der Disecuſſion auf den folgenden Tag verlegt wurde.
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worden war, um Abſchrift davo zu nehmen; — ein Beweis, daß man auf einen ſolchen Aus⸗ gang der Sache nicht gerechnet hatte. Wäaͤhrend einer der Secretaire den Entwurf wieder herbeiholte, herrſchte in der ganzen Verſammlung eine lehhafte Bewegung. Der erſte Paragraph des Geſetz⸗Entwulfes (welcher von einer Summe von 65,000 Fr. an Koſten fuͤr einen verlornen Prozeß han⸗ delt) wurde einſtimmig angenommen; der zweite Paragraph wegen der Eingangs erwaͤhnten 179,865 Fr. aber mit bedeutender Stimmen⸗Mehrheit verworfen. Die rechte Seite allein ſtimmte dafuͤr. Als uͤber den nunmehr auf einen Para⸗ graphen reducirten Geſetz⸗Entwurf mittelſt Kugelwahl abge⸗ ſtimmt werden ſollte, war der Lärm ſo groß, daß der Na⸗ mens⸗Aufruf Anfangs gar nicht ſtatt ſinden konnte. Der Marquis v. Pina, vom rechten Centrum, ſo wie mehrere andere Deputirte von der rechten Seite, welche ihre Pläͤtze verlaſſen hatten, wurden von einigen Deputlrten der linken Seite wiederholentlich aufgefordert, ſich zu ſetzen. Herr von Pina, welcher endlich unwillig wurde, rief laut: „Die Herren von der linken Seite haben kein Recht, uns zum Niederſetzen zu zwingen; ſie haben uns keine geben!“ Als die Ruhe wieder hergeſtellt war, ging der Namens⸗Aufruf vor ſich, und bei der Eroͤffnung der Wahl⸗Urnen fanden ſich 239 weiße und 110 ſchwarze Kugeln. Der Entwurf (naͤmlich der erſte Paragraph) iſt ſonach mit einer Mehrheit von 129 Stimnien angenommen worden, und es fraͤgt ſich nun, 1) ob der Entwurf in dieſer Geſtalt abermals der Pairs⸗ Kammer vorgelegt werden, und 2) ob und wer die gedachten 179,865 Fr. zahlen wird. — Die Kammer ſetzte hierauf die Diseuſſion uͤber das Budget des Kriegs⸗Miniſteriums fort. Der Kriegs⸗Miniſter ſelbſt trat zur Vertheidigung deſ⸗ ſelben auf. „In einem Augenblick“, aͤußerte er unter Anderm, „wo das aufmerkſame Europa weit entfernt iſt, auf irgend eine Verminderung der Heeres⸗Macht bedacht zu ſeyn, kann man nicht ohne Beſorgniß daran denken, daß die Franzoͤſiſche Armee, mit Ausnahme der Garden, nur ſo wenige Solda⸗ ten zahlt, die vier Jahre bei der Fahne geweſen ſind. Voreilige Neuerungen könnten Frankreichs Stellung zu den uͤbrigen Europaͤiſchen Maͤchten leicht compromitti⸗ ren; es iſt nothwendig, daß wir uns ſtets die Mittel ſichern, unſere Kraͤfte zu entwickeln, wenn unvorhergeſe⸗ hene Umſtaͤnde die Unabhaͤngigkeit des Landes bedrohen und unſern Einfluß auf die Angelegenheiten Europa's zu ſchmäaͤlern ſuchen ſollten.“ Ueber die Schweizer⸗Regimen⸗ ter äͤußerte der Miniſter ſich in folgender Art: „Unter den Betrachtungen, die geſtern ein Redner (der Oberſt v. Jac⸗ queminot) uͤber dieſen Gegenſtand angeſtellt hat, giebt es deren einige, worin ich mit ihm uͤbereinſtimme. Soviel bleibt gewiß, daß, wenn wir gegenwaͤrtig Capftulationen ab⸗ ſchließen ſollten, ſie auf ganz andern Grundlagen, als die im Jahre 1816 feſtgeſtellten, beruhen wuͤrden; dieſe beſtehen nun aber einmal, und ſo lange ſie keine Aenderung erlitten haben, iſt die Regierung den geſchloſſenen Vertraͤgen Achtung ſchuldig.“ Der Redner wies zuletzt auf die zahlreichen Ver⸗ beſſerungen hin, die in allen Zweigen der ihm anvertrauten Verwaltung ſtatt gefunden haͤtten. Der General Demar⸗ gay hielt einen ausfuͤhrlichen Vortrag uͤber das geſammte Kriegs⸗Miniſterium. Als er im Laufe ſeiner Rede bemerkte, daß die rechte Seite ihm wenig Aufmerkſamkeit ſchenkte, und ſich in Privat⸗Converſationen einließ, hielt er inne, ſtuͤtzte ſich auf die Tribune, und ſah den Sprechenden eine Zeitlang zu. „So reden Sie doch!“ rief man jetzt von der rechten Seite. „Ich werde warten, bis Sie fertig ſind!“ antwortete Hr. Demarcay. Nach wiederhergeſtellter Ruhe ſetzte er ſeine Rede fort, aber bald begannen die Privat⸗ Geſpraͤche aufs Neue. „Ich muß den Herren Deputirten von der rechten Seite bemerklich machen, daß”† ... rief jetzt der Redner; er wurde aber ſofort lebhaft unterbrochen; der raͤſident erinnerte ihn, daß es in der Verſammlung nur eputirte gaͤbe, und erſuchte ihn, ſich hinfuhro ſolcher naheren Bezeichnungen zu enthalten. „Wohlan denn“, ſuhr Hr. Demargay fort, „ſo mache ich den Deputirten, die mich unterbrechen, bemerklich, daß wir ihren Vortraͤgen ſtets aufmerkſam zuhsren.“ Unter großem Geräuſche brachte er ſeine Rede zum Schluſſe, und verließ endlich die Tribune, die er eine ganze Stunde lang behauptet hatte. Zuletzt trat noch der Baron v. Clarac zu Gunſten des Budgets und Herr v. Briqueville gegen daſſelbe auf, worauf die Fortſetzung
Paris, 25. Junt. In Metz hat bei der am 520ſten d. M. ſtatt gehabten Deputirten⸗Wahl an die Stelle des ausgeſchiedenen Herrn Durand der miniſtertelle Candidat uͤber den liberalen den Sieg davon getragen. Von 166 Stimmen erhielt naͤmlich der General Sémélé nur 78, Hr. von Bal⸗
i fuͤr die Koͤnigl. Druckerei
kunft des Herrn Robert Gordon in Konſtantinopel.
mirtelſt eines Dampfſchiffes, von Süeeee nach Ankona⸗
L
I1 8 VWV 1 G zac, General⸗Secretair des Miniſteriums des Innern,
84 Stimmen und wurde daher zum Deputirten proclamirt. Der Conſtitutionnel ſchreibt den Sieg des Hrn. v. Balzac
den ſechs Deputirten des Moſel⸗Departements zu, die ſich
den vor der Wahl ohne Urlaub von hier nach Metz begeben atten.
Aus Kolmar wird unterm 19. Juni gemeldet: „Ge⸗ ſtern iſt unter den Straͤflingen des Central⸗Gefaͤngniſſes zu Enſisheim ein Aufruhr ausgebrochen, deſſen Urſache man noch nicht kennt, und der ſo ernſtlich war, daß die herbeige⸗ rufenen Truppen ſich ihrer Waffen gegen die Empoͤrer bedie⸗ nen mußten. Drei dieſer Letzteren wurden 8 dem Platze getoͤdtet und 11 bis 12 verwundet. Der Koͤnigl. Prokurator und der Inſtructionsrichter haben ſich heute an Ort und Stelle begeben, um die Unterſuchung einzuleiten.“ 4
Großbritanien und Irland.
London, 24. Juni. Die Morning⸗Chroniele ent⸗ hält Folgendes: „In mehreren ſowohl Franzoͤſiſchen als Deut⸗ ſchen Zeitungen wird die Nachricht wiederholt, daß ein hoher Di⸗ plomat eine Continental⸗Reiſe machen werde, die, wie es heißt, mit großen politiſchen Intereſſen in Verbindung ſteht. Alle jene Zeitungen ſind jedoch in Irrthum, wenn ſie glau⸗ ben, daß der Herzog v. Wellington dieſer reiſende Diplomat ſey. Uns ſcheint, es ſey beſchloſſen, daß ein ſehr angeſehener Mann, der das volle Vertrauen des Britiſchen Cabinettes beſitzt, ſehr bald nach dem Continente reiſen wird, doch duͤrfte er kei⸗ nesweges irgend einen prunkhaften, officiellen Charakter haben. Wie weit ſich die beabſichtigte Rundreiſe ausdehnen und wann ſie vor ſich gehen wird, das muß natuͤrlich von den Umſtänden abhäͤngen. Die politiſchen Abſichten, die man dabei im Auge hat, koͤnnen nur vermuthet werden; Alles, was wir mit eini⸗ ger Gewißheit davon wiſſen, beſteht darin, daß die Maaß⸗ regel beſchloſſen ſey. Mehr als einen Namen haben wir auch ſchon als beſtimmt fuͤr dieſe wichtige Miſſion nennen hoͤren, inzwiſchen noch keinen mit hinreichender Autoritaͤt, um ihn bekannt zu machen.“
Ein im Departement der auswaͤrtigen Angelegenheiten angelangter Staatsbote bringt die Nachricht von der An⸗ Die Depeſchen, welche mit moͤglichſter Beeilung, und zwar ver⸗
inſtradirt wurden, veranlaßten ſogle eine amme des Grafen Aberdeen mit Admiral Sir G. eaen. ee bis zum Beginn eines Cabinet⸗Conſeils dauerte, das, wie es ſcheint, auf die Depeſchen des Herrn Gordon ploͤtzlich am ſelbigen Morgen erſt zuſammen berufen ward. Die Sitzung waäͤhrte drei Stunden. Aus Smyrna vom 12. Mai iſt hier die Nachricht ein⸗ — daß, nach Aufhebung der ausgedehnten Ruſſichen kokade, bereits ein Engliſches Schiff: „The premiern in jenen Hafen eingelaufen ſey. Im Oberhauſe fand zwar geſtern noch eine Sitzung ſtatt, doch wurde ſie nur dazu verwendet, die (geſtern erwähnte) Bill zur Validirung derjenigen, welche das Amendement ohne Zuſtimmung des Unterhauſes erhalten hatte, durch ihre ver⸗ ſchiedenen Stationen paſſiren zu laſſen. In der Grafſchaft Louth (Irland), wo bekanntlich zwei katholiſche Parlaments⸗Candidaten (der Eine iſt Hr. Shiel) ſich um die Stimmen der Waͤhler bewerben, iſt noch gar keine Vacanz in der Repraͤſentation eingetreten. Man ver⸗ muthet blos, daß der bisherige Repraſentant, Herr Leslie Foſter, ein hohes Richter⸗Amt erhalten und dadurch eine neue Wahl nothwendig ſeyn werde. Da inzwiſchen ſchon jetzt die Aufregung in der Grafſchaft ſo groß iſt und ſie bei einer bald ſtatt ſindenden Wahl noch groͤßer werden düͤrfte, ſo glaubt man, die Regierung werde die beabſichtigte Amts⸗ Erhöͤhung des Herrn Foſter vorlaͤufig noch ausſetzen. Am 9. Mat brannte in Lexington (Nord⸗Amerika) das Univerſitäts⸗Gedaude ab; das Feuer iſt durch Fahrläſſigkeit eines Dieners entſtanden. e 1 Am 7. Nov. v. J. ſind die beiden Briggs „Hibernian“ und „George Canning“ in einem hefrigen Sturme an dem Weſt⸗Ende von Anticoſti, einer großen aber unbewohnten Inſel am Ausfluß des St. Lorenzoſtromes, und zwar hart nacheinander verungluͤckt. Der Capitain des letztern Schif⸗ fes und ſieben Mann der Beſatzung verloren dabei ihr Le⸗ ben. Von den Uebriggebliebenen kam am 26. April auf dem Schooner „Hunter“ ein Theil zu Quebee an. Nach Berichten aus Neu⸗Suͤd⸗Wallis bis zum 13. De⸗ cember hat man dort vor Kurzem an verſchiedenen Orten ein Erdbeben verſpuͤrt, das zum Theil von einem beftigeſe Orkan begleitet war, indeſſen, ſo viel man, bis zum Abgang der Nachrichten, hatte erfahren koͤnnen, keinen bedeutenden