und Mißhandlungen fehlen, um die Bauern zu reizen; bald waren es Triumphbogen auf den Heerſtraßen, bei denen ſie Schildwachen aufſtellten, und einen jeden Voruͤbergehenden zwangen, vor dem Bilde des Koͤnigs Wilhelm das Haupt zu entbloͤßen, bald ſchlugen ſie den Katholiken die Fenſter ein, bald ſchoſſen ſie uͤber ihre Kapellen weg; vor Allem aber ſpielten und ſangen ſie diejenigen Parthei⸗Lieder, womit ſie ſo lange die unterdruͤckten Katholiken gehoͤhnt haben. In den verſchiedenen Treffen, die bald fuͤr die eine, bald fuͤr die andere Parthei ſiegreich ausfielen, ſollen an 30 Perſonen auf beiden Seiten getoͤdtet und ſehr viele verwundet worden ſeyn. In der Grafſchaft Fermanagh, heißt es, flohen meh⸗ rere Tauſend Bauern, zum Theil mit Zuruͤcklaſſung ihrer Weiber und Kinder, ins nahe Gebirge, wo ſie nun zu Tau⸗ ſenden verſammelt ſeyn und von dort Rache auf die Pro⸗ teſtanten herabdrohen ſollen. Doch haben ſie wahrſcheinlich die herbeigeeilten Soldaten fuͤr jetzt, entweder gutwillig oder mit Gewalt, zerſtreut. Die Gaͤhrung aber war noch am Dienſtag ſchrecklich: alle Geſchaͤfte hatten auſgehoͤrt; die Ein⸗ wohner wagten es nicht, zu Bette zu gehen; das Landvolk fuͤrchtete ſich, die Wohnungen zu verlaſſen, um nur die Kuͤhe zu melken, und dieſe liefen mit ſchmerzhaften Eutern wie ra⸗ ſend auf dem Felde herum. Am Freitag fand eine Verſamm⸗ lung des Geheimen⸗Raths zu Dublin ſtatt, und man zwei⸗ felt nicht, daß die Regierung ſtrenge —,— ergreifen wuͤrde, um dem Lande die Ruhe zu ſichern. Der General⸗ Procurator hatte ſich in Perſon in die Grafſchaft Tiperary begeben, um die dort veruͤbten Mordthaten zu unterſuchen, indem die Regierung wohl einſteht, daß ſie hierin der Par⸗ theilichkeit der Orts⸗Beamten nicht trauen darf. Der Be⸗ fehl zur Wahl eines Mitgliedes fuͤr Clare iſt ergangen, und in wenig Tagen wird O Connell aufs Neue der ertreter dder Grafſchaft ſeyn. Herr Ohiel hat es fuͤr noͤthig gefun⸗ den, in einem oͤffentlichen Schreiben die Gruͤnde darzuthun, die ihn bewogen, ſeine Dienſte als Advokat dem Lord Beres⸗ ford nicht zu verſagen. Der Brief, deſſen Inhalt die fried⸗ lichſten und patriotiſchſten Geſinnungen bezeugt, macht dem Manne Ehre. Aber wie verwirrt muß der geſellſchaftliche Zuſtand in einem Lande ſeyn, wo ein Mann ſich entſchuldi⸗ gen muß, ſeine Pflicht —2 zu haben. Niederlande.

Bruͤſſel, 23. Juli. Wie es heißt, werden Se. Ma⸗ jeſtat der Koͤnig morgen nach dem Haag reiſen, und im Laufe der kuͤnftigen Woche die Stadt Amſterdam mit Hoͤchſt⸗ Ihrer Gegenwart erfreuen.

Geſtern Morgen reiſte der Ruſſiſche Geſandte am Kö⸗ niglichen Hofe von hier nach dem Haag ab.

Die neu zu bildenden Jaͤger⸗ und Grenadier⸗Corps wer⸗ den ſich zu Ende dieſes Monats organiſtren; die Unterofficiere ſind bereits ernannt worden, und die Ernennung der Offi⸗ ciere wird täglich erwartet.

b Aus Limburg ſchreibt man, daß eine Anzahl der dorti⸗ gen Einwohner im Begriff ſtehe, einen conſtitutionnellen

Verein zu bilden. 8 Die hieſige Geſellſchaft Flora hat in der diesjäͤhrigen Alusſtellung ſeltener Pflanzen den erſten Preis dem Beſitzer einer Cattleya Torbesii zuerkannt; den zweiten und dritten erhielten die Beſitzer eines Crinum Amabile, und einer aus⸗ gezeichnet reichen Sammlung ſeltener Pflanzen, In Folge des ſchoͤnen Wetters, das endlich nach einer langen Periode von Sruͤrmen und Regen eingetreten, heaben die Feldarbeiten wieder begonnen. Gegen Aus⸗ gang dieſer Woche wird die beendigt ſeyn. Das flache Land ſcheint nicht ſo ſehr gelitten zu haben, als man cefuͤrchtete, und die Aerndte von Getreide aller Art verſpricht eeinne der reichſten zu werden, die man ſeit einer Reihe von

Jahren geſehen hat. Deutſchland.

8 Wiesbaden, 22. Juli. Ihre Kaiſerliche Hoheit die Großfuͤrſtin Helena ſtattete, von Ems aus, Ihrer Schweſter dder Herzogin, Koͤnigliche Hoheit, in Biberich einen Beſuch ab, wo Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Prinzen Friedrich und Auguſt von Wuͤrtemberg, Bruͤder J. K. H. der Herzogin, bereits vorgeſtern eingetroffen waren.

1 Kaſſel, 23. Jult. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Herzog uunbd die .eßsen von Cambridge ſind unter den Ramen: GSraf und Graͤfin von Grubenhagen, von Hannover, und

die verwittwete Frau Landgräͤfin von Heſſen⸗Homburg unter dem Namen einer Graͤfin von Meiſenheim von Rotenkirchen hier eingetroffen. .

Stuttgart, 23. Juli. Se. K. Maj. haben, durch hoͤchſtes

Decret vom 12. d. M. an den Ordens⸗Vice⸗Kanzler, Hoͤchſtihrem

Kammerherrn, Geheimen Legations⸗Rath und Geſchaͤftstraͤ⸗ ger, Freiherrn von Blomberg in Berlin, ſo wie dem Gehei⸗ men Hofrath, Freiherrn Cotta von Cottendorf, das Com⸗ thurkreuz, und dem Koͤnigl. Preußiſchen Geheimen Ober⸗Fi⸗ nanz⸗Rath Beuth zu Berlin das Ritterkreuz des Ordens der Wuͤrtenbergiſchen Krone zu verleihen geruhet. *

Tuͤrkei.

Die Allgemeine Zeitung enthäͤlt folgende Correſpon⸗ denz⸗Mittheilungen:

„Jaſſy, 8. Juli. Nach Briefen aus Tultſchin war

re. Maj. der Kaiſer von Rußland am 4ten Abends von da uͤber Kiew nach Petersburg abgereiſt, nachdem Derſelbe noch Mittags die Nachricht von der Einnahme Stliſtria's erhalten hatte. Am Zten hatten die Garden ein großes Ma⸗ noeuvre vor dem Kaiſer ausgefuͤhrt, wobei die Garde⸗Artille⸗ rie, welche im vorigen Feldzuge betraͤchtlich gelitten hatte, durch die Vollſtaͤndigkeit ihrer Pasruüſtung und ihre vortreff⸗ liche Beſpannung die beſondere Aufmerkſamkeit des Monar⸗ chen auf ſich gezogen, und Beweiſe der Allerhoͤchſten Zufrie⸗ denheit erhalten hat. Se. Kaiſerl. Hoh. der Großfuͤrſt Kon⸗ ſtantin iſt nach Warſchau zuruͤckgereiſt. Der Großfuͤrſt Mi⸗ chael wollte ſpaͤter nach Petersburg zuruüͤckkehren. Von der Sendung des Herrn v. Fonton (oder eines anderen Abgeord⸗ neten) in das Lager von Schumla weiß man hier ſo viel, daß der Groß⸗Weſir ſich nicht fuͤr ermaͤchtigt hielt, auf die von dem Grafen Diebitſch gemachten Vorſchlaͤge eine be⸗ ſtimmte Antwort zu ertheilen, und daß er daher einen Ex⸗ preſſen nach Konſtantinopel geſchickt hat, um die Befehle des Sultans einzuholen. Herr von Fonton war indeſſen in das Ruſſiſche Hauptquartier zuruͤckgekehrt. Der Großsße. Weſir fuͤr ſeine Perſon ſoll ſehr fuͤr den Frieden geſtimmt ſeyn, und wenn deſſen Einfluß auf den Großherrn ſo bedeu⸗ tend iſt, als allgemein behauptet wird, ſo iſt mit Grund zu hoffen, daß dem Blutvergießen bald ein Ende gemacht wer⸗ den duͤrfte.“

„Herrmannſtadt, 9. Juli. General Geismar er⸗ richtet mobile Colonnen, mit denen er laͤngs dem rechten Do⸗ nau Ufer zu agiren gedenkt. Der Paſcha von Nikopolis ſoll daruͤber ſehr beunruhigt ſeyn, und der Fall von Siliſtria iſt auch wenig geeignet, den Tuͤrkiſchen Beſatzungen Muth ein⸗ zufloͤßen. Es heißt, daß das in Orſopa gefundene Belage⸗ rungs⸗Geſchuͤtz zur Vertheidigung dieſes Plabe⸗ verwendet werden ſoll, daß aber aus den Fuͤrſtenthuͤmern ſchweres Ge⸗ ſchuͤtz erwartet wird, um auf der Donau eingeſchifft, und gegen Nikopolis gebraucht zu werden. Dem General Geis, mar ward eine neue Art Congreve’ſcher Raketen zugefuͤhrt. Der Geſundheitsſtand in den Fuͤrſtenthuͤmern faͤngt ſeit den letzten energiſchen Maaßregeln der Regierung an, ſich zu beſſern. Einige Doͤrfer, die beſonders von der anſteckenden Krankheit heimgeſucht waren, ſollen auf Befehl des Divans verbrannt, und die bei dieſer Muaaßregel Betheiligten ent⸗ ſchädigt werden.“ 2

Ein vom Nuͤrnberger Correſpondenten mitgetheil⸗ tes aus Konſtantinopel vom 25. Juni enthaͤlt Nachſtehendes: „Die Freude, welche die Ankunft der Botſchafter von Frankreich und England den Osmanen ein⸗ floͤßte, war in der That außerordentlich, und malte ſich auß allen Phyſiognomien ab. Ihr Muth iſt dadurch aufs MNeue Pkühe worden, und die Hoffnung, ſortan wieder in gutem

ernehmen mit jenen maͤchtigen Rattonen zu leben, wirkt,

leich einem electriſchen Funken, auf alle Klaſſen der Bevöͤl⸗

dieſer Hauptſtadt. Das gemeine Volk beſonders, ſeit⸗ her durch Entbehrungen aller Art, die ein zu Grunde rich⸗ tender Krieg ihm auferlegte, faſt zu Boden gedruͤckt, hat ſeine ehemalige ſo kuͤhne Haltung wieder angenommen, weil es in dem Wiedererſcheinen jener Botſchafter eine der Größe 2 ſeines Padiſchah erwieſene Huldigung zu gewahren wähnt; und ſo entmuthigt es vor Kurzem auch noch zu ſeyn ſchien, ſo verlangt es jetzt mit Enrhuſtasmus, ſich um die Fahne des Propheten zu reihen, um den Ueberzieher zuruͤckzutreiben. Dieſe Volksgeſinnung begünſtigt ungemein die kriegeriſchen Beſtrebungen des Großherrn, der dieſelbe benuͤtzt, um ſeine Ruͤſtungen fortzuſetzen. Zu dem Ende werden Tartaren in allen Richtungen ausgeſandt, um in den verſchiebdenen Theilen des Reichs die Bevöoͤlkerung unter die Waffen zu tufen; auch ermuͤdet der Mufti nicht, die Glaͤubigen 8 Vertheidigung des Auserwaͤhlten und des heimathlichen Bodens zu ermahnen. Nichts gleicht jedoch der Seelenruhe Uund dem Gleichmuthe des Sn Mahmud. Er wacht ſelbſt uͤber die Ausfuͤhrung aller zur Erhaltung der Ruhe und Verpflegung der Hauptſtadt getroffenen Verfuͤgungen.

Beilage