welche die Erfahrung erheiſchen duͤrfte. 10) Der Praͤſident hat Vollmacht, die Miniſterien und den Senat nach der Art zu organiſtren, die er am zweckmaͤßigſten findet, um den Zeit⸗ punkt ſchneller herbeizufuͤhren, wo die Nation durch verfaf⸗ ſungsmaͤßige und definitive Geſetze reglert werden kann. 11) Die Regierung wird das Gutachten des Senats uͤber die Reviſion der Verfaſſungen, uͤber den Entwurf eines Grund⸗ Geſetzes, und uͤber Entwuͤrfe zu Geſetzbuͤchern einholen. 12) Die Regierung wird, geſtuͤtzt auf die dem gegenwaͤrtigen Decrete beigeſuͤgten Grundlagen zu dieſen Arbeiten ſchreiten und, ſobald dieſelbe beendiget ſeyn werden, die gegenwaͤrtige National⸗Verſammlung neuerdings einberufen. 13) Wenn, was Gott verhuͤten moͤge, das Ableben des Praͤſidenten vor Einberufung der National⸗Verſammlung erfolgen ſollte, ſoll dieſelbe unmittelbar mittelſt Erlaſſes einer Regterungs⸗Commiſ⸗ ſion zuſammenberufen werden, welche der Praͤſident fuͤr die⸗ ſen Fall ernennen, und ihr ſeine Vollmacht kraft einer ſchrift⸗ lichen, eigenhaͤndig unterzeichneten und mit ſeinem Privat⸗ Siegel verſehenen Acte uͤbertragen wird. Zwei ganz gleich⸗ lautende Abſchriften dieſer Acte, beide mit ſeinem Privat⸗ Petſchaft verſtegelt, ſollen, eines in die Hände des Staats⸗ Secretairs, das andere dem Senate übergehen werden. 14) Die National⸗Verſammlung wuͤnſcht, daß der Präͤſi⸗ dent der Regierungs⸗Commiſſion mittelſt Teſtaments, die ddetaillirte Erläuterung des Planes zur politiſchen Reſtaura⸗
tion des Vaterlandes, mit welchem ſich Se. Excellenz be⸗ 8 ſchaͤftiget, hinterlaſſen moͤge.
Grundlagen, nach welchen die Regierung bei Reviſion der Verfaſſungs⸗Acten von Eplidau⸗ rus, Aſtro und Troezen, wie auch bei Entwer⸗ fung des Planes zu dem Staats⸗Grund⸗Geſetze EE. hiezu gehoͤrigen Geſetzen arbei⸗ ten ſoll. .
— Art. 1. Die Regierung ſoll ſich bei Reviſion der Ver⸗ faſſungen an die von den ational⸗Verſammlungen zu Epi⸗ daurus, Aſtro und Troezen befolgten Grundſatze halten. 2. Die Gränzen und Modalltaͤten der rtheilung des Buürgerrechtes, ſowohl fuͤr eingehorne Griechen als fuͤr Fremde, ſollen genau werden. 3. Die erforderlichen Eigenſchaften der Bürger zu dem Rechte einer Wahlſtimme, ſo wie die Art nud ſe, wie ſee dieſes Recht ausuͤben koͤnnen, ſollen beſtimmt und gleich⸗ foͤrmig feſtgeſetzt werden. * i. Ein in zwei Rathe⸗Verſammlungen getheilter Se⸗ nat ſoll die geſetzgebende, zugleich mit der vollziehenden Ge⸗ walt ausuͤben; die Zahl der Senatoren, die Art, wie die Eparchien zur Wahl derſelben mitzuwirken haben, die Orga⸗ niſation der beiden Raths⸗Verſammlungen, und der Antheil, welchen jede dieſer Verſammtlungen, gemeinſchaftlich mit der vollziehenden Gewalt, an der Abfaſſung der Geſetze haben ſſcooll, werden beſonders feſtgeſetzt werden. 1“ 5. Die Juſttz⸗Branche ſoll, mit Beruͤckſichtigung der — Erfahrung, welche das gegenwärtige proviſoriſche Syſtem lan die Hand giebt, definitiv organtſirt werden; ſpäter ſoll auch die oͤffentliche Juſtiz⸗Pflege, deren Beamte amovibel ſind, organiſirt werden; die Richter aber ſollen auf Lebens⸗ zeit ernannt werden. .““ 6. Die vollziehende Gewalt ſoll nach dem Geiſte, wel⸗ 1 cher die Verhandlungen in Troezen lettete, mit denſenigen Meodificationen conſtituirt werden, welche die Bevollmäͤchtig⸗ en des Volkes in Folge der Transactionen fuͤr nöthig fin⸗ den duͤrſten, die zur Vollztehung des Lonboner Tractats Sezgtt finden können. Argos, den 3. Auguſt 1829. Der Prſident: G. Sizint. Der Vice Praͤſident: G. Marro⸗ matti. 8 die übrigen Unterſchriften.) Die Secretaire:
Jakovaki Riſo. N. Chryſogelo.“ 88 Ueber die Orlentaltſche Frage. Ancer dieſer Ueberſchrift giebt die Allgemeine Zei⸗
nung Nachſtehendes: 2 Rhein, 26. Sept. Die Wendung der Dinge 2 Ih Ortente wirft ein erhellendes Licht auf die Geſchichte der
ungſten diplomatiſchen Verhandlungen. Beſonders lehrreich kann es ſeyn, deſſen Wünſche und Intereſſen vorzüglich auf 8 ges gerichtet waren, ſich ins Gedächtniß zu rufen. Eng⸗ an Füses. vor Allem Rußlands Vergrößerung auf Koſten des Ottomantſchen Reichs; es hatte Urſache hiezu, in hung auf die künftige Sicherheit ſeiner Oſtindiſ⸗ V gen, noch mehr in Bezi auf den gegenwaͤrtigen and ſſeiner Oberherrſchaft zur Ses. Englands
den Gang der Politik desjenigen Cabinets,
8G. 8
ö f cht war gegrüͤn⸗ det, während auf dem Feſtlande eümha⸗
Rußland nur von den alten Ideen eines 8 1 gewichts und von der Unbekanntſchaft mit den e Kraf.
Bö
rhaltung der
ten, welche einem civiliſirten Zeitalter zu Gebote ſtehen, un⸗ terhalten wurde. — Der Aufſtand der Griechen war fuͤr England ein drohendes Ereigniß: im Archipel konnte ſich eine neue, achtbare Seemacht bilden, welche die natuͤrliche Alliirte Rußlands ſeyn wuͤrde; der Kaiſer aller Reußen konnte in dieſem Aufſtande eine einladende Gelegenheit finden, ſich in die Unruhen der Türkei zu miſchen, er konnte ſie nach ſeinem Intereſſe zu leiten, und ſo die alten Entwuͤrfe Pe⸗ ters des Großen zu realiſiren hoffen. Die Britiſche Polttik durfte ſonach die Wiedergeburt der Griechen nicht beguͤnſti⸗ gen; ſie konnte noch weniger den Ruſſen den Ruhm goͤn⸗ nen, dieſe Wiedergeburt zu Stande zu bringen. Dies muß anerkannt werden: man iſt nur dann gerecht in Beurthei⸗ lung der Politik einer Regterung, wenn man ſie in ihrem eigenen Sinn und Intereſſe auffaßt. Englands Wunſch war auf den Beſtand und die Unabhaͤngigkeit der Pforte gerich⸗ tet, und dieſer Wunſch iſt nicht zu tadeln. Wohl aber war zu erwaͤgen, ob die Erhaltung des Tuͤrkiſchen Reichs oͤglich ſey. Haͤtte man dieſe Frage gruͤndlich unterſucht, Mvitch
man großen Irrthuͤmern ausweichen koͤnnen. Selbſt aber die Hypotheſe der moͤglichen Erhaltung angenommen, zeigt
ſich die Britiſche Politik als unvorſichtig und inconſequent.
Es waͤre nicht zu verwundern geweſen, wenn England, gleich
im Entſtehen der Griechiſchen Empoͤrung, zur ſchnellen Un-⸗ terdruͤckung derſelben ſeine Macht angewendet haͤtte. Ge⸗
wohnt aber an die Bequemlichkeit der halben Maaßregelu,
fuͤrchtete man, ſo ſcheint es, die eigene Entſchiedenheit. Un⸗ ter der Hand, gleichſam verſtohlen, unterſtüͤtzt man den Sultan; offen einen ehrlichen Krieg gegen die Hellenen zu fuͤhren, konnte man, aus Scheu vor dem Tadel der chriſtli⸗ chen Meinung, ſich nicht entſchließen. Man war nicht ge⸗ neigt dieſer Meinung zu folgen; aber man wollte ſie nicht gegen ſich aufreizen. ie Miniſter mochten auch die Kaͤmpfe der Griechen anfangs weder fuͤr bedeutend, noch dauernd
halten; ſie verließen ſich darauf, daß die blutige Rache des
Sultans die Tollkühnen von Fortſetzung ihres Unternehmens zuruͤck ſchrecken wuͤrde. Der Erſolg verrieth jedoch, daß die Miniſter ſich verrechnet hatten. harrlichkeit, und die Mordſucht Mahmuds machte alle edlen Herzen in Europa zu ihren Verbuͤndeten. Die Humanitaͤt und die Gorge für die Ruhe der Staaten forderten unabweislich
Vermirrelung in dieſem ſchauervollen Kriege. England, in der Verlegenheit, ſchloß den Vertrag vom 6. Jali, der eines Theils Rußland hindern ſollte, die entſcheidende Rolle der Vermittelung zu uͤbernehmen, andern Theils eine Art
Verſoͤhnung mit der öͤffentlichen Meinung beabſichtigte, in:
dem wenigſtens der Schein dafuͤr ſprach, daß die drei ver⸗ buͤndeten Maͤchte den Schutz der Griechen uͤbernehmen woll, ten. So fein indeſſen die Engliſchen Miniſter den Faden 8 chrer Politik geſponnen zu haben glaubten, die Ereigniſſe be⸗ wieſen abermals, daß das Cabinet von St. James ſich ver⸗ rechnet hatte. Der Freund in Konſtantinopel litt, gewiß ge⸗ gen Sers Abſicht, unter den Folgen des Vertrages, denn dieſer fuͤhrte zu der Schlacht von Navarin und zur Beſez⸗ zung des Peloponneſes durch ein Franzöſiſches Armee⸗ Corps. Eine Türkiſche Flotte wurde vernichtet; das Aegyptiſche Heer, die kraͤftigſte Huͤlfe des Sultans, mußte ſich entfernen. Dies waren geſlbritche Schläge füͤr die Pforte, und nicht weniger empfindliche Unfälle fuͤr die Britiſche Politik. England, das den Beſtand der Pforte ſehen Rußland ſichern wollte, war behülflich geweſen, die Türken zu ſchwaͤchen. In dieſe ſelte ſame Lage hatte der Vertrag vom 6. Jult, das Meiſterſtück der Engſüſchen Politik, ſeine Erfinder verſetzt; er hatte Ruß⸗ land nicht gelaͤhmt, den offenen Krieg dieſer Macht 9 die Türkei nicht verhindert; er hatte nur dem Engliſ Cabinet die Freiheit geraubt, ſich entſchieden für die Sache der Ottomanen zu erklären. Zu ſolcher Rolle hatte ſich Eng⸗ land ſelbſt verurtheilt. Es war ein läſtiger Alliirter Rußlands, und konnte dem Sultan eben ſo wenig Troſt und Huülfe brin⸗ gen. Därfte man es ungerecht finden, wenn Rußland auf die Vorſtellungen der Vritiſchen Miniſter ferner nicht geachtet haͤtte? Glelchwohl entzog ihnen Rußland nicht ſein Vertrauen, zeigte ſich ſogar nach er, als zu erwarten war; denn es gelang dem Per g von Wellington noch im Fruͤhlinge dieſes Jah⸗ res, durch das Protokoll vom 22. Maͤrz ſich die Mögl t zu eroͤffnen, die uͤbernommene Verbindlichkelt der Befreiung Griechenlands ſcheinbar zu erfüͤllen, und dann, nach Errei⸗ chung des kuͤnſtlich gedeuteten Zwecks der Alllanz vom 6. Juli, wieder in den Stand der Frelheit, in Abſicht auf die Wahl polltiſcher Maaßregein, zu treten. Dies war v großer Ge⸗ winn, wenn man ihn zu benutzen verſtanden bärte. In der That, nahm die Pforte die im Protokoll vom 22. März von
Beil
Die Griechen zeigten Be⸗ 8