ob der Geiſtliche, wenn er ein Sakrament oder ein Begräb⸗ niß verweigert, recht thut, ſondern ob er geſetzlich dazu be⸗ fugt iſt. Aus dieſem Geſichtspunkte betrachter, behaupte ich nun aber, daß die Weigerung des Geiſtlichen keines der buͤr⸗ gerlichen Rechte beeintraͤchtigt, denn ſie verhindert keinen Buͤrger zu teſtiren, zu erben, zu verkaufen, zu erwerben, 5 Zeugniß vor Gericht abzulegen und dergleichen. Eben ſo * weenig ſchmaͤlert ſie irgend ein politiſches Recht; denn die Vorenthaltung irgend eines Sakraments hindert keinen Buͤr⸗ ger, zum Deputirten gewaͤhlt oder zum Pair ernannt zu wer⸗ dden, oder richterliche⸗, Militair⸗ oder adminiſtrative Functionen zu bekleiden. Die Verweigerung des kirchlichen Leichenbe⸗ Zaͤngniſſes ſchließt auch nicht die gewoͤhnliche Beerdigung aus, weſſen Ranges und Glaubens auch der Verſtorbene geweſen ſeyn mag. Was iſt alſo die Vorenthaltung der Sakramente oder der Obſequien anders als die Verweige⸗ rung einer rein geiſtlichen Gnade, die allein der Prieſter verleihen kann, Uͤnd woruüber er allein Richter iſt. Habt Ihr keinen Glauben, was kuͤmmert Euch dann die Kirche! heabt Ihr Glauben, ſo unterwerft Euch ihr! Sobald der GSeiſtliche nicht mehr der freieſte aller Menſchen iſt, ſo iſt er Scelave. Und wir, die Freunde der Freiheit, die Apoſtel dder Duldſamkeit, wir wollten ſeinem Gewiſſen Zwang an⸗ Ithun? wir wollten ſeine Weigerung fuͤr einen Mißbrauch erklären? Wir wollten ihm ſein Gehalt, das wir ihm gegeben, damit er ſeine Pflicht erfuͤlle, darum entziehen, weil er ſeine Pflicht gethan hat? Wir wollten ihn zwingen, zu gehorchen? Nimmermehr! Ein erzwungenes Sakrament, ein erzwungenes Gebet iſt niemals ein aͤchtes. Weas mich anbetrifft, ſo verlange ich die Freiheit, nicht nach meinen perſoͤnlichen Abneigungen oder Vorurtheilen, ſondern, wie ſie die Charte beſtimmt hat, ohne Privilegien, ohne Aus⸗ ſchließung, gleichmäͤßig fuͤr Alle. Ja, ich wiederhole es, un⸗ ter dem Reiche der Charte muß der Geiſtliche in dem Hei⸗ ligthume ſeines Gewiſſens eben ſo unverletzlich ſeyn, als der Bluürger in ſeinem Eigenthume.“ Dieſer ganze Theil der Rede des Hrn. v. Cormenin machte einen tiefen Eindruck auf 1 Verſammlung, und fand rauſchenden Beifall. Am Schluſſe ſeines Vortrages, der über 12 Stunde dauerte, entwarf der Redner noch mit großer Ausfuͤhrlichkeit und Gruͤndlichkeit einen Plan zu einer eorganiſation des Staats⸗ Raths. Ihm folgte der Miniſter des öffeuritchen Un⸗ terrichts auf der Tribune, an deren Stufen er Hrn. von Cormenin begegnete, und ihm freundſchaftlich die Hand bot. „Es iſt nicht meine Abſicht“, ſo begann Herr von Vatis⸗ menil, „mich in eine gruͤndliche Unterſuchung üͤber die Be⸗ fugniſſe des Staats⸗Raths einzulaſſen. Mein ehrenwerther Freund, der Großſtegelbewahrer, hat Ihnen ein Geſetz uͤber dieſen wichtigen Gegenſtand angeküͤndigt, und dei der Dis⸗ ſſion uͤber dieſes Geſetz werden a le die wichtigen Fragen, welche ich heute nicht mit der erforderlichen Ausfuͤhrlichkeit behandeln kann, ihre Stelle finden. Ohnehin iſt nicht zu „vergeſſen, daß es ſich hier um das Budget handelt, und daß der Hauptpunkt aufgeklaärt iſt. Was haͤtte die Wichtigkeit
und der Nutzen des Staats⸗Raths in unſerem verfaſſungs⸗ maͤßigen Staate mit den dafuͤr verlangten Geldern zu
„ ſchaffen? Ich beſchraͤnke mich daher darauf, einen flůͤchtigen Blick auf die Einwendungen der vorigen Redner gegen den Staats Raah u werfen. In einem Staate, wie Frankreich, iſt die Vernichetans der adminiſtrativen Angelegenheiten un⸗ endlich. Vierzigtauſend Gemeinden, eine Men oͤffentlicher, unter der Aufſicht des Staats ſtehender An alten, ferner
die Koſten für das 2 die Marine und die Bruͤcken und Wege ꝛc., — dieſes ungeheure Gebiet gehoͤrt dem Verwaltungs Weſen an, und es ſcheint mir daraus die Nothwendigkeit eines Conſeils, das den Gang der Verwaltung aufhelle, die Entſcheidungen vorbereite, und die Einheit in dieſem großen Ganzen erhalte, mit unwider⸗ legbarer Evidenz hervorzugehen. Hätten wirn keinen Staats⸗ Rath, ſo muͤßte jedes einzelne Miniſterium ein ſolches be⸗ rathendes Conſeil haben, die Koſten wuͤrden dieſelben blei⸗ ben, und man würde dann den großen Vortheil der Gleich⸗ foͤrmigkrit in der Anwendung der Geſetze und Reglements verlieren. Es giebt in der That eine Menge von Geſetzen und Beſtimmungen, die mehreren Verwaltungszweigen ge⸗ mein ſind; haͤtte nun jedes Miniſterium einen beſonderen Verwaltungs⸗Rath, ſo würden dieſe vielen Geſetze und Re⸗ — in verſchiedenem Dinne ausgelegt und angewendet werden.
in einer General⸗Verſammlung vereinigen, und Uebereinſtimmung der Grundflt⸗ und der Außerdem giebt
ten Zeiten
Einheit
Jurisprudenz zur nothwendigen Folge.
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trauen, das man Ihnen gegen uns einzufloͤßen
zwar behauptet,
Dagegen hat dis jetzige Orgautſarion des Staats⸗
Raths, deſſen verſchiedene Abtheilungen ſich zu beſtimm⸗ auf einmal verrichten könne, ohne dadurch ſeiner Ehre zu
vergeben.
es eine Menge gemiſchter Sachen, welche mehrere Departements mgleich betreffen und nur durch die vereinte Berathung der Miniſter dieſer Departements erledigt wer⸗ den koͤnnen. Durch Correſpondenz waͤren dieſe Angelegenhei⸗ ten gar nicht zu beendigen. Auch wuͤrde der Staats⸗Rath, wenn ſeine Mitglieder nicht mehr eine Koͤrperſchaft bildeten, den ehrenvollen Charakter einer adminiſtrativen Gerichts⸗Be⸗ hoͤrde verlieren, durch den er uͤber den Miniſterial⸗Buͤreau ſteht und den Einfluͤß derſelben in die gehoͤrigen Graͤnzen zuruͤckweiſt. Dieſe Vertheidigungsgruͤnde finden auf jeden Staat, am meiſten aber auf einen Repraͤſentativ⸗Staat An⸗ wendung. Der Zweck der Verfaſſung iſt, die Willkuͤhr auf⸗ zuheben und in alle Staats⸗Angelegenheiten Orduung und Regelmaͤßigkeit zu bringen. Die Verwaltung hat alſo hier eben ſo viel Entſcheidungen abzugeben, als in einem anderen Staate, und der Unterſchied liegt nur darin, daß dieſe Entſcheidungen den Geſetzen gemäß aus fallen muͤſſen. In einem Repraͤſentativ Staate bedarf die Verwaltung oͤfter des Rather der Rechtsgelehrten, als in anderen, wo dieſe For⸗ derung allgemeiner Geſetzlichkeit und Ordnung nicht in ſo hohem Grade vorhanden iſt. Je mehr ſich unſere Inſtitu⸗ tionen entwickeln, je mehr das Syſtem der Geſetzmäaßigkeit ſich ausbreitet und befeſtigt, deſto mehr muͤſſen daher auch die Arbeiten des Staats⸗Raths zunehmen. Was ich eſagt habe, iſt keine leere Theorie, ſondern durch die Erfahrung beſtaͤtigt.“ Nachdem der Miniſter noch die andern gegen den Staats⸗Rath gemachten Einwendungen wegen Vermi⸗ ſchung der richterlichen und adminiſtrativen Functionen, und wegen der zu großen Anzahl der Staatsräͤthe, zu widerlegen verſucht, und uͤber dieſe ganze Angelegenheit auf die neue, dieſer Behoͤrde zu gebenden Organiſation verwieſen hatte, ſchloß er mit folgenden, auf den allgemeinen Gang des Miniſteriums Bezug habenden Worten: „Wir werden, meine Herren, Arbeiten fortſetzen, durch die wir unſere Zeit und unſern Dienſteifer fuͤr den Thron und den Staat, ſo wie fuͤr die Verbeſſerung und Befeſtigung der agi fruchtbrin⸗ gend machen koͤnnen. Alle Verſprechungen ſollen getreulich erfuͤllt werden, und zwar namentlich in Bezug auf die Be⸗ fugniſſe des Staats⸗Raths. In dieſer Hinſicht koͤnnen wir die Vergangenheit als ein Unkerpfand fuͤr die Zukunft anfuͤh⸗ ren. Alles, was wir von Ihnen verlangen, iſt: dem Miß⸗
1 bemüht i Vund das wir nach unſerer Ueberzeugung F. ee. E.
kein Gehoͤr zu geben; deſſen eingedenk zu ſeyn, daß Eintracht und Vertrauen zwiſchen der Regierung und den Kammern die Kraft und das Glüͤck des Staats ausmachen; nur dann Erſparun⸗ gen anzubringen, wenn ſie Ihnen in ſich ſelbſt gerecht zu ſeyn ſcheinen und dem eeans. keinen Eintrag thun, ſelben aber nie als Mittel zur Herbeifuͤhrung von Neuer gen in den Geſetzen zu betrachten, die wir nicht aufſchi werden, ſobald ſie uns nuͤtzlich und die Umſtände dafuͤr guüͤn⸗ ſtig erſcheinen, zu denen wir aber in keinem Falle dem Koͤnige rathen wuͤrden, wenn wir die innere Ueberzeugung hegen muͤßten, daß ſie ſchaͤdlich oder wenigſtens unzeitig waͤren.“— Der Graf Gastan von la Rochefoucauld glaubte, den Anſichten des Miniſters zuwider, daß ſich bei dem Staats⸗Rathe eine Erſparniß vomn 100,000 Fr. machen laſſen wuͤrde, ohne daß die Verwaltung dieſer Behoöͤrde darunter litte. — Herr Dupin der Aeltere trat dieſer Anſicht bei, und ließ ſich ebenfalls ausfuͤhrlich uͤber den Staats⸗Rath vernehmen. — Der Großſiegelbewahrer erinnerte daran daß er neulich das Verſprechen gegeben habe, in der näͤchſten Seſſion ein neues Geſetz uͤber den Staats⸗Rath vorzulegen. Eine Stimune zur rechten Seite fragte hier, ob der Mini⸗ ſter denn auch wiſſe, ob er alsdann noch am Ruder ſeyn werde. — Herr Bourdeau dankte den Rednern, die ſich üͤber den Staats⸗Rath haben vernehmen laſſen, fůr ihre Bemerkungen, und erklarte, daß er dieſe zu ſei⸗ ner Zeit 2n benutzen wiſſen werde; vorläufig wider ſette er ſich aber jeder Reduction. — Herr Agier zußerte, daß, als er und ſeine Freunde zu Staatsraͤthen er⸗ nannt nn ſie gewuͤnſcht haͤtten, daß mit der Stelle kein g verknüͤpft geweſen waͤre; er ſey daher auch geſonnen fuͤr die gedachte Reduction zu ſtimmen; Hr. Dupin habe rat daß man nicht zu gleicher Zeit General⸗ Procurator und Staatsrath ſeyn düͤrfe; wenn indeſſen die — Talente und die ausgebreiteten Kenntniſſe des Herrn upin ihm vielleicht binnen Kurzein zwei dergleichen Aemter zuwenden ſollten, ſo würde er einſehen lernen, daß man beide
— Nachdem noch ben Sinne als der vorige Fme wurden
umann ſich in demſel⸗ hatte vernehmen laſſen,
die FPeGgg hee. Seaatosbehe⸗ dem Antrage xxe
2.