vke“ 8 einregiſtrirt wuͤrden, daß keine Oeffentlich s⸗Rathe ſtatt finde, und daß die Koͤnigl. Verordnung, welche das Urtheil des Staats⸗Raths beſtaͤtige, nicht in die Samm⸗ lung der uͤbrigen Verordnungen aufgenommen werde. Der Berichterſtatter bemerkte, daß dieſe Bittſchrift einen wichti⸗ gen Punkt der Geſetzgebung betreffe; die Beſchwerden wegen Mißbrauchs der Amts⸗Gewalt ſeyen zwar dem Staats⸗Rathe zur Unterſuchung uͤbertragen; allein dieſer gewaͤhre den Klaͤ⸗ gern nicht die Buͤrgſchaft, die ſie bei den Gerichtshoͤfen in der Oeſſentlichkeit der Verhoͤre und in der Unabſetzbarkeit der Richter faͤnden. Es ſey daher durchaus ein neues Ge⸗ ſetz noͤthig, welches ein beſſeres Verfahren in Betreff der Beſchwerden wegen Uebertretung der geiſtlichen Gewalt feſt⸗ ſtelle. Schließlich trug der Berichterſtatter im Namen der Commiſſion auf die Ueberweiſung der Bittſchrift an die Mi⸗ niſter der Juſtiz und der auswäaͤrtigen Angelegenheiten an. Der Großſiegelbewahrer, welcher das Wort nahm, be⸗ dauerte, daß er mit, den Thatſachen nicht genan bekannt ſey, da er nicht gewußt hahe, haß dieſe Bittſchrift in der heuti⸗ gen Sitzung zum Vorthagt kommen wuͤrde; er gab hierauf um⸗ aͤndliche Aufſchluͤſſe mehehen Gang, welchen der Staats⸗Rath ei Unterſuchung der Klagen wegen Mißbrauchs der amtli⸗ chen Befugniſſe befolge, und fuͤhrte die Gruͤnde an, welche das Verfahren in die Laͤnge zoͤgen. Im gegenwaͤrtigen Fall⸗ handle es ſich um einen Huͤlfspfarrer, der des Mißbrauchs in der Ausuͤbung ſeiner Amts⸗Verrichtungen beſchuldigt ſey. Der Staats⸗Rath habe die Guͤltigkeit der Klage anerkannt, und man mache ihm nun einen Vorwurf daraus, daß er die Klage nicht an die Gerichtshöfe zuruͤckgewieſen habe. Der Grund davon liege aber darin, daß die in der Klage ange⸗ fuͤhrten Beleidigungen nicht erheblich genu geweſen ſeyen. Herr Dupin der Aeltere aͤußerte, er uͤberzeugt, daß der Staats⸗Rath bei der Unterſuchung der Beſchwerden wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt mit aller moͤglichen Vorſicht

verfahre, und uͤber den Gegenſtand der Klage bel den adminiſtra⸗

tiven, richterlichen und geiſtlichen Behoͤrden ſorgfaͤltige Erkundi⸗ gungen einhole; allein die geiſtlichen Behoͤrden ſeyen keinesweges geneigt, dergleichen zu geden, und man habe faſt immer be⸗ merkt, daß ein Geiſtlicher, der gegen ſeine Vorgeſetzten eine Klage einreiche, ſogleich ſuspendirt werde. Ein auderer Uebel⸗ ſtand ſey, daß viele Klagen wegen Mißbrauchs der Amtsge⸗ walt gar nicht an den Staats⸗Rath gelangten, und dles koͤnne nicht anders ſeyn, da dieſer das einzige Gericht in ganz Frankreich fuͤr dergleichen Angelegenheiten ſey. Was den ge⸗ genwaͤrtigen Fall betreffe, ſo ſey nicht zu verwundern, daß man den fuͤr ſchuldig erkannten Geiſtlichen nicht vor den Gerichten verfolge; habe doch der Miniſter der geiſtlichen An⸗ gelegenheiten ſelbſt ſeine Ohnmacht in dieſer Beziehung zu⸗ gegeben. Die geiſtliche Wuͤrde duͤrfe aber nicht gegen die Geſetze ſchuͤtzen, und habe doch der Apoſtel Paulus ſelbſt vor den Roͤmiſchen Behoͤrden geſagt: Civis romanus sum. Nach eini⸗ gen ſcharf tadelnden Bemerkungen 2 Cormenin uͤber das Verfahren, welches der Staats⸗Rath in Betreff der Be⸗ ſchwerden wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt befolge, wurde die von der Commiſſion vorgeſchlagene Ueberweiſung an die Miniſter der Juſtiz und der geiſtlichen Angelegenheiten an⸗ genommen. Eine Bittſchrift, wegen Abſchaſtung der Ge⸗ richts⸗Audttoren, gab Hrn. von Laboulaye Veranlaſſung, ſich uͤber den Mißbrauch, der von dem Petitions⸗Rechte ge⸗ macht werde, bitter zu beſchweren. Die vorliegende Bitt⸗ ſchrift ſey die 450ſte, mit der ſich die Kammer in dieſem Jahre beſchaͤftige; die Geſammtzahl der eingegangenen Pe⸗ titionen belaufe ſich aber auf 1800, von denen wenigſtens 1200 gar nicht zum Vortrage kommen wuͤrden. Die erwähnte Bittſchrift wurde auf den Antrag des Hrn. Chardel auf das Nachweis⸗Buͤreau niedergelegt. Ein Geſuch, wegen Verbeſſerung des Schickſals der Sklaven in den Franzoͤſiſchen Colonieen, wurde nach einer unerheblichen Discuſſion, an welcher die Herren von Tracy, von Formont, B. Conſtant und auch der Großſiegelbewahrer Theil nahmen, an den Letztern ſo wie an den Marine⸗Miniſter verwieſen. Die Sitzung ſchloß mit der Annahme dreier Geſetz⸗Entwuͤrfe, welche ein rein öoͤrtliches Intereſſe haben.

Paris, 13. Juli. Vorgeſtern fuͤhrten Se. Maj. in St. Tloud den Vorſitz in einem Miniſter⸗Rathe, weſchem auch der Dauphin beiwohnte.

Herr Rifaud, welcher 22 Jahre in Aegypten und Nu⸗ bien gelebt, und ſchaͤtzbare Sammlungen und Zeichnungen von dort mitgebracht hat, iſt von der Herzogin von Berry zweimal zur Audienz gelaſſen worden.

Der Conſtitutionnel ſagt, man betrachte es noch immer als gewiß, das Graf Portalis nach dem Schluſſe der Kammer aus dem Miniſterium austreten und die Praͤſiden⸗ tur des Caſſationshofes uͤbernehmen werde; einem neuern

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Geruͤchte zufolße werde Herr v. Martignac an ſeiner Stelle das Portefeuille der auswaͤrtigen Angelegenheiten uͤberneh⸗ men, und der hieſige Polizei⸗Praͤfekt, Herr von Belleyme, das Miniſterium des Innern erhalten.

Der Marquls von Varbacena wird in wenig Tagen hier eintreffen, um ſich nach Muͤnchen zu begeben. Der Vicomte von Itabayana wird bis zur Ankunſe des von Rio⸗Janeiro ab⸗ gegaugenen Marquis von Queluz, die Functionen bei der jungen Koͤnigin von Portugal verſehen. Der Marquis von Barbacena begleitet die neue Kaiſerin nach Braſtilien.

In Breſt iſt am 8ten die von Portsmouth kommende Engliſche Fregatte „Seringapatnam“ eingelaufen, um den nach Rio⸗Janeiro beſtimmten Engliſchen General⸗Conſul an Bord zu nehmen.

Der Groß⸗Almoſenier von Frankreich und Cardinal, Fuͤrſt von Croy, iſt am 22. Juni in Neapel angekommen.

Es hat 58 hier eine neue Geſellſchaft fuͤr die Dampf⸗ ſchifffahrt auf der Seine gebildet; eines der Dampfſchiffe, der „Veſuv“, hat eine Maſchine mit doppeltem Druck und von 100 Pferden Kraft. Auch auf der Saone hat ein neues Schiff dieſer Art ſeine Fahrt angetreten; es legte 1 ½ Lieue ſtromabwaͤrts in 16 Minuten zuruͤck.

Nachrichten aus Madrid vom 3. Juli zufolge, hatte der Graf von Ofalia dieſe Stadt verlaſſen, um ſich auf ſei⸗ nen am hieſigen Hofe zu begeben.

er Courier frangais meldet nach einem Schrei⸗ ben aus Rom, daß die ganze Einwohnerſchaft von Imola wegen der bei dem neulichen Aufſtande im Pallaſte des dor⸗ tigen Erzbiſchofs, Cardinal Giuſtiniani, begangenen Unord⸗ nungen ercommunicirt worden ſey. Saͤmmtliche Kirchen ſol⸗ len geſchloſſen und der Gebrauch der Sacramente unterſagt ſeyn.

Der Meſſager des Chambres enthaͤlt intereſſante Bruchſtuͤcke aus der noch ungedruckten neuen Lieferung der Memoiren des Herrn von Bourienne. Dieſelben beziehen ſich auf die Ereigniſſe, welche nach der Ermordung des

erzogs von Enghien in der naͤheren Umgebung des erſten onſuls vorſtelen. Kurz vorher war Napoleon durch die Lectuͤre der „Atala“ und des „Génie du Chriſtiantsme’“— auf das Talent des Vicomte von Chaͤteaubriand aufmerkſam geworden, und hatte ihn zu ſeinem erſten Botſchafts⸗Se⸗ cretair in Rom ernannt. Der Vicomte reichte aber, ſobald er das tragiſche Ende des Herzogs von Fapbien erfuhr, ſoe ſeit dieſer Zeir nie

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gleich ſeine Abdankung ein, und trat ſeit wieder in ein Verhaͤltniß zu Napoleon.

Die beruͤhmte Schriftſtellerin, Lady Morgan, beſuchte in dieſen Tagen das hieſige Archiv. Der General⸗Secretair deſſelben und einer der dabei angeſtellten Hiſtoriographen fuͤhrten dieſelbe umher. Mit beſonderer Aufmerkſamkeit be⸗ trachtete ſie eine Karte Childeberts, auf Baumrinde, und ein großes —2 welches ein genealogiſches Tableau ent⸗ hielt. Die Lady nahm auch, ehe ſie das Archiv verlicß, den beruͤhmten eiſernen Schrank in Augenſchein, in welchem meh⸗ rere Friedens⸗Vertraͤge mit den Koͤnigen von England, die Schluͤſſel der Baſtille, und das eigenhaͤndige Teſtament Lud⸗ wigs XVI. aufbewahrt liegen.

Aus Toulon meldet man unterm 7ten d. M., daß Hr. Labretonnière dort ſtuͤndlich erwartet wurde, um ſich auf das Schiff „Provence“, das fuͤr ihn auf der Rhede bereit liegt, in begeben, und mit fuͤnf Bombarden, die, jede mit 2 Maör⸗ ſern und 350 Bomben verſehen, gleichfalls ſchon auf der Rhede liegen, nach Algier zu ſegeln. Die Transport⸗Cor⸗ vette „Oiſe“ iſt mit Einladen von 180,000 Rationen und anderen Kriegs⸗Beduͤrfniſſen fuͤr die Algierer Expeditionen beſchaͤftigt. Eine aͤhnliche Ladung nimmt des Kaͤnigl. Trans⸗ portſchiff „Rhinoceros“ fuͤr die befeſtigten Plaͤtze in Morea ein; die Zahl der Rationen belaͤuft ſich auf 200,000. Am 4ten ſegelte die Goelette „Daphne“ nach der Levante mit Depeſchen an den Befehlshaber des dort befindlichen Ge⸗ ſchwaders, Herr von Roſamel, ab.

Ein Journal hatte gemeldet, daß in der Kaſerne der Schweizer⸗Truppen ſich Symptome einer Augenkrankheit ge⸗ zeigt haͤtten; der Meſſager verſichert, daß die von ihm daruͤber eingeczogenen Erkundigungen beruhigender Art ſexen.

Der Aſſiſenhof des Departements der Rhone hat wei Individuen, welche einem Banquier 120,000 Fr. geſtohlen 8 hatten, zu 20 Jahren Galeerenſtrafe verurtheilt. 92

Großbritanien und Irlanb.

London, 11. Juli. Der Standard bekanntlich eben⸗ falls ein Ultra⸗Torydlatt erzaͤhlt, daß eine Erlauchte Perſon, uͤberraſcht daruͤber, daß beim Schluſſe der letzten Parlamente⸗ Seſſion ſo viele von der Verwaltung ausgegangene Maaß⸗ regeln zuruͤckgenommen wurden, dem Herzoge von Welling. ton die (wie das Blatt ſie bezeichnet) ſehr natuͤrliche, aber