Aluch heißt es, die Engliſche Regierung habe an Sir Pulte⸗
ney Malcolm neue Inſtructionen geſchickt, und dieſer Admi⸗ ral werde in Kurzem eine fuͤr den Handel des Mittellaͤndi⸗ ſchen Meeres ſchuͤtzende Stellung annehmen. An den Pa⸗
ſcha von Aegypten ſoll von Seiten Englands ebenfalls eine 88
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2 Aufforderung ergangen ſeyn, welche auf die Angelegenheit dees Orients großen Einfluß haben duͤrfte. Ueberhaupt hherrſcht, bei allen in dieſer Angelegenheit betheiligten Par⸗ hheien, eine erhoͤhte Thaäͤtigkeit, die entweder zur Tonſolidi⸗ 1 rung des neuen Griechiſchen Staates, und zur Beilegung
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ddes Krieges zwiſchen Rußland und der Pforte zu fuͤhren, ⸗'ooder das Kriegsfeuer noch weiter zu verbreiten geeignet iſt.
An den Staatsrath von Bulgari ſind vor einigen Tagen deutende Fonds uͤbermacht worden.“
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des geſtern abgebrochenen Aufſatzes er den Sultan Mahmud.
Auf die Vernichtung der feindlichen Elemente im Staate folgte die merkwuͤrdige Schöpfung der nach Europaͤiſcher .Weeiſe organiſirten neuen Truppen. Wer die Verfaſſung der .. Tuͤrken kennt, wird leicht ermeſſen, welche unendliche Schwie⸗ rigkeiten bei der Ausfuͤhrung eines ſo rieſenhaften Unterneh⸗
ens zu beſiegen waren. Maͤnner vom Fach, welche Augen⸗ ugen dieſer wichtigen Reformation geweſen ſind, und deren * rtheil unbedingtes Vertrauen verdient, bezeugen einſtimmig, daß die in ſo kurzer Zeit gewonnenen Reſultate nicht nur unter dem Geſichtspunkte der Beſeitigung des Widerſtandes, welche dieſe Reihefolge von Neuerungen im Kampfe mit den Vorurtheilen, Gewohnheiten und Neigungen der Nation er⸗ fahren mußte, ſondern ſelbſt in militniriſcher Hinſicht hoͤchſt merkwuͤrdig ſind. Sultan Mahmud, ein kuͤhner Reiter und geſchickter Bogen⸗Schuͤtze, ergab ſich den Waffenuͤbungen per⸗ ſönlich mit leidenſchaftlichem Eifer, und gewährte nunmehr ſeiner Vorliebe zum Kriegsſtande volle Befriedigung. Nach⸗ dem er ſich durch einen aus Aegypten berufenen Exercir⸗ Meiſter in den Handgriffen hatte unterrichten laſſen, und das ins Tuͤrkiſche uͤberſetz vollkommen einſtudirt hatte, üͤbernahm er die oberſte leitung aller fuͤr die gleichfoörmige Organiſation, Belehrung, Be⸗ waffnung und Bekleidung der Armee zu formirenden An⸗ ſtalten, und bildete mit b2 von Europälſchen Inſtructo⸗ ren fuͤr jede eine Lehr⸗Compagnie, aus welcher die neu⸗geſchaffenen Regimenter ihre Ober⸗ und Unter⸗Officiere erhielten. Er ſelbſt ſtellte ſich an die Spitze ſeiner neu er⸗ richteten Garden zu Fuß und zu Pferde, die bald ſo vor⸗ trefflich eingeuüͤbt waren, daß ſie den uͤbrigen Truppen zum Muſter dienen konnten. — Allerdings —8 die gebornen Strategen ſelten, und nichts berechtigt uns zu der Voraus⸗ ſetzung, daß Mahmud einer derſelben ſey; eben ſo wahr iſt es, daß die Kunſt, Schlachten zu gewinnen, nicht allein in der Praͤciſton des Exercirens, im ſergas links und rechts Schwenken beſteht. Aber was wuüͤrde ſelhſt der erſte aller Strategen mit einem Heere leiſten, das weder die Waffen gehoͤrig zu handhaben, noch die nöthigen Evolutionen aus⸗ zufuͤhren verſtuͤnde? Feldherren werden auf dem Schlacht⸗ elde, Soldaten aber auf dem Exercir⸗Platze gebildet: die Elementar⸗Taktik muß der Strategie vorangehen, und dieſe letztere, wenn ſie gleich die Theorie nie ganz entdehren kann, ent⸗ „wickelt ſich doch erſt auf dem Gebiete der Erfahrung. Das dringendſte, von dem Sultan richtig erkannte Beduüͤrfniß der
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fuͤhrung von Zucht und Ordnung, von zweckmäßtger Bewaff⸗ nung und Bekleidung, und von taktiſchem Unterrichte, nach richtigen, dem heutigen Zuſtande des Kriegsweſens angemeſ⸗ ſenen Grundſaͤtzen. Dieſem Bedürfniſſe zu genügen, iſt ſeit den letzten 8 1 geweſen, und obgleich bei der neuen ve; Fehlgriffe, Ungereimtheiten, Widerſpruͤche und ſeldſt kleinliche Spiele⸗ reien in Menge ſtattgefunden haben, ſo läßt ſich doch nicht in Abrede ſtellen, daß, im Verhältniß zu der Schwierigkeit der Auſſab⸗, ſchon unendlich viel, in jedem Falle aber weit mehr ge —— iſt, als man von den Turken erwartet häͤtte. Dſe ſiſenſchagiiiche höhere Ausbildung der Aemee bleibt nh 1— . Pelten; jener Lan — voͤrausgeſetzt 8 8
folge — wo die de,den Jene Licht — vidualitaͤt eingreifenden èI die nerſte der — geſchlagen haben, Fruͤchte tragen u 6 Wutze das Beduͤrfniß der feſten egründung von 85 n 228 25 Kriegsſchulen, Militair⸗Akademisen . ſ. ze dn. ten, kannt werden, und folglich der Beſeletigung deſtelben bann,
inderniß mehr im Wege ſtehen; dann erſt wirz das —
ebaͤude unter Dach gebracht werden können, vorläuſig han⸗
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te Franzoͤſiſche Dienſt⸗Reglement
delte es ſich aber fuͤr den Baumeiſter nur darum, den Grundſtein deſſelben zu legen. Es ſcheint uns daher, daß Sultan Mahmud unter den gegebenen Umſtaͤnden gethan hat, was er thun mußte und konnte. Der erſte Rekrut und nachher der erſte Exercir⸗Meiſter ſeiner Armee, hat ſein le⸗ bendiges Beiſpiel das bewirkt, was der todte Buchſtabe des Gebotes zu bewirken nie vermocht haͤtte. Unermuͤdliche Be⸗ harrlichkeit, wohlberechnete Freigebigkeit, kluge Herablaſſung gegen die Soldaten und ſtrenge Aufſicht üͤber die Officiere ſind die Mittel geweſen, deren er ſich bedient hat, um in wenig Monaten aus einem Haufen links und rechts aufge⸗ griffener, Zucht und Ordnung entfremdeter Soͤldlinge, ein Heer zu ſchaffen, das ſchon jetzt, nach Verlauf von kaum drei Jahren, mehr zu leiſten vermag, als die einſt ſo furcht⸗ baren Janitſcharen ſeit Jahrhunderten geleiſtet haben. Noch iſt dieſes Heer in ſeiner Entſtehungs⸗Periode begriffen und man wuͤrde ſich gröblich irren, wenn man, bei Beurtheilung des Feldzuges vom vorigen Jahre, die Reſultate, welche lesiglich 4 Rechnung der Lokalitaͤten und Zufälligkeiten geſtellt werden muͤſſen, dem Verdienſte der neuen Truppen oder ihrer An⸗ fuͤhrer zuſchreiben wollte. Allerdings ſteht, bei den natuͤrlichen der Tuͤrken zum Soldatenſtande, zu erwarten, daß der Krieg ihre militairiſche Bildung weit kräftiger befoͤrdern und den Nutzen des neuen Syſtems weit ſchneller gemein⸗ verſtaͤndlich machen wird, als dies der Friede gethan haben wuͤrde; welches aber auch die Fortſchritte der Tuͤrken in ihrer militairiſchen Bildung ſeyn moͤgen, ſo wird die Pforte doch erſt dann ein bedeutendes Gewicht in die Wagſchaale der Europäͤiſchen Intereſſen legen, wenn die übrigen Zweige der StaatsEinrichtung mit den bei der Heeres⸗Macht eingeführ⸗ ten Reformen in Einklang gebracht ſeyn werden.
Die allmaͤlige Umgeſtaltung der Armee, welche wir nur in ihren Hauptzuͤgen angedeutet haben, hat eine nicht geringe Zahl anderer in das Seeweſen, in das adminiſtra⸗ tive und politiſche Fach, ja ſelbſt in das Gebiet der Inkelli⸗ genz und Induſtrie eingreifender Reformen theils nathig, 8 moͤglich gemacht. Ihre Einfuͤhrung beweiſt, daß es dem
bultan nicht blos darum zu thun war, „ſeine herrſchende Leidenſchaft mittelſt des Soldatenſpieles zu befriedigen, Tur⸗ bans abzunehmen und Bäͤrte abzuſchneiden’*), ſondern daß er in der That den hohen Gedanken aufgefaßt hat, ſein Volk in ſirtlicher und intellectueller, in politiſcher und induſtrieller ſicht zu regeneriren. Mehrere dieſer Reformen, die nur begonnen und nicht vollendet wurden, waren offenbar auf einen Standpunkt der Kultur berechnet, den die Türken bis⸗ jetzt noch nicht erreicht haben, andere ſind in den ungeſchi ten Händen, welchen ihre Einleitung uͤberlaſſen war, gleich bei der Geburt erſtickt worden, wieder andere tragen das Gepraͤge einer unvollſtändigen Erkenntniß der wahren Trieb⸗ federn zur Erreichung des Zwecks, und noch andere haben ſich in der unbeholfenen, fehlerhaften Ausfuͤhrung ganz ver⸗ ſchieden geſtaltet von dem, was ſie der wohlthätigen Abſicht nach ſeyn ſollten, und, bei dem vorhandenen Reſchthum an materiellen Mitteln, hätte ſeyn koͤnnen; alle aber verkuͤnden
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Tückiſchen Heeres⸗Macht, war vor der Hand nur die Ein⸗
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und Großen des Reichs zuſtand
ei Jahren Mahmud’s unausgeſetztes Beſtreben
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den Anfang einer wirklichen Regeneration der Tuͤrkiſchen Staats⸗Politik, und bezeichnen den uͤber die art eee durchdringenden Scharfblick Urhebers derſelben.
Wir wollen die weſentlichſten dieſer ſeit 1826 eingele ten Reformen mit wenigen Worten anfuͤhren.
Die durch den N. vom 30. Juni 1826 frei⸗ willig ausgeſprochene Verzichtleiſtung des Sultaus au das Tonſiscations⸗Recht, welches bisher dem Fiscus⸗ der Verlaſſenſchaft aller mit dem Tode beſtraften Beam
Aufhebung des zum Finanz⸗Depar cations Buͤrcaux (Mukhallefatkalémi) *): im Marine⸗Departement; die Einführung einer eg noch immer ſehr ſchlechten) Disciplin unter atroſen, See Soldaten und Marine,Officteren. Der B ſuch, die Zöglinge der Marine praktiſch üͤher die Regieru
des Takelwerks und die Ausfüͤhrung von Maval⸗Evoluti KA indem zu dieſem Behufe Uebungen mit ein en Kriegsſchiffe im Innern des Hafens vorgenom
n; — Eine Reihefolge von Maaßregeln und Verordnun welche die beſſere Verpflegung der Hanpeſtadr, FA. der Polizei, die Beſtimmung b echte der Corporattonen und die Veſchühzung d
erwaͤh
27) Worte, welche der Verfaſſer der im Eingange ÜSchilderung Mahmud'’s g Andre0³).
28) S. „Urer. Ni. 8.ü —