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Doocument aufgefunden, naͤmlich die Rede, mit welcher Oliver Cromwell das lange Parlament aufgeloͤſt hat. Dieſelbe lau⸗ tet, der Morning,⸗Chroniele zufolge, woͤrtlich wie folgt: „Es iſt hohe Zeit fuͤr mich, eurer Sitzung an dieſem DOrte ein Ende zu machen, den ihr durch eure Verachtung 8 Ss aller Tugend entehrt und durch Ausuͤbung jedes Laſters be⸗ 4 ſudelt habt. Ihr ſeid ein Pack feiler Elenden, und wuͤrdet, Eſau, Euer Vaterland fuͤr ein Gericht Linſen verkau⸗ 2

feenn, gleich Judas, euren Gott fuͤr wenige Silberlinge ver⸗ rathen. Iſt wohl noch eine einzige Tugend bei euch anzu⸗ ctrreffen? Gieht es irgend ein Laſter, das ihr nicht beſitzt? Z 22 nicht mehr Religion als mein Pferd; Gold iſt Auer Gott! Wer von euch hat ſein Gewiſſen nicht gegen Be⸗ ſeechungen vertauſcht? Giebt es Einen unter euch, dem das

Gemeinwohl auch nur im Geringſten am Herzen liegt? Ihr lehrloſen Schandoͤbuben, habt ihr dieſen heiligen Ort nicht ent⸗ weiht und den Tempel des Herrn in eine Diebes Hohle ver⸗ wandelt? Durch eure unmoraliſchen Grundſaͤtze und gottloſen Handtierungen ſeyd Ihr der ganzen Nation auf das Aeußerſte erhaßt geworden. Ihr, die ihr von dem Volke hieher ge⸗ ſandt wurdet, um den auf ihm laſtenden Uebeln abzuhelfen,

ihr ſeyd ſelber des Volkes größtes Uebel geworden.

KECuer Land fordert es daher von mir, dieſen Stall des Augias zu reinigen, indem ich euren ſchindlichen Verhand⸗ lungen ein Ende mache, und bin ich gekommen, mit der Huͤlfe Gottes und der Kraft, die er mir verliehen hat, dies zu thun. Ich befehle euch daher, bei Gefahr eures Lebens, dieſen Ort zu raͤumen. Geht! Hinaus mit euch! Macht fort! Ihr kaͤuf⸗ lichen Sklaven, auf und hinaus! Nehmt dieſes glänzende Kinderſpiel hier mit, und ſchließt die Thuͤren dort hinter euch zu!“

Durch den Tod des Erzbiſchofs von Malta iſt unſere Regierung einigermaaßen in Verlegenheit gerathen. Denn die Ernennung eines neuen Erzbiſchofs haͤngt vom Roͤmi⸗ ſchen Stuhle ab, mit dem bekanntlich die Regierung auf officielem Wege nicht unterhandelt. Dem Vernehmen nach wird in dieſer Angelegenheit ein ſehr geachteter Mann, der mit den Verhaͤltniſſen und Beduͤrfniſſen Malta's ſehr genau bekannt iſt, nach Rom reiſen. Von dem Charakter eines geiſtlichen Primaten jener Inſel und ſeinem Einfluſſe uͤber die Eingebornen haͤngt, wie allgemein zugegeben wird, zum Theil auch ihre Anhaͤnglichkeit an den Britiſchen Gouver⸗ neur und mithin auch die ruhige Verwaltung ihrer Angele⸗ genheiten ab.

Briefe aus Gibraltar, die hier angekommen ſind, beſtä⸗ tigen es, daß, den letzten Nachrichten aus Acgier zufolge, der Dey einige neue Friedens⸗Eroͤffnungen Frankreichs von ſich gewieſen habe, und nicht die Feringſt⸗ Furcht vor einem feind⸗ lichen Angriffe, den das Franzoͤſiſche Geſchwader wagen moͤchte, dort herrſche In einem der Briefe heißt es ſogar: „Die Franzoͤſiſche Flotte iſt zu Bette gegangen, und ſcheint einen langen Schlaf zu thun.“

Madame Malidran iſt von Bruͤſſel zuruͤckgekommen, um hier ihre Engagements bei den verſchiedenen muſikaliſchen Verſammlungen zu erfuͤllen. Zunaͤchſt geht ſie nach Cheſter, wo ſie beim Muſikfeſte am 9ten d. ſingen wird.

An der geſtrigen Boͤrſe ſind die Portugieſiſchen Obliga⸗ tionen neuerdings um 1 pCt. (bis 46) geſtiegen, und zwar, weil unſere Fonds⸗Spekulauteu jetzt von der Idee auszugehen ſchei⸗ nen, daß die Regierung Dom Miguel's von England werde

anerkannt werden. ruͤcht, daß die Herren Rothſchild, die jetzt ſich in Pgagris ver⸗ ſammeln, im Begriffe ſeyen, eine neue Anleihe fuͤr Dom Miguel zu negociiren. „Dies“, fuͤgt die Morning⸗Chro⸗ nicle hinzu, „iſt hoffentlich nicht wahr; das Publikum duͤrfte ſich gewiß nicht willfaͤhrig zu einer Anleihe zeigen, die von der jetzigen Regierung Portugals ſeyen nun die Be⸗ dingungen, welche ſie wollen gemacht wird.“ „Man glaubt jetzt“ (heißt es in demſelben Blatte), „daß unſere Regierung den Zinsfuß der Schatzkammer⸗Scheine nur des⸗ halb reducirt habe, um deſto geſchickter die Aufmerkſamkeit der Stocks⸗Inhaber von ihren Kriegs⸗ und Schiffs⸗Ausruͤ⸗ ſtungen abzulenken.

Niederlande.

Sept. Der dieſſeitige Geſandte am Fran⸗ Baron von Fagel, iſt geſtern von hier nach

Bruͤſſel, 6. 1 —— orgeſtern kam ein Aegyptiſcher Stabs⸗Officier aus dem Gefolge des Väce⸗Koͤnigs, s mit mehre⸗ GE hier an. ie drei neu ernannten Biſchoͤfe von Gent, Doornik

und Luͤttich ſind vorgeſtern hier eingetroffen.

destags⸗Geſandten, Freiherrn von Gruben, und Allerhoͤchſt⸗

Zu gleicher Zeit geht aber auch das Ge⸗

Schweden und

Stockholm, 1. Septbr. Se. Maj. der Koͤnig haben den Grafen de la Gardie zum Ober⸗Hofmarſchall Ihrer Maj. der Königin, und die Graͤfin Wilhelmine v. Gyldenſtolpe zu Hoͤchſtderen Ober⸗Hofmarſchallin ernannt.

„Heute fruͤh haden ſich Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron⸗ prinz an Vord der Bombarden⸗Flottille eingeſchifft, welche eine in den Scheeren⸗Gewaͤſſenn vornehmen wird.

Der Norwegiſche Storthing verſammelt ſich im Fe⸗ bruar, und Se. Maj. der Koͤnig gedenken ſich im Maͤrz da⸗ hin zu begeben. f

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Norwegen.

Danemark.

n 5. Sept. Am 3ten d. M. ſind hier drei Ruſſiſche Kriegsſchiffe, 2 Linienſchiffe und 1 Fregatte, von der Nordſee, vermuthlich aus Archangel, angekommen und auf unſerer Rhede vor Anker gegangen.

Der dienſtthuende General⸗Adjutant, General⸗Lieutenant von Buͤlow, hat den Allerhoͤchſten Befehl erhalten, bis auf Weiteres alle dem General⸗Quartiermeiſter obliegenden Ge⸗ ſchaͤfte zu uͤbernehmen und zu beſorgen.

Die Vermahlung des Prinzen Friedrich von Auguſten⸗ burg mit der Graͤfin Danneſkjold⸗Samſà wird, dem Ver⸗ nehmen nach, in dieſem Monat auf Auguſtenburg vollzogen werden.

Der 2—. hat Befehl erhalten, gegen den Ma⸗ giſter Lindberg, Adjuncten bei der hieſigen Metropolitan⸗ ſchule, wegen Mißbrauchs der rfachei klagbar zu werden.

In der Gegend von Holſteinborg hat ſich ein gallicht⸗ nervöͤſes Fieber verbreitet, welches einen ſehr bedenklichen Charakter annimmt. In einzelnen Doͤrfern liegen faſt alle Bewohner krank darnieder. Die Aerzte ſind kaum im Stande, alle Kranke zu beſuchen, und die Aerndte geräth, wegen Mangel an Menſchen, ins Stocken.

Unterm 2lſten v. M. iſt fuͤr Daͤnemark eine neue Ver⸗ ordnung gegen das Vagabondiren und Betteln erſchienen, wornach die bis dahin beſtandenen Strafbeſtimmungen groͤß⸗ tentheils gemildert ſind.

Der Getreidehandel ſcheint etwas belebt werden zu wol⸗ len; beſonders ſind einige nicht unerhebliche Umſaͤtze in Rog⸗ gen gemacht worden.

Deutſchland.

Darmſtadt, 4. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß⸗ Lcs haben geruhet, Allerhoͤchſtihren Ober⸗Kammerherrn und Geſandten am K. K. Oeſterreichiſchen Hofe, Herrn Füren Adolph von Sayn⸗Wittgenſtein und Hohenſtein, den Koͤnigl. Niederlaͤndiſchen Staatsrath, Freiherrn v. Gagern zu Mons⸗ heim, Allerhoͤchſtihren Wirklichen Geheimen Rath und Bun⸗

ihren General⸗Major und General⸗Adjutanten, wie auch Prä⸗ ſidenten des Kriegs⸗Miniſteriums, Freiherrn von Falck, zu Mitgliedern der erſten Kammer der Stände des Großherzog⸗ thums Heſſen auf Lebenszeit zu ernennen. 2

Eine Allerhoͤchſte Verordnung beſtimmt das Verfahren hinſichtlich der durch unbekannte Uebertreter der zuruͤckgelaſſenen Gegenſtaͤnde. Nach derſelben ſoll der Wert ſolcher Gegenſtaͤnde von dem Haupt⸗Zollamte abgeſchaͤtzt, in allen Fällen, in welchen ſich ein Werth von mehr als 100 Fl. ergiebt, das gewoͤhnliche gerichtliche Verfahren gegen Unbe⸗ kannte eingeleſtet, in Fäͤllen eines geringeren Werthes aber ein Auszug aus dem über die Beſchlagnahme der verlaſſenen Gegenſtaͤnde aufgenommenen Protocoll an der Hauptthuͤre des Haupt⸗Zollamts und an den fuͤr oͤffentliche Bekanntma⸗ chungen beſtimmten Orten in der Gemarkung angeheftet, und, wenn binnen 8 Tagen keine Anſpruͤche an die Gegenſtände erhoben werden, zur Verſteigerung derſelben in vorgeſchrie⸗ bener Weiſe geſchritten werden. Spaͤterhin koͤnnen Anſpruͤche deshalb nur binnen Jahresfriſt geltend gemacht und nur auf die erzielten Erloſe nach Abzug der Koſten und Zollgefälle ge⸗ richtet werden.

Bei kuͤnftigen Beſetzungen erledigter Landrathsſtellen ſoll vorzuͤglich auf dieſenigen Bewerber Ruͤckſicht genommen wer⸗ den, welche auch in der National⸗Oekonomie und Landwirth⸗ ſchaft Kenntuiſſe entweder ſchon bewährt haben oder nachzu⸗ zeigen im Stande ſind.

Gotha, 4. September. Heute gegen Mittag iſt unſer Durchlauchtigſter Herzog nach Koburg zuruͤckgereiſt.

Unſere Geſetzſemmlung iſt unter Nr. 28 mit einer lan desherrlichen Verordnung, die Einfuͤhrung von Dienſtbuͤcher! und Geſinde⸗Regiſtern betreffend, vermehrt worden, welch vom 1. Januar des folgenden Jahres an in Kraft treter oll. Nach ihr muß von gg angegebenen Zeitpunkte an je