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Wahl⸗Collegien aus hundert der hoͤchſtbeſteuerten Buͤrger und aus den Mitgliedern der Koͤniglichen Gerichtshoͤfe zuſammen⸗ zuſetzen, und zwar ſoll dieſe Ernennung ausſchließlich von dem Koͤ⸗ nige ausgehen. Durch die gezwungenſte Auslegung der Charte be⸗ müuͤht ſich der Verfaſſer darzuthun, daß das Koͤnigthum, weil es die Charte verliehen und dadurch den Staat organiſirt habe, auch berechtigt ſey, alle Theile des Staats⸗Organismus zu vervollſtaͤndigen. Hiermit noch nicht zufrieden, will er die Behuͤtung der neuen Organiſation des Landes einer erb⸗ lichen Wahl⸗Koͤrperſchaft anvertrauen. Wie man ſieht, ſagt uns Hr. Cottu nichts, was er uns nicht ſchon fruͤher zum Beſten gegeben haͤtte, daß nämlich die Revolution drohend herrannaht. Auch das Mittel gegen dieſes Uebel iſt daſſelbe, was er uns bereits in ſeiner erſten Schrift angerathen hat, nämlich ſeine Majorate und ſeine Ariſtotratie. Wollt ihr noch laͤnger leben, ruft er uns zu, ſo nehmt meine Entwuͤrfe, meine umgearbeitete Verfaſſung, meine neue Charte, meine Ariſtokratie von Grundbeſitzern an. Es iſt eine merkwuͤr⸗ dige Erſcheinung, daß in unſerem Zeitalter verſtaͤndiger Pruͤ⸗ fung noch dergleichen veraltete Anſichten, gleich Traͤumen aus
einer laͤngſt verfloſſenen Zeit, auftauchen.“ 8 8
Deutſchland.
Muͤnchen, 8. Juni. Heute feierte die hieſige „mild⸗ thatige Geſellſchaft“ ihr funfzigjaͤhriges Jubelfeſt. Zu dieſem Zwecke wurde auf dem Congregations⸗Saale der hieſigen Buͤrgerſchaft von deren Praͤſes eine kurze Rede gehalten, nach welcher die Meſſe auf dem Haupt⸗Altar von dem Hrn. Erzbiſchefe ſelbſt, und auf den Seiten⸗Altäͤren vom Hrn. Kapell⸗Direktor von Streber, Biſchof von Birtha und dem General⸗Vicar v. Hacklinger geleſen wurde. Dieſer Wohl⸗ thaͤtigkeits⸗Verein wurde im Jahr 1778 von einem hieſigen Buͤrger, Franz Albert, zu dem Zwecke geſtiftet, verwaiſte oder arme verlaſſene Kinder beiderlei Geſchlechts fuͤr den Land⸗ bau und fuͤr Gewerbe erziehen und in guten Schulen un⸗ terrichten zu laſſen, gut geartete Lehrburſchen durch Bezah⸗ lung des Lehr, und Freiſprechungs⸗Geldes zu unterſtützen. und auch bedraͤngten Hausarmen, um deren Leiden ſich die Welt nicht kuͤmmert, eine Beiſteuer zu reichen. Der Ver⸗ ein, welcher ſchon im erſten Jahre 150 Mitglieder aus allen Staͤnden zaͤhlte, hat ſeitdem mit jedem Jahre zugenommen und ſein ſtilles Wirken in wahrhaft chriſtlichem Sinne fort⸗ eſetzt.
8 Hannover, 12. Juni. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Cambridge ſind geſtern von Rotenkirchen hieher zuruͤckgekehrt, und haben die Sommer⸗ Reſidenz in dem Koͤniglichen Schloſſe zu Monbrillant bezo⸗ gen. — Die verwittwete Landgraͤſfin von Heſſen⸗Homburg Koͤnigl. Hoheit iſt ebenfalls geſtern hier eingetroffen und im Fuͤrſtenhofe abgetreten.
Der Lieutenant von Malortie von der Leibgarde, wel⸗ cher als Attaché bei unſerer Geſandtſchaft am K. Ruſſiſchen Hofe angeſtellt iſt, hat den vorjährigen Feldzug gegen die Tuͤrken als Freiwilliger mitgemacht, und von Sr. Maj. dem Kaiſer Nikolaus einen Saͤbel mit der Aufſchrift: „Fuͤr Tap⸗ ferkeit“ verliehen erhalten.
Zur Befoͤrderung des freien Verkehrs hat das K. Ca⸗ binets⸗Miniſterium die bisher noch in einigen Landdroſtei⸗ Bezirken beſtandenen Verbote, die Auf⸗ und Vorkauferei des Getreides und der Kartoffeln betreffend, vom Antritte dieſes Monats aufgehoben.
Schon ſeit geraumer Zeit iſt von der Regierung eine beſondere Sorgfalt auf die Verbeſſerung der Wege im Koͤ⸗ nigreiche gerichtet, und die Staͤnde haben, voͤllig damit ein⸗ verſtanden, die dazu erforderlichen Geldmittel auch in dieſem Jahre mit großer Bereitwilligkeit angewieſen. Auf dieſe Weiſe entwickeln ſich die Fortſchritte des Wegbaues auf eine angemeſſene Weiſe. Unter den zu Stande gebrachten Bau⸗ ten zeichnet ſich die Umgehung der ſteilen Lutterberger Hoͤhe wiſchen Muͤnden und Kaſſel vortheilhaft aus. Ihre Aus⸗ ſüihrang iſt durch die Befoͤrderung und Unterſtuͤtzung moͤg⸗ ich geworden, welche Se. K. H. der Herzog von Cambridge derſelben angedeihen laſſen. 8
Am 5ten d. M. hatte man zu Emden bei ſtarkem Sturm⸗ winde aus Nordweſten einen ſo hohen Waſſerſtand, wie in dieſer Jahreszeit ſeit langen Jahren nicht erlebt iſt. Es wurde jedoch in der Stadt kein bedeutender Schaden erlit⸗ ten, indem das Waſſer nur in die Keller der am Delft lie⸗ genden Haͤuſer eindrang. Empfindlicher iſt indeß der Nach⸗ theil, welcher fuͤr die Bewohner der nahgelegenen Halbinſel Neſſerland durch Ueberſchwemmung ihres Weidelandes ent⸗ ſtanden iſt; waͤre die Fluth bei Nacht gekommen, ſo wuͤrde dort auch das auf der Weide gehende Vieh verloren gewe⸗ ſen ſeyn.
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eidelberg, 6. Juni. Ihre Kaiſerl. Hoheit, die gran Pechfgsse Helena von Rußland, traf 2 Abend, mit großem Gefolge, auf der Reiſe nach Ems hier ein, und ſtieg im Gaſthaus zum Badiſchen Hofe ab. Dieſen Mor⸗ gen machten Hoͤchſtdieſelben einen Ausflug nach dem Garten von Schwezingen. Freundin der Gartenkunſt und Kennerin der Botanik, verweilten J. K. H. daſelbſt mit ſichtbarem Wohlgefallen mehrere Stunden, und vernahmen mit gleichem Vergnuͤgen die Erklaͤrungen des Großherz. Garten⸗Direktors, Geh. Hof⸗Raths Zeyher. Die trefflich unterhaltenen und verſchoͤ⸗ nerten Anlagen, das Bildliche der ausgewaͤhlten Pflanzungen, ſchienen Ihren vollen Beifall zu erwecken. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog hatten den Herrn Oberſten Freiherrn von
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Laſſolaye zur Becomplimentirung der erhabenen Reiſenden
hieher geſendet, dem ſodann die Ehre zu Theil ward, Hoͤchſt⸗ dieſelbe nach Schwezingen zu begleiten.
Eßlingen, 8. Juni. Heute feierte unſere Stadt zum zweitenmale das allgemeine Liederfeſt, deſſen Zweck es iſt, die vielen Vereine, welche ſich, wie in ganz Wuͤrtemberg, ſo auch in unſerer Umgegend zur Veredelung und Belebung des Kir⸗ chen⸗ und Volks⸗Geſanges gehildet haben, zu einem Ganzen zu vereinigen. Schon am fruͤhen Morgen begann die Stadt ſich mit Menſchen zu fuͤllen; in bunter Menge kam das Landvolk der Umgegend, vermiſcht mit Züͤgen aus den be⸗ nachbarten und entfernteren Staͤdten; dazwiſchen hoͤrte man von der Ferne her Geſang erſchallen; es waren die Liederkraͤnze von Aichelberg, Beſigheim, Boͤblingen, Geißlingen, Goͤppingen, Hall, Kirchheim, Ludwigsburg, Markgroͤningen, Reutlingen, Sruttgart u. a. m., welche ſich im Gaſthofe zum Schwan mit dem hieſigen Liederkranze vereinigten. Die Geſang⸗Ver⸗
ei i Tuͤbingen, Ulm, Heilbronn und Heidenheim hatten besſgten einzelne Mitglieder geſchickt, um an dem Feſte Theil zu nehmen. Von dem Sammelplatze aus ging der
Zug, uͤber 700 Sänger ſtark, nach der großen Kirche am Mettinger Thore, wo ſich die Saͤnger im Chor aufſtellten; das Schiff dieſer alten Kirche, welche nicht mehr zum Got⸗ tesdienſte benutzt wird, war fuͤr die Zuhoͤrer beſtimmt, deren Anzahl ſich nach den ausgegebenen Eintritts⸗Karten auf
4500 belief. gW Rom, 30. Mai. Vorgeſtern reiſte Hr. Stratford⸗
Canning, ehemaliger Großbritanniſcher Botſchafter bei der Pforte, von hier ab, um ſich nach England zuruͤckzubegeben. Ein Brief aus Smyrna vom 18. April berichtet, daß bei den Stuͤrmen, welche im Maͤrz herrſchten, zwei nach Kon⸗
ſtantinopel am 13. und 26. abgegangene Couriere im Helles⸗ pont verungluͤckt, und daß alle Briefe und 1,800,000 Piaſter
verloren gegangen ſind; ein großer Verluſt fuͤr dieſe Stadt, welche von Theurung, Hemmung des Handels, Beſorgniſſen wegen des gegenwaͤrtigen Krieges, und Erdbeben, bedraͤngt wird. — Die beinahe taͤglich wiederkehrenden Erdſtöͤße ha⸗
ben bei den Bewohnern des Albanergebirgs die groͤßten Be⸗ ſorgniſſe erregt. Es hatte ſich das Geruͤcht verbreitet, der
Monte Cavo wollte ſich zwiſchen dem See von Nemi und dem von Caſtel⸗Gandolfo entzuͤnden. Wenn zwiſchen den beiden eingeſtuͤrzten Kratern, welche dieſe Seen bilden, ein neuer entſtehen ſollte, ſo wuͤrden die reizenden Ortſchaften Albano, Aricia, Genzano und Nemi in der groͤßten Geſahr ſchweben, zerſtoͤrt zu werden. Die Regierung hat geſtern eine Commiſſion von Naturforſchern hinausgeſchickt, um die Sache zu unterſuchen; bis jetzt iſt dieſelde noch nicht zuruͤck. Das Diarium vom 30. erwaͤhnt dieſer Commiſſion, die aus den Profeſſoren Morechini, Scarpellini, Barlocci und Carpi beſtehe, und beauftragt worden ſey, uͤber die Veraͤnderung der Farbe des Waſſers beider oben erwaͤhnten Seen, und das Sinken deſſelben Unterſuchungen anzuſtellen...
Portugal.
Pariſer Blaͤtter enthalten folgende Nachrichten aus Liſſabon vom 23. Mai: „Am 2üſten d. M. wurde großer Miniſter,Rath in Queluz gehalten; waͤhrend deſſelben kamen neue Depeſchen aus London mit einem Schiffe, das die Ueber⸗ fahrt in ſechs Tagen gemacht hatte. Jene Devpeſchen ſollen auf eine allgemeine Amneſtie fuͤr alle Portugieſiſchen Aus⸗ gewanderten, ſo wie auf die Vermaäͤhlung Dom Miguels mit ſeiner Nichte Bezug haben.“
Aus Madera wird, vom 9. Mai, in oͤffentlichen Blaͤttern gemeldet: „Unſre Inſel, die in den ſogenannten Cortes von Lamego nicht einmal dem Namen nach repraͤſen⸗ tirt war, wird als ein erobertes Land, und ihre Bewohner als rebelliſche Unterthanen behandelt. Obwohl nach der alten Verfaſſung, als ein Lehen des militairiſchen Chriſtus Ordens, hiezu berechtigt, ward ſie nicht einmal eingeladen,
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