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zval (Mayenne) den miniſteriellen v 8 qöbreraes (Maire von Meslay) zum Deputirten gewaͤhlt. Von den letzten vier Wahlen ſind ſonach zwei zu Gunſten des und zwei zu Gunſten f u Parthei ausgefallen. g. ö Oeſterreichiſche Botſchafter, Graf von Apponp, giebt heute, als am Namenstage ſeines Souverains, ein großes diplomatiſches Diner. ula Zu Ehren des Herzogs von Clarence, welcher un ugſt mit ſeiner Gemahlin zum Beſuch ſeines Schwagers in Dieppe eingetroffen iſt, wird der dortige Magiſtrat am 5ten d. M. einen großen Ball geben. olgendes ſind im Auszuge die Betrachtungen, we che das Journal des Débats als Antwort auf den (geſtern mitgetheilten) Artikel des Moniteurs anſtellt: „Wenn 5 den gelehrten Aufſatz des Moniteurs zuſammenfaßt, ſo 9 det man darin in vielen Worten folgende vier Heupehucne; 1) Daß die Mißbilligung der Wahl der Mintſter 8” 88 griff auf die Freiheit des Monarchen, den Indeszeff ane⸗ Volksfreiheiten, ſey; 2) Daß es die Deputirten Kammer . 4 5 is enn man die Moͤglichkeit zur Empöͤrung aufreizen heißt, we Daß di der Vermeigerung des Budgers aufſtellt; 3) Daß die Fran⸗ zöſiſche Regierung keine Regierung der Majoritaͤt ſey; 4) Daß das Miniſterium die perſonificirte Billigkeit ſey, da es in ſeinen Augen weder eine rechte noch eine linke Seite, we⸗ der ein linkes noch ein rechtes Centrum gebe. Wir wollen nun jede dieſer Behauptungen in naͤhere n. jehen. Allerbings iſt die Freiheit, oder beſſer geſagt, die verfaſſungs⸗ mäßige Gewalt des Königs ein unveraußerliches Recht; aber die Ausuͤbung dieſes Rechts wird nothwendiger Weiſe durch Ruͤckſichten der Gerechtigkeit und der Zeitverhaͤltniſſe be⸗ ſtimmt. Selbſt in der aſten Monarchie, wo Alles vom Ko⸗ nige ausging, muthete man ihm nicht die Freiheit, Alles zu thun, zu; man ſagte, er ſey Grundgeſetzen unter⸗ worfen, Gott ähnlich, wie man ſich ausdruͤckte, der ſtets dem gehorche, was er einmal gewollt habe. Unter der durch die Charte neu wiederhergeſtellten Monarchie druͤk⸗ ken wir uns zwar weniger pomphaft aus, aber der Sinn bleibt derſelbe. Der König, voͤllig frei in der Ausuͤbung ſeiner Vorrechte, gehorcht nämlich, um uns eines Ausdruckes des Moniteurs zu bedienen, der Vernunft der Dinge. Odgleich er nach Gutdünken ſeine Miniſter ernennt, ſo hat er doch nicht die moraliſche Freiheit, ſie aus der Minorilaͤt zu wählen, es ſey denn, öe. die Gewißheit, daß dieſe Minoritaͤt in einer neuen Kammer zur Maoritaͤt wuͤrde. tzen wir z. B. den Fall, die Krone hatte während einer Sitzung der letzten ſiebenjaͤhrigen Kammer Herrn von Vil⸗ lele entlaſſen und ihre neuen Rathgeber aus dem linken Eentrum nehmen wollen, welches damals kaum dreißig Stimmen zäͤhlte, ſo hätte ſie dieß, wir wagen es zu behaupten, nicht thun können, ohne zugleich die Kammer aufzulbſen; denn die Krone iſt bei aller ihrer Macht nicht im Stande, zu machen, daß ein Widerſpruch kein Widerſpruch ſey. Unſere Geſchichte liefert ſeit 15 Jahren den Beweis hierzu. Im Jahr 1816 wollte der Koͤnig Miniſter beibehal⸗ ten, welche der Majorität der Kammer mißfielen; er löͤſte daher die Kammer auf. Im Jahr 1819 wollte der Koͤnig einen undeliebten Miniſter behalten; da aber eine Aufloͤſung der Kammer gefährlich und unrhunlich ſchien, ſo fiel derſelbe. Zu Anfang des Jahres 1822 hatte der Koͤnig die Adreſſe, worin einige Anzriffe gegen das Richelieuſche Miniſterium vorkamen, förmlich gemißbilligt; dieſes Miniſterium wagte aber nicht, zur Auflſung der Kammer zu rathen, in welche die Krone wahrſcheinlich auch nicht gewilligt haͤtte, und es mußte daher abtreten. Will man nun ſagen, daß in allen dieſen Fällen die Freiheit des Monarchen verletzt worden ſey? Nein, ſie unterwarf ſich dem Geſetze, das ſie ſelbſt gegeben hatte, dem Geſetze des Repraͤſentativ⸗Syſtems, welchem zu⸗ ige ein Miniſterium und eine Kammer, die einander feind⸗ ſelig ſind, nicht neben einander beſtehen koͤnnen, noch weni⸗ ger aber ein Miniſterium, das dem Lande und der Kammer gleich ſehr verhaßt iſt. Aber, ſagt der Moniteur, die Kam⸗ mer kann nicht bis zur Verwerfung des Budgets gehen; dieſes würde ein Aufruf zur Empöͤtung ſeyn. Die Antwort bierauf iſt einfach. Jedes Geſetz bedarf einer Deſtaͤtigung, jeder Vertras einer Bürgſchaft. Die Beſtätigung, die Buͤrg⸗ ſchaft der Charte aber beruhen in dem Rechte, das Budget zu verweigern. Was wuͤrde in der That die Befugniß, das Budget zu bewilligen, heißen, wenn ſie nicht zugleich die andere Befugniß in ſich ſchloſſe, das Budget zu vermindern, zu ver⸗ gen, zu verweigern? Wenn es nicht im Belieben der Regierung ſteht, ſo ſährt der Moniteur fert, die Verfaſſung umzuſtoßen, ſo kann es noch viel weniger der Preſſe und den Kammern freiſtehen, die Regierung zu vernichten. Hier kommt es in⸗

deſſen vorerſt

uͤber der Moniteur ſich auslaͤßt; er erwiedert hierauf, wir

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auf die Definition der Ausdruͤcke an. Wenn Ihr unter dem Worte Regierung den Koͤnig, die Dyna⸗ ſtie, die beiden Kammern Feaffcht⸗ ſo koͤnnen dieſe allerdings eben ſo wenig als die Verfaſſung ſelbſt umgeſtoßen werden. Verſteht Ihr aber unter Regierung das Miniſterium, wie duͤrſt Ihr ſolches mit der Verfaſſung in gleiche Linie ſtel⸗ len? Es iſt erlaubt und wird erlaubt ſeyn, zwanzig Mini⸗ ſterien zu ſtuͤrzen, wogegen es Hochverrath waͤre, die Charte anzutaſten. Wenn man das Recht der Verweigerung des Budgets leugnet, ſo kann man auch das Princip der Majo⸗ ritaͤt nicht gelten laſſen, und dies iſt der dritte Punkt, wor⸗

duͤrften keine Regierung der Maäjoritaͤt haben, Frankreich ſey eine freie Monarchie, wo das Volk ſich gewiſſermaaßen in der Perſon des Koͤnigs concentrirt habe. Was ſoll aber alles dieſes metaphyſiſche Geſchwätz heißen? Darf der Kö⸗ nig von Frankreich, legitim durch ſeine Geburt und die Charte, wie Napoleon ſagen: „„Es darf in Frankreich keine Oppoſition geben; denn ich bin das Volk, und mir wi⸗ derſprechen, heißt ſich an dem Volke vergreifen.““ Nein; das Koͤnigthum hat, indem es die Kammern ſchuf, das Princip der Majoritaͤt ſelbſt anerkannt. Was wuͤrde . eine Dis⸗ cuſſion fruchten, wenn die Majoritaͤt nicht die Oberhand be⸗ hielte? Aber, entgegnet man, in Frankreich iſt die Krone an ſich maͤchtiger als in England, ſie handelt mehr, und fin⸗ det weniger ariſtokratiſchen Widerſtand. Hieraus laͤßt ſich aber nichts anderes ſchließen, als daß, wenn in Frankreich, trotz dieſes Uebergewichtes der Krone, eine den Miniſtern feindliche Majoritaͤt beſteht, dieſe nur um ſo impoſanter iſt, und um ſo mehr gehoͤrt zu werden verdient. Es klingt ſchoͤn, wenn der Moniteur ſich in aller Breite uͤber die Nachtheile des Partheigeiſtes ergeht. Iſt die jetzige Verwaltung nicht das augenſcheinlichſte Erzeugniß einer Parthei, einer Facrca⸗⸗“ tion? Es kommt uns wie Spott vor, wenn man von der Un⸗ partheilichkeit des Miniſteriums ſpricht, und uns daſſelbe als die perſoniſicirte Billigkeit anpreiſen will. Das Miniſterium kann nicht gerecht ſeyn, denn es geht nur mit gewaltthaͤtigen Maͤnnern um; es kann ſich daher auch nur durch diejenigen Mittel erhalten, durch welche es ans Ruͤder gekommen iſt. Haͤtte es blos der Maͤßigung bedurft, warum opferte man denn Herrn v. Martignac gegen Herrn v. Labourdonnahe auf? Alle die verſoͤhnenden Raiſonnements des Moniteurs vermöoͤgen nichts gegen dieſe einzige Wahrheit.“ 8* Die Handels⸗Kammer macht jetzt durch den Moniteur— bekannt, daß ſie im Namen des Pariſer Handelsſtandes der Regierung das Boͤrſen⸗Lokal fuͤr die naͤchſte Seſſion der De-. vekefeh Kürtwei angeboten gehabt habe, jedoch bald darauf von dem Miniſter des Innern benachrichtigt worden ſey, daß die Regierung ſich zum Aufbau eines neuen proviſori⸗ ſchen Saales, der mit den Neben⸗Gemaͤchern des jetzigen zu⸗ ſammenhinge, entſchloſſen habe. „Der Miniſter des Innern“, fuͤgt die Handels⸗Kammer hinzu, „hat uns zu erkennen ge⸗ geben, daß, wenn dieſer Plan das Anerbieten des Pariſer Handelsſtandes uͤberfluͤſſig mache, er dieſem letztern doch nicht minder dankbar dafuͤr verbunden ſey. Die Bereitwilligkeit der Kaufmannſchaft, auf ihre eigene Bequemlichkeit zu vere; zichten, um die Einberufung der Deputirten⸗Kammer zu er. leichtern, wird Ktets als ein ehrenvoller Beweis ihrer Anhaͤnge,. lichkeit an die Verfaſſung dienen, die allein die Wohlfahrt des Handelsſtandes und das Gluͤck unſers Vaterlandes dauernd zu ſichern vermag.“ Die Gazette de Frapce hatte geſtern aus Gray (im Departement der Obern⸗Saône) gemeldet, man habe, in der Vorausſetzung, daß der Herzog von Choiſeul auf ſeiner Ruͤck⸗ reiſe nach Paris jene Stadt beruͤhren wuͤrde, daſelbſt ihm u Ehren bereits ein großes Mittagsmahl veranſtaltet ge-. habt⸗ als man plötzlich erfahren, daß der 1 einen an-⸗ dern Weg genommen habe. Die Gazette hatte hinzugefuͤgt, * Herr von Choiſcul ſey wahrſcheinlich deshalb dem Diner ausgewichen, weil ein Gyps⸗Fabrikant der Unternehmer des Feſtes geweſen ſey, ein Advocat den Herzog habe bewill⸗ kommen ſollen, und ein dicker Mehlhaͤndler ſeine Woh⸗ nung zu dem Mahle hergegeben gehabt habe. Der Herzog von Chotſeul erklart dagegen heute in den oͤffentlichen Blättern ſene Mittheilung der Gazette fuͤr eben ſo beleidi⸗ gend fuͤr die Stadt Gray, als verläumderiſch fuͤr ihn ſelbſt, und macht 88882⸗ das Schreiben bekannt, das er von ſei ner Beſitzung Ray (bei Gray) aus, durch ſeinen Schwager, Herrn v. Marmier, an die Unternehmer des Feſtes hat 32 .

langen laſſen, und worin er den Bewohnern von Gray den ihm zugedachten Beweis der Achtung und des Wohl⸗ wollens ſeinen tiefgefuͤhlten Dank darbringt, zugleich aber b;, dauert, daß Mangel an Zeit ihm nicht geſtatte, ſich in ihre Wuͤnſche zu fuͤgen. Das für das Diner beſtimmte Geld lſt.