8 2 “ — 8 . im Begriff, niedergeſchlagen und unzufrieden auseinander zu gehen und Frankreich von ihren getaͤuſchten Hoffnungen, ih⸗ ren fruchtloſen Geſchaͤften zu unterrichten; wenn ſie indeſſen auf's Neue zuſammentritt, und die Erfuͤllung der von dem Koͤnige verheißenen Wohlthaten abermals von den Miniſtern vereitelt wird, ſo moͤgen ſie alsdann nicht mehr auf ein Budget rechnen. Mittlerweile ſtimme ich zu Gunſten des uns vorliegenden, unter den von neene a gemachten Be⸗ ſchränkungen.“ — Auf dieſe Rede folgte eine lebhafte Bewegung in allen Theilen des Saales. Mehrere Deputirte verließen ihre Plätze und nahmen ſie erſt wieder ein, als ſie ſahen, daß der Miniſter des Innern die Rednerbuͤhne beſtieg. Aus der Rede dieſes Letztern, worin alle dem Miniſterium in der letztern Zeit gemachten Vorwuͤrfe auf einmal zuruͤck⸗ gewieſen werden, und welche uͤber 5 Spalten des Moniteurs fuͤllt, theilen wir nachſtehenden gedrängten Auszug mit: „Meine Herren! Alle Fragen, die ſich auf die Verwaltung des Landes bezichen, kommen natuͤrlich bei den Berathungen uͤber das Finanz⸗Geſetz zur Sprache. Bevor die Deputirten den Mi⸗ niſtern durch die Bewilligung deſſelben einen Beweis ihres Ver⸗ trauens geben, muͤſſen ſie freimuͤthig ihre Zweifel, ihre Beſorg⸗ niſſe, ihre Beſchwerden ausſprechen! Aus dieſem Geſichtsvunkte betrachtet, iſt das Budget nicht blos ein Finanz⸗, es iſt auch ein politiſches Geſetz: die Miniſter haben nicht bloße Zahlen, ſie ha⸗ ben ihr ganzez Syſtem zu vertheidigen; hier erwartet ſic die Op⸗ poſition mit ihrer ganzen Macht, mit allen ihren Vortheilen, und ie koͤnnen und duͤrfen ſich nicht weigern, ſich mit ihr zu meſſen. Ich bin daher weit entfernt, mich uͤber die verſchiedenen Angriffe zu verwundern oder zu beklagen, denen wir ſeit drei Tagen aus⸗ geſetzt ſind; auch hetruͤben mich dieſelben nicht; denn wenn man ein ruhiges Gewiſſen hat, wenn man ſich ſagen darf, daß man bei Allem, was man gethan, nur von der Liebe zum allgemeinen
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Beſten geleitet worden iſt, ſo muß man ſich vielnichr Gluͤck wuͤn⸗
ſchen, eine Gelegenheit zu finden, von ſeinen eigenen Handlungen zu ſorechen und von dem ſtrengen, zuweilen ungerechten Urtheile ſeiner Gegner an den geſunden Sinn der Menge zu appelli⸗ ben. Allerdings ſind die Laſten, die das Land zu tragen
„ druͤckend, und die vornehinſte Pflicht der Regierung iſt, die⸗
en ſo viel als moͤglich zu crleichtern. Eben ſo waͤhr iſt es,
b unſere Bemüͤhungen in dieſer Hinſicht dis jetzt noch von ge⸗ ringem Erfolge geweſen ſind; um indeſſen zu beurtheilen, ob die Schuld davon an uns liegt, ſollte man inig zuvor einen Blick auf die einzelnen Theile des Budgets werfen. Dies iſt indeſſen g.Sengerg nicht meine Abſicht; es wird Zeit genug dazu ſeyn, wenn die Etats der ſenen Miniſterien zur Berathung kom⸗ men. Was mich vorzuͤglich bewogen hat, dieſe Rednerbüͤhne zu beſteigen, ſind die uns gemachten Vorwuͤrfe, daß wir es an Voraus⸗ iche und gutem Willen fehlen ließen. des Volk iſt unwillig, ſagt man uns, weil es kein Vertrauen h id es hat kein Ver⸗ trauen, weil es ſich von keiner feſten Hand regiert ſicht. Der Verwaſtung, fuͤgt man hinzu, fehlt es an einem beſtimmten Planec; das Miniſterium weiß ſich weder ſeine Freunde zu erhal⸗ ten, noch ſeine Feinde zu bekaäͤmpfen, und ſeine Grundſaͤtze n
o wenig befriedigend als ſeine Handlungen, denn es hat n ich behauptet, die Verantwortlichkeit der Miniſter ſey nichts n leerer Schall. Dies, m. H., ſind die Vorwuüͤrfe, die man uns macht, und die, wenn ſie gegrundet waͤren, uns des Vertrauens des Königs und des Ihrigen allerdings unwuͤrdig machen wuͤr⸗ den; denn Miniſter, welche die Beduͤrfniſſe ihres Landes nicht kennen und weder die Wuͤrde Frankreichs im Auslande noch die Ruhe und Ordnung im Innern a zu erhalten wiſſen, ſind dem ihnen anvertrauten wichtigen nicht gewachſen. Wir ſind weit entfernt, ein blindes Vertrauen in unſere Krafte zu ſetzen, aber wir koͤnnen uns auch nicht zu der ſeltſamen und verachtlichen Rolle verſtehen, welche man uns ſpielen laſſen will; man hoͤre uns mindeſtens, bevor man uns richte. Siehenzehn Monate ſind verſloſſen, ſeit wir die Leitung der öffntlichen Angelegenheiten üͤbernommen haben. Bei unſerm Antritte ſtanden zwei beien einander feindlich gegenuͤber. Was ſollten wir thun? Uns an die itze der cinen ſtellen, und der andern den Krieg erklaͤren? Haß und Zwietracht fortpflanzen? Dies ſchien uns nicht unſere 8s
t zu ſeyn. Wir glaubten vielmehr daß wir beide Theile vehen muͤßten; ich begreife wohl, daß bei einem ſo v⸗ ſieme beide Partheien uns fuͤr unentſchloſſen halten ko ; was um
ich aber nicht begreifen kann, iſt, daß auch Andere in denſel
verfallen konnten. Die Uncutſchloſſenbeit dußert ſich dur⸗ pre⸗
— Reden und Handlungen. in haͤtten wir uns —4 en zu Schulden kommen laſſen? Allcs was wir, ohne der à des
Köͤnigs zu nahe zu treten, für die Freiheit thun konnten, das ha⸗ ben wir redlich gethan, * zwar aus ecigenem Antriebe. Wo wir aber eine Gefahr im
lich inne gehalten. So werden wir auch Niemand kann uns deshalb mit R. der
nann Fhalh mit t, Unvor⸗ ſichtigkeit oder Unentſchloſſenheit vielmehr nach einem beſtimmten und wohluͤberlegten e Der Mi⸗
niſter erinnerte hierauf an alles Dasjenige, die 2—S in neuerer Zeit gechan hat, um den Wuͤnſchen des 5—1— kommen, und deſſen Beſchwerden abzuhelfen: an das Wahl⸗ und das Preß⸗Geſetz, und an die Verordnungen der kleinen Seminarien. Auch das laängſt begehrte — fügte er binzu, ſey von der Rchierung nach den liberalßten (Grund⸗ fätzen vorberritrt und der Kammer vorgelegt worden, und nicht
Vor dieſem ſtirengen aber unpartheiiſchen Tribunale, haben wir
I — zweifle ich,
nde erblickten, da haben wir weis⸗ ferner handeln, und
rium, dem cenſtitnttonnellen Impulſe, wodurch es an das
2 1] E11““ ihre Schuld ſey es, wenn man ſie in die Nothwendigkeit verſetzt habe, daſſelbe zuruͤck zu nehmen. Hier wurde der Miniſter aufge⸗ fordert, ſich uͤber die Gruͤnde zu dieſer Maaßregel naͤher zu er⸗ klären. Nachdem er ſolches gethan und auch die uͤbrigen Verheſſe⸗ rungen in der Staats⸗Verwaltung angefuͤhrt hatte, ſchloß derſelbe in folgender Art: „Wir ſehen das Schwierige unſerer Lage vollkom⸗ men ein, aber wir fuͤhlen auch, was die Pflicht uns gebictet. Alle Drohungen und Angriffe, denen wir uns blos geſtellt ſehen, wer⸗ den uns nichts weiter entlocken, als was wir fuͤr recht und billig und dem Beſten des Thrones und des Landes gemaß erkennen. Rie werden wir die Graͤnze der Maͤßigung, die wir uns vorge⸗ zeichnet haben, uͤberſchreiten; aber dieſe Maͤßigung iſt keine Schwaͤche. Wir haben Kraft genug, um den Partheien die Stirn zu bieten, jeden unrechtmaͤßigen Widerſtand zu beſtegen, und die Landes⸗Geſetze vollzichen zu laſſen; Kraft Kenug/ um den Kam⸗ mern nur ſolche 5—— vorzulegen, wodurch eine Entwickelung unſerer Verfaſſung beabſichtigt wird, und ſolche zu verweigern, die uns als ein Eingriff in die Rechte der Krone, als eine Beeintraͤchtigung der Autoritaͤt des Koͤnigs erſcheinen. Was die Verantwortlichkeit der Miniſter betrifft, von der wir behauptet haben ſollen, daß ſie in unſeren Au⸗ gen illuſoriſch ſey, ſo halte ich es, bevor ich dieſe Rednerbuͤhne verlaſſe, fuͤr unumgaͤnglich noͤthig, auch uͤber dieſen Gegenſtand noch meine Meinung abzugeben. Ich habe immer nur geſagt, daß die miniſterielle Verantwortlichkeit nicht durch einen bloßen Zuſatz zum Reglement der Kammer, ſondern durch ein beſonderes Geſetz feſtgeſtellt werden koͤnne. Das Princip der Anklage iſt von der Charte geheiligt; was indeſſen unter Verrath und Erpreſſung ſa verſtehen ſey, ſollte ſpaͤterhin noch feſtgeſetzt werden; und hier iegt die Schwierigkeit, vor welcher die Regierung und die Kam⸗ mern bisher noch immer zuruͤckgewichen ſind. Wer moͤchte indeß behaupten, daß aus dieſem Grunde das Princip ohne Anwendun ſey? Hat nicht die rs⸗Kammer cebenfalls das Verfahren be⸗ Verbrechen des Hochverraths ſelbſt beſtimmt? Und was die Pairs⸗ Kammer in den Graͤnzen ihrer Befugniſſe gethan, warum ſollte es die Deputirten⸗Kammer in den Graͤnzen der ibrigen nicht auch thun koͤnnen? Ich halte es fuͤr aͤußerſt wuͤnſchenswerth, daß die Schwierigkeit einer Deſtnition des Verbrechens des Verraths be⸗ ſcitigt werden moͤge, und dieſer Wunſch iſt ganz natuͤrlich, denn welcher Miniſter, der ſich nichts vorzuwerfen hat, wird nicht eine directe Anklage uͤber ein beſtimmtes Factum jenen fortwaͤbrenden unde⸗ ſtimmten Beſchuldigungen vorzichen; Demzenigen, der ſolchen Seſchabigunſe ausgeſetzt iſt, muß die Anklage ö. will⸗ kommener als der Verdacht ſeyn, denn jene hat Richter, dieſer aher einen bloßen Wiederhall. Ich beſchraͤnke mich fuͤr jetzt auf dieſe allgemeinen Bemerkungen. Nicht daß ich mir ſchmeichle, dadurch den Groll beſiegt, Vorurtheile bekämpft und vorgefaßte Beſchluͤſſe vernichtet n baben; aber unſere G. haben, wie wir, m. H, den Koͤnig, die Kammern und das Land zu Richtern.
heute unſere Hanblungen Frechtferai, unſere Grundſaͤtze darge⸗ legt, und Recht und Beiſtand verlangt, und ſomit berufen wir 8 een⸗ enes, eean auch ohne Furcht auf lie Weisheit des Kbnigs, auf den aufgeklarten Patriotismus der Kammer und auf den geſunden Sinn des ve T.
Nachdem die Bewegung, in welche die Kammer durch den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag des Mini⸗ ſters verſetzt worden war, etwas nachgelaſſen hatte, beſtie Herr Benjamin Conſtant die Rednerbuͤhne. „Es i nichts Leichtes“, begann er, „auf den ausgearbeiteten Vortrag eines Redners, deſſen Improviſationen ſogar oft uͤberredend wirken, aus dem Stegreife zu antworten; ich nehme daher die Nachſicht der Kammer in Anſpruch, wenn es mir nicht immer moglich ſeyn ſollte, dem Ideengange des Miiſters zu folgen, da ich nur einige fluͤchtig hingeworfene Notizen zum Anhalte habe. Der Herr Miniſter des Innern beſchwert ſich daruͤber, daß wir dem Miniſterium mit Unrecht Mangel an Vorausſicht und gutem Willen vorwerfen, weil es eine ſeiner Stellung zwiſchen zwei exaltirten Partheien angemeſ⸗ ſene Unpartheilichkeit beobachtet habe. Die wahre Neutra⸗ lität beſteht aber darin, daß man die Linie, die man ſich vorgezeichnet hat, mit unerſchuüͤtterlicher Feſtigkeit verfolgt, und den Partheien innerhalb der C „ die man ihnen ſelbſt ece hat, freien Sp läßt; da⸗ 0 aß man eine wen s ſcheinbare
nentſchloſſenheit Unpartheilichkeit nennen könne. Jch kann mich täuſchen, aber es ſcheint mir, daß das Mini⸗ ſterium ſich bald zu dieſer, bald zu, einer andern Parthet gehalten habe. Die Grundſaͤtze der Miniſter wechſelten ſo⸗ gar oft auf der Rednerbuͤhne, und wenn ſie an einem Tage einen entſcheidenden Weg eingeſchlagen hatten, ſo befolgten ſie am anderen gewiß die entgegengeſetzte Richtung. Neutralitaͤt iſt vieimehr ein Mangel an Feſtigkeit gegen die eine Parthei, und ein Streben, dieſe Parthei zu beſchwichtigen, ehne es darum mit der anderen zu verderben. Ich hale dieſe Bemerkung bereits damals gemacht, als das Miniſte⸗
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Staatsruder geiangt war, nachgebend, Maaßregeln ergriffe ₰ wie ſie von der effentlichen Meinung verlangt wurden. Glei 2