der Ankunft des Botſchafters (ziemlich gut) und der Zug be⸗ wegte ſich in gerader Richtung nach dem großen, offenen Zelte, unter welchem der Kaimakan⸗Paſcha im verſammelten Divan den Botſchafter empfing. — Die Engliſchen Trup⸗ pen ſtellten ſich vor dem Zelte auf. Der Botſchafter ſetzte ſich zur Rechten des Kaimakan⸗Paſcha, hielt ſeine Anrede, worauf dieſer antwortete, und nachdem das Geſpraͤch eine Weile gedauert, ward das gebraͤuchliche Diner ſervirt, und zwar auf kleinen runden goldenen und ſilbernen Tiſchen. — Der Botſchafter ſpeiſte mit dem Kaimakan⸗Paſcha an einem, der Botſchafts⸗Secretair mit dem Seraskier⸗Paſcha ggaan einem anderen Tiſche, und an 3 — 4 anderen waren die übrigen Cavaliere der Botſchaft vertheilt, doch ſo, daß an jedem Tiſche ein hoher Beamter der Pforte die Honneurs machte, und ein Dragoman ſtehend die Unterhaltung uͤber⸗ trug. — Es gewaͤhrte einen ganf eigenen Anblick, hier Eu⸗ ropäer, der Tuͤrkiſchen Sitte folgend, mit den Fingern die Speiſen zerſtuͤckeln und zum Munde fuͤhren zu ſehen. Wäͤßtend des Diners verkuͤndete ploͤtzlich der Donner ddeer Geſchuͤtze von der Tuͤrkiſchen Flotte und den auf den Anhohen umher aufgeſtellten Batterieen die Ankunft des SQultans. Er hatte bei ſeinem Landhauſe in Therapia eine Buarke beſtiegen, und landete in dieſem Augenblicke an der Wieſe. Alles ſtroͤmte ihm entgegen, er beſtieg ein reich ge⸗ ſchmuͤcktes Pferd, und begab ſich unter einer, von Tuͤrkiſchen Muſik⸗Choͤren ausgefuͤhrten rauſchenden Muſik nach dem un⸗ ter der Platane errichteren Zelte. — Die Truppen praͤſentir⸗ ten, und begruͤßten ihn mit dem lauten Zuruf: „Padiſchah Pin⸗Ja⸗ſcher” („tauſend Jahre lebe der Sultan). Die ihn umgebende Leibwache war ganz im neuen Militair⸗Co⸗ ſtuͤme, und hatte von der alten hoͤchſt originellen Tracht nichts behalten, als die ungeheuren faͤcherartigen Federbuͤſche. Die Haltung des Sultans zu Pferde war ernſt und mäͤnnlich. 8 Nachdem etwa 40 — 50 Schuͤſſeln im Zelte des Kaima⸗ kan⸗Paſcha ſervirt, und darauf die gewoͤhnlichen Raͤucherun⸗ gen und Beſprengung mit Roſenwaſſer geſchehen waren, ward der Geſandte nebſt ſeinem Gefolge in das Zelt des Reis⸗Efendi⸗ gefuͤhrt, wo alle vor dem Sultan erſcheinenden Perſonen mit dden die Stelle der fruͤheren Ehren⸗Pelze jetzt vertretenden Maͤnteln nach Spaniſchem Schnitt, wie ſie jetzt im ganzen Reiche einge⸗
ſührt ſod, beklai rother, und die der erſonen von gelber und roͤth⸗
rigen
licher Farbe, und in dieſem Coſtuͤme begaben ſich alle in das
ſ‚ſgelt des Sultans. — Die fruͤhere Sitte, daß jede vor dem SGultan erſcheinende Perſon durch zwei Kammerherren ge⸗ fſfͤäuͤhrt werden mußte, ward diesmal dahin geaͤndert, daß die Adjutanten des Sultans dieſen Dienſt verrichteten, und, was
aalbs eine unerhoͤrte Neuerung angeſehen werden muß, iſt der
1 Umſtand, daß der Botſchafter ſowohl, als ſein Gefolge, ihre
Waffen nicht abgelegt haben, wiewohl bekanntlich bisher noch nie ein Geſandter offenbar bewaffnet vor dem Großherrn er⸗ ſccheinen durfte. — Nicht weniger bemerkenswerth iſt die Er⸗ lanubniß, welche Herr R. Gordon erlangte, ſich durch Engliſche Truppen begleiten zu laſſen, eine Verguͤnſtigung, wovon nur ein Beiſpiel bekannt iſt. 8 3 Die Audienz dauerte nicht ſehr lange, — der Botſchafter besgab ſich nach Beendigung derſelben wieder in das Zelt des Kajimakan, wo er ein reich geſchmuͤcktes Pferd als Geſchenk ſddes Sultans fand, und der Sultan ſelbſt begab ſich unmit⸗ 1 —— darauf wieder zu Waſſer nach Therapia. Seine Ruͤck⸗ ZI
Auf dem Lande der laͤrmende Gruß der Truppen, die rau⸗ ſchende Muſik, und von der Seeſeite her der alles uͤbertäu⸗ bende Donner der Geſchuͤtze; Alles dies ſchmolz in ein wildes . , — 2 ꝙ se Barke des b 2 ie ein Pfeil uͤber die Waſſerflaͤche hinflog. — . Bald huͤllte der Pulverdampf die ganze 5ö — ecen Nebel, ſo daß man weder die Schiffe 2* das Blitzen — * der Kanonen ſah, ſondern den Donner einer Gewitterwolke a u vernehmen glaubte, die auf dem Waſſerſpiegel lag, und ber der hier und dort die bunten Wimpel der feſtlich ge⸗ ſchmuͤckten Maſten, wie in freier Luft ſchwebend, hervor⸗ reoagten. Entblich ſchwieg der Donner der Geſchuͤtze, der Dampf verzog ſich, die koloſſalen Koͤrper der Linienſchiffe und Frregatten erſchienen wieder in ihren impoſanten For⸗ men, die gruͤnen Ufer Aſtens tauchten wieder auf, und der 1 Bosporus wimmelte wieder, wie vorher, von tauſend glän⸗ zzenden Barken, die, die zuſchauer in ihre Heimath zuruͤcktra⸗ geend, wie lichte Strahlen uͤber die ache eeee Um . — — voruͤber. 2 Z“ Eine beſondete Erwaͤhnung verdienen DöOPrdnung und Ruhe, welche 84 allen ein 2* ng. * Feierlichkeit herrſchten, und beſonders die Höficheenr und Maͤßi⸗
8 „
8 =. war wo moͤglich noch glaͤnzender, als ſeine Ankunft. —
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gung, mit welcher die zur Erhaltung der Ordnung aufgeſtell⸗ ten Tuͤrkiſchen Soldaten und Civil⸗Beamten ihre Pflicht, namentlich gegen Franken, erfuͤllten. Es ging ſo weit, daß die Soldaten, welche mit großer Anſtrengung fuͤr ihre in der brennenden Sonnenhitze aufgeſtellten Kameraden Waſſer in ledernen Schlaͤuchen herbei ſchleppten, ihre Vorraͤthe den umſtehenden Franken willig mittheilten, und durch deren Un⸗ genuͤgſamkeit ſelbſt zu kurz kamen, ohne auch nur einen Blick der Unzufriedenheit ſich zu erlauben.
Das Geſchenk, welches der Hr. R. Gordon dem Groß⸗ herrn darbrachte, beſtand in einer Agraffe von Diamanten, von hohem Werthe.
— Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt Folgendes:
„Semlin, 20. Juli. Die Nachrichten vom Kriegs⸗ Schauplatze lauten fuͤr die Tuͤrken nicht ſcsr erfreulich, und die Behoͤrden zu Belgrad zeigen große Beſorgniß. Die Ruſ⸗ ſiſche Armee findet keine anderen als Natur⸗Hinderniſſe mehr, um uͤber den Balkan zu gehen, und ſie ſcheint dieſe bereits uͤberwunden zu haben, da, nach Handels⸗Briefen aus So⸗ phia, am 12ten d. leichte Ruſſiſche Truppen bei Sagara auf der Straße von Idos nach Burgas und bei Karnabat ge⸗ ſehen worden ſind. Huſſein Paſcha, der bei Burgas mit 60,000 Mann ſteht, ſoll auf dieſe Nachricht alle zu ſeiner
Verfuͤgung geſtellten Truppen an ſich gczoßen⸗ aber nichts eegen den Feind unternommen haben, weil allen Tuͤrkiſchen
efehlshabern nach dem ungluͤcklichen Gefechte vom 11. Juni eingeſchaͤrft worden iſt, ſich auf zweifelhafte Erfolge hin nicht in Wagniſſe einzulaſſen und ſich in der Defenſive zu halten. Die Nachrichten aus Konſtantinopel ſind auch nicht befriedi⸗ gend, und aͤußern Beſorgniſſe fuͤr die Ruhe der Hauptſtadt; der Partheigeiſt, der groͤßte Feind des Sultans, wird unter
den jetzigen Umſtaͤnden wieder rege, und ſo viele Muͤhe ſich
auch die Regierung giebt, den Gang der Ereigniſſe verbor⸗ gen zu halten, ſo finden die Mißvergnuͤgten doch Mittel⸗ ſich zu unterrichten und das Publikum von Allem in Kennte⸗ niß zu erhalten. Der Sultan e wirklich in einer miß⸗ lichen Lage zu ſeyn und ſeine Charakter⸗Staͤrke verdient Ach⸗ tung. Freilich kommt ihm die Anweſenheit der Botſchafter von England und Frankreich trefflich zu ſtatten, um ſein Ber tragen in der letzten Periode in den Augen der Moslims ge⸗ In fehen, und von Harſsmikteln zu ſprechen, die er in der Engliſchen Marine finden werde, ſobald ſeine Kraͤfte der Ruſſiſchen Uebermacht unterliegen ſollten. Er glaubt, daß die Pforte zur Aufrechthaltung des Europaͤſchen Gleichgewichts einen Grundpfeiler darbietet, den man nicht ſchwaͤchen koͤnnen ohne dieſem den Untergang zu bereiten, und laͤßt es mithin aufs Aeußerſte ankommen. Das Erſcheinen Ruſſiſcher Truppem in der Nähe von Konſtantinopel (es ſcheint, daß der Ruſſiſche Ober⸗General im Sinne hat, der Ruſſiſchen Garniſon von Siſi⸗ polis die Hand zu bieten) moͤchte ihn doch in Verlegenheit ſetzen, und ihm die Ueberzeugung geben, wie wenig man auf fremdet Beiſtand rechnen kann. Der Perſiſche Geſandte, welcher fruͤhet auch nach London reiſen wollte, hat ſeit Ankunft des Engliſchet Botſchafters ſeinen Plan geaͤndert. Er wird in Kurzem nach Teheran zuruͤckkehren, wo man noch immer mit Angſt an die ſocher denkt, welche die graͤßliche an der Ruſſiſchen Geſandt⸗ chaft veruͤbte That nach ſich ziehen koͤnnte. Man erzaͤhlt ſich⸗ daß nach dieſem ungluͤcklichen Exeigniſſe zwei Englander die erſten Europaͤiſchen Reiſenden waren, die in Teheran geſehen wurden. Sie erhielten alle erdenklichen Hee Frhas
und eine Deputation der Stadt verfuͤgte ſich zu ihnen, um uͤber das Vorgefallene Aufklärung zu geben, und ſo viel als möoͤglich das des Volks zu entſchuldigen, welches uͤberhaupt einen großen Werth auf die Freundſchaft der Eng⸗ länder ſetzt.“ — Der Courrier de Smyrne enthaͤlt folgende älterk Nachrichten aus Konſtantinopel, vom 9. und 10. Junts „Die ſeit einiger Zeit verbreitete Nachricht von der Freht laſſung einer beſtimmten Anzahl von Ruſſiſchen Gefangenen hat ſich endlich beſtaͤtigt. Die Gefangenen, welche zwei Taßt porher von der Inſel Halki nach der Kaſerne des Arſenals eebracht worden waren, um mit dem erſten Südwinde 49 ord gehen zu koͤnnen, wurden am 3iſten v. M. auf einem Oeſterreichiſchen und einem Sardiniſchen Fahrzeuge einge“ ſchifft; es waren 6 Officiere und 100 Soldaten. Die fret⸗ gelaſſenen Officiere ſind der Maſor Matztenkewitz, der Haupt⸗ mann Ignatieff und die Lieutenants Doctoroff, Batſchinskye Roſtepzoff und Milorandowich. Die Diplomatie hat an die⸗ ſer Freilaſſung keinen Antheil; dieſe iſt allein ein Reſultat des Intereſſes, welches die Gefangenen einer Türkiſchen Mi⸗ litair⸗Perſon einfloͤßten, welche dieſe Gunſt vom Großherrn erbeten hatte. Man verſichert, daß in dem daruͤber lauten
1 Beilage