Kertſch iſt mit Marmorſteinen verziert, die augenſchein lich von alten Denkmaͤlern in Panticapeum herſtammen. 1 Tiflis, 30. April. Vierzehn Tage lang haben wir keine Nachrichten aus St. Petersburg und Moskau gehabt; ddie letzte Extrapoſt iſt beinahe um § Tage ſpaͤter als ge⸗
8 woͤhnlich eingetroffen, weil das Austreten der Fluͤſſe dieſe Ppoſt an der Oka und dem Don bei der Akſaiſchen Stanitza ſwei Tage lang aufgehalten hat. — Die Extrapoſt zwiſchen 8 6 Petersburg und Tiflis wurde im Jahre 1826, bei dem
Aluusbruche des Perſiſchen Krieges, eingerichtet. Dieſe Schnelle dder Mittheilung iſt fuͤr uns entlegene Bewohner des Orients von unſchaͤtzbarem Werthe. In den guten Jahres⸗ zeiten, beſonders im Winter, erhalten wir die Nachrichten aus beiden Hauptſtaͤdten in unglaublich kurzer Zeit, indem die Extrapoſt von St. Petersburg hier in 11 Tagen, und aus Moskau in 8 Tagen anlangt. Jetzt geht ſie von Tiflis am Donnerſtage ab, kommt aber nicht immer zu einer und derſelben Zeit an; hier koͤnnen wir die Tage fuͤr die Ankunft der Poſten aus Rußland nicht beſtimmen. Die Verſchiedenheit iſt darin ſo groß, daß wir dieſelbe Poſt, die zur guten Jahreszeit den Sonntag ankommt, in einer ſchlech⸗ erſt den Donnerſtag, Freitag, Sonnabend, oder erſt nach 11q,“ Woche und manchmal auch noch ſpaͤter, wie es dieſes Mal der Fall war, erhalten. Außer den gewoͤhnlichen Schwie⸗ erigkeiten, denen ſie auf einer ſo langen Reiſe unterworfen iſt, legen ihr auch nicht ſelten in den Kluͤften des Kaukaſus, uͤber den die Gruſiniſche Militairſtraße fuͤhrt, die Verwuͤ⸗ ſttungen des reißenden Tereck und die haͤufigen Schnee Lawi⸗ nen bedeutende Hinderniſſe in den Weg. Am gewoͤhnlichſten fallen dieſe Lawinen von den Vergen Kreſtowaja und Gut, die bedeutendſten aber vom Kasbek. Vom Gipfel dieſes Ber⸗ ges ſtuͤrzt der Jahre lang ſich thuͤrmende Schnee in die Schlucht, durch welche der Tereck fließt, und waͤlzt große Erd⸗ und Steinmaſſen mit ſich herab; der reißendſte unſerer Berg⸗
uicht eher wieder zu Tage, als bis er ſich unter der unge⸗ beuren Schneelaſt eine Bahn geoͤffnet hat; ſeine beiden Ufer ſind dann durch eine Eisbruͤcke vereinigt, die manchmal uͤber ein Jahr lang feſt ſteht. Hieſige Einwohner verſichern, daß dieſe Lawinen periodiſch ſind, und alle ſieben Jahre einmal eintreten, allein der letzte Lawinen urz war im Jahre 1816 uund ſeitdem iſt noch keiner — — Uebrigens haben die —um den Kasbek anſaͤſſigen Berg⸗Bewohner gewiſſe Merkmale, nach denen ſie den Fall einer Lawine vorher beſtimmen koͤnnen.
Frankreich Pairs⸗Kammer. Die Sitzung vom 3. Juni er⸗ oͤffnete der Miniſter des n⸗ mit der Vorlegung verſchiedener Geſetz⸗Entwuͤrfe uͤber die Erhebung außerordent⸗ licher Steuern, die Eroͤffnung von Anleihen und die Aus⸗ legung der uͤber das oͤffentliche Fuhrwerk beſteheuden Regle⸗ ments. Demnaͤchſt wurden die Berathungen uͤber den Geſetz⸗
geſetzt, und die Artikel 14 bis incl. 27 angenommen. — Deputirten⸗Kammer.
Fortſetzung der Berathungen uͤber das Ausgabe⸗Budget. nerbuͤhne beſteige, und mithin die Nachſicht der Verſamm⸗
der Kammer ſitze, h ſelben Vorwuͤürfe, dieſelben Wuͤnſche; wenn ſelbige gegruͤn⸗ det, verdient und gerecht waͤren, ſo ſey die Kammer eben ſo ſtraffällig als die Rrsierung, da es ihr nicht an Macht fehle, um den Mißbraͤuchen zu ſteuern. Nachdem der Redner meh⸗ rere Artikel des Budgets, worauf ſich, ſeiner Meinung nach, Erſparniſſe machen ließen, angefuͤhrt hatte, die ſeit einiger Zeit gegen die Kammer tigen Angriffe; allerdings haͤrten alle Franzoſen das Recht, ihr Urtheil uͤber die Kammer abzugeben, auch etwanigen Tadel uͤber ſie auszuſprechen; aber man mſſe micht abſichtlich in der ö
2. ffentlichen Meinung herabzuwuͤrdi⸗ gen ſuchen.
ſu „Glaubt man denn,“ fuͤgte der Redner hinzu, „daß die Wäͤhler nicht wußten, was ſie thaten, als ſie uns zu Deputirten waͤhlten, daß ſie in dieſe Kammer Maͤnner ohne Ehre und Vaterlandsliebe heſchickt haben? Man kann uns auf unſere Fehler anfmerkſam machen; man muß es ſogarz aber man darf nicht an unſerer Redlichkeit zweifeln.“ — Herr Caumartin hielt einen ſehr ausfuͤhrlichen Vor⸗ trag, worin er namentlich uͤber die weni Miniſter zu Erſparniſſen kl chen Organe jammtung ver
agte, der indeſſen bei dem ſchwa⸗
loren ging. — Nach ihm vertangte der Finauz⸗
Miniſter das Wort. Es ſey nicht ſeine bſicht, außerte er, die einzelnen Kapitel des Budgets zu vertheidigen; er 1111““
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5 ſieht ſich ploͤtzlich in ſeinem Lauf gehemmt, und kommt
Entwurf wegen der Organiſation der Militair Gerichte fort⸗ Sitzung vom 3. Juni. Der Baron Möchin erklaͤrte, daß er unvorbereitet die Red⸗
lung in Anſpruch nehmen müͤſſe; ſeit 11 Jahren, daß er in b zre er ſtets dieſelben Beſchwerden, die⸗
klagte er uͤber gerſchteten hef⸗
ſte⸗
ge Geneigtheit der
des Reduers fuͤr einen großen Theil der Ver⸗
wolle nur uͤber einige allgemeine Gegenſtaͤnde deſſelben, wor⸗ uͤber ſich leicht falſche Anſichten bilden koͤnnten, ſeine Mei⸗ nung abgeben. Der Miniſter beleuchtete hierauf denjenigen Theil des Budgets, welcher die eigentlichen Verwaltungs⸗ Koſten enthaͤlt, und worauf allein Erſparniſſe zulaͤſſig ſtud. Er fuͤgte demnaͤchſt hinzu, wie e alle Hoffnung habe, daß fuͤr das laufende Jahr die Einnahmendie Ausgaben vollſtaͤndig decken wer⸗ de; ein gleiches Vertrauen hege er auch zu dem kuͤnftigen Jahre und man koͤnne ſonach um ſo weniger behaupten (wie Hr. Laffitte ſolches gethan), daß die Miniſter ein Budget mit einem De⸗ ficit vorlegten, als zur Tilgung der oͤffentlichen Schuld im⸗ mer noch ein Ueberſchuß von 78 Millionen bleibe. Der Red⸗ ner ſchloß mit einigen Bemerkungen uͤber die Verzinſung und Tilgung der conſolidirten Schuld. — Der Vicomte Destutt de Tracy durchlief die verſchiedenen Zweige der Staats⸗Ver⸗ waltung und ſchlug verſchiedene Verbeſſerungen vor. Bei dem Miniſterium des oͤffentlichen Unterrichts gab er den Wunſch zu erkennen, daß der Elementar⸗Unterricht moöͤglichſt
verbreitet werden moͤchte, und bei dem Miniſterium des In⸗ nern wies er, wie bereits im vorigen Jahre, auf die geſetz⸗
widrige Zuſammenſtellung der General langte, daß man dieſem Zuſtande der Dinge ein Ende mache. Er unterſuchte demnaͤchſt noch die Etats des Kriege⸗, des Karine⸗ und des Finanz⸗Miniſteriums, bezeichnete bei jedem derſelben zahlreiche Mißbraͤuche, und ſtimmte fuͤr die Ver⸗ werfung des Budgets. — Herr v. Boisbertrand, Koͤnigl. Commiſſar, hielt eine Rede, welche zu einigen ſtuͤrmiſchen Auftritten Anlaß ga chon im Eingange derſelben erregte die Bemerkung, „d Fragen, welche ſich auf dag Budget bezoͤgen, dem Lande ichtiger ſeyen, als das Communal⸗Ge⸗ ſetz, womit die Regierung ſich lieber weniger beſchaͤftigen ſollte““, den lebhafteſten Unwillen der linken Seite. Der Redner ließ ſich indeſſen dadurch nicht irre fuͤhren, und nachdem die Ruhe einiger⸗ maaßen wieder hergeſtellt war, fuhr er fort: „Ich ſage es mit voller Ueberzeugung, m. H., wir verlieren in fruchtloſen Berathungen eine Zeit, die wir auf etwas Beſſeres als auf Dinge verwenden ſollten, welche nur Lärm und Zwietracht herbeifuͤhren. Die Geſchaͤfte, die uns obliegen, ſind von der höͤchſten Wichtigkeit und würden, wenn wir ſie gehoͤrig ver⸗ ſäͤhen, fruchtbringender ſeyn, als ephemere Geſchze, welche hente von einer Parthei vorgeſchrieben, und morgen von einer andern wieder umgeſtoßen werden.“ Hier wurde der Redner auf das lebhafteſte unterbrochen, und elne Srimme zur Linken meinte, es ſey unſchicklich fuͤr einen Koͤniglichen ommiſſar, zeſetze, welche die Regierung vorſchlage, als ephemer
bezeichnen. Hr. Boisbertrand fuhr aber fort: Dergleichen
freilich den Deputirten keine
ruhige Berathungen wuͤrden Gelegenheit bieten, ſich auf der Reoͤnerbuͤhne hervorzuthun; ffentlichen Aerger⸗
man koͤnnte alsdann nicht mehr Anlaß zu Als Hr. v. Boisbertrand bei dieſen
niſſen geben, u. ſ. w.
Worten aufs Neue unterbrochen wurde, fuͤgte er — Gern wuͤrde die Regierung Alles thun, was nur rgend Wohlfahrt des
dazu beitragen koͤnnte, das Gluͤck und die er ganz unmöͤglich, ſo lange
Landes zu erhoͤhen; dies ſey ihr ab die Forderungen politiſcher Partheiungen ſie zwaͤngen, ſich unaufhoͤrlich mit der Vertheidigung der Grund⸗Principien der geſellſchaftlichen Ordnung zu beſchaͤftigen. Dieſe Aeuße⸗ rung erregte die gröͤßte Unzuͤfriedenheit der linken Seite der Kammer, und als der Redner in demſelben Tone noch eine Weile fortfuhr, wurde der Laͤrm ſo groß, daß Niemand ihn mehr verſtehen konnte. Vergebens rief man zur rechten Seite, der Redner ſey ein Koͤniglicher Commiſſar, und muͤſſe ſonach gehoͤrt werden; vergebens gab der Praäſtoent ſich alle Muͤhe, demſelben das Wort zu verſchaffen. Herr v. Bois⸗ bertrand ſch ſich zu der Erklaͤrung genoöͤthigt, daß, da man s Wort verzichte; er nahm
ihn nicht h ren wolle, er auf da auch wirtlich die einzelnen Blaͤtter ſeimr Rede zuüſammen und verſieß die Tribune. Jeht erhob ſich aber der Miniſter des Innern und forderte Herrn v. Boisbertrand ernſtlich auf, die Rednerbühne auſs Neue zu beſteigen, wäͤhrend eine Srimme von der rechten Seite rief: er ſolle wenigſtens den Herten von der linken Seite nicht den Gefallen erzeigen, ih⸗ ren Anforderungen nachzugeben. Hierauf ſtellte ſich endlich die Ruhe wieder ein, und es gelang nunmehr Herrn v. Boisbertrand, ſeine Rede gluͤcklich zu Ende zu brin⸗ gen. Nach ihm trat Herr André (vom Ober Rheine) gegen das Budget auf. Mehrere Stimmen vere lannten hierauf den, Schluß der allgemeinen Berathung; da indeſſen die Verſanimlung nicht mehr zahlreich genug war, um hieruͤber abzuſtimmen, ſo ſetzte Hr. Moyue die Discuſ ſion fort; er tadelte zuvoͤrderſt, daß dir Commiſſton nür eine ſo geringe Erſparniß in Antrag gebracht habe, anh Veatlhe lief demfaͤchſt die Ausgaben der einzelnen Mintſterten.. Bet 3 dem Mintſterimm der auswaͤrtigen
Conſeils hin und ver⸗
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