der von Halil⸗Paſcha befehligten Reiterei wurden jederzeit, mit großem Verluſt der Feinde, zuruͤckgeſchlagen. Zwei Schwa⸗ dronen des Kurlaͤndiſchen Regimentes, die mit Gewalt in die Stadt gedrungen waren, verbrannten das Lager. Am 20. Juli (1. Auguſt) traf der General⸗Maſor Scheremetieff wieder in Karnabat ein, nachdem er 100 Koſaken zuruͤckge⸗ laſſen hatte, um den Feind und die Stadt Jambol zu beob⸗ achten. Nach dieſen entſcheidenden Gefechten der Abtheilung des General⸗ Majors Scheremetieff zog ſich der Feind, der ſelbige wahrſcheinlich fuͤr die Avantgarde der Armee gehalten hatte, waͤhrend der Nacht vom 19ten zum 20ſten (31. Juli zum 1. Auguſt) in groͤßter Eile in der Richtung von Adrianopel und Eski⸗Saar zuruͤck, und die zur Beobach⸗ tung der Stadt Jambol zuruͤckgelaſſenen Koſaken nah⸗ mmen in Folge deſſen von derſelben Beſitz. Das Corps des Generals der Infanterie Roth lagerte vor Aidos, das des General⸗Lieutenants Ruͤdiger in Karnabat, und das des General⸗Adjutanten Grafen Pahlen in Karabunar. Das aupt⸗Quartier der Armee befand ſich fortwaͤhrend in Aidos.“ * „Vom 22. Juli (3. Auguſt). Der General⸗Adjutant Kiſſeleff berichtet, daß der General⸗Major Gordejeff, der am 15ten (27ſten) mit einem Regiment Koſaken, 6 Escadronen reitender Jaͤger und 4 Stuͤck vom Donſchen Geſchuͤtz, ge⸗ gen den drei Werſt von der Feſtung Schurſcha fouragiren⸗ den Feind geſchickt worden war, hat ihn lebhaft angegriffen, geworfen und ihn gezwungen, ſich in die Feſtung zuruͤckzu⸗ ziehen. Der Feind verlor bei dieſer Gelegenheit 100 Todte, und unter ihnen den Bimbaſchi, der das Tuͤrkiſche Detaſche⸗ ment befehligt hatte; eine bedeutende Anzahl von Tuͤrken hatten ihr Leben verloren, indem ſie ſich in groͤßter Eile in den Fluß ſtuͤrzten, der die Feſtung Schurſcha von der Inſel 8 gleichen Namens trennt; wir nahmen dem Feinde 13 Ge⸗ fangene ab. Der General⸗Maſor Scheremetieff verließ mit der 2ten Brigade der 4ten Uhlanen⸗Diviſion Karnabat, und marſchirte auf Jambol und Sliwno zu. Der General⸗ Adjutant Baron Geismar berichtet, daß ein von Beloslatin ausgeſandtes Streif⸗Corps am 11ten (23ſten) im Dorfe Ga⸗ bori 100 Mann Tuͤrkiſcher Reiterei vorgefunden, ſie ange⸗ griffen und zerſtreut habe. Man nahm dem Feinde eine Fahne ab; er hatte 40 Todte; unſerer Seits wurden 2 Freiwillige getoͤdtet, 2 Soldaten des Tobolskiſchen Regi⸗ ments verwuͤndet, und 4 Mann erhielten Contuſionen. Das von der Avant⸗Garde des 2ten Infanterie⸗Corps von Faki aus auf der Straße nach Kirkliſſa ausgeſandte Streif⸗ TCorps ruͤckte am 20. Juli (I. Auguſt) bis zum Dorfe Kai⸗ beliar vor, wo es Tuͤrkiſche Einwohner vorfand, die ihre Waffen uͤberlieferten, und um die Erlaubniß baten, in ihren Wohnungen zu bleiben. Die Bewohner der Doͤrfer Mal⸗ kotſch und Karabunar (zwiſchen Bujuk⸗Derbent und Kaw⸗ tſchate) waren gleichfalls nach Faki um ſich die⸗ ſelbe Gunſt zu erbitten. Soldaten bemerkte man nicht, ei⸗ nige Fluͤchtlinge ausgenommen, die ſich in den Waͤldern ver⸗ bargen, und die zu den am 13ten (25ſten) in Aidos geſchla⸗ genen Truppen gehoͤrten; es wurden 4 Mann von den irre⸗ gulairen Truppen zu Gefangenen gemacht.“ 8 „Vom 23. Juli (4. Auguſt). Der General⸗Lieutenant Ruͤdiger berichtet, daß man bis zum 22. Juli (3. Aug.) in Jambol, nach dem Ruͤckzuge des Feindes, 350,000 Patronen, 399,050 Pud (uͤber 1 ½ Millionen Pfund) Zwieback, und ei⸗ naen großen Vorrath von Weizen, Mehl und Vieh vorgefun⸗ den habe. Der General Rogowsky kam am 20 Juli (1. Auguſt) mit der 3ten Brigade der 19ten Junfanterie⸗Divi⸗ ſion und der leichten Compagnie Nr. 3 der 19ten Artille⸗ rie⸗Brigade in Karnabat an, von wo er ſich den folgenden FTag wieder in Marſch ſetzte. Am 22. Juli (3. Aug.) ruͤckte er in das Dorf Dobrol ein, welches von den bewaffneten TCuͤrken, die ſich dort befanden, beim Anblick unſerer Truppen ſogleich verlaſſen wurde. Das zur Verfolgung des Feindes nach dem Dorfe Murader (5 Werſt von Dobrol) abgeſandte Bataillon des 38ſten Infanterie⸗Regimentes hat ihn erreicht und zerſtreut, und die Bulgariſchen Bewohner befreit, die, mit der Bitte um Ruſſiſchen Schutz, in ihre Wohnungen

4 . 1 unterz.: Der General⸗Auartiermeiſter der 2ten 52 Armee, General⸗Major Berg.“

„Laut Nachrichten von der Haupt⸗Armee vom 6ten d. M. neuen Stils ſtand dieſelbe noch an jenem Tage bei Aidos. Ein Corps befand ſich bei Karnabat, ein anderes bei Kara⸗ Man war im Begriff, weiter vorzugehen.“

wie ſonſt das Freitags⸗Gebet, den Hutbé, im

Aus Warſchau vom 24. Auguſt wird gemeldet:

Aus dem Haupt⸗Quartier zu Aidos iſt folgende Pro⸗ clamation erlaſſen worden:

„Der Ober⸗Befehlshaber der Ruſſiſchen Armee, welche der Sieg bis in die Ebene Rumeliens gefuͤhrt hat, kann es nur beklagen, daß die Ottomaniſche Regierung mit blinder Hartnaͤckigkeit die ihr im Namen Sr. Majeſtaͤt des Kaiſers aller Reußen gemachten Vorſchlaͤge, deren Annahme die Uebel des Krieges beſeitigen, und den friedlichen Bewohnern die⸗ ſer Gegenden Ruhe und Zufriedenheit wiedergeben wuͤrde, zuruͤckweiſt, und ſieht ſich dadurch in die dringende Noth⸗ wendigkeit verſetzt, ſeine Siege zu verfolgen, das Land zu be⸗ ſetzen, und ſo weit vorzuruͤcken, alc es die Vorſehung will, um auf dieſe Weiſe den Sultan zu zwingen, der Stimme der Vernunft und der Menſchlichkeit Gehoͤr zu geben.

In Erfuͤllung dieſer peinlichen Pflicht hegt jedoch der Ober⸗Befehlshaber den lebhafteſten Wunſch, den friedlichen Einwohnern, Mahomedanern ſowohl als Chriſten, die La⸗ ſten einer militatriſchen Beſatzung zu erſparen, oder vielmehr ihrem Untergange vorzubengen, der unvermeidlich ſeyn wuͤrde, wenn ſie, durch die Annaͤherung der Armee erſchreckt, den ungluͤcklichen Entſchluß faſſen ſollten, ihre Wohnungen, ihre Doͤrfer und ihre Staͤdte zu verlaſſen.“

„Demzufolge hat der Ober⸗Befehlshaber fuͤr gut befun⸗ den, folgende Bekauntmachung zu erlaſſen:“

„1) Alle Muſelmaͤnniſchen Bewohner der Staͤdte, Flek⸗ ken und Doͤrfer werden aufgefordert, mit ihren Weibern und Kindern ruhig in ihren Wohnungen und in ihrem Eigenthum zu bleiben, ohne zu befuͤrchten, von irgend Jemandem beunru⸗ higt zu werden. Sie ſind nur verpflichtet, alle ihre Waffen abzullefern, die an einem ſicheren Ort aufbewahrt werden ſollen. Es wird daruͤber ein ausfuͤhrliches Verzeichniß gege⸗ ben, und werden dieſelben beim Frieden genau wieder abge⸗ liefert werden.“

„2) Die Einwohner werden in Ausuͤbung der mahome⸗ daniſchen Religion einer voͤlligen Freiheit genießen. Sie werden ihre Moſcheen und ihre Imams behalten, die fuͤnf Gebete in den dazu feſtgeſetzten Stunden vollziehen, und ſo Namen des Sultans Mahmud, ihres Souverains und Kalifen, herſa⸗ gen, denn es verſteht ſich, daß die muſelmänniſchen Bewoh⸗ ner, welche die von den Ruſſiſchen Truppen beſetzten Ge⸗ biete nicht verlaſſen, deswegen nicht gehalten ſind, Ruſſiſche Unterthanen zu werden, ſondern, ſo wie fruͤher, Unterthanen des Sultans bleiben.“

„3) Alle Lokal⸗Behoͤörden von Staͤdten, wie Adrianopel und Andere, die Ayan's, die Cadi's, die Notabeln u. ſ. w. werden ebenfalls aufgefordert, ihre Wohnſitze nicht zu ver⸗ laſſen und ſich ferner mit der Adminiſtration zu beſchaͤftigen, damit die Ruhe und das Wohlſeyn der muſelmaͤnniſchen Bewohner geſchuͤtzt und aufrecht erhalten werden. Keine Ruſſiſche Behoͤrde wird in die Angelegenheiten, welche die Muſelmäaͤnner unter ſich haben, ſich einmiſchen. Dieſe wer⸗ den vielmehr von den competenten muſelmaäͤnniſchen Behoͤr⸗ den des Orts unterſucht und geordnet werden.“

„4) Die Einwohner werden die Aerndte ihrer Felder betreiben und das Getreide magaziniren, damit ihnen dieſes zur eigenen Verproviantirung diene und der Ueberſchuß ih⸗ rer Produkte, der zum eigenen Bedarf nicht mehr noͤthig iſt, wird durch ſie an die Ruſſiſche Armee verkauft werden koͤn⸗ nen, die Alles, nach den feſtzufetzenden Preiſen, baar bezah⸗ len wird.“ 898

„5) In allen Städten werden die muſelmaͤnniſchen Be⸗ höͤrden denen der Ruſſiſchen Armee alle Gegenſtäͤnde, welche der Turkiſchen Regierung gehören, als: Kanonen, Waffen, Munition und Proviant, genau uͤberliefern. Iſt dieſe Vorſchrift einmal erfuͤllt, ſo wird es Niemanden, wer es auch immer ſey, erlaubt ſeyn, etwas anzugreifen, was Pri⸗ vat⸗Eigenthum iſt, und ſoll jeder Einwohner Alles, was er beſitzt, behalten und daruͤber frei disponiren koͤnnen.“

„6) In den Staͤdten, Marktflecken und Doͤrfern wer⸗ den die Soldaten keines der von den Muſelmäaͤnnerg be⸗ wohnten Haͤuſer beſetzen, und wird man die ſtrengſten Maaß⸗ regeln nehmen, um es zu verhindern, daß die muſelmaͤnni⸗ ſchen Bewohner, ihre Frauen und Kinder, irgend einer Be⸗ leidigung oder Bedruͤckung von Seiten der Truppen ausge⸗ ſetzt werden.“

„Alle hier oben ſpecificirten Punkte ſollen ſtreng beob⸗ achtet werden, und haben die muſelmänniſchen Behoöͤrden Sorge dafuͤr zu tragen, daß dem Ober⸗Befehlshaber Alles, was auf die pünktliche Vollziehung derſelben Bezug hat, an⸗ gezeigt werde.“

9%* Haupt⸗Quartier von Aidos, am 19. (31.) Juli 1829. ,1“

2. ne 8

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