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Koͤln gegen alle Erwartung ſehr ergiebig ausgefallen, ſowohl hinſichtlich ihrer Qualitaͤt als ihrer Quantitaͤt. Daher ſind

auch die Fruchtpreiſe bedeutend herabgeſetzt, und werden, wenn nicht außerordentliche Nachfragen koöommen, noch mehr fallen. Die Preiſe der uͤbrigen Lebensmittel in Koͤln ſind ſehr billig. Das vorgeſtern hier angelangte Engliſche Schiff „Joſeph et Anna“¹, Capitain Miler, war am 19. Auguſt von London agsgelaufen, durch widrige Winde aber auf dem Waal aufgehalten worden; ſeine Ladung beſtand vorzuͤglich in Baumwolle. Im Kreiſe Bonn iſt in der letzten Zeit die Fabrikation der Mauerziegeln weit thaͤtiger als ſonſt betrieben worden. Im Fruͤhſabr waren die Mauer⸗ ziegeln zu Bonn ſaͤmmtlich ausgegangen, und mußten von aus⸗ waͤrts neu herbeigeholt werden. eit dem Auguſt ſind zu Bonn ſechs neue Ziegeloͤfen in Thaͤtigkeit, und machen wegen der vielen Lieferungen fuͤr die oͤffentlichen und Privatbauten gute Geſchaͤfte.

Wiſſenſchaftliche Nachrichten. (Fortſetzung des in Nr. 258 abgebrochenen zwoͤlften Briefes des juͤngern Hrn. Champollion.)

Am 24. Februar Morgens durchwanderten wir die Säu⸗ lengaͤnge von Edfu (Apollinopolis Magna). Dieſes durch ſeine Maſſe imponirende Denkmal traͤgt ſchon die Spuren des Verfalls der Aegyptiſchen Kunſt unter den Ptolomaäͤern, deren Epoche es ganz angehoͤrt. Man vermißt die alte Ein⸗ fachheit, und bemerkt eine geſuchte Ueberladung der Zierra⸗ then, welche einen Uebergang von dem edlen Ernſte der Pha⸗ raoniſchen Denkmaͤler zu dem ſchlechten Geſchmacke des un⸗ ter den Kaiſern erbauten Tempels zu Esneh machen. Der aͤlteſte Theil der Verzierungen des I Tempels in Edfu reicht nur bis zu der Regierung des Ptolomaͤus Philopator hin⸗ guf. Man ſetzte den Bau unter Epiphanes fort, deſſen In⸗ ſchriften einen Theil der Saͤulen und der Basreliefs bedecken; der Vortempel wurde unter Euergetes II. beendigt. Die Skulpturen am aͤußeren Frieſe und die rechte Gallerie im Hofe wurden unter Soter II. und Philometor verfertigt. Auch die den Tempel umgehende Mauer iſt mit Skulptur⸗ werken beladen; die auf der innern Seite befindlichen ſind aus der Zeit der Cleopatra Cocceja und Soter's II., Ptolo⸗ maͤus Alexanders I. und ſeiner Gemahlin Berenice.⸗ Dieſe genauen Angaben uͤber das Alter des großen Tempels von Edfu ſind keine Vermuthungen, ſondern Thatſachen, die mit 10 Zoll breiten und 2 Fuß hohen Charakteren auf hundert Theilen des Tempels geſchrieben ſtehen. Dieſes große und prachtvolle Gebaͤude war einer Trias gewidmet, welche aus dem Gotte Harpat, der perſonificirten Wiſſenſchaft und dem Lichte des der Goͤttin Hathor, der Aegyptiſchen Venus, und ihrem Sohne Har⸗Sont⸗Tho (Horus, die Stütze der Welt), welcher dem Griechiſchen Eros entſpricht, beſtand. Die Eigenſchaften, Titel und verſchiedenen Formen dieſer 3 Gottheiten, welche wir ſorgfaͤltig geſammelt haben, geben uͤber mehrere wichtige Theile der Aegyptiſchen Theogonie be⸗ deutenden Aufſchluß. Ich habe auch eine Reihe von 14 Bas⸗ reliefs des Vortempels abzeichnen laſſen, auf welchen das Auf, und Untergehen des mit der Sonne identificirten Got⸗ tes Har⸗Hat und ſeine ſymboliſchen Formen in jeder der zwoͤlf Tagesſtunden mit den Namen der letzteren dargeſtellt ſind. Dieſe Sammlung iſt fuͤr den auf die Aſtronomie be⸗ zuͤglichen Theil der Aegyptiſchen Mythologie ſehr wichtig. Das zweite Gebaͤude in Edfu, das ſogenannte Typhonium, iſt ein Mammiſt (Ort der Niederkunft), in welchem die Ge⸗ burt, Kindheit und Erziehung des jungen Gottes Har⸗Sont⸗ Tho, des Sohnes des Her⸗He und der Hathor, dargeſtellt iſt; aus Schmeichelei hat man auch Euergetes II. hinzuge⸗ üͤgt, der, gleichfalls als Kind abgebildet, die Liebko⸗ ungen der Goͤtter theilt. Am 28. Februar kamen wir bei den Graͤbern von Elethya (El kab) an; die Rund⸗ mauer, welche die alte Stadt umſchloß, und die zweite Mauer, innerhalb welcher die Tempel lagen, ſind noch vorhanden; aber keine einzige Saͤule ſteht mehr aufrecht; die Barbaren haben vor einigen Monaten die Reſte der Tempel zerſtoͤrt. Aus einigen herumliegenden Bruchſtuͤcken habe ich geſunden, daß die dem Gotte Sevek (Saturn) und der Sowan (ku⸗ cina) gvelhten Tempel verſchiedenen Zeiten der Pharaonen angehoͤren. Die Köoͤnige Amyrtaeus und Acoris, zwei der letzten Fürſten von Aegyptiſchem Stamme, haben einige neue

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Gebaͤude hinzugefuͤgt; der vor der Stadt war aus der Zeit des Moͤris. Die in der Arabiſchen Fel⸗ ſenkette in der Naͤhe der Stadt ausgehöͤhlten Graͤber gehen in das entfernte Alterthum zuruͤck. Die in dem erſten der⸗ ſelben befindlichen, auf die Feldarbeiten, den Fiſchfang und

die Schiffahrt bezuͤglichen Basreliefs ſind von der Aegypti⸗

ſchen Commiſſion bekannt gemacht; dieſes Grab iſt ſehr alt und gehoͤrte der Familie eines Zeichen⸗Schriftgelehrten, Na⸗ mens Phape, bei dem Prieſter⸗Collegium in Elethya⸗ Ein anderes Grab gehoͤrte einem Oberprieſter der Goͤttin Sowan (Lucina) und traͤgt das Datum der . Rhamſes Meiamun; es ent⸗ haͤlt einige Scenen aus dem Ackerbau und unter Anderm das Austreten des Getreides durch Ochſen; Hieroglyphen, die faſt alle der Fuͤhrer der Ochſen

gelegene Tempel

daruͤber lieſt man in phonetiſch ſind, das Lied, welches 1 ſingt; es iſt eine Art von Anrede an die Ochſen nnd lautet: „Dreſcht fuͤr euch, o Ochſen, dreſcht fuͤr euch, Scheffel fuͤr euch, Scheffel fuͤr euern Herrn.“ Die Poeſie iſt freilich nicht brillant, aber den Umſtaͤnden ange⸗ meſſen; vielleicht war die Melodie beſſer, leider habe ich abe die Roten dazu nicht finden koͤnnen. Fuͤr jede Art der Ar beit hatten die alten Aegyptier, wie die heutigen, ein eigenes Lied. Das daneben liegende Hypogaͤum gehoöͤrte einem Vor ſteher der Marine⸗Soldaten, Namens Ahmoſis; in einer In ſchrift von 30 Columnen iſt ſeine Biographie von ihm ſelb erzählt. (Fortſetzung folgt.)

Königliche Schauſpiele.

Sonnabend, 19. Sept. Im Schauſpielhauſe: Nehm ein Exempel daran! Luſtſpiel in 1 Aufzug, vom Dr. C. Töpfer. (Dlle. Gley, vom Koͤnigl. Saͤchſiſchen Poftheane 8 zu Dresden; die Frau, als Gaſtrolle.) Hierauf: Die Hage:⸗ ſtolzen, Luſtſpiel in 5 Abtheilungen, von A. W. Iffland. 8 (Dlle. Gley, Margarethe, als Gaſtrolle.) 8

Sonntag, 20. Sept. Im Opernhauſe: Die Jungfrau von Orleans, romantiſche Tragoͤdie in 5 Abtheilungen, von Schiller. (Dlle. Gley: Johanna, als Gaſtrolle.)

Kanigsſtädtſches Theater. 8 Sonnabend, 18. ept. Zum Erſtenmale: Erdbeeren und Kuſſe, Luſtſpiel in 1 Akt, von Coſtenoble. Hierauf: Der Schneider und ſein Sohn.

Berliner Börse. , Den 18. September 1829.

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Amtl. Fonds- und Geld. Cours- Zettel. (Preuſe. Cour. IEI EMʒe.

2—5

St.-Schuld-Sch. 4 98 ½ 98 ¾ [Kur- u. Neum. do. 4 106 ½¼ Pr. Engl. Anl. 18 5 104 ¾ 104 [Schlesische do. 4 107 ½ —, Pr. Engl. Anl. 2 5 [105 Pomm. Dom. do. 5 109ü Karm.Ob.m. 0 4 98 ½ 98 [Uark. 40. 40 5 198S58 Neum. Int. Sch.d. 4 98 ¾ 98 [Oa:tpr. do. do. 5] 119 1 . G Per. Se 4t-O b58,8— Kgelst C4 Pnk. 75 2 1

ro he 4 1021 0. 49 4 m. 78 26 ½ Königsbg do. 4 97 Zins-Sch.d. Kmf. 76 ½ ⁷7 Elbinger do. 5 100 ½]/ ßdito d. Nmk. 76 ½ 7 8 2

estpr. Pfdb. A. 4

an dito B. 4 981 (Holl. vollw. Due. 1812 —24 Grofshz. Pos. do. 4 101 ½ ‧—¼ Neue dito 1%½ Osepr. Pfandurf. 4 98 ½ 98 ſPriedrichsdor. 13 1 Pomm. Pfandbr. 4] 105 ½ Disconto .. 3 87

4r Sg. Börsen. 2

mburg, 16. Sept. -. Oesterr. 58 Metall. 90 ½. Bank-Actien 1162. Russ. Engl. 409

Silber-Rubel 92. Dln. 67 ¾. Poln. pr. 1. Oct. 101.

72 973.

Berichtigungen.

In einigen Exemplaren der Beilage 2 geſtrigen Blatt

der Staats⸗Zeitung im Artikel Halle, S. 3, Sp. 1, 358d

iſt zu ſetzen: Nachdem ſodann von Fraͤulein von Schath,

eine Arie aus der „Schoͤpfung“ mit gewohnter Annoper

hierauf von Madame Schulz eine Seene aus der en „Titus“ mit ergreifender Virtuoſitaͤt u. ſ. w., Z. 32 berſe

Spalte lies „Schunke“ ſt. „Schauke“. g

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Neueſte

l. 169 ½. ¹0 31 Pese a8 eth

1 1 Boͤrſen⸗Nachrichten. 88 Frankfurt a. M., 15. Sept. Oeſterr. 53 Metallig. 99 ½. Bank⸗Actien 1397. Partial⸗Obligat. 128 ½.

Looſe ö5procentige 107 Fr. 25 Cent. ö

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