vorgeſtern von der hier befindlichen Deutſchen Truppe aufge⸗

fuͤhrte Oper, „die Entfuͤhrung aus dem Serail,“ iſt ausge⸗ ziſcht worden. Unſerer Meinung nach giebt es wenige Opern, die ſo wenig Handlung und Intereſſe, und eine, ſo⸗ wohl wegen der Laͤnge der einzelnen Stuͤcke, als wegen ihres altvaͤteriſchen Styls, ſo eintoͤnige Muſik haben (!); indeſſen duͤrfte man den vorgeſtrigen Unfall nicht allein der Oper zu⸗ ſcchreiben, ſondern auch der Unzufriedenheit des Publikums Uber die Abreiſe ſeiner Lieblinge, der Mad. Poſch und des Herrn Boͤrner.“ Das Geruͤcht ſchreibt dieſe Abreiſe Miß⸗ verſtaͤndniſſen zu, die in der Truppe ſtattgefunden haben ſollen.

* Deutſchland. 85* Seit einigen

27 5 Muͤnchen, 14. Aug. en Monaten hat ſich unter den Studirenden der hieſigen Hochſchule in einem Saale des Odeons ein Geſellſchafts⸗Verein gebildet, der ſich „All⸗ gemeine Geſellſchafts⸗Aula der Studirenden“ nennt, und wo mman durch redneriſche und dichteriſche Vortraͤge, ſo wie durch muſikaliſche Productionen den Geiſt zu gleicher Zeit uͤbt und das Herz erheitert, und jenes herzliche und ungezwungene Betragen beobachtet, das gleich weit entfernt von Steifheit, Geckenhaftigkeit und roher Ungebundenheit iſt. Obgleich nun dieſe Geſellſchaft, die ganz das Werk eines freien Zuſammen⸗ wirkens der Gebildetern unter den Studirenden iſt, erſt ſeit einigen Monaten beſteht, war ſie doch bereits vorgeſtern im Stande, ein großes Vocal⸗ und Inſtrumental⸗Concert zur Vorfeier des in einigen Tagen eintretenden Allerhoͤchſten Ge⸗ burts⸗ und Namensfeſtes Sr. Maj. des Koͤnigs zu geben. Da der gewoͤhnliche Verſammlungs⸗Saal der Geſellſchaft im Erdgeſchoſſe des Odeons nicht hinreichte, ſo wurde der obere gsrroße Saal dazu beſtimmt, und auch dieſer, zuſammt der Gallerie, haͤtte einen doppelt ſo großen Raum in ſich faſſen duͤrfen, um die zahlreichen Zuhoͤrer aufzunehmen, welche dazu eingeladen erſchienen. Das Concert beſtand aus zwei Abtheilungen. Auf eine HOuvertuͤre folgte ein Violin⸗Concert, und dann ein von Herrn Anton von Widder meiſterhaft vorgetragenes Violin⸗Concert. Den Schluß der erſten Abtheilung machte die von dem Kaiſer von Braſilien gedichtete und componirte und von Hrn. H. Bonn fuͤr Chor und Orcheſter eingerichtete conſti⸗ tutionnelle Hymne. Zu Anfang der zweiten Adstheiinag wurde Sccchillers Ballade: „Der Gang nach dem Eiſenhammer“ unter Muſikbegleitung vorgetragen, und zuletzt wurde, um die Beziehung dieſes Concerts auf das erhabene Feſt, wo⸗ durch es veranlaßt wurde, wuͤrdig zu bezeichnen, die von Hrn. S. Daxenberger gedichtete Hymne auf Koͤnig Ludwig, in Muſik geſetzt von Hrn. H. Bonn, mit einem Feuer und eaeiner Begeiſterung geſungen, die alle Zuhoͤrer auf das Herz⸗ liichſte theilten. Geleiſtet wurde mehr, als man von Di⸗ leettanten erwarten durfte, mehr aber als alle Virtuoſitaͤt in der Muſik erfreute die Erſcheinung dieſes Concerts an und fuͤr ſich, als gluͤckliches Zeichen eines unter den Studirenden erwachten ſchoͤnen Geiſtes der Eintracht und ſolcher Geſell⸗ ſchaftsbande unter einander, welche die, den Wiſſenſchaften aauf das Innigſte verſchwiſterte goͤttliche Kunſt zum Heil der Schule nicht minder als zur Verſchoͤnerung des Lebens ge⸗ ſcchloſſen. Moͤge dieſe Geſellſchafts⸗Aula nur recht gluͤcklich cortheſtehen und ſich wedet von Pedantismus noch Renomi⸗

ſtterei, dieſen beiden Widerſachern ſchoͤner Genuͤſſe und feiner

Gebſittung, abhalten laſſen, ihren wohlthaͤrigen Geiſt immer weiter zu verbreiten. Koͤnig Ludwig will, daß ſeine Studi⸗ 1 reenden weder Kopfhaͤnger noch Raufer ſeyen; moͤge, wie die eier neben ſeinem Scepter, ebenſo die Kunſt jedem Studi⸗ * rreenden das Naͤchſte ſeyn, was er zur Veredelung und Ver⸗ 2 voollſtaͤndigung ſeiner Bildung, als erheiternde Ausfuͤllung b. fuͤr ſeine Mußeſtunden waͤhlt.

Oeſterreich. 4 Wien, 12. Aug. Se. Majeſtaät der Kaiſer haben Sich e mit Ihrer Majeſtaͤt der Kaiſerin am Sonnabend, den 8. Aluguſt, von Baden in die K. K. Hoſburg zuruͤckbegeben, und ſind geſtern, den 11. Auguſt, um 7 Uhr Morgens von hiier nach Allerhoͤchſtihren Herrſchaften in Oeſterreich, und zwar zuerſt nach Poͤggſtall, abgereiſt.

4 Schweiz.

Bern, 5. Aug. Der Koͤnigl. Preußiſche Geſandte gab am 3. Auguſt, zur Feier des Geburtstags ſeines erhabenen Souverains, ein großes Diner, welchem das ganze hier ver⸗ ſammelte diplomatiſche Corps, ſo wie die Ehren⸗Geſandten der 22 Stande beiwohnten. Da der Praͤſident der Tagſaz⸗ zung abgehälten war, dei dem Feſte gegenwaͤrtig zu ſeyn, ſo 8 rachte der Herr Buͤrgermeiſter von Reinhard von Zuͤrich ddie Geſundheit ſeiner Majeſtaͤt des Koͤnigs mit ruͤhrenden Beziehungen aut die Vergangenheit und den guuͤcklichen

ſtand der Gegenwart aus. Dieſe Rede mit geeigneten Wuͤn⸗ ſchen fuͤr das Wohl der Schweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft 2zu erwiedern, brachte ſodann der Koͤnigl. Preußiſche Geſandte ſeinerſeits folgenden Toaſt aus: „Ich bin ſo geruͤhrt wie durchdrungen von dem, was ich ſo eben aus dem Munde des Herrn Buͤrgermeiſter von Reinhard vernommen habe. Se. Majeſtaät der Koͤnig, mein Herr, in Verbindung mit ſeinen hohen Alliirten, nimmt gewiß den waͤrmſten Theil an Al⸗ lem, was der Schweiz begegnet und demnach auch an ihrer durch den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Dinge hervorgehenden Wohlfahrt; dieſe wird ungetruͤbt fortbeſtehen, wenn die Schweiz ſo gluͤcklich iſt, immer ſo wuͤrdige Magiſtrate zu be- ſitzen, wie der achtungswerthe v Buͤrgermeiſter es iſt; ich wuͤnſche daher, daß auf die Geſundheit Sr. Excellenz getrun⸗

ken werde.“

Tuͤrkei und Griechenland. 1

Der Oeſterreichiſche Beobachter enthält Folgendes aus Konſtantinopel vom 30. Juli: „Am 27ſten d. MN. hat die feierliche Antritts⸗Audienz des Koͤnigl. Preußiſchen außerordentlichen Geſandten und bevollmaͤchtigten Miniſters bei der hohen Pforte, Herrn v. Royer, beim Sultan, im Lager auf der großen Wieſe zwiſchen Therapia und Buſuk⸗ dere ſtatt gefunden.*) 8 3

Der bisherige Pforten⸗Dolmetſcher Iſſak⸗Efendi iſt von ſeiner Stelle entfernt und deſſen Schwiegerſohn Esrar⸗Efendi, welcher bereits bei den Verhandlungen von Akerman vere,. wendet worden war, zum Pforten⸗Dolmetſcher ernannt, und am 28ſten d. M. in dieſer Eigenſchaft mit dem Ehren⸗Kaff tan bekleidet worden. 8

Am 26. Vormittags brach in der Nachbarſchaft von

Pera eine Feuersbruſt aus, welche ſich, durch den heftig we⸗ henden Nordwind angefacht, ſchnell uͤber die nahe liegenden Quartiere, beſonders uͤber die Vorſtadt Galata, verbreitete, und ungeachtet der angeſtrengteſten Bemuͤhun een, wobei ſich beſonders die Mannſchaft einer im hieſigen Hafen liegenden Franzöſiſchen Gabarre auszeichnete, in wenigen Stunden uͤber tauſend Wohnhaͤuſer und Boutiquen in Aſche legte, und auch den großen, aus den Zeiten der Genueſer herſtammen⸗ den Thurm von Galata zerſtoͤrte. 1 Die Nachricht von dem Uebergange der Ruſſiſchen Haupt⸗Armee uͤber die Balkans, die vor einigen Tagen hier eingetroffen iſt, hat nicht geringe Beſtuͤrzung in der Haupt⸗ ſtadt verbreitet, um ſo mehr, als bald nachher auch verlau. tete, daß ein Ruſſiſches Corps, deſſen Staͤrke auf 12,000 Mann angegeben wird, bei Siſipolis (das ſich bekanntlich ſeit laͤngerer Zeit in den Händen der Ruſſen beſindet) gelan⸗ det, und ſich mit den uͤber den Balkan gekommenen Trup⸗ pen vereinigt habe. Auch ſpricht man, jedoch unverbuͤrgt, davon, daß Erzerum, in Folge der letzten, fuͤr die Tuͤrkiſchen Waffen unguͤnſtigen Gefechte in dieſer Gegend, in die Ge⸗ walt der Ruſſen gefallen ſey.

Der Sultan ſoll, dem Vernehmen zufolge, beſchloſſen haben, das Lager bei Therapia zu verlaſſen und ſich nach Ramitſchiftlick, wo im verfloſſenen Herbſte ſein militairiſches Hoflager aufgeſchlagen war, zu begeben. An den dortigen eenzannen wird thaͤtig gearbeitet; der Armeniſche und Griechiſche Patriarch ſind aufgefordert worden, eine bedeu⸗ tende Zahl von Arbeitern zu dieſem Behufe zu ſtellen.

DOmer⸗Vrione, Paſcha von Kiutahia, iſt beordert wor⸗ den, mit ſeinen Truppen unverzuͤglich nach der Hauptſtadt aufzubrechen; Haſſan⸗Paſcha, bisheriger Statthaltes von Smyrna, iſt zum Commandanten von Adrianopel, Belenli Hadſchi Muſtapha⸗Paſcha von Stanchto zum Sandſchakbei von Viſa, Jahja⸗Paſcha zum Gouverneur von Diarbekr, Osman⸗Paſcha zum Ober⸗Befehlshaber an der Perſiſchen Gränze und Tſchetſchen Oglu Haſſan⸗Paſcha zum Statthal⸗ ter von Siwas, Erzerum und Trebiſond ernannt worden.“

Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schrei⸗ ben aus Trieſt vom 4. Auguſt: „Nachrichten aus Korfu zu⸗ folge ſollen ſich die Griechiſchen Truppen nur aus dem Grunde gegen den Grafen Auguſtin Capodiſtrias empoͤrt haben, weil er ſie anhalten wollte, nach Morea zuruͤckzugehen, und die Eroberungen, die ſie in Livadien, Theſſalien und Albanien gemacht hatten, preis zu geben. Der Graf ſah ſich daher enöͤthigt, die Truppen in ihren genommenen Stellungen zu aſſen, und ſeither iſt die Ordnung und Disciplin in dem Griechiſchen Armee⸗Corps wieder hergeſtellt. Der Praͤſident Capodiſtrias beharrt daher auf der groͤßeren Ausdehnung der Griechiſchen Graͤnze.“

2) Vergl. Nr. 227. der. Staats⸗Zeitung.