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ſollten? Wir hatten kein Geſetz,

was es war. Unterdruͤcken und Rauben, oder Knecht ſeyn und dem Herrn gehorchen, das war unſere Weis⸗ heit und unſere Tugend. Jetzt ſehen wir zum erſtenmal buͤr⸗ gerliche Ordnung und fuͤhlen ihren Schutz. Wir ſegnen die großmuͤthigen Maͤnner, die uns das chriſtliche Europa ſchickt, um uns das Recht und die Bildung zu zeigen und die Mit⸗ tel zu lehren, durch welche die Schlechten im Zaume gehalten wurden; aber nun fuͤhlen wir auch, was uns fehlt. Es iſt kein Grieche, der nicht wuͤnſchte, etwas zu lernen Kennt⸗ niſſe oder eine Kunſt, wir ſind nach Allem begierig, was uns und den Unſrigen nuͤtzen kann.“ Als die drei Knaben ihre Kleider mit der Uniform der Koͤniglichen Cadetten ver⸗ tauſchten, ſagte er: „Werft den Kram von Euch, er iſt Tuͤr⸗ kiſch oder erinnert doch an die Tuͤrken; aber zieht mit den Kleidern auch Europaͤiſche Geſinnungen an, ſolche naͤmlich, wie der Koͤnig hat, Euer Wohlthaͤter.“ Auch der Fuͤrſt der Wallachei, Ghyka, hat drei ſeiner Soͤhne mit ihrem Er⸗ zieher hierher geſchickt, von denen die zwei juͤngſten, Knaben von 13 und 14 Jahren, ebenfalls in das Cabetten⸗Corps eingetreten ſind, wo mit ihnen zwei Soͤhne des Bojaren Cholesko, des wahrſcheinlichen Nachfolgers vom Fuͤrſten Ghyka, erzogen werden, um einſt zur Bildung der National⸗

v ihrer Heimath beizutragen. ayreuth, 24. Sept. Auf der Ruͤckreiſe von Berch⸗ tesgaden und Wien nach Bieberich trafen geſtern Abend, uͤber rag und Reuß⸗Schleitz kommend, Se. Hochfuͤrſtliche Durch⸗ aucht der regierende Herr Herzeg Wilhelm von Naſſau nebſt Gefolge in unſerer Stadt ein, uͤbernachtete im Gaſthofe zum ünen Anker, und ſetzte heute Morgen die Reiſe uͤber Bam⸗

erg und Wuͤrzburg weiter fort.

Heidelberg, 22. September. In der bereits erwaͤhn⸗ ten dritten oͤffentlichen Sitzung deutſcher Naturforſcher und 2 verlas der zweite diesjaͤhrige Geſchaͤftsfuͤhrer, Geh. Hofrath Gmelin, ein, vom Baron von Feruſſac im Namen er Societé anonyme du bulletin universel zu Paris an die Verſammlung gerichtetes Schreiben, eine Eimladung zur Theilnahme der genannten Geſellſchaft betreffend. Man be⸗ ſchloß die Ernennung eines Ausſchuſſes zur Pruͤfung der da⸗ rin enthaltenen Vorſchlaͤge. Hofrath Oken erſtattete Bericht uͤber die zur Ausgabe des Plinius gemachte Vorarbeit, na⸗ mentlich was die Vergleichung der Codices in Italien, Spanien, Frankreich und England betrifft. Hofrath Wuche⸗ rer aus Karlsruhe theilte Bemerkungen mit, uͤber die Caſſi⸗ niſche Mittagslinie im Marmorſaale des Großherzoglichen Reſidenz⸗Schloſſes zu Karlsruhe angeſtellt, ſo wie uͤber die dermalige Abweichung der Magnetnadel und uͤber die Ir des Karlsruher Sekunden⸗Pendels. In der Section fuͤr Mineralogie und Geognoſie zeigte Profeſſor Leuckart Abbil⸗ dungen der Schaale von Aspergillum vor, und bemerkte, daß nach der Organiſatien des Thieres daſſelbe wirklich zu den Acepha⸗ len klaſſificirt werden muͤſſe. Pfarrer Wilhelmi von Sinsheim lud die Mitglieder ein, die in einem der Muſeums⸗Zimmer aufge⸗ ſtellten Alt⸗Germaniſchen Ueberreſte aus den Grabhuͤgeln bei Sinsheim in Augenſchein zu nehmen. rof. Ferd. Gmelin aus Tuͤbingen zeigte ein Wollaſtonſches Reflexions⸗Goniome⸗ ter mit mehreren von ihm angebrachten Verbeſſerungen vor. Dr. Beckmann aus Goͤttingen ſprach uͤber ein neues Mine⸗ ral aus dem Zillerthale. Dr. Rud. Wagner aus Erlangen zeigte ein Bruchſtuͤck von einem Truͤmmer⸗Geſtein aus der Gailenreuther Höͤhle vor, den Beweis bietend, daß Baͤren und Nagotthiere jene Grotte gleichzeitig bewohnt haben. Hö⸗ ninghaus aus Krefeld legte Exemplare des bis jetzt meiſt als Rhein⸗Geſchiebe gefundenen Coniatites sphaericus vor, und bewies, daß derſelbe urſpruͤnglich im Uebergangskalk von Vi⸗ ſet vorkomme. Prof. Goldſuß zeigte ein Exemplar einer vielleicht neuen Pterodactylus⸗Art von Sohlenhofen vor, und ſprach daruͤber, wie manche Tentaculiten von Poteriocri⸗ niten⸗Huͤlfsarmen herruͤhren duͤrften. Dr. Klipſtein aus Darmſtadt hielt einen Vortrag uͤber die geognoſtiſche . heit des Odenwaldes. In der Phvyſikaliſch⸗chemiſchen Sec⸗ tion trug Dr. von Holger aus Wien einige Bemerkungen uͤber Ger⸗ beſtoff vor, Hofrath Brandes theilte die Reſultate einer chemiſchen

nterſuchung der Cocosnuß mit. In der Section fuͤr Botanik las Dr. Schimper uͤber die Geſetze des Blattſtan⸗ es. Dr. Gaͤrtner aus Calw trug Bemerkungen vor uͤber Baſtardpflanzen, wobei derſelbe ſeine Abbildungen uͤber die⸗ ſen Gegenſtand und getrocknete Exemplare von Pflanzen⸗ Baſtarden vorſegte. In der Section fuͤr Zoologie, Anato⸗ mie und Phpſiologie trͤg Dr. Cretzſchmar einige Bemerkun⸗ ſen zur Diagnoſe der Hausthiere vop. rofeſſor Debmann prach uͤber das Verhalten der Lmohgef ze beim Menſchen, und Dr. Ruͤppell uͤber Aspergillum vaginikerum aus dem besen Meere. Profeſſor Eſchholz legte

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und wußten auch nicht,

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neuen wirbelloſen Thieren des Oceans vor, und Ober⸗Medi⸗ zinalrath von Froriep Zeichnungen eines Werks ſeines Soh⸗ nes, betreffend Ligaturſtellen des menſchlichen Koͤrpers. Hof⸗ rath Oken redete uͤber das bebruͤtete Kuͤgelchen im Ey. Dr. Wagner theilte Bemerkungen mit uͤber einige Anneliden und neue Fiſche des Mittelmeeres. Profeſſor Leuckart lieferte Beitraͤge zur vergleichenden Anatomie der Echinodermen. Praſee Lauth aus Straßburg verlas einige anatomiſche otizen. Dr. Bartels aus Goͤttingen hielt einen Vortrag

uͤber die Metamorphoſe der Schaͤdelknochen von Lutra vul--

garis. In der Mediciniſchen Sektion: Dr. Stiefel aus Frankfurt las uͤber die Frage: welche Krankheitsconſtitution haben wir wahrſcheinlich zu erwarten? Dr. Schnurrer trug

einen Bericht vor uͤber eine Fieberepidemie, welche durch kur-⸗

zen Verlauf, Schweiß und Frieſelausbruch ausgezeichnet war. Dem Vernehmen nach wird uͤbermorgen die letzte Sitzung ſtatt finden.

Oeſterreich.

Wien, 24. Sept. Der K. K. Haus“, gef⸗ und Staats⸗Kanzler, Fuͤrſt von Metternich, iſt heute Vormittag aus Linz hieher zuruͤckgekehrt. 8 1

It alien.

Ein (von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes) Schreiben aus Rom vom 12. September ſagt: „Ein Paar aus Rom datirte Artikel in der Hamburger Boͤrſeuhalle und der Bremer Zeitung, die zum Theil auch in die Alge⸗ meine Zeitung uͤbergegangen ſind, enthalten eine Menge von falſchen und verdrehten Nachrichten. Sie geben anmaaß⸗ licher Weiſe Aufſchluͤſſe uͤber die Verhandlungen beim Con⸗ clave, den Gang der Geſchaͤfte am Paͤpſtlichen Hofe, und die 85 Triebfedern, welche die Parchelen in Bewe⸗ gung ſetzen, uͤber die Angelegenheiten des Engliſchen Klerus, die Jeſuiten u. ſ. w. Die erſten grundloſen Behauptungen betreffen die Wahl des neuen Jeſuiten⸗Generals. Es heißt, Leo XII. habe die Wiedererſetzung deſſelben ein Jahr lang verweigert*) und ſie ſey zehn Cardinaͤlen, die C. Albani's Parthei bildeten, vom jetzigen 88 verſprochen worden, der auf dieſe Art die Stimmenmehrheit erhalten. Die Wahl eines neuen Vorgeſetzten der Jeſuiten zu hindern, was nur mittelſt eines 5 Verbors geſchehen konnte, waͤre ein Eingriff in die Rechte und Freiheiten des eben wieder hergeſtellten Ordens geweſen, deſſen Grund aufzufinden ſchwer ſeyn moͤchte, und der in geradem Widerſpruche mit den Be⸗ guͤnſtigungen und der oͤffentlichen Aufmerkſamkeit geſtanden haͤtte, welche der verſtorbene Papſt dieſer thaͤtigen und aus⸗ gezeichneten Geiſtlichkeit ließ. Auch fuͤhrt der Referent keinen Grund an. Hier weiß Niemand etwas, weder von der Weigerung des verſtorbenen Papſtes, noch von der Bedingung, welche die zehn Cardinaäͤle gemacht ha⸗ ben ſollen. Aber ganz laͤcherlich iſt es, den Grund der Wahl des jetzigen Papſtes in einer ſolchen Conceſſton zu ſuchen, da die perſoͤnlichen Eigenſchaften deſſelben ein hinlaͤngliches Licht uͤber die Verdienſte verbreiten, welche ſeine Erhöhung veranlaßten, ohne daß der Reſerent nöͤthig gehabt hätte, auf ſeine Art mit „Kennerblick im Dunkein“ nach andern Urſachen zu forſchen. Wir wenden uns zu den Nachrichten der Bremer Zeitung. Vierunddreißig Kar⸗ dinäle, heißt es, wollten im Jahre 1823 den Kardinal della Somaglia zum Papſte waͤhlen, unterließen es aber, weil dieſer den Kardinal lbani zum Staats⸗Secretair zu ernen⸗ nen beabſichtigte. Nun fragen wir, wo blieb die Oppoſition der 314 Kardinäaͤle bei der ſetzigen Papſtwahl, bei welcher, laut des Referenten Ausſage, das Staats⸗Secretariat fuͤr den Kardinal Albani ſtipulirt wurde, da dieſe Oppoſition noch exiſtiren und dem angeblichen Abfſolutismus des Staats Secretairs im Wege ſtehn ſoll? Was ferner auch hier wie⸗ derum von einer Parthei von zehn Kardinaͤlen und den Be⸗ weggruͤnden, welche ſie leiteten, geſagt wird, iſt dem, was allbekannt iſt, zu ſehr entgegen, als daß es noͤthig wäre es zu widerlegen. Die ſich widerſprechenden Berichte der bei⸗ den Zeitungen hierüber ſind der eine ſo falſch wie der an⸗ dere. Von der getraͤumten Oppoſition der 34 Kardinäle wird eine Spaltung hergeleitet, welche alle Maaßregeln der Regierung hemmen ſoll. Als zweite Urſache von Uneinig⸗ keiten werden die Legatenſtellen angefuͤhrt, und was noch ſonderbarer klingt, die nahe Nachbarſchaft der biſchoͤflichen Sitze von Bologna, Imola und Forli. Der Kardinal Giu⸗ 1

*) P. Fortis ſtarb den 27

anuar und Leo XII. den 10. Febr. deſſelben Jahres.