dentlicher Botſchafter, als Begleiter der jungen Koͤnigin, Marquis v. Palmella, Geſandter fuͤr den Hof von Portugal, und Visconde ꝛIFItabayana, Braſilianiſcher Botſchafter in England, habe man doch ſein Reccht, als Haupt des Hauſes Braganza, in jenen Faͤllen einzuſchreiten, ’Soder als der natuͤrliche Vormund der jungen Koͤnigin aufzutreten, Fhbheſtritten, und ſo die Functionen jener Geſandten annullirt. Ohne Parallele ſey ein ſolcher Fall. „Eine junge Koͤnigin“, ſagte er, ommt hieher zu einer befreundeten Regierung; ſie iſt noch mi⸗ norenn, 5 wird ſie als Königin anerkannt. Da aber den Rath⸗ ebern, die ihr natuͤrlicher Beſchuͤtzer, ihr Vater und ſeine Mini⸗ er, ihr gegeben haben, jedes Recht der Dazwiſchenkunft verwei⸗ geert wird, und ſie auf dieſe Weiſe nicht einmal amtliche Anerken⸗ nung genießen — muß man den Scepter nicht eine Spielerei nen⸗ nen, den man ihr in die Hand gegeben hat’ — Er ſtellte dar⸗ auf die Frage, ob es nicht vielmehr die Pflicht Englands ſeyn wuͤrde, Portugal auf denſelben Fuß beraſee en, auf welchem es ſich befunden habe, ehe Dom Miguel ien verließ; es ſey ſeine Pflicht um ſo mehr, als es durch mancherlei Umſtaͤnde die Portu⸗ ieſen fruͤher verleitet habe, zu glauben, daß es die Englaͤnder 8 ſeen, welche die Verleihung der Conſtitution bewirkt haben. — Der Redner gedachte hierauf einer Correſpondenz, die der Herzog vppon Wellington und der Marquis von Palmella, welchem Letztern err ſehr viele Lobeserhebungen ertheilte, mit cinander gefuͤhrt haben, und zwar in Bezug daraͤuf, daß die Portugieſtſchen Fluͤchtlinge von Plymouth nach den weſtlichen Theilen des Landes verſctzt werden ſollten. Der Marquis proteſtirte ſowohl gegen die Ver⸗ ſetzung als gegen die Heenaab . von den Gemeinen. Fndlich verlangte er, daß die Truppen nach Braſilien ge⸗ andt werden ſollen, und darin willigte die Regicrung ein. Nach dem aber, was in Terceira vorgegangen war, wo die geſetz⸗ lichen Behöorden ſich fuͤr die Koͤnigin Donna Maria erklaͤrten, und zwar uͤbereinſtimmend mit den Bewohnern der Inſel im Allgemei⸗ nen, wie dies aus Documenten nachzuweiſen ſey, beſchloß der Marquis von Palmella, die Expedition nicht nach Braſtlien, ſon dern nach jener Inſel zu ſenden, und zeigte dies dem Herzog von Wellington an. „Wenn ich ſagte,“ fuhr er fort, „daß Donna Maria auf der Inſel im Allgemeinen anerkannt wurde, ſo will ich damit nicht laͤugnen, daß eine oder ein Paar Guerilla s, oder einige Banditti auf Terceira ſich finden: nichtsdeſtoweniger darf ich doch behaupten, daß ſich dort keine Parthet vorfand, von der ſich in Baͤrgerkrieg befuͤrchten ließ. Was aber that die Regierung, nachdem ihr der Marquis von Palmella ſeine Abſicht kund gethan! Nicht will ich das Necht der Miniſter, eine ſtrenge Neutralitaͤt 7F—5 kriegfuͤhrenden Partheien zu beobachten — wozu auch das gehoͤrt: daß in einem dieſſeitigen Hafen keine Parthei eine Expe⸗ dition ausruͤſten darf, um eine feindliche Parthet in einem neu⸗ tralen Hafen anzugreifen — etwa achen. Doch das laͤugne
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ich, daß die waffenloſen Portugieſiſchen Flüchtlinge unter die Ka⸗ tegorie einer ſolchen Parthei zu bringen waren. Eben ſo gut Foͤnnten wir Dom Miguel verbieten, Truppen von Liſſabon nach Madeira zu ſenden. Hatte ſich Terceira nicht fuͤr Donna Maria ecrklaͤrt? D urfte man es alſo ihren Unterthanen wehren, dahint abzu⸗ gehen? Selbſt, wenn wir der Regierung das Recht zuge⸗ 8 88 „ eine ſtrenge Neutralitaͤt zwiſchen dem Uſurpator und der eceges Koͤnigin von Portugal dadurch auszuuͤben, daß ſie keine Truppen⸗Ausruͤſtung in einem dieſſeitigen Hafen zu⸗ 8 giebt — hatte ſie deshalb auch das Recht, jenen Truppen uüber den Occan zu folgen, ſie gefangen zu nehmen und zu beſtrafen woegen ihrer Treue gegen diejenige, die wir als ihre legitime Be⸗ herrſcherin anerkennen? (Hoͤrt!) Richt nur ſprechen Beiſpiele aus . uͤherer Zeit gegen ein ſo monſtroͤſes Princip, ſondern eine unge⸗ uere Verletzung des Voͤlker⸗Rechts iſt es auch zu nennen. (Hoͤrt!) Wir konnten es zwar beſtrafen, wenn die Neutralitaͤt de facto ge- broochen wurde, aber ein Recht, die Truppen⸗Macht unſeres Alltir⸗ ten uͤber den Occan zu verfolgen, und ihr zu befehlen, ſich in Ka⸗ noonenſchußweite vom Ufer, wo ſie landen wollte, entfernt zu hal⸗ ten, hatten wir nicht. Es kann nicht etwa dagegen eingewendet werden, daß die Amneſtie⸗Acte Dom Pedro's uns eine Berechti⸗ gung verlieh; denn durch dieſe konnte der Kaiſer nichts weiter thun, als ſeine Tochter mit dem aͤrgſten Ehemanne, den es in Europa ieht, mit dem, deſſen Hand noch vom Blute der treueſten und ſoyatſten Unterthanen beſleckt iſt, verbinden. Alle Vortheile waren Auf der Seite des Mannes, der die letzten Hinrichtungen in Oporto ohlen, der Parthei, welche ſich als Portugals erwie⸗ ſen; waͤhrend ein unſchuldiges Kind, eine Königin im zarteſten Alter, der Gnade des Uſurpators dadurch preis gegehen wurde.“ 8 Der Redner gab darauf die Furcht zu erkennen, daß England einen Einfluß in Portugal fuͤr immer verloren habe, denn Dom iguel und die Abſolutiſten hielten ſich an Spanien und ſahen ſich dort nach Beiſtand um; die Conſtitutionnellen aber blicken nach Frrankreich, wo ſie eine chrenvolle, freundliche Aufnahme gefunden haben. Nachdem er alsdann noch der lehten Hinrichtungen in Oporto gedacht und dabei neuerdings ein ſehr ſtrenges Urthcil uͤber Dom Mt⸗ uel abgegeben, trug Sir J. Mackintoſh darauf an, daß dem Hauſe Topicen und Auszuͤge der auf die Verhandlungen mit der zungen Ksonigin von Porrüugal Bezug habenden Doeumente mitgetheilt
werden ſollen. 25* Esz iſt bereits (im vorgeſtrigen Blatte der Staats⸗Zei⸗ -ang) berichtet worden, daß und wie hierauf Hr. Peel die ] Ereigniſfe bei Terceira eroͤrterte. Im Verlaufe ſeiner Rede ſagte er unter Anderem: „Die zwiſchen England und Por⸗
beſtehenden Allianz⸗Tractaten enthalten weder aus⸗ druͤcklich noch im Einver ändniſſe irgend einen Artikel, durch
den England berechtigt wird, ſich in die gegenwaͤrtigen inneren Streitigkeiten Portugals einzumiſchen; Nichts iſt darin, worauf ich der Beweis begruͤnden laͤßt, daß England durch ſein bis⸗ eer beobachtetes Verfahren irgend eine aus den Tractaten eervorgehende moraliſche Pflicht verletzt habe. Drei Ver⸗ — ſind es uͤberhaupt, welche England bei ſeiner Allianz uͤbernommen hat; davon beſteht die hauptſaͤchlichſte darin, die Gebiets⸗Integritaͤt und die Unabhaͤngigkeit Por⸗ tugals aufrecht zu erhalten. Doch entſteht weder aus dem Geiſte, noch aus dem woͤrtlichen Ausdruck dieſer Tractaten fuͤr Großbritanien irgend eine Verpflichtung, die Kron⸗Suc⸗ ceſſton einer beſondern Familie und Dynaſtie, oder das Be⸗ ſtehen einer heſondern politiſchen Inſtitution in Portugal auf⸗ recht zu erhalten.“ (Hoͤrt! hoͤrt!) — Erſt ſeit dem Jahre 1820, fuhr Hr. Peel fort, habe man von einer Seite behaupten wollen, daß dergleichen Verpflichtungen fuͤr England exiſtirten. Die uͤbereinſtimmende Antwort aller Britiſchen Miniſter ſey in⸗ deſſen immer geweſen: „Unſere Garantie erſtreckt ſich nur dahin, daß keine fremde Invaſion ſtattfinden darf. England hat daher auch keinen Grund, ſeine militairiſche Macht zu anderen Zwecken, als in ſofern ſie auf die bezeichnete Weiſe Portugal angehen, zu verwenden, oder in die inneren Ange⸗ legenheiten eines auswaͤrtigen Staates einzuſchreiten.“ Auf dieſe Erklaͤrung des Lord Caſtlereagh beim Congreſſe von Laibach habe ſich ſpaͤterhin auch Hr. Cenning berufen. Eben ſo habe dieſer Miniſter auch, als die Trennung Braſiliens von Portugal zu Stande kam, erklaͤrt, daß England, im Falle ei⸗ nes Krieges zwiſchen dieſen beiden Staaten, ſtets neutral bleiben werde. Der Miniſter zog weiterhin abermals eine Aeuße⸗ rung des Herrn Canning an (und zwar aus der berühmten Parlaments⸗Rede in Bezug auf die Portngieſiſchen Angele⸗ genheiten), woraus hervorgeht, daß England keinesweges irgend einen Antheil an der von Dom Pedro ausgegangenen Por⸗ tugieſiſchen Conſtitution habe. Zwar war es Sir Ch. Stuart, der die Charte nach Portugal uͤderbrachte, doch nicht im Cha⸗ rakter eines Britiſchen Diplomaten, denn ſein eigentlicher Auftrag als ſolcher war bereits zu Ende, ſondern als Be⸗ vollmaͤchtigter des Koͤnigs von Portugal, der ihm die Fuͤh⸗ rung der Separations⸗Verhandlungen ebenfalls uͤbertragen hatte. — England und Oeſterreich, ſagte der Miniſter wei⸗ terhin, haͤtten dadurch, daß ſie in Wien, ehe Dom Miguel die eelcss erhielt, gewiſſe von Dom Pedro gewuͤnſchte Punkte ſortſetzten, keinesweges auch die Verpflichtung uͤbernommen, die Rechte der e zu garantiren. Wahr ſey es, daß Dom
Miguel die durch g-n Koͤnigs von England und des Kaiſers von Oeſterreich mit Dom Pedro eingegangenen Ver⸗ bindlichkeiten nicht erfuͤllt habe; doch wenn dieſer Umſtand auch einerſeits dem individuellen Charakter Dom Miguel's, ſobald von ſeinen Verbrechen und Laſtern die Rede ſey, zum Nachtheil gereichte, ſo habe doch andererſeits nur die Portu⸗ gieſiſche Nation ſeine Verbrechen und Laſter zu controlliren; einer auswärtigen Macht aber komme es nicht zu, und Eng⸗ land duͤrfte, wenn es ſeine Politik durch Ruͤckſichten auf den individuellen Charakter einiger Perſonen beſtimmen ließ, den Einfluß, den es beſitze, ſehr bald verlieren. Der ſehr ehren⸗ werthe Herr (Sir J. M.) habe geſagt, daß England und Oeſterreich den Dom Miguel haͤtten zwingen ſollen, das Amt eines Regenten und nichts weiter zu verwalten. Durch welche Mittel ſollte dies aber geſchehen? Zwei Wege ſeyen nur ein⸗ zuſchlagen geblieben: entweder vollkommene Neutralität, oder die Eroberung Portugals fuͤr die junge Koͤnigin. Dom Mi⸗ guel einen Rath zu ertheilen, ohne die Abſicht, dieſen Rath noͤthigenfalls mit Gewalt durchzuſetzen, wuͤrde ganz unnuͤtz geweſen ſeyn; eine Drohung, ohne das Angedrohte auszu ren, würde ſich mit der Wuͤrde der Engliſchen Krone nicht vertragen. Laſſe man ſich in eine Allianz mit Braſilien ein, um dadurch die Succeſſion der jungen Koͤnigin zu erlangen ſo wuͤrde erſtlich das Verhaͤltniß mit Portugal darunter lei⸗ den, alsdann aber England den Krieg faſt ganz allein fuͤh⸗ ren muͤſſen, da Braſilien, zu entfernt vom Schauplatze, nur einen geringern Theil daran nehmen koͤnnte. — In Bezug auf das, was Sir J. M. von dem Verhaͤltniß der Regierung zu den drei Geſandten geſagt, erwiederte Hr. Peel, daß der Marquis v. Palmella fruͤher erklaͤrte, ſeine Functionen, als Geſandter. von Portugal, ſeyen zu Ende. Der Marquis von Barba⸗ cena ſey, in Begleitung der jungen Koͤnigin, ganz unerwar⸗ tet angelangt. Denn dieſe ſelbſt ſey von Braſilten urſpruͤng⸗ lich nach Wien geſandt worden, um dort ihrem Erlauchten Verwandten, dem Kaiſer von Oeſterreich, anvertraut zu wer⸗ den. Keine Anzeige, ſie nach England zu ſenden, ſey dem Britiſchen Cabinette fruͤher gemacht worden; der Engliſche Geſandte in Braſilien habe noch, 3 Wochen, nachdem die
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