daß die Revolution, d. h. ren, die Andern, indem ſie anzeigten, daß die Maͤnner der Contre⸗Revolution im Be⸗
unſere Inſtitutionen, beſiegt wa⸗ mit tief empfundenem Unwillen
griff ſtaͤnden, dieſelbe auszufuͤhren. Ernennungen veranlaßten Beſorgniſſe wurden durch die dar⸗ auf folgenden Abdankungen beſtaͤrkt. Man fragte ſich, war⸗ um ſo viel ehrenwerthe Maͤnner, welche das Vertrauen des Fuͤrſten und des Landes beſaßen, ihre Aemter niederlegen, und jede Verbindung mit den Neuerwaͤhlten ausſchlagen wuͤr⸗ den, wenn ſie nicht in den bekannten Grundſaͤtzen und in deen fruͤheren politiſchen Handlungen derſelben die Vorboten Ainer die beſtehende Ordnung umwerfenden Verwaltung geſehen heäͤtten. Dieſe Vorgefuͤhle moͤgen gegruͤndet geweſen ſeyn oder nicht, es iſt Thatſache, daß ſie exiſtirt haben; die Erſchuͤtte⸗ rung, von der die Journale geſprochen haben, iſt wahr, ſie haben alſo ihre Pflicht gethan, denn die Preſſe iſt das Organ der öͤffentlichen Meinung. War das Publikum im Irrthum, ſo mußte man es eines Beſſern belehren, waren ſeine Beſorgniſſe unbegruͤndet, ſo mußte man es beruhigen. Statt deſſen hat man gegen die Mehrzahl der periodiſchen Blaͤtter ge⸗ richtliche Verfolgungen eingeleitet, um von ihnen Achtung gegen die neuen Miniſter zu erzwingen.“ Hr. Dupin ging hierauf zu einer kurzen Biographie Hrn. Bertin des Ael⸗ teren uͤber, deſſen ganzes Leben der Sache der Bourbonen gewidmet geweſen ſey, fuͤr die er unter dem Convent, unter dem Direktorium, unter dem Conſulat und dem Kaiſerthum, in den Gefaͤngniſſen von Laforce, Saint⸗Pelagie, im Tempel und in den Wuͤſten von Sinnamary geſchmachtet habe. Bei der Ruͤckkehr der Bourbonen habe Niemand die Reſtauration freudiger begruͤßt, als er; in den hundert Tagen ſey er dem Koͤnige nach Gent gefolgt und habe dort den Moniteur redi⸗ girt. Dies ſey der Mann, welchen das Miniſterium bei ſei⸗ nem Auftreten als eine der Stuͤtzen der ſogenannten Jacobi⸗ niſchen und Kaiſerlichen Verſchwoͤrung angreife. Ein Roya⸗ ſt; deſſen Haar im Dienſte der Monarchie wriß geworden ſey! Das Journal des Doͤbats ſey ſtets ein religioͤ⸗ ſes, royaltſtiſches und ſogar etwas griſtokratiſches Blatt ge⸗ weſen; es ſey religiöͤs, aber nicht ultramontan, es wolle die Religion im Staate und nicht uͤber dem Staate; es ſey royaliſtiſch und bourboniſch, nirgends ſey die Dynaſtie mehr gefeiert worden als in ſeinen Columnen; es ſey ariſtokra⸗ fſſch, aber in dem Sinne, daß es ſich beſonders an die hoͤ⸗ hern und gebildetern Klaſſen der Geſellſchaft gewendet habe. „Wus den angeklagten Artikel betrifft“, fuhr Herr Dupin fort, „ſo athmet er nach meiner Anſicht eine wahrhaft liebe⸗ volle Geſinnung gegen den Fuͤrſten. Der Verfaſſer deklagt, daß man den Koͤnig hintergehe und ihm die Wahrheit verberge, und weiſſagt mit Schmerz die un⸗ gluͤckliche Richtung, welche die neue Verwaltung neh⸗ men werde. Die Anklaze leiht aber dieſen Worten einen anderen Sinn und findet darin die Alternative aus⸗ gedruͤckt, daß entweder der Koͤnig ſein Volk, oder daß dieſes ſeinen Koͤnig nicht mehr liebe. Dies iſt aber weder der Sinn, noch ſind es die Ausdruͤcke des Artikels; koͤnnte die⸗ ſer ſo verſtanden werden, ſo wuͤrde mein Client die Feder, aus welcher dieſe Schmaͤhung gefloſſen, desavouirt haben. Doch bevor ich den wahren Sinn feſtſtelle, iſt es noͤthig, vor⸗ her den Rechtspunkt zu beleuchten. Wenn es ſich um eine Strafe handelt, ſo muß ein Geſetz uͤbertreten worden ſeyn; nman beſchuldigt den Redaecteur, geſagt zu haben, das Volk liebe ſeinen Koͤnig nicht mehr; es muͤßte alſo ein Ge⸗ ſetz der Liebe verletzt worden ſeyn. Die Liebe entzieht ſich aober den Geſetzen und Befehlen; gluͤcklich iſt der, welcher ſie einzufloͤßen weiß. Nur in dem Katechismus Napoleons iſt ausdruͤcklich vorgeſchrieben, Strafe ewiger Verdammung. Dieſes Geſetz exiſtirt aber nicht mehr, und das Civil⸗Geſetz beſiehlt nur Handlungen, aber keine Geſinnungen. Ich komme jetzt zu dem angeſchul⸗ digten Artikel: „„So iſt es denn noch einmal zerriſſen u. ſ. w.“ Der Anklaͤger behauptet, diefer Satz ſage, daß dieſes Band wirklich und fuͤr immer zerriſſen ſey; aber der Zuſam⸗ menhang des Satzes widerlegt von ſelbſt eine ſolche Ausle⸗ gung. Bemerken Sie die Worte: noch einmal; Sie wer⸗ den wiſſen, was dieſe Worte in der Sprache der Liebe be⸗ deuten; ſie geben Aufſchluß uͤber den ganzen Gedanken. Es iſt von etwas die Rede, das mehreremal zerriſſen werden kann; dieſes Band iſt ſchon einmal geloͤſt geweſen und darum doch wieder geknuͤpft worden; es kann alſo auch jetzt wie⸗ der geknuͤpft werden. Allerdings giebt es bei den Voͤlkern Augenblicke des Mißvergnuͤgens, der Muthloſigkeit. Will man etwa verlangen, daß ein Volk vom Anfange des Jahres bis — ſtets heiter und zufrieden ſey? Veräͤnderungen der Regierung oder der Miniſterien haben nothwendig auf die Stimmung der Vöͤlker großen Einfluß. Ich erinnere an den
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Dieſe durch die neuen
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den Kaiſer zu lieben unter der
Enthuſiasmus, mit dem Karl X. bei ſeinem Regierungs⸗ Antritt empfangen wurde, als er die Worte ausſprach: „ „Keine Cenſur, keine Hellebarden mehr!““ Ich erinnere an die Unzufriedenheit des Volkes unter dem Miniſterium Villéle und an die Freude, mit der es das folgende beſſere Miniſterium begruͤßte. Das Journal des Doébats ſpricht von einer neuen Miniſterial⸗ Veraͤnderung, welche die Geiſter beunruhigt hat; will man ihm das zum Verbrechen anrechnen? Die Anklage hebt ferner den 2ten Satz hervor, welcher beginnt: „„Noch einmal tritt der Hof mit ſeinem alten Groll u. ſ. w.“ Der Satz, wie er hier gefaßt iſt, enthaͤlt nicht die geringſte Beleidigung, am wenigſten gegen die Perſon des Koͤnigs. Der Verfaſſer giebt hier an, durch wen dies Band zwiſchen dem Monarchen und ſeinem Volke fuͤr den Augenblick geloͤſt worden iſt; dies ſind die Hofleute, die Emigration, die Vorurtheile des Prieſterthums, die bei dem Fuͤrſten ein unverdientes Mißtrauen erregt haben. Man iſt betruͤdt uͤber dieſes Mißtrauen, und iſt dieſe Betruͤbniß nicht ein Beweis der Liebe? Nur der Verluſt einer Sache, die mir theuer war, kann mich ſchmerzen. Die Ariſtokratie des Hofes uͤbt den verderblichſten aller Einfluͤſſe. Sind nicht zu allen Zeiten die beklagenswerthen Wirkungen der Intri⸗ guen der Hofleute gefuͤhlt worden? Ich will nicht unter⸗ ſuchen, ob Manche der Letztern anders geworden ſind, aber ich behaupte, daß ſich eine Ariſtokratie nicht durch Ordon⸗ nanzen ſchaffen laͤßt; man muß ſie fertig vorfinden. Selbſt
unter dem Kaiſerthum waͤre es nicht gelungen, eine neue
Ariſtokratie zu bilden, wenn die Uniform der Marſchaͤlle und Herzoͤge, deren Dotationen in weit entfernten Laͤndern la⸗ en, nicht ehrenvolle Wunden bedeckt haͤtte, und wenn dieſe riſtokratie nicht durch Siege gerechtfextiget worden waͤre. Der Verfaſſer des Artikels ſpricht ferner von dem Freiheite⸗ haſſe der Prieſter. Wer wußte nicht, meine Herren, daß die Maͤnner der Kirche gewoͤhnlich die Preßfreiheit, die ein⸗ zige Garantie fuͤr unſre andern Freiheiten, wenig achten? Wir finden in der Geſchichte der Gegenwart tauſend Bei⸗ ſpiele des Haſſes der Prieſter gegen unſere Verfaſſung. Auch der Schluß des Aufſatzes: „„Ungluͤckliches Frank⸗ reich, ungluͤcklicher Koͤnig!“ iſt ein Ausdruck der Zunet⸗ uns. Das Volk und ſein Monarch werden in einem ſchmerzlichen Ansrufe vereinigt. Wir ſagen: glückliches Frankreich, gluͤcklicher Koͤnig! weil die Wahrheit zu dem Monarchen dringen und ihn bewegen wird, beſſere Zeiren — Herr Dupin ging hierauf zu dem zweiten nklagepunkte, dem Angriffe gegen die conſtitutionnelle Au⸗ torität des Koͤnigs uͤber. Dieſe ſey aber nicht verletzt worden, weil der Artikel dem Monarchen nicht das Recht beſtreite, ſeine Miniſter nach Belieben zu ernennen, ſondern blos die Ausuüͤbung dieſer Praͤrogative beurtheile. Es ſey ein Recht, zu behaupten, daß der Koͤnig getaͤuſcht worden; als Menſch ſey er dem Irrthume unterworſen. Es ſey kein Angriff gegen die Koͤnigl. Autoritäͤt, wenn man diejenigen tadele, welche dem Koͤnig die Dinge in einem falſchen Lichte darſtellen, und ihn gegen ſeine Abſicht zu Maaßregeln verlei⸗ ten koͤnnen, welche Ungluͤck herbeifüͤhren. In ſolchen Fät⸗ len ſey es in einem conſtitutionnellen Staate Pflicht, den Koͤnig von ſeinem Irrthume zu benachrichtigen; ja dies ſey ein durch die Charte geheiligtes Recht, deſſen ſich die Ga⸗ zette de France, die jetztge Gegnerin der Preßfreiheit, im Unmaaße bedient habe. Der Anwald ſtellte ferner die Be⸗ ſorgniſſe, welche die Ernennun der neuen Miniſter erweckt habe, als gerechtfertigt dar. Einer derſelben habe ein Jahr lang damit gezoͤgert, den Eid auf die Charte zu leiſten; ein Andrer ſey in einem verhaͤngnißvollen Augenblicke zum Feinde uͤbergegangen, ein Dritter habe im Jahre 1815 blutige Vor⸗ ſchlaͤge gethan, die, wenn ſie ausgefuͤhrt worden waͤren, mehr
als 100,000 Megſchen das Leben gekoſtet haben wuͤr⸗ den. Nachdem Hr. Dupin noch an die Abdankungen ſo
vieler ehrenwerthen Männer erinnert hatte, „Es ſey uns erlaubt, zu lagen, daß die Ernennung der neuen Miniſter ein Beweis dafuͤr iſt, daß die Geſinnungen der Nation nicht begriffen worden ſind, und daß die letztere vielmehr der Gegenſtand eines unverdienten Miß⸗ trauens geworden iſt, eines Mißtrauens, das fuͤr einen Au⸗ genblick die Bande der Liebe ſchlaffer machen konnte, doch ohne die Treue zu erſchuͤttern. Der Verfaſſer des Artikels hat geſagt, und ich wiederhole es: Trotz den Wolken, welche ſich erhoben haben, wird der Koͤnig immer und uͤberall treue Unterhanen finden; er hat uns unbewußt und gegen ſeinen Willen ſchlechte Miniſter geben koͤnnen, ja er koͤnnte uns noch ſchlechtere geben. Dieſe Miniſter moͤgen Befehle er⸗ theilen, ſie werden befolgt werden, denn ſie ergehen im Na⸗ Wenn aber Gehorſam und Treue Pflich⸗ ch das Vertrauen, wie ich im Beginn mei⸗ ₰ t
ſchloß er: