ſehen und ſeinen Verp zukommen, ſo ergiebt ſich daraus klar, daß ohne das Bud⸗ get jede Regierung, jede Verwaltung von ſelbſt aufhoͤren muͤßte. Wir nehmen alſo an, daß die Steuern im Allgemei⸗ nen bewilligt werden muͤſſen, wenn die Regierung nicht zu

Kammern befugt ſind, die Hoͤhe derſelben feſtzuſetzen. Aber, wird man ſagen, bei dieſem Syſteme hat die Nation ja gar kein Mittel in Haͤnden, ein feindliches Miniſterium zuruͤck zu weiſen. Hierauf erwiedern wir zunaäͤchſt, daß, wenn man das Recht der Kammer, das Budget zu verwerſen, lediglich auf deren angebliches Recht, ein Miniſterium umzuſtoßen, baſtren will, ſie jenes allerdings nicht hat, indem wir ihr dieſes ein fuͤr allemal abſprechen. Der Koͤnig, welcher nach dem 14ten Artikel der Charte alle Aemter beſetzt, wählt ſich ſeine Mi⸗ niſter nach Gefallen, und Niemand iſt befugt, ihm deren an⸗ dere aufzudringen. Wollte man alſo der Kammer das Recht zuerkennen, das Budget zu verweigern, um einen Miniſter⸗ wechſel herbei zu fuͤhren, ſo wuͤrde man ihr dadurch ein

Nittel zu einem unerlaubten Zwecke an die Hand geben. Inzwiſchen iſt die Nation doch nicht ſo ganz ohne alle Waf⸗ fen gegen die Miniſter, und wir koͤnnen hier nicht unbe⸗ merkt laſſen, wie in unſerm Regierungs⸗Syſteme ſich Alles an einander kettet. Da der Abſolutismus dem Weſen jeder politiſchen Verfaſſung fremd iſt, ſo muß die Krone auch nicht abſolut die Beſugniß haben, ein dem Staate gefaͤhr⸗ liches Miniſterium beibehalten zu duͤrfen. In der That ha⸗ ben die Kammern ein relatives Recht, eine moraliſche Ge⸗ walt, um ein ſolches Miniſterium zu entfernen: ſie koͤn⸗ nen naͤmlich alle ihnen im Laufe einer Sitzung vorge⸗ legten Geſetze zuruͤckweiſen, auch jeden beliebigen Theil des Budgets verwerfen. Ein ſolches Verfahren iſt ein hin⸗ läͤnglicher Wink fuͤr den Monarchen, wie ſolches uns auch die Erfahrung lehrt, da ſchon nach der Verwerfung eines einzigen Geſetzes der Köͤnig in der Regel den Miniſtern ſein

zertrauen entzieht, ja daſſelbe ihnen entziehen muß, wenn die Regierung ſich nicht in allen ihren Handlungen gelaͤhmt ſehen will. Auf ſolche Weiſe gleicht ſich Alles natuͤrlich aus, der Koͤnig behaͤlt ſeine Präͤrogative, die Nation ihre Rechte, ohne daß es dazu irgend eines extremen Mittels beduͤrfte. Wir nehmen daher keinen Anſtand zu erklaäͤren, daß, ſollte die Kammer auch jedes andern Mittels beraubt ſeyn, ein feind⸗ lich geſinntes Miniſterium zu entfernen, ſie doch nimmermehr das Recht haben kann, das Budget zu verweigern.“

Das Journal des Débats ſagt dagegen uͤber den⸗ ſelben Gegenſtand: „Das Miniſterium laͤßt mitten in der Verlegenheit, worin es durch das bedeutungsvolle Ereigniß in Lyon geſetzt worden iſt, von ſeinen Publiciſten das Bei⸗ ſpiel Pitt's wieder hervorſuchen, um darauf hinzuweiſen, daß dieſer gleichfalls gegen eine Majoritaͤt im Parlamente zu kaͤmpfen gehabt habe. Es iſt immer die näͤmliche Paral⸗ lele, die indeß ſchon durch die Vergleichung der Namen allein lächerlich wird; man giebt nicht beſtimmt an, welcher unſerer Miniſter Pitt gleichen ſoll, ſondern das innerlich bereits zer⸗ fallene Miniſterium uͤberhaupt wird dem Engliſchen Staats⸗ mann an die Seite geſtellt. Doch gehen wir zu den De⸗ tails uͤber. „Fox“, ſo ſagt man im Weſentlichen, „gab ſelbſt zu, daß man dem Miniſter Pitt das Budget nicht verweigern koͤnne; daß man ein ſolches Mittel nur bei einem Mimiſter anwenden duüͤrfe, der patriotiſch genug ſey, um durch ſeine eee demſelben zuvorzukommen, wogegen es bei einem Miniſter, der durchaus ſeinen Poſten zu be⸗ haupten entſchloſſen ſey, zu gefährlich ſeyn wuͤrde.“ Wahr⸗ ſcheinlich wollen die Anhaͤnger des jetzigen Miniſteriums dar⸗ aus den Schluß ziehen, daß die H artnaͤckigkeit der Miniſter und ihr Mangel an Patriotismus Beweggruͤnde dafuͤr ſeyn muüͤß⸗ ten, ihnen das Budget zu bewilligen. Wahrlich, ein ſchoͤner Anſpruch auf das oͤffentliche Vertrauen! Doch wir muͤſſen die entſtellten Thatſachen in ihr tiges Licht ſetzen. In der That trug Fox, der einer ität von einigen Stimmen gewiß war, und immer noch ſe, vom Koͤnige die Entlaſ⸗ ſung Pitt's zu erlangen, darauf an, das Budget nicht ganz zu verweigern, ſondern die Bewilligung deſſelben nur fuͤr einige Zeit zu verſchieben. Und wie druͤckt er ſich uͤber die⸗ ſen Nedenbuhler aus, der bereits die oͤffentliche Stimme fuͤr ſich hatte? „Niemand,“ ſagte er, „bewundert mehr, als ich, die Talente und hohen Verdienſte des Herrn Pitt. Man hat auf ſeine Jugend, auf die Popularität ſeiner Familie, S auf den beruͤhmten Namen, den er traͤgt, gerechnet.“ Die Hand aufts Herz. werden die Herren Laffitte und Ca⸗ ſimir Perier ihren Antrag auf Verwerfung des Budgets in ſolcher Art einzuleiten fuͤr gut finden. Doch wir wollen fortfahren. Pitt antwortete, daß er das abſolute Recht der Kammer, das Budget

zu verweigern, anerkenne, und fuührte jie Bebuͤrfniſſe

8 n

flichtungen gegen ſeine Gläubiger nach⸗

Grunde gehen ſoll; dagegen aber raͤumen wir ein, daß die

2 1 8 9 3 2 c 7

und das Intereſſe des Staates als Gruͤnde dagegen an. Zwei Tage darauf wurde die Discuſſion fortgeſetzt. Fox be⸗ hauptete, ohne Widerſpruch zu erfahren, daß dem Hauſe der Gemeinen, welches das Budget zu votiren habe, auch das Recht zuſtehe, die Abſetzung von Miniſtern, zu denen es kein Vertrauen hege, zur Bedingung der Geldbewilligung zu ma⸗ chen. Demgemaͤß trug er auf Vertagung des Budgets an, und ſetzte dieſen Antrag durch. Es wurden neue Adreſſen entworfen und in der Zwiſchenzeit Unterhandlungen gepflogen. Man erfuhr, daß der Koͤnig entſchloſſen ſey, das Parlament aufzuloͤſen und an das Volk zu appelliren. Es war der 10. Maͤrz 1784. Von den fruͤherhin votirten Auflagen waren nur noch Gelder fuͤr 10 Tage uͤbrig. Die Oppoſition ſtellte nun keine Hinderniſſe mehr in den Weg. Die vertagten Bills wurden angenommen; nur Anleihen bewilligte man nicht, und das Haus der Gemeinen wurde am 24. Maͤrz aufgeloͤſt. Das jetzige Miniſterium mag daſſelbe thun; es vertraue ſich, wie Pitt, dem geſunden und aufgeklaͤrten Sinne der Waͤhler an. Im Monat Februar zuſammenberufen, witd die Kammer dadurch, das ſie daß Budget verwirft, keine un⸗ mittelvare Stoͤrung in den Dienſt⸗Angelegenheiten veranlaſ⸗ ſen. Es bleiben noch mehrere Monate, um ein neues Mi⸗ niſterium zu bilden, oder eine neue Kammer zuſammer zuſez⸗ zen; denn dieſes ſind die beiden einzigen Auswege, welche der Regierung uͤbrig bleiben. Aber gleichzeitig ein Miniſterium und eine Kammer beibehalten zu wollen, die ſich feindlich ge⸗ genuͤber ſtehen, dies iſt contradictsriſch und abgeſchmackt; und hierin beſteht der himmelweite Unterſchied zwiſchen Herrn v. la Bourdonnaye und Herrn Pitt“

Die Gazette de France enthäͤlt Folgendes: „Die li⸗ beralen Blätter ſprechen heut abermals von einem Zwie⸗ ſpalte, welcher im Schooße des Miniſter⸗Raths herrſche, und geben ſich das Anſehen, als ob ſie von den vertraulichen Aeu⸗ zerungen der Miniſter unter ſich genau unterrichtet wären. Dadurch geſchieht es, daß ſich im Publikum eine Menge fal⸗ ſcher Thatſachen und Lüͤgen verbreiten. Wir koͤnnen ver⸗ ſichern, daß Alles, was das Journal des Doebats in dieſer Beziehung zum Beſten giebt, völlig grundlos iſt, daß die Un-⸗ terredungen, die man ihm hinterbracht hat, eine reine Erfin⸗ dung ſind, und daß das Miniſterium in Betreff des Preße unfugs und der Revolution nur einerlei Sinnes iſt.“

Waͤyrend das Journal de Rouen die Beſchlagnahme des Journal du Commerce vom 11ten meldet, publicirt es gleichzeitig das Document, um deswillen dieſes letztere Blatt conſiscirt worden iſt. Das Journal du Commerece giebt ſeine Freude daruͤber zu erkennen, daß die Organe der Oef⸗ fentlichkeit die Herausforderung des Miniſteriums annaͤhmen und gleichſam den Kampf mit demſelden begehrten; die gro-⸗ ßen ſtaatsrechtlichen Fragen, meint daſſelbe, die durch den eingeleiteten Prozeß zur Sprache gebracht werden wuͤrden, koͤnnten nicht feierlich genug discutirt werden. .

Der Graf Reinhard, ehemaliger Franzoͤſiſcher Geſandter beim Bundestage, welcher unlängſt in den Ruheſtand ver⸗ ſetzt worden iſt, hat das Großkreuz der Ehren Legion aa

Der Marquis von Lafayertte wird heute auf Schloſſe la Grange zuruͤck erwartet.

Der Contre⸗Admiral Lacroſſe iſt am 9ten d. M. zu Meilhan im Departement des Lot und der Garonne, 69 Jahr alt, mit Tode abgegangen. Frn

Geſtern iſt auf der Bruͤcke Ludwigs XVI. die Statue des Abbe Suger enthuͤllt worden. Es fehlen jetzt nur noch zwei Standbilder, um die Zahl 12 voll zu machen, näͤmlich die Statuen Colberts und Tourvilles.

Herr Meyer⸗Beer iſt kuͤrzlich hier angekommen; man ſpricht davon, daß er eine neue Oper, wozu Herr Seribe den Text geliefert habe, auf die Buͤhne bringen werde. 1t

En neues Luſtſpiel in drei Acten: „Der Bruder und der Liebhaber“ konnte geſtern Abend auf dem Odeon nicht zu Ende gegeben werden. Der 2te Act hatte noch nicht ausge⸗ ſpielt, als die Schauſpieler ſich unter Pochen und Pfeiſen Früchag ſahen, die Buͤhne zu verlaſſen, und, dem lauten Wunſche des Publikums gemaͤß, der Vorhang ſiel.

Deutſchland. 8

Bayreuth, 17. September. Vom Franzensbrunnen kommend, traf geſtern Nachmittag Se. Köͤnigl. Hoheit der Großherzog von Sachſen⸗Weimar mit Gefolge in unſerer Stadt ein, und uͤbernachtete hieſelbſt. Se. Köͤnigl. Hohei geruhte, dieſen Vormittag hier zu verweilen, und etzte, na qufgehobener Mittagsta el, die Reiſe weiter uͤber Koburg,

Keiningen und Eiſenach nach Weimar im erwünſchteſte Webcſair Ler. 9, Scoßg 3 re Kaiſerl. Hoheit die Frau Großherzogin Großfür⸗

ſtin Maria, war von Karlsbad aus uͤber 1Zee,gee nach

Weimar bereits fruͤher zurüͤckgereiſet. E ZZE111““