Maͤchte in der Hauptſtadt des Tuͤrkiſchen Reichs den bend⸗ thigten Lebensunterhalt fuͤr mehrere Jahre zu gewähren, im Fall die Sperre der Dardanellen ſo lange fortdauern ſollte. Der ſehnlichſte Wunſch unſrer Kaufmannſchaft iſt uͤbrigens, daß die genannte Blokade nicht lange mehr beſtehen moͤge, da⸗ mit unſer mit. der Levante keine längere Sroͤrung er⸗ fahre. Nach Berichten aus Palermo ſind daſelbſt die Si⸗ cilianiſchen Landesprodukte, beſonders Weizen, in Foige der ſtarken Ankaͤufe von Seiten Franzoͤſiſcher und Engliſcher Handelsleute, bedeutend im Preiſe geſtiegen. Noch jetzt dauert dieſes Steigen fort, und duͤrfte auch wohl bis zur Aerndte anhalten, die inzwiſchen die beſten Hoffnungen gewaäͤhrt.“

* Tuͤrkei.

Von der Tuͤrkiſchen Graͤnze. Ein Theil des Be⸗ lagerungs⸗Corps von Stliſtria ſteht im Begriff, gegen Pra⸗ wodi aufzubrechen, da Redſchid, von Schumla aus, gegen den General Roth vorgegangen iſt.

Vor Siliſtria iſt die dritte Parallele bereits beendigt, und ſobald die uͤber die Donau zu ſchlagende Bruͤcke fertig iſt, ſoll der Platz ernſtlich angegriffen’ werden.

Das Belagerungs⸗Corps von Ruſtſchuck iſt durch 3000 Tuͤrken angegriffen worden, General Creutz hat ſie ahen mit

bedeutendem Verluſt fuͤr die Angreifenden zurück geſchlagen. General Scheremetieff hat ſich dabei mit ſeiner Brigade be⸗ ſonders aus gezeichnet. - 8

Konſtantindpel, 26. Mai. Die Tuͤrkiſche Flotte iſt wieder im Schwarzen Meere erſchienen und auf 4 Ruſſt⸗ ſche Fregatten geſtoßen, wovon es ihr, bei ihrer großen Ueber⸗ macht, gelungen iſt, eine, den „Raphael“, von 36 Kanonen, zu nehmen, welche demnaͤchſt nach Bujukdere gebracht worden iſt, woſelbſt der Sultan ſie in Augenſchein genommen hat.

Hundert Ruſſiſche Soldaten und acht Ofſiciere ſind von den Türken frei gegeben und nach Odeſſa geſandt worden. Es iſt hierſeibſt kein Mangel an Lebensmitteln, da meh⸗

8. ee⸗ Transporte mit Getreide eingegangen find. 3 8 Im Oeſterreichiſchen Beobachter lieſt man fol⸗ gendes, zum Theil ſchon bekannte, zum Theil aber neue Nach⸗ richten enthaltende Schreiten aus Konſtantinopel vom 25. Mai: „Am 12ten d. M. iſt das militairiſche Hoſlager des Sultans aus der Kaſerne von Ramis, Tſchiftlik nach Tara⸗ pia verlegt, und der Sandſchacki⸗Scherif die Fahne des Propheten mit den uͤblichen Feierlichkeiten dahin uͤbertraͤ⸗ gen worden. Der Sultan, von ſaͤmmtlichen Miniſtern, dem Kaimakan⸗Paſcha, dem Seraskier und einem zahlreichen Ofſtcier⸗Corps begleitet, war zu Pferde in einfacher Mili⸗ tairTracht; ſtarke Abtheilungen Infanterie und Cavallerie eröffneten und ſchloſſen den Zug, der ſchon um 8 Uhr Mor⸗ ens, unter dem Donner der Kanonen, von Ramis Tſchift⸗ ik aufbrach, und Nachmitdags in Tarapia anlangte.“ ‚Am 20ſten d. M. iſt der Kapudan⸗Paſcha mit der bei Buſjukdere vor Anker gelegenen Flotte ins Schwarze Meer ausgelaufen. Das ſeit geraumer Zeit angekutt⸗ digte, aber ſtets wieder verſchobene Auslaufen dieſer Flottes war von Vielen bereits in Zweife! gezogen worden, welche nicht glaubten, daß die Türken, bei ihrer bekann⸗ ten Inferioritaͤt zur See, es unternehmen würden, ſich in offenem Meere zu zeigen; allein die Befehle des Sultans waren peremtoriſch, und Se. Hoheit legten ein ſo großes Gewicht auf deren Vollziehung, daß Sie in eigener Perſon auf einer Schaluppe die Flotte bis Fanaraki (einem der Schloſſer am Eingange des Bosporus an der Europäiſchen Küſte) begleiteten, und ſo lange daſelbſt verweilten, bis die lotte aus dem Geſichte verſchwunden war. Der Kapudan⸗ aſcha wendete ſich anfangs nach der Europaͤtſchen Kuͤſte is auf die Höͤhe des Cap Inada, ohne auf Ruſſiſche Schiffe in ſtoßen, ſegelte dann ſe döſtlich gehen die Aſtatiſche Kuüͤſte nach der Bai von Ereckli (Heraclen Ponlica), wo vier Ruſſiſche Kriegsfahrzeuge ſtationirt waren, von denen er

8 eiie pregatte von 45 Kanonen und 400 Mann Beſatzung 1— aufbrachte, und dann mit ſeiner⸗ Flotte und dieſer Priſe an b en Eingang des Bosporus zuruͤckkehrte. Die in Gefan⸗ E enſchaft gerathene Ruſſiſche Schiffsmannſchaft iſt bereits hier ** angelangt und nach dem * racht worden.“

8g. Durch mehrere, aus dem —. von Schumla 8 hier eingetroffene Tacaren hat die Pforte die Nachricht von einem ſehr hitzigen Gefechte erhalten, welches zwiſchen Pra⸗

8 wodi und Devno am 17. Mai ſtatt gefunden hatte

die einbrechende Nacht machte 88 88 ne der aus Schumla gegen ¹ te Stellung der Ruſſen aus⸗ . gerüͤckten Tuͤrken mit dem früͤheſten Morgen begonnen

* ein Ende. Nach Ausſage der hier angetemmenen Tataren

verließ Aliſch⸗Paſcha, der in dieſem Gefechte die zahlrriche

Tuͤrkiſche Reiterei commandirte, obſchon am Fuße verwun⸗ det, nicht eher das Schlachtfeld, bis der Kampf beendet war, deſſen Ausgang von der Pforte als ein fuͤr ihre Waffen günſtiges Ereigniß betrachtet wird, indem die mit dieſen Nachrichten hier angelangten Couriere mit Ehren⸗Kaftanen bekleidet worden ſind. Nach Ausſage derſelben ſollen die Ruſſen in dieſer Affaire 4 Kanonen, 7 Munitions⸗Karren und einiges Gepuͤck verloren haben. Ein foͤrmlicher Bericht hieruͤber iſt bis jetzt von der Pforte nicht bekannt gemacht worden. Der neue Groß⸗Weſir Reſchid⸗Mehmed⸗Paſcha genießt das Vertrauen des Sultans in ſo hohem Grade, daß ihm die Leitung der Kriegs⸗Operationen mit ſehr ausgedehn⸗ ten Vollmachten uͤberlaſſen worden iſt.“

Es ſind in der letztern Zeit, ſowohl zu Lande als zu Waſſer, ſo bedeutende Quantitaͤten Getreide, Mehl und Reis hier eingefuͤhrt worden, daß dieſe unentbehrlichen Le⸗ bensmittel gegenwaͤrtig zu ſehr mäßigen Preiſen in der Hauptſtadt verkauft werden. Da ſich außerdem die nahe bevorſtehende Aerndte, beſondres in den Aſiatiſchen Provinzen, als ſehr ergiebig ankuͤndiget, ſo ſind die Beſorgniſſe vor

Nangel in dieſer . welche im Laufe dieſes Win⸗

ters einige Male ſehr ernſthaft geworden waren, groͤßtentheils verſchwunden.“ Die zum Empfange der naͤchſtens hier erwarteten Bot⸗ ſchafter von Großbritanien und Frankreich beſtimmten Mih⸗ mandare (Geleits⸗Commiſſaire) vom Range der Kapidſchi⸗Pa⸗ ſchis Arni⸗Efendi fuͤr Hrn. Robert Gordon, und Namik⸗ Efendi fuͤr den General Guilleminot ſind heute nach den Dardanellen abgegangen.“

„Geſtern hat der Spaniſche Miniſter⸗Reſident Hr. von Caſtillo mit ſeiner Familie dieſe Hauptſtadt verlaſſen, um ſich mit Urlaub, uͤber Marſeille, nach Spanien zu begeben. Während ſeiner Abweſenheit iſt der erſte Dolmetſch der Miſſion, Hr. von Souza, mit Fuͤhrung der Geſchaͤfte der⸗ ſelben beauftragt.“ b

Sriechen uuhh. ...— Die Allgemeine 3eitunsherat folgendes Schrei⸗ ben aus Ancona, vom 28. Mat: „Alle Briefe aus den Joniſchen Inſeln ſtimmen darin uͤberein, daß die vor eini⸗ ger Zeit entſtandenen Irrungen zwiſchen den Befehlshabern der Engliſchen und Ruſſiſchen Escadern beigelegt, und Graf den und Sir Malcolm, ſeitdem die Ruſſen ſich allein auf die Blokade der Dardanellen beſchränken wollen, in völ⸗ ligem Einverſtaͤndniß ſeyen. Dagegen führen die Griechen uͤber die neulich ergangene Engliſche Proklamation, wodurch alle Blokaden von Seſte der Griechen, in Bezug auf Kuſten und Haͤfen, welche außer dem Gebiete von Morea und den Cyeladen liegen, fuͤr unguͤltig erklaͤrt worden, bittere Be⸗ ſchwerde, da ſie durch dieſe Maaßregel aller theuer erkauf⸗ ten Vortheile auf dem Feſtlande Griechenlands beraubt wer⸗ den, und ſich bei den in Konſtantinopel einzuleitenden Un⸗ terhandlungen uͤber ihr kuͤnftiges Schickſal hoͤchlich compro⸗ mitrirt glauben. Auch ſollen ſie Alles aufzubieten entſchloſ⸗ ſen ſeyn, um ſowohl auf diplomatiſchem Wege als darch Waf⸗ fengewalt die eingenommenen Stellungen in Livadien, Alba⸗ nien und Theſſalten behaupten, und ſich darin zu befeſtigen. Man verſichert, Graf Capodiſtrias wolle ſich neuerdings an die großen Maͤchte wenden, und die Zuruͤcknahmnte einer Anordnung zu bewirken ſuchen, welche die theuerſten Intereſſen Griechen⸗ lands beeintraͤchtige. Der Graf ſoll feſt entſchloſſen ſeyn, ſein Amt als Praͤſident niederzulegen, wenn es ihm nicht gelin die Cabinerte dahin zu bringen, daß ſie ihren Schutz den Grie⸗ chen unbeſchraͤnkt v—öêB laſſen; er glaubt nicht, ohne eine ſo ausgedehnte Garantie ferner regieren zu koͤnnen. Die Feeheſche Agenten in Griechenland ſollen zwar die An⸗ ſchtten des Praͤſidenten hieruͤber theilen, jedoch der Meinung ſeyn, daß er an der Spitze der Regierung bleiben, und uns bekuͤmmert um jene Proklamation die militairiſchen Opera⸗ tionen foͤrtſetzen ſolle, da man die Erweiterung der Griechi⸗ ſchen Graͤnzen bdis an die Golfe von Volo und Arta in Frank⸗ reich, zur Beruhigung des Orients, fuͤr noͤthig halte, und keine paͤiſche Macht Gewalt brauchen werde, um den Griechen die auf dem feſten Lande errungenen Vortheile zu entziehen, und ſie zur Raͤumung dieſer Provinzen zu zwingen. Es ſcheint, daß von Seiten der Griechiſchen Befehlshaber bis jetzt in dieſem Sinne gehandelt wird, obgleich das ondon unterzeichnete Prorokoll, wovon Graf Cap eeits Kenntniß hat, ausdruͤcklich die Raͤumung der Pro⸗ vinzen des Griechiſchen Feſtlandes von den Griechen verlangt.

Dieſe Stipulation ſcheint die Erleichterung der in Konſtan⸗ tinopel zu eröͤffnenden Unterhandlungen zu dezwecken, da man in London von dem Grundſatze ausgeht, daß eine rechtskraͤf⸗ tige

des Griechiſchen Staates nur unter Zu⸗

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