8 2* 8 8 1

Es iſt bei dieſer Vermehrung und

Verminderung der

in den einzelnen Provinzen vorhandenen Juden nicht fuͤglich

an etwas Anders zu denken, als an Einwanderungen und Auswanderungen, theils in eine Provinz aus der andern,

theils vom Auslande herein und in daſſelbe hinaus; da Feh⸗

ler in den Zaͤhlungen, die auch ein ſcheinbares Mehr oder

Mii8nder geben koͤnnten, immer nur einzelne uͤberſehne oder

doppelt gezaͤhlte Perſonen betreffen, und im Ganzen gewiß hoͤchſt unbedeutend ſind. Nun iſt es zwar allerdings ſehr wahrſcheinlich, daß diejenigen Juden, welche das Staats⸗

buͤrgerrecht, und damit die Freiheit erlangt haben, ihren

Wohnſitz in jedem Theile des Staats zu wäͤhlen, aus Pro⸗

vinzen, worin ſie dichter wohnen, ſich in die Nachbarſchaft

verbreiten, wo fruͤher weniger Juden waren. Auch ſcheinen namentlich aus Weſtpreußen Juden nach Oſtpreußen, Pom⸗

mern und ſelbſt Brandenburg gezogen zu ſein. Allein die

Einwanderung in dieſe drei Provinzen beträgt nach vorſte⸗ hender Nachweiſung 2,167, das iſt faſt dreimal ſo viel, als

die Auswanderung aus Weſtpreußen, wofuͤr die vorſtehende

MNachweiſung nur 762 ergiebt: hätte demnach Weſtpreußen

wuürklich jene 2167 Juden an die Provinzen Oſtpreußen,

Pommern und Brandenburg abgegeben: ſo muͤßte es 1407 durch Einwanderung vom Auslande her wieder empfangen

8 haben, indem ihm uur 762 fehlen.

Es ſcheint, daß aus gleichen Gruͤnden ſich die Juden

aaus dem ſuͤdoͤſtlichen Theile Schleſtens in den nordweſtlichen häͤtten verbreiten ſollen, und wuͤrklich ergieht eine nähere

Pruͤfung, daß die Einwanderung der Juden in die Regie⸗ rungsbezirke Breslau und Liegnitz die Auswanderung daſelbſt uͤberſtiegen hat. Allein es waren keinesweges blos ober ſchle⸗

ſiſche Juden, welche nur ihren Wohnſitz nach Niederſchleſien

verlegten: ſondern die Provinz Schleſien hatte im Ganzen einen Ueberſchuß von 564 Eingewanderten, die auch nur von Auſſen kommen konnten.

Bei weitem am ſtärkſten iſt die Einwanderung von Ju⸗ den in denjenigen Landestheil, welcher bereits am dichteſten mit ihnen beſetzt iſt. Die Provinz Poſen hat in den neun Jahren 182 v⅛ 3,815 Juden durch den Ueberſchuß der Ein⸗ wanderungen uͤber die etwanigen Auswanderungen erhal⸗ ten, welche ſaͤmmtlich nur vom Auslande herein gekom⸗ men ſein koͤnnen; denn die ganze Ende des Jahres 1828 nur 42, aber ſelbſt ſchon zu Ende des Jahres 1819 bereits 77 Juden mit Staatsbuͤrger⸗ recht, die man als aus den aͤltern Provinzen des Staats an⸗ gezogen anſehen koͤnnte, und die ſich alſo ſeitdem ſogar ver⸗ mindert haben. Die Frage, was dieſen Ueberſchuß der Ein⸗ wanderungen grade⸗in demjenigen Landestheile erzeugt, wel⸗ cher bereits am dichteſten mit Juden beſetzt iſt, liegt außer den Graͤnzen dieſes Aufſatzes, der nur inlaͤndiſche Verhaͤlt⸗ niſſe umfaßt. Bemerkt aber kann noch werden, daß die Ein⸗

wanderung insbeſondre in den drei Jahren 182 ½. 1,849 in den drei folgenden Jahren 182 2⁵½a. .... 1,107 in den drei letzten Jahren 182 ½ . . . . . . . .... 859 ſind zuſammen die vorhin angegebenden. . .. ,815

betrug, und alſo bereits im ſchnellen Abnehmen iſt.

Ganz die entgegengeſetzte Erſcheinung beut die Provinz Sachſen dar. Sie hat verhältnißmäßig gegen ihre Bevoͤlke⸗ rung die wenigſten Juden, naͤmlich durchſchnittlich nur Ei⸗ nen auf vierhundert Einwohner: gleichwohl üͤberſtieg die Auswanderung noch die Einwanderung um die freilich nicht erhebliche Anzahl von 146.

In Weſtfalen und in der Rheinprovinz hat ein im Gan⸗ zen doch wenig erheblicher Ueberſchuß der Einwanderungen ſtatt gefunden, der vornämlich die Regierungsbezirke Arns⸗ beng und Koͤln traf. Es iſt wahrſcheinlich, daß auch dieſe Einwanderung weſentlich aus dem Auslande kam.

Ueberhaupt haben die Juden in den neun Jahren 182 ¾ ſich vermehrt

in der Provinz

32

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1u]

2 * 2. 2% 2* . I 11u“]

3,133 auf 4,709 das iſt von 1,000

Pommern von auf 1,493 Oſtpreußen 2,722 3,685 772 1,000 1,354 Pofen 55,777 67,590 1,000 1,212 Schleſien 17,500 20,970 1,000 ⸗„ 1,198 Brandenburg 8,645 ⸗„ 10,341 ⸗7 1,000 1,196 Weſtfalen 10,163 11,931 * 1,000 * 1,174 Weſtpreußen 13,593 15,723 ⸗2 1,000 1,157 Rheinlande 19,672 22,422 1,000 * 1,140 Sachſen 3,378 3,607 7 1,000 1,068

Im ganzen

Staate von 134,603 auf 160,978 das iſt von 1,000 auf 1,196 22

Die ſchnelle Vermehrung der Juden in Pommern und Oſtpreußen iſt offenbar nur ein voruͤbergehendes Eraͤugniß, welches dadurch entſtand, daß in beiden Provinzen in fruͤ⸗ hern Zeiten uͤberhaupt nur ſehr wenig Juden geduldet wur⸗ den. Zu Ende des Jahres 1810 hatte die ganze heutige Pro⸗ vinz Oſtpreußen nur 821 Juden, die gröͤßtentheils in Koͤnigsberg lebten. Die damalige Provinz Pommern hatte 1,421 Ju⸗ den, das damals noch Schwediſche Pommern faſt gar keine. Dagegen beſaß Weſtpreußen in ſeinen damaligen Graͤnzen, das iſt ohne Danzig, Thorn und die Lande Kulm mit Mi⸗ chelau doch ſchon 8,515 Juden, die ſich ſchnell in die benach⸗ barten Provinzen, beſonders zuerſt nach Oſtpreußen verbrei⸗ teten, als ihnen im Jahre 1812 das Staatsbuͤrgerrecht er⸗ theilt wurde. 1

Erheblicher iſt die Zunahme in den Provinzen Poſen, Schleſien und Brandenburg, welche zuſammengenommen bei⸗ nahe aller Juden im Staate enthalten, und worin der Zu⸗ wachs in den letzten neun Jahren durchſchnittlich nahe an 20 ¾ Prozent betraͤgt: denn er beruht hauptſaͤchlich auf den vorangefuͤhrten Einwanderungen vom Auslande herein,. die in dem Großherzogthume Peſen faſt halb ſo viel, als der Ueberſchuß der Geburten, und in der Provinz Branden⸗ burg ſelbſt mehr, als dieſer betrugen. Sind auch dieſe Ein⸗ wanderungen bereits im ſo duͤrfte dieſe Erſchei⸗ nung überhaupt doch nicht aufhoͤren, die beſondre Aufmerk⸗ ſamkeit des Staatswirths auf ſich zu ziehn. *o

Provinz hatte zu

Koönigliche Schauſpiele.

Donnerſtag, 24. Sept. Im Schauſpielhauſe: Die Ge⸗ ſchwiſter, Schauſpiel in 1 Aufzug, von Goͤthe. (Dlle. Gley: Mariane, als Gaſtrolle.) Hierauf: Rataplan, der kleine Tambour, Luſtſpiel in 1 Aufzug, nach dem Franzoͤſiſchen, von Schrader. Und: Chriſtinens Liebe und Entſagung, Drama in 2 Abtheilungen, nach dem Franzoͤſiſchen, von Th. Hell. (Dlle. Gley: Chriſtine, als letzte Gaſtrolle.)

Freitag, 25. Sept. Im Schauſpielhauſe; Der Freiſchütz, Oper in 3 Abtheilungen; Muſik von C. M. von Weber.

Koͤnigsſtädtſches Theater. Donnerſtag, 24. Sept. Zum Erſtenmale: renkind, Luſtſpiel in 1 Akt, von M. Heigel. ( Hoffmann, vom Leipziger Stadttheater: Delphine, als Gaſt⸗ rolle.) Hierauf, zum Erſtenmale wiederholt: Peter und Paul, Luſtſpiel in 3 Akten von Caſtelli. 8

Auswärtige Börsen. Hamburg, 21. Sept. b Oesrerr. 58 Metall. 99 %. Bauk Aelien 1107. Russ. Engl. Anl.

98. Cert. 91 ½. Dan. 68. Poln. pr. 1. Oct. 1011. 9 4]2 London, 15. Sept. 3 pCtige Cons. Russ. 99 ¾. Däin. 69 ¼.

ü Brasil. 59%. Port. 44 . .. 4 Mexic. 17†. Span. 8 ⁄½. .

Wien, 17 Sept. q

5pCt. Metall. 100 2&. Part.-Oblig. 129 ½. Bank-Actien 1193. —ʒʒ— 2 —— Berichtigung. 1 4

In der Beilage zu Nr. 259 der Staats⸗Zeitung, .

der erſten Spalte der vierten Seite, in der Note, iſt auß

der 5ten Zeile zu ſetzen⸗ 220,277 ſt. 220,227.

* *

Frankf 170 ¼.

1 MNeueſte Boͤrſen⸗Nachrichten.

Paris, 17. Sept. ZpCtige Rente per compt. 81 Fr. 5 Cent.

urt a. M., 20. Sept. Oeſterr. 58 Metalliq. 99 ½. VBank⸗Actien 1415. Partial⸗Obligat. 129 ¾. Looſe zu bpCtige Rente (coup. det. 107 Fr. 8* Mitredacteur.Cottel.