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ſtand nicht bei Gelegen mendements, ſondern nach reiflicher Ueberlegung entſcheiden werde. Herr Laidet un⸗ terſtuͤtzte nun nochmals ſeinen Antrag, ſetzte jedoch nach ei⸗ nem ausfuͤhrlichen Vortrage des Herrn Alexis von Noail⸗ les ſeinen Reductionsvorſchlag von 528,000 auf 100,000 Fr. 8 herab; demungeachtet wurde auch dieſer von der Kammer verworfen. Hierauf ward die Discuſſion uͤber die anderen Kapitel wieder aufgenommen. Herr Sappey wollte 568,000 Fr. fuͤr Militair⸗Beduͤrfniſſe und Heizung ganz geſtrichen wiſſen; ſein Antrag wurde aber, eben ſo wie der des Herrn Boiſſy d'Anglas, der einen Abzug von 122,000 Fr. vor⸗ ſchlug, mit ſtarker Majoritaͤt verworfen. Herr Moine machte einige Bemerkungen uͤber die Fourrage. Auf die Be⸗ merkung des Kriegs⸗Miniſters aber, daß dieſer Gegenſtand einer ausfuͤhrlicheren Eroͤrterung beduͤrfe, wurde die weitere . Discuſſion 85 2. den naͤchſten Montag ausgeſetzt, und die Sitzung aufgehoben.
* 8882 809 28. Juni. Vorgeſtern empfing der Koͤnig aus den Haͤnden des Kanzlers der Pairs⸗Kammer die von dieſer 2ꝗ — in ihrer letzten Sitzung angenommenen Geſetz⸗ Entwuͤrfe. 3 b . Man ſpricht noch immer von einer Reiſe, 9 Se. Maj. iimm Auguſt d. J. nach der Normandie unternehmen wuͤrden. . 8 Der Hof legt von morgen an die Trauer fuͤr den ver⸗ 4 ſtorbenen Herzog von Oldenburg auf 8 Tage an.
Das Bezirks⸗Wahl⸗Collegium zu Niort (Dept. beider ebes 2 ausgeſchiedenen Hrn. Tonnet⸗ Herſent den conſtitutionnellen Candidaten Herrn Tribert mit 213 Stimmen unter 359 zum Deputirten gewaͤhlt. Der mminiſterielle Candidat, Staatsrath Maillard, erhielt nur 136 Stimmen. 5 2 Folgendes iſt die Stelle des Aufſatzes im Courrier français (vom 26. Mai) uͤber Herrn Gérard's letztes Ge⸗ maäalde, weshalb der Haupt⸗Redakteur dieſes Blattes, Herr Shatelain, vor einigen Tagen von dem hieſigen Zuchtpoltzei⸗ Gerichte zu dreimonatlicher Haft und einer Geldbuße von 600 Fr. verurtheilt worden iſt: „Die unſterblichen Gemaͤlde des Abendmahls, der Transfiguration und der Communion des heiligen Hieronymus, werden Meiſterwerke bleiben, ſelbſt wenn jeder chriſtliche Glaube voͤllig abgeſchafft ſeyn wird, in ſofern naͤmlich ihr gebrechlicher Stoff bis dahin aushaͤlt.“ Es heißt, Herr Chatelain werde von jenem Urtheile appelli⸗ ren. Der Courrier frangais enthält in einer Beilage zu Pnem geßrigen Blatte die ausfuüͤhrlichen Verhandlungen des Pprozeſſes. Der Meſſager de Marſeille meldet als Beiſpiele
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der Unduldſamkeit der dortigen Geiſtlichkeit, daß kuͤrzlich ein junger Menſch von dem Abendmahle zuruͤckgewieſen worden g9. weil ſein Vater die Theater⸗Zettel anheftete, einem — 13jaͤhrigen Maͤdchen aber die Firmelung verweigert worden ſey, weil es bei einem proteſtantiſchen Kleidermacher in die ZCCſ 49 Das ſiebzehnjaͤhrige Maͤdchen in Straßbur welches — 1 ſich heimlich von ihren Aeltern entfernt hacae 8% zur ka⸗ tbholiſchen Religion uͤbergegangen war, iſt zum zweiten Male und zwar zum Maire entflohen, vorgeblich, weil man ſie S— von ihrem neuen Glauben abtruͤnnig machen wollte. Der Miaire hat dieſe Umſtaͤnde dem Gericht angezeigt; der Vater dder Entflohenen hat bei dem Koͤnigl. Procurator eine Klage eingereicht, und es wird bereits eine Unterſuchung eingelei⸗ 9 die Eltern des Mädchens als Zeugen einze⸗ nd.
Großbritanien und Irland.
2* London, 27 09 1 Schreiben „27. Juni. Im Globe lieſt man Folgendes: „Ein
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aus Calcutta fuͤhrt eine Thatſache an, die vielleicht An⸗ angs nicht viel Aufmerkſamkeit erregen, in Kurzem aber wich⸗
S 1 ſcheinen duͤrfte, als eine Menge mit großem Aufſehen Hſtindien heeränderun len. Der General⸗Gouverneur von erlaubt, naͤmlich Europaͤlſchen und andern Pflanzern
Namen ganz Hindoſtan Laͤndereien auf ihren eigenen .8 gen ehse en. Bisher waren ſogar die Indigo⸗Pflan⸗ Dazwiſchenkaͤn epeſen, in Hinſicht 22₰ Pflanzungen die Dieſes iſt der erſt⸗⸗ Eingeborenen in Anſpruch zu nehmen. eine Veraͤnderur zchritt zur Coloniſation von Oſtindien: Eingeborenen das⸗ die, wenn ſie, und zwar ohne daß den Werth des zu nahe getreten wird, ſtattfindet, den 4 nuß. In Betreff erhöͤhen, und ſeine Sicherheit befeſtigen gewoͤhnlich die Dernn olontſation Indiens ſcheint man roße Bevölkerung den.sazn hegen, daß, ſobald ſich dort eine — Beiſpiele anberer gechan gebildet haben wuͤrde, ſie 2 Mutterlande losreißen Feſa een folgen, und ſich von
ieſer Beſorgniß wirklich Grund zu ben 2 —5 88
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wir bis
fallen, und, ohne wahrſcheinlicherweiſe der endlichen Trennung
Meinung iſt, daß Reichthum, Thaͤtigkeit und großes Beſitz⸗ thum zuletzt zur Trennung vom Mutterlande fuͤhren, — warum arbeitet man denn dahin, den Reichthum und die Wohlfahrt Canada's und Auſtraliens zu vergröͤßern? Un⸗ ſerer Anſicht nach thut man es nur in der Voraus⸗
ſetzung, daß, was auch das endliche Schickſal dieſer Länder, ſobald ſie ganz bevoͤlkert ſind, einſt ſeyn moöͤge,
dahin unſeren Vortheil aus einem freien Handel
mit ihnen werden gezogen haben; — daß dieſe Länder die
Colonieen ſeyn werden, in welchen Millionen von Englaͤndern und deren Nachkommen Unterhalt und Reichthum finden;
— und daß ſelbſt dann, wann ſie ſich von uns trennen ſoll⸗
ten, uns die Ehre bliebe, den Ruhm des Engliſchen Namens
und die Wohlfahrt ganzer Geſchlechter befoͤrdert zu haben.
Eine uͤbertriebene Eiferſucht aber auf das zunehmende Gluͤck der Colonieen, wuͤrde nur zu unſerem eigenen Nachtheil aus⸗ 8
vorzubeugen, nur die Anhaͤnglichkeit kuͤnftiger Geſchlechter gegen ihr Mutterland vertilgen. Oſtindien indeſſen iſt am wenigſten das Land, von dem England, durch Vermiſchung mit ſeinen Landeskindern, eine Trennung zu befuͤrchten hat. Schon jetzt befindet ſich dort eine zahlreiche Bevoͤlkerung, die ſich in Sitten und Gewohnheiten gaͤnzlich von den Englän⸗ dern unterſcheidet, und die ſich nothwendig ſo auch ſernerhin erhalten muß. Die gegenwärtig beſtehende Eintheilung der urſpruͤnglichen Bewohner in Mahomedaner und Hindu's gehoͤrt zu den weſentlichen Gewaͤhrleiſtungen fuͤr das Fort⸗ beſtehen der Engliſchen Herrſchaft in Indien; und die Ein⸗ fuͤhrung einer dritten Klaſſe, ſelbſt wenn ſie nicht aus Englaͤn⸗ dern beſtaͤnde, wuͤrde eine Gewaͤhrleiſtung mehr ſeyn, indem ſie ein allgemeines Buͤndniß der ganzen Bevoͤlkerung gegen ihre Beherrſcher weniger wahrſcheinlich machen wuͤrde. Be⸗ ſtaͤnde dieſe dritte Klaſſe aber nur aus Englaͤndern — deren Anzahl jedoch, ohne Einſchreiten der Regierung, Jahrhunderte lang bei weitem nicht hinreichend ſeyn moͤchte, um eine gewichtige Klaſſe zu bilden — ſo iſt wohl die groͤßte Wahrſcheinlichkeit vor⸗ handen, daß ſie nicht dahin ſtreben wuͤrde, ihre Verbindung mit England zu loͤſen, und ſich der Willkuͤhr eingeborner Fuͤrſten zu uͤberlaſſen, ſondern daß ſie vielmehr ihrem eigenen In⸗ tereſſe und ihrem Gefuͤhl gemaͤß, ſich veranlaßt ſinden duͤrfte, an England, als an ihre beſte Sicherheit fuͤr ihre Rechte, ja fuͤr ihre Exiſtenz, zu haͤngen. Die Art und Weiſe der Co⸗ loniſation in Öſtindien kann ſich natuͤrlich nicht auf Anſiede⸗ lung von einfachen Ackersleuten oder gewoͤhnlichen Handwer⸗ kern beſchraͤnken, ſondern ſich auf Anwendung Engli⸗ ſcher Kapitalien und hoͤherer Kenntniſſe ausdehnen, um Al⸗ les zur Befriedigung der Lebensbeduͤrfniſſe Erforderliche zu erzeugen, wozu Klima, Boden und wohlfeiler Arbeitslohn die vortheilhafteſten Ausſichten darbieten, und um alle Verbeſſe⸗ rungen einzufuͤhren, deren das Land bedarf. Eine auf dieſe Weiſe nach Indien gezogene Bevoͤlkerung kann in keinem Fall durch ihre Anzahl furchtbar werden. Ein vernuͤnftige⸗ rer Grund zu Beſorgniſſen, oder vielmehr ein nicht geng zu empfehlender Gegenſtand fuͤr zu nehmende Vorſichts⸗ Maaßregeln, iſt dagegen die Schwierigkeit, die Verhaͤltniſſe zwiſchen den Eingebornen und den Englaäͤndern maͤßig zu ordnen, dergeſtalt, daß Erſtere nicht unu... terdruͤckt werden, waͤhrend Letztere die Vortheile eine gerechten freiſinnigen Verwaltung genießen. Die Englaͤnde 8 dürften ſich vielleicht nicht gern darin fuͤgen, den gewoͤhn.-. lichen Landes⸗Behoͤrden unterworfen zu ſeyn, wogegen es den Eingebornen vielleicht noch ſchwerer fallen moͤchte, ſich nach Engliſchen Geſetzen richten zu muͤſſen. Doch dieſe Schwierigkeit iſt nicht EE’ und bei Beſeitigung derſelben muß das Intereſſe der Maſſe der Eingebornen zuerſt beruͤckſichtigt werden. Wir koͤnnen nichts Beſſeres thun, als diejenigen, denen die Wichtigkeit des Schrittes, den Lord William Bentinck gethan hat (und den die Oſtindiſche Com⸗ 2 pagnie wahrſcheinlich billigen wird), nicht in ſeiner ganzen Wichtigkeit einleuchtet, auf die ſo eben erſchienene zweite 8 Ausgabe ſeiner vortrefflichen Schrift: „Ueber freien Handel un und Coloniſation in Oſtindien“, aufmerkſam zu machen. Ohne ſolche Colontſation kann freier Handel nur von 2.
ber Wirkung ſeyn. Die Produktion in Oſtindien muß eben ſo ſehr befoͤrdert als der Austauſch der Produkte erleichtert werden.“ 8 ö Herr Veſey Fitzgerald hat von den Land⸗Eigenthuüͤmern von Clare ein Schreiben empfangen, in welchem er, um die Unabhaͤngigkeit von Clare aufrecht zu erhalten, und der 8 Einmiſchung von Perſonen vorzubeugen, ſentanten⸗Wahl in der Grafſchaft nichts zu thun haben, dringend gebeten wird, ſich als Wahl⸗Candidat füͤr Clare zu melden; dieſe Bitte hat derſelbe, jedoch in einer uͤbriger ſehr hoͤflichen Antwort, von ſich abgelehhlt.s 2 2 * ₰ .