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ütra, 23. Juni. Bauern eines Dorſes unfern Wiesbaden fanden geſtern in der Fruͤhe auf einem zu ihrer Ortſchaft gehoͤrigen Wieſengrund gedruckte Papiere zerſtreut, die ſie aufrafften und mit nach Hauſe nahmen. Bei naͤhe⸗ rer Unterſuchung ergab es ſich, daß es Oeſterreichiſche Me⸗ talliques⸗Coupons waren, zum Betrage von etwa 30,000 Fl. Eigenthuͤrzer derſelben iſt das naͤmliche Frankfurter Banquier⸗ Haus, deſſen Reclamation man kuͤrzlich in oͤffentlichen Blaͤt⸗ tern las, und das auf dieſe Weiſe zu dem groͤßten Theile des Verlornen wieder gelangt iſt.

Frankfurta. M., 28. Juni. Im 8à8“ ging es im Laufe der Woche ziemlich ſtill zu. An den aus⸗ waͤrtigen Hauptboͤrſenplaͤtzen war af keine Aenderung in den Courſen eingetreten, und ebenſo fiel auch bei uns nichts Be⸗ merkenswerthes vor. Mit Annaäͤherung des Abrechnungstags zeigt ſich ohnehin in der Regel weniger Lebhaftigkeit im Ge⸗ ſchaͤft, und ſo trafen diesmal verſchiedene Urſachen zuſammen, um die angedeutete Wirkung hervorzubringen. Es hielten ſich uͤbrigens dabei die 5 pCt. Metalliques, ſo wie die Bank⸗ Actien, in ziemlicher Nachfrage, und zwar meiſt gegen baar. Auch werden in dieſen Effectenſorten fortwaͤhrend Verſen⸗ dungen gemacht. Fuͤr 4 und 4 pCt. Bethmanniſche Obli⸗ gationen, beſonders aber fuͤr Preußiſche Staatsſchuldſcheine war zu jeder Boͤrſenſtunde Geſuch am Platz. Letztgedachtes Effect macht ſich ziemlich rar an unſerer Boͤrſe, iſt ſelten offerirt, und wuͤrde noch mehr zu feſten Anlagen verwendet werden, wenn man, wie dies bei den Oeſter. Effecten der Fall iſt, die faͤlligen Zinſen⸗Coupons (in Preußiſch Courant) bei⸗ einem hieſigen Hauſe realiſiren koͤnnte. In uͤbrigen Gat⸗ tungen der Staatspapiere wurde ſehr wenig gemacht; doch litten die Courſe bei dieſer Geſchaͤftsſtille keine Aenderung. Die Ausſichten auf die Abrechnung pr. Ultimo Juni ſind im Ganzen fuͤr die Spekulanten auf’s Steigen guͤnſtig genug, da ſich die Anzahl der comptanten Stuͤcke (beſonders von

Retalligues) durch Verſendungen nach Wien taͤglich mindert, wobei zu verwundern iſt, daß ſich dennoch der Cours der Metalliques bei uns noch nicht auf 98 haͤlt, oder daxuͤber erhebt. Im Wechſelhandel zeigte ſich eben ſo im Laufe der Woche wenig Umſatz. London und Amſterdam ſind etwas im Cours zuruͤckgegangen; Bremen und Berlin k. S. hiel⸗ ten ſich angenehm. Der Wechſek⸗Disconto behauptet ſich auf 4 ½¼ à 4 ¼ pCt.

Spanien. Aus Madrid wird von Pariſer Blaͤttern unterm 15. Juni gemeldet: „Geſtern iſt ein außerordentlicher Courier aus Tatalonien mit Depeſchen angekommeu, die ſogleich dem Köͤnige uͤberbracht wurden. Graf Espana meldet darin, daß es ihm gelungen ſey, eine dem Ausbruche nahe Verſchwoͤrung an der Feeeleen Graͤnze zu entdecken und zu vereiteln. Der taatsrath hat ſich vor Kurzem mit der Angelegenheit des Biſchofs von Oviedo beſchäftigt, und das von dem Rathe von Caſtilien ausgeſprochene Urtheil gegen den Biſchof be⸗ ſtätigt. Der Erzbiſchof ſoll gegen dieſen Ausſpruch prote⸗ ſtirt und in ſeinem ſchriftlichen Votum die Mitglieder des Raths der Freimaurerei beſchuldigt haben.“ „Der in Cadix erſcheinende Correo mercantil vom 10. Juni bringt in Erinnerung, daß die nach Cadix kommen⸗ den Schiffs⸗Capitaine mit einem Beglaubigungsſchein des Spaniſchen Conſuls des Orts, von welchem ſie ausgeſegelt ſind, verſehen ſeyn muͤſſen. Der Graf von Ofalia iſt noch immer hier.“ Portugal. 8 Pariſer Blätter melden aus Liſſabon, vom 11. JZuni: „Auf Beſehl der Regierung werden jetzt alle aus Frankreich kommende oder dahin adreſſirte Briefe auf der Poſt erbrochen; in Folge dieſer Maaßregel haben bereits meh⸗ rere Verhaftungen ſtatt gefunden. Dom Miguel empfängt im Pallaſt von Queluz Deputationen der Städte, welche ihm zu ſeiner Regierung Gluͤck wuͤnſchen. Der Oberſt Lieu⸗ tenant Pereira de Caſtro iſt von einem Kriegs⸗Rath zu ein⸗ jährigem Feſtungs⸗Arreſt verurtheilt worden. Einige andere * fficiere, deren Abneigung gegen das gegenwaͤrtige Syſtem bekannt war, haben ihren Abſchied erhalten.“ Tuͤrkei. Der Oeſterreichiſche Beobachter ſchreibt aus Kon⸗ ſtantinopel vom 10ten Junt Folgend

Kriegsſchiffe erſten Ranges angelangt. Die Ruſſiſche Flotte bei Tenedos zäͤhlte vor Kurzem ſunfzehn Segel. Die Turkiſche Flotte iſt ſeit ihrer erſten Ruͤckkehr in den Bos⸗ porus neuerdings zweimal in das Schwarze Meer ausgelau⸗ fen, und befindet ſich wahrſcheinlich noch in See, da ſeit dem dritten Auslaufen, welches am 7ten d. M. erfolgte, bis

: „In der Bay von myrna ſind zugleich mit den Botſ⸗ aftern von Großbri⸗ tanien und Frankreich mehrere Engliſche und Franzeſiſche

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heute nichts von ihren Operationen bekannt geworden iſt. Die von dem Kapudan⸗Paſcha bei ſeiner erſten Kreuzfahrt aufgebrachte Ruſſiſche Fregatte „Raphael“ iſt ſogleich, nach⸗ dem die Schiffs⸗Equipage mit den Officieren in das Bagno gebracht worden war, von den Tuͤrken bemannt, und zum Gebrauch gegen den Feind ausgeruͤſtet worden. Von dem Kriegsſchauplatz in Aſien mangeln noch immer beſtimmte Nachrichten. Der Brod⸗ und Getreidemangel in der hat, in Folge der bedeutenden von verſchiedenen

riten hier —. Vorraͤthe, gaͤnzlich aufgehoͤrt, und die erſten Lebensbeduͤrfniſſe werden bei der naͤchſten Aerndte, welche ſehr ergiebig auszufallen verſpricht, wahrſcheinlich noch mehr im Preiſe ſinken.“

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne vom 24. Mai enthält zwei vom 26. April dadirte Decrete der Griechiſchen Regie⸗ rung; durch das erſte wird die uͤber die Kuͤſten von Attika, die Inſel Euboͤa und den Golf von Volo bereits ausgeſpro⸗ chene Blokade⸗Erklärung auf die Kuͤſten von Demetrias und Zagora bis zum Vorgebirge Kiſſaros hin ausgedehnt; das zweite Decret beſchraͤnkt die Blokade⸗Linie der Kuüſten des weſtlichen Griechenlands bis auf Murto, ſo daß dieſer Ort außerhalb derſelben liegt. Den Schiffen mit neutraler Flagge wird ein Termin von 20 Tagen geſetzt, um ſich aus den in Blokade⸗Zuſtand erklaͤrten Gegenden zu entfernen; geſchieht dies nicht, ſo ſollen die neutralen Schiffe in Beſchlag genom⸗ men und vor das Griechiſche Marine⸗Tribunal gebracht wer⸗ den. Neutrale Fahrzeuge, die ſich dem blokirten Ufer na⸗ hern, ſollen das erſte Mal nicht weggenommen, ſondern nur zuruͤckgeſchickt werden; wagen ſie es aber zum zweiten Male, die Blokade zu verletzen, ſo ſollen ſie feſtgehalten und vor das Marine⸗Tribunal gebracht werden. Beide Decrete ſind von dem Staats⸗Secretair, N. Spiliadis, und fuͤr gleichlau⸗ tende Copie von dem Marquis von Valmy unterzeichnet.

Suüd⸗Amerika. 8

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In den Plata⸗Staaten, aus denen Nachrichten bis zum 1. Mai in London eingegangen ſind, herrſcht die furchtbarſte Verwirrung. Waͤhrend des ganzen April⸗Monats fielen fort⸗ während Gefechte zwiſchen Lavalle's Anhaäͤngern und den Fö⸗ deraliſten vor, welche Letztere die wilden Indianer auf ihrer Seite hatten. Lavalle’s Unternehmung gegen Santa⸗Fe war ſehlgeſchlagen, und der deutſche Oberſt Friedrich Rauch war in einem Gefechte gegen die Indianer mit ſeinem ganzen Corps umgekommen. Ein Haufe ſogenannter Monteneros, beinahe 3000 Mann ſtark, nebſt 700 Mann von Lopez Trup⸗ pen und 300 Indianer, drangen bis in die Nähe der Stadt Buenos⸗Ayres ſelbſt vor. Am 26. April kam es zu einer blutigen Schlacht zwiſchen beiden Partheien. Auf beiden Sei⸗ ten wurde viel Blut vergoſſen; doch hat Lavalle den Kür⸗ zern gezogen und ſich nach S. Joſe de Flores, 8 Enaliſche Meilen von Buenos⸗Ayres, zuruͤckziehen muͤſſen. In der Stadt ſelbſt herrſchte die groͤßte Beſtuͤrzung; eine Menge Menſchen fluͤchtete, und Alles befuͤrchtete die Wuth der bar⸗ bariſchen Indianer. Lavalle hatte das Kriegsgeſetz proklami⸗ ren und alle Einwohner, ausgenommen die Britiſchen und Nord⸗Amerikaniſchen Unterthanen, zur Bewaffnung zwingen laſſen. Der Franzöſiſche Conſul, Hr. v. Mandeville, berief ſich auf ſeinen diplomatiſchen Charakter, um davon befreit zu bleiben; allein die Regierung ließ ihm ſogleich ſeine Päͤſſe ertheilen, worauf er ſich an Vord eines nach Frankreich be⸗ ſtimmten Schiffes begab. Auf daſſelbe Schiff hat ſich auch der ausgezeichnete Patriot, D. Bernardo Rivadavia, gefluͤch⸗ tet, indem die Anhänger des ermordeten Dorrego eben ſo⸗ wohl ihm, wie Lapalle, den Tod geſchworen haben. Auch iſt der deruͤhmte General San Martin mit dem Packetboote wieder in England angekommen.

In der Hamburger Boͤrſen⸗Halle befindet ſich ein Schkeiben aus Buenos Ayres vom 29. April, welches im Weſentlichen die obigen Nachrichten beſtätigt. Es heißt darin:

„In dieſem Augenblick iſt hier Alles unter den Waffen, Die Feinde ſtehen nur vier Meilen von der Stadt und wir fuͤrchten jeden Augenblick, daß es zwiſchen dieſen und unſerm Gouverneur (Lavalle) zur Schlacht kommen werde. Wir ſind in einer furchtbaren Kriſis, und Gort mag wiſſen, wie das enden ſoll, denn ſiegen die Feinde, ſo wird die Stadt ohne Zweifel gepluͤndert. Wir haben unſre Staatspapiere an Bord des Daniſchen Schiffes „Brodtrag“, Capt. Ben⸗ dipen, gebracht, ſo wie Alles, was ſich ſonſt noch in Sicher⸗ heit bringen ließ, jedoch koͤnnen wir keine Guͤter wegſchaffen, da die Douane geſchloſſen iſt. Hoffentlich wird es Lavafle noch gelingen, die Feinde zu ſchlagen. Staatspapiere 62 pEt,

Doublonen 68 Doll. London 11 D. Haure 19 à 20 Doll.