Botſchaft bei der Pforte die Ankunft des neuen⸗ Botſchaf⸗ ters in der herkoͤmmlichen Form officiell angezeigt hatte (eine Foͤrmlichkeit, welche von Seiten der Franz. Botſchaft nicht noͤthig war, da der Gr. Guilleminot lediglich ſeine bis⸗ herigen Functionen wieder antritt), erhielt Hr. R. Gordon am folgenden Morgen den uͤblichen Beſuch des Dragomans der Pforte, welchem 60 mit Fruͤchten, Blumen und Zucker⸗ werk beladene Diener vorangingen. Man bemerkte eine mehr als gewoͤhnliche Schoͤnheit der Vaſen und Teller, ſo wie auch die Zahl von 60, ſtatt der, ſonſt fuͤr einen Bot⸗ ſchafter herkoͤmmlichen 48 Diener fuͤr eine beſondere Aus⸗ zeichnung gehalten wird. Außerdem erhielt Hr. R. Gordon am Liſten durch den Secretair des Reis⸗Effendi als Geſchenk der Pforte drei Pferde, und (was wieder hier als unge⸗ woͤhnlich angeſehen wird) außerdem noch eine Doſe mit Dia⸗ manten (hieſiger Fabrik, wie ausdruͤcklich dabei bemerkt wor⸗ den). — An demſelben Tage brachte der Secretair des Reis⸗Efendi dem General Guilleminot von Seiten ſeines Vorgeſetzten 2 ſchoͤne Shawls zum Geſchenk. — Man ver⸗ muthet, daß die Audienz von 1 R. Gordon ſowohl bei dem Kaimakan, als auch 82 dem e ſchon im Laufe der nächſten Woche ſtatt finden wird. 85 * —— —— 8. dem hoͤchſt ſummariſchen Verfah⸗ ren der Pforte in Religionsſtreitigkeiten uͤnter den Nicht⸗ Muſelmaͤnnern iſt folgendes: Vor einiger Zeit hatten die Armenier, welche, nachdem ihnen (wie hier allgemein angenommen wird) durch bedeutende Geldopfer die Ver⸗ treibung der katholiſchen Armenier gelungen war, freies Feld zu haben glaubten, 8 bis 10 Juden zu ihrem Glauben bekehrt. Der Ober⸗Rabdiner der Juden beklagte ſich daruͤber bei der Pforte, und nach Feſtſtellung der Thatſache ſind am 20ſten d. M. nicht allein die bekehr⸗ ten Juden, ſondern auch gegen 40 Armenier, welche an die⸗ ſer Bekehrung gearbeitet hatten, nach Ceſarea verwieſen wor⸗ den. Dieſes Exil ſoll jedoch, wie man behauptet, nicht ſo unerträglich ſeyn, indem Ceſarea ſaſt ganz von Armeniern bewohnk, und mit der Verbannung nicht Verluſt alles Ver⸗ mögens verknuͤpft iſt. — Zur richtigen Beurtheilung dieſes Verfahrens duͤrfte nicht uͤberfluͤſſig ſeyn, zu bemerken, daß die Pforte, indem ſie voͤllige Toleranz gegen die Religions⸗ üͤbung aller Nicht⸗Muſelmaͤnner auszuuͤben beabſichtiget, jedes Proſelitenmachen unbedingt verbietet. Uebrigens laͤßt ſie den Häuptern der verſchiedenen Religionspartheien freie und un⸗ beſchraͤnkte Entſcheidung uͤber alle Haͤndel in ihren Gemein⸗ den, behält ſich ſelbſt daben jedoch die ausuͤbende Gewalt vor, 5 daß, wenn das Haupt einer Religions⸗Parthei irgend ein iches Einſchreiten für angemeſſen erachtet, der dies fall⸗ ſige Antrag an die Pforte gemacht werden muß, welche, ohne 5 eine genaue Unterſuchung der Motive einzugehen, ſich ſelten ſaumſelig finden läßt. Bremer Zeitung enthaͤlt ein Schreiben aus vom Ende Maͤrz, woraus wir Folgendes entlehnen: Türt um die Halfte der Einwohner von Varna beſteht aus ürken, die üͤbrigen ſind Bulgaren, Armenier, Griechen und muſſen, nämlich die ſogenannten Nekraſſowzow. Dieſe ſoge⸗ ale nten Chriſten ſtehen auf einer weit niedrigeren Stufe, 8 Es iſt bewundernswuüͤrdig, wie dieſe ſkla⸗
viſch ie Moslims. ch hen Chriſten die Sitten und Gebräuche der Uſurpatoren drer Religion angepaßt haben. Die Kirchen, die ihnen von 88 Türken erlandt werden, ſind halb unter, halb uͤber er Erde, ohne Glocken und mit eimer Scheidewand verſe⸗ en, welche die Mäͤnner von den Frauen trennt, denn Letz⸗ tere werden wie die Tuͤrkiſchen Weiber gehalten. Die Grie⸗ en ſind ſowohl von den Moslims, als den uüͤbrigen chriſt⸗ den Nationen verachtet, und ſpielen eine Rolle, wie etwa Pelen die Juden. Sie ſchachern und betrüͤgen und krie⸗ chen um Gewinn. Die Nekraſſowzew ſind ein boͤſes, heim⸗ ckiſches Volk, aber die Tuüͤrken haben ihnen faſt die Rechte eingeraͤumt, die ſie ſelbſt genießen. Dieſe Secte der Ruſſi⸗ i Kirche mußte ihrer ſchäͤdlichen, ja abſcheulichen Ge⸗ raͤuche wegen Rußland verlaſſen, wanderte nach der Tuͤrkei, wo ſie außerordentlich gut aufgenommen wurde, und breitete ſich hier ſehr ſtark aus. Ihre Religion iſt nur Bilderdienſt und bgötterei; nur einige, aber ganz verdrehte üͤußere Ce⸗ onien hat ſie mit der Ruſſiſchen Kirche gemein behalten. Vor⸗ glich iſt es die Ruſſiſche Kirchen⸗Sprache (das Slavoniſche oder tt⸗Ruſſiſche), was ihre Rationalttät erhält, wenn ſie gleich, ſo wie die Bulgaren und Griechen, das Tuͤrkiſche nicht minder verſte⸗ nund reden. Dieſe After⸗Ruſſen, die beſten mneen der Türken, haben uns waͤhrend der Belagerung vielen Schaden gethan; ſie ſchlagen ſich fuͤr den halben Mond wie Beſeſſene Die Einzeinen, 8— wir ; ten ſich wohl, Ruſſiſch zu ſorechen, und waren Tuͤrken; 9 ſſt 2 gon
aber keiner wurde von un ſen verſchont, der ein⸗
mal erkannt war; Grenadiere haͤtten ſich noch gerne an den Niedergemetzelten abgekuͤhlt, ſo groß war die Wuth und der Ingrimm gegen dieſe Nekraſſowzow. Es üͤberraſchte uns ſehr, aus dem Tuͤrkiſchen Lager und ſeinen Redouten auf Ruſſiſch angerufen und zuweilen weidlich ge⸗ ſchimpft zu werden. Vor und nach der Uebergabe Varna’'s iſt ein großer Theil dieſer Halbchriſten mit den Tuͤrken na Rumelien abgezogen. Unſer Gouvernement hat ſich nicht um ſie bekuͤmmert, ſondern den Zuruͤückgebliebenen ſeinen be⸗ ſonderen Schutz angedeihen laſſen. Alle uͤbrigen Bewohner haben Varna nicht verlaſſen; ſelbſt viele Tuͤrken ſind zuruͤck⸗ geblieben, unter denen einige Beamte, auch ein Unter⸗Paſcha. — Mit dem Abmarſche der Ruſſiſch Kaiſerl. Garde von hier fand auch der Abzug der gefangenen Tuͤrken ſtatt. Der Stolz dieſer Letzteren, ihre Arroganz, die Verachtung, mit der ſie jede andre Nation behandeln, gehen ſo weit, daß die Gefangenen, ja diejenigen, welche den eigentlichen Poͤbel un⸗ ter ihnen ausmachen, ſelbſt unter Schlaͤgen und Kolbenſtöͤ⸗ ßen ihren hohen Ton immer beibehalten, und Alles mit ei⸗ ner gewiſſen Herabwuͤrdigung behandeln. Dieſelben Indivi⸗ duen ſind niedrig, ſklaviſch und furchtſam gegen ihre Chefs. a, ein Paſcha von Einem Roßſchweife muß dem von Zweien das Pferd vorfuͤhren und die Steigbuͤgel halten. In Bobruisk ſind im Winter 2500 Kriegsgefangene ange⸗ kommen, die beim Bau der Feſtung gebraucht werden ſollen; 8 aber die Moslims ſind von Natur ſo träge und faul, nn“]“] die Sache ihre Schwierigkeiten haben wird.“
Suüͤd⸗Amerika.
Neuere Nachrichten aus Chili geben ein guͤnſtigeres Bild von dem Zuſtande dieſer Republik, als die meiſten der neuern Berichte aus den uͤbrigen Spaniſch⸗Amerikauiſchen Staaten. Der conſtituirende Congreß, welcher den ihm vorgelegten Conſtitutions⸗Entwurf des Staates ſanetionirt hatte, bildete ſich hierauf in zwei Kammern, die der Senatoren und der Deputirten, erließ mehrere nüͤtzliche Geſetze, und ging endlich am 31. Jan. unter vielen Feierlichkeiten auseinander. So⸗ wohl mit der vollziehenden Gewalt, an deren Spitze Gene⸗ ral Pinto ſtand, als unter ſich ſelbſt, herrſchte waͤhrend die⸗ ſer Sitzung die groͤßte Eintracht. Die Legislatur beſchäftigte ſich insbeſondere mit dem Finanzweſen, in welchem viele Ver⸗ beſſerungen hinſichtlich der Rechnungsfuͤhrung, Verwaltung⸗ und groͤßerer Sparſamkeit in den oͤffentlichen Ausgaben ein⸗ Pführ wurden; die Beamtenzahl wurde vermindert, und die
leibenden einer groͤßern Verantwortlichkeit unterworfen. Mehrere Mißbraͤuche beim Zolle von Valparaiſo, wohin ſich eine beſondere Regierungs⸗Commiſſion begeben hatte, wurden abgeſchafft, und Verbeſſerungen in den Niederlagsgeſetzen vor⸗ genommen. Die Regierung ging ſogar mit dem Plane um,
alparaiſo zu einem Freihafen zu erklären, was fuͤr die Er⸗ hebung Chili's von großen Folgen ſeyn koͤnnte. Die Wahl des neuen Praͤſidenten ſollte im Maͤrz d. J. ſtattfinden, und man zweifelte nicht an der Wiedererwaͤhlung des Gencrals Pinto nach der neuen Verfaſſung, da dieſes Land, welches in der Civiliſation merklich fortſchreitet, ſeine innere Ruhe
ees
lediglich ihm zu vrrdanken hat.
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Inland. 8
Berlin, 16. Juni. Die Frankfurter Ober⸗Poſt * Amts⸗Zeitung hat nach Inhalt der Zeitung der freien Stadt Frankfurt vom 11. d. M. in Nr. 191. ihres Blatts, vom 10. Juli, die Staats⸗Zeitung aufgefordert, die Stellen nachzuweiſen, durch deren Weglaſſung, Einſchal⸗ * tung und Hinzufuüͤgung der aus der Staats⸗Zeitung Nr. 165. entlehnte Artikel uͤber die Rechte und das Verfahren Dem Miguels von ihr entſtellt worden ſey. 9 Hierauf bemerken wir kurz, daß die Ober⸗Poſt, Amts⸗Zeitung die, von der Staats⸗Zeitung dem fraglichen Artikel, gegebene Einlei- tung weggelaſſen und an deren Stelle eine an⸗ ₰ 8 dere, dem Sinne nach voͤllig abweichende, ſubſtituirt, die Sache aher ſo geſtellt hat, daß Jedermann glauben mußte, die letztere ſey von der Staats⸗Zeitung ausgegangen. Auf dieſe ſubſtituirte Einleitung laͤßt die Oder⸗Pec ae..
9) ‚Wir maſſen uns hierbei auf die Zeitun der freien Stadt , beziehen, obwohl wir auch e. g r
ter Ober⸗Po Amts⸗Zeitung halten, il, . das fragliche Blatt dieſer Zeitun, . erg1 neih, lchan gnes
. Nr. 191 nicht blos bei uns, —— guch noch bei vier andern hieſigen Abonnenten ausge. b iſt. Es ſind deren hier außer uns üͤberhaupt fuͤnf, welche ſie durch das Poſt⸗Zeitungs⸗Comtoir beziehen, und ſeither immer regelmaßig erhalten haben und noch erhalten. Der fuͤnfte Abonnent iſt verreiſt, wir konnten mithin in Beziehung auf d.. Exemplar nichts Gewiſſes erfahren.