagen durch die Stadt, und muß⸗ ten oft eine Viertel⸗Stunde lang halten, um durch die Wa⸗ gen, die in vielen Straßen in drei und vier Reihen fuhren, ſich einen Weg zu bahnen.
Heute iſt Polonaiſen⸗Ball bei Hofe. Außerdem werden noch drei Bäͤlle ſeyn, einer bei Hoſe, einer beim Grafen von Sobolewsky und einer, den die Stadt in dem Lokale der neuen Boͤrſe zu geben beabſichtiget. Das große Volksfeſt und die oͤffentliche Speiſung wird morgen auf dem Ujazdo⸗ wer Platze ſtatt finden.
Am Freitag iſt Hr. Nicolo Paganini hier eingetroffen, und hat gleich am folgenden Tage im Polniſchen Theater ſein erſtes Concert gegeben, das ungemein beſucht war, und ihm eine Einnahme von 11,000 Polniſchen Gulden (1833 ½ Rthlr. Preuß.) gewährt haben ſoll. Ein Sperrſitz koſtete
18 Fl. oder 3 Rthlr. ¶I⸗ Negeat. E Rußlan W
St. Petersburg, 20. Mai. Seine Majeſtät der Kaiſer haben den verabſchiedeten General⸗Major Bibikow I. zum Civil⸗Gouverneur von Niſhnei⸗Nowgorod mit dem
ange eines Wirklichen —25— ernannt.
Der Kammerherr Hofrath S. Chruſchtſchow iſt zum einſtweiligen Ceremonienmeiſter des Kaiſerlichen Hofes er⸗ nannt worden.
Der im Collegium der auswaͤrtigen Angelegenheiten die⸗ nende Titular⸗Rath N. Roͤmer iſt zum Eelegied Aſfeſtor befoͤrdert worden.
Se. Majeſtät haben geruht, den Landshoͤfding des Wi⸗ burgſchen Gouvernements und die Mitglieder des Senates von Finnlanz, Wirklichen Staatsraͤthe Hieſinger und Ba⸗ ron Mellin, zu Rittern des St. Annen⸗Ordens erſter Klaſſe zu ernennen. 2 8
Se. Mazeſtaͤt der Kaiſer haben unterm 11tenndes vori⸗
m Monats an den Oberbefehlshaber der Reſerve⸗Armee rafen Witt folgendes Reſcript zu erlaſſen geruhet: „Als Ich Ihnen die Bildung der zur Complettrung der activen
Armee beſtimmten Reſerve⸗Truppen uͤbertrug, war Ich im
Voraus uͤberzeugt, daß Sie dieſen Auftrag mit Erfolg voll⸗ ziehen wuͤrden. Sie haben Meinen Erwartungen vollkommen entſprochen: Die zur Verſtarkung der activen Armee beſtimm⸗ ten Truppen ſind zu rechter Zeit abgeſendet worden, und er⸗ fuͤllen, nach den Mir zugekommenen Berichten, ganz den weck, zu dem ſie gebildet wurden. Indem Ich Ihnen Mein bezeuge, hoffe Ich, in Ihren kuͤnftigen Arbeiten e. ,e für die Erfuͤllung Meiner Befehle zu er⸗ icken. Ich bezeuge Ihnen Meine Dankbarkeit fuͤr den wichtigen Beiſtand, den Sie der activen Armes durch E richtung von Kornmagazinen in den Mälttair, Eslomntrenn Cherſonſchen Gouvernements geleiſtet haben. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter gez. Nicolaus.“ Das vorgeſtrige Blatt der Nordiſchen Biene kliefert, im einem Auszuge aus einem Privatſchreiben, den Tagesbefehl des Generalmäajor Malinowski vom 17. (29.) März, an das von ihm commandirte Detaſchement in den Feſtungen Turno und Kale, worin er ſeine Untergebenen auffordert, den bei der Einnahme dieſer Plätze geſallenen Waffenbruͤdern, unweit der See Redoute, mit vereinten Kräaͤften, einen Kur⸗
gan (Grabhügel. zu errichten, der, dauernder als Erz und Stein, den ſpaͤten Jahrhunderten noch den Tod der Helden und den Sieg an Reſem Orte verkuͤnde. Der General ſelbſt
legte am folgenden Tage die erſte Hand ans Werk, und in die Mitpe der Huͤgels, der emporſtieg, wurde ein Stein mit der Pwoſchrift geſenkt: „Unter der Regierung des Kaiſers aller Reuſſen Nicolat I., errichteten die Ruſſiſchen Truppen der Infanterte⸗Regimenter von Schluͤſſeiburg und Ladoga, das 9te und 10te Jäger⸗Regiment und das Moskowiſche Dragoner⸗Regiment mit deren Artillerie, dieſen Kurgan zum ·8— Sfer eſſenbeäͤder, die bei dem Sturme her Feſtungen Kale un urno, den 13. deeee Pege felen. 13. Januar 1829, an Am 21. Nov. 1827 geruheten Seine Mafeſtaͤt der Kai⸗ ſer, das von dem Miniſter des Kaiſerlichen Hofes einge⸗ reichte Proſect der Verwaſtung der Kaiſerlichen Theater in
St. Petersburg zu beſtaͤtigen und zugleich zu befehlen, daß
daſſelbe, dem Vorſchlage Seiner Excellenz des Miniſters ge⸗ mäß, fuͤr's Erſte nur auf ein Jahr zur Probe ausgefuͤhrt werden ſolle. Da die Erfahrung dieſes jetzt verfloſſenen Pro⸗ bejahres gezeigt hat, daß die Verwaltung der Kaiſerlichen Theater mittelſt eines Comité in mancher Hinſicht dem Zwecke nicht entſpricht, ſo haben Seine Majeſtaͤt die Vorſtellung des Miniſters, die Verwaltung der Kaiſerlichen Theater in der Perſon eines unter dem Befehl und der Oberleitung des Miniſters des Kaiſerlichen Hofes ſtehenden Direktors zu con⸗ centriren, Allerhoͤchſt zu beſtaͤtigen gernhet, und zu dem Ende den, die Function eines Hofmeiſters des Allerhöͤchſten Hoſes verſehenden Wirklichen Etats⸗Rath Fuͤrſten S. Gagarin zum Direktor der Kaiſerlichen Theaten ernannt.
Unſer vaterländiſcher Bildhauer B. J. Orlowski hat von Seiner Majeſtaͤt dem Kaiſer, fuͤr die von ihm verfer⸗ tigte ſchoͤne Buͤſte des Kaiſers Alexander I., eine Belohnun von 10,000 Rubeln, und die 3000 Rubel, die der hoͤchſt⸗ ſelige Kaiſer ihm als Jahrgehalt fuͤr die Zeit ſeines Au⸗ fenthaltes im Auslande ausgeſetzt hatte, als lebenslaͤngliche Penſion erhalten. 8
Der Koͤniglich⸗Sardiniſche Geſandtſchaftsrath Mar⸗ quis von St. Germain iſt nach Polangen, und der Ober⸗ Kammerherr Fuͤrſt Lobanow⸗Roſtowski nach Moskau und der Staats⸗Secretair des Großfuͤrſtenthumes Finnland, Graf Rehbinder, nach Abo von hier abgereiſt.
Das Orlogsſchiff „Kaiſer Peter I.“, von 110 Kanonen, das am 14. Mai hieſelbſt von Stapel lief, iſt von dem Obriſt des Corps der Schiffs⸗Ingenieurs Iſſakow, zum Theil nach Seppings Methode erbaut worden. Am 5. De⸗ cember 1827 wurde der Kiel gelegt. Es mißt in der Laͤnge 198 Fuß, in der Breite 51 Fuß 8 Zoll; in der Tiefe 23 Fuß; beigezählt wird dieſes Schiff der 5ten Linien⸗Equipage.
Nächrſchten aus Reval zufolge war die Rhede von Baltiſchport ſeit dem 5ten d. M. vom Eiſe befreit. Am 6ten war bereits ein Schiff aus Riga abgeſegelt, hatte aber, des Eiſes und contrairen Windes wegen, am folgenden Morgen zuruͤckkehren muüͤſſen. Im vorigen Jahre lief das erſte Schiff aus Riga am 5. April aus. Seit Menſchen⸗
edenken hat die Schifffahrt ſo ſpät nicht begonnen; noch eiin; einziges Fahrzeug war am 11. Mai eingelaufen, wie⸗ wohl ſchon Hunderte von Schiffen den Sund paſſirt hat⸗ ten. — Die Ueberſchwemmung hat in Riga minder Scha⸗ den angerichtet, als man beſorgte.
Odeſſa, 13. Mai. Der General⸗Gouverneur von Neu⸗Rußland und Beßarabien, Graf von Worontzoff, iſt von hier nach der Krimm gerelſt.
Unter den aus Varna hieher geſandten Alterthüͤmern von Marmor (ſ. Nr. 139 d. Z.) befinden ſich mehrere Grab⸗ Denkmale mit Figuren und Inſchriften; das Fragment eines Basreliefs, das Aeskulap und Hygiea vorſtellt, die einen Rhyton (Trinkhorn) in der Hand hält; man fand es in einem Privat⸗Hauſe in Varna eingemauert; wahrſcheinlich war es ein, dem Aeskulap nach erfolgter Heilung einer Krankheit gewidmetes Votiv, Bild; ferner ein großes Pie⸗ deſtal von weißem Marmor und mit einer Inſchrift verſe⸗ hen, der zufolge es zur Statue eines Buͤrgers, Namens ꝙ Sohn des Pharnagos, Ober⸗Befehlshaber der
tadt und der Commune der 5 Staädte, gehoͤrt haben Dieſe Inſchrift beſtätigt den einſtmaligen Verband von 3 Städten, von denen Odeſſus Fehesas. Mitrelpunkt ge⸗
weſen zu ſeyn ſcheint; Tomi (Kuſt „ Callatia (Man⸗ zana, Meſembria und Apollonta (Stſipolis) waren die In Kurzem wird das Dampfboot die St 27 Üien alle 14 Tage zwiſchen hier und der 2s eragg. 1 ach officiellen Berichten iſt die diesjährige Schifffahrt auf 8 Aſowſchen Meere am Alſten v. M. eröffnet worden. xhesdin den letzten Tagen des vorigen Mongts fand in ch⸗ Lſcherie Pferderennen ſtatt, an dem Polniſche, Ruſſ⸗ 7 aſſiſche und Tartariſche Pferde Theil nahmen.
1 344 gen * düen- „Kammer. Sitzung vom 20. Mai. Fort⸗ Seng de Berathungen uͤber den Geſetz Entwurf wegen der Direaffans der Schuldner. Der Zöſte Artikel, worüber die icgjent ſion bereits 87 zuvor begonnen hatte, und wonach 86 8 % in Haft befindlichen Wechſel⸗ Schuloner, welche Gesf * Jahre ait ſind, gleich nach der Bekanntmachung des Fücen⸗ die übrigen Schuldner von jenem Alter aber 4 7, ſpater auf freien Sns geſeht werden ſollten, wurde in Antrag des Vicomte Lainé, welcher der Meinung ver. daß eine ſolche Beſtimmung dem Geſetze eine ruüͤckwirk 1 Zeoe Kraft gehen wuͤrde, welche, als eine Liehlingswaffe des spotismus, niemals und ſelbſt dann nicht zu — wäaͤre,
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