das Yaswa nordweſtlich vom großen Altai,
und laͤngs der oberen Irtiſch⸗Linie, 6 88
weiter als gewöͤhnlich verbreitet. Von Barnauj, wo ein Theil der Koliwanſchen goldhaltigen Sil⸗ bererze (die jaͤhrliche Ausbeute iſt noch 1000 — 1200 Pud Sil⸗ ber) verſchmolzen werden, gingen die Reiſenden uͤber den ro⸗ mantiſchen See von Kolivan in der Platawkiſchen Steppe, nach dem, in den Annalen des Ruſſiſchen Bergbaues ſo beruͤhmten Schlangenberge, einem Erzlager in Porphyr von Gruͤnſtein⸗ Gaͤngen durchſetzt, nach den Gruben von Riderski und Siria⸗ nofski. In der Nacht vom 13. Auguſt kam Herr v. Hum⸗ boldt mit ſeinen Freunden in vollkommenem Wohlſeyn am oberen Irtiſch in der kleinen Feſtung Uſt⸗Kamenogorsk an. Hier wurden die Petersburger Wagen gelaſſen, um die
weitere Reiſe nach Buchtarminsk und Narym, wo die letzten Ruſſiſchen Koſaken⸗Vorpoſten ſtehen, und nach dem Chine⸗ Der
ſiſchen Piquet, in ſibiriſchen langen Telegas zu machen. General⸗Gouverneur des weſtlichen Sibiriens, General Wel⸗ jaminoff, hatte nicht blos von Tobolsk aus Herrn v. Hum⸗ boldt einen ſeiner Adjutanten zur Begleitung mitgege⸗ ben, auch der an der Irtiſch⸗Linie commandirende Ge⸗
neral Litwinoff kam von Tomsk nach Barnaul, um die Rei⸗⸗
ſenden bis Omsk zu fuͤhren, und ihnen jede Erleichterung zu verſchaffen, welche die Lage des Landes, laͤngs der Kir⸗ giſen⸗Steppe moͤglich macht. Die Nachricht, daß den Chi⸗ neſiſchen Officieren in der Songarei ein Beſuch von Frem⸗ den angenehm ſeyn werde, wurde ſchon in Uſt⸗Kamenogorsk vorgefunden, und der Beſuch in Baty (chineſiſch: Choni⸗ mailä⸗chu) am 17. Auguſt abgeſtattet. Die umliegende Ge⸗ gend von Buchtarminsk, Krasnojar und der Gränze der Chineſiſchen Mongolei ſind von großem geognoſtiſchen In⸗ tereſſe. Geſchichtete Granite, oft von Porphyrgaͤngen zer⸗ ſprengt, haben als Eruptions⸗Formation ſich uͤber Thonſchie⸗ fer⸗Maſſen ergoſſen. Die Chineſiſchen Vorpoſten zu beiden Seiten des Irtiſch, noͤrdlich vom Zayſan⸗See, beſtehen aus Mongoliſchen Soldaten, zerlumptes Geſindel, deren Sitten mit denen eines ganz in Seide gekleideten Chineſiſchen Of⸗ ſiciers ſonderbar contraſtirten. Der junge Mann kam un⸗ mittelbar aus Pekin, und als er hoͤrte, daß Herrn Alexander v. Humboldt's Bruder (der Staats⸗Miniſter) eine Schrift uͤber die Chineſiſche Sprache herausgegeben habe, ſchenkte er dem Reiſenden fuͤr ſeinen Bruder ein Chineſiſches Buch in 5 dicken Baͤnden, hiſtoriſchen Inhalts. Die Gegend um Cho⸗ nimallaͤ⸗ chu iſt ſehr oͤde. Kameele (bactriſche) mit zwei Buckeln weideten in dem Thale; auf einem Huͤgel am linken Irtiſch⸗Ufer ſteht ein kleiner Chineſiſcher Tempel. Die Witterung begüͤn⸗ ſtigte ſo ſehr die aſtronomiſchen Beobachtungen, daß an ei⸗ nem einſamen Orte, ganz nahe bei Chonimailz⸗chu, auf Chi⸗ neſiſchem Gebiete, (in dieſem uncultivirten Winkel „des himmliſchen Reichs der Mitte“) eine Ortsbeſtimmung gemacht werden konnte. Ein kalmuͤckiſcher Dolmetſcher, der von Tſchingiſtai kam, diente zur gegenſeitigen Mittheilung in der Jurte des Chineſiſchen Commandanten Tſchintu; wenn er fehlte, wurde aus dem Chineſiſchen ins Mongoliſche, aus dieſem ins Kirgiſiſche, und durch einen Koſaken aus dem Kir⸗ giſiſchen ins Ruſſiſche uͤberſetzt, wobei die urſpruͤngliche Nai⸗ vitaäͤt der Rede etwas leiden mußte! Der Ruͤckweg von Krasnojar Vorpoſt bis Uſt Kamenogorſk wurde 4 dem Irtiſch ſehr ſchnell zu Waſſer gemacht, durch eine uͤberaus romantiſche Gegend. Nun ging die Reiſe durch die Steppe laäͤngs dem Fluſſe von Uſt Kamenogorſk bis Omsk über Se⸗ mipalatinsk, wo Herr von Humboldt den 22. Auguſt ver⸗ weilte. Kiachta, Semipalatinsk, Petropawlowsk und Oren⸗ burg ſind jetzt die wichtigſten Punkte fuͤr das Handels⸗
verkehr mit Inner⸗Aſien. In Semipalatinsk findet man viele Handels⸗Haͤuſer aus Taſchkent, welche jähr⸗ lich über Ilp nach Kaſchgar, Jerkant und Koten Ceom⸗
miſſionaͤre ſchicken. Die Reiſenden empfingen den Be⸗ ſuch der Geſandten von Kokan, welche von Petershurg zuruͤckkamen: auch fanden ſie einen Bukharen, welcher uͤber
adakſchan nach Kaſchmir gegangen war, der aber Ladak (im weſtlichen Tuͤbet), das er wegen der Shawl⸗Wolle kannte, nicht beruͤhrt hatte. In Semtpalatinsk hoͤrte Herr von Humboldt von einem Engliſchen Reiſenden, der vor we⸗ nigen Jahren aus Indien uͤber Kaſchmir kam, und aus Jer⸗ kand verjagt wurde, (vielleicht der verdienſtvolle Moorcroft, der den Paß von Niti im Himalaya üͤberſtieg?) die Papiere
des Verjagten wurden von einem Kaufmann aus Taſchker“, 6 der in Semipalatinsk wohnt, geſammelt. Der Kauſmann war abweſend, aber alles wird aufgeboten werden, was zur Auffindung dieſer vielleicht geographiſch wichtigen Papiere leiten kann. In Omsk hatte Herr von Humboldt die Freude, die vortreffliche Militair⸗Schule der Sibiriſchen Ko⸗ ſaken, mit der eine Aſtatiſche Schule zur Bildung von Dol⸗ metſchern an der Irtiſch⸗Linie verbunden iſt, (eine der Civi⸗ liſation wohlthaͤtige Anſtalt des verewigten Monarchen, Kaiſers Alexander!) zu beſuchen. An 250 Koſaken⸗Soͤhne werden in dieſer Schule in Mathematik, (nach Lacroix Lehr⸗ buͤchern) Plan⸗Aufnehmen und Zeichnen, Geographie, Ge⸗ ſchichte und den Anfangs⸗Gruͤnden der lonomaſchen Natur⸗ kunde frei unterrichtet. Achtzehn der jungen Leute bilden die Aſiatiſche Schule, in der Mongoliſch und Tartariſch (auch ſeit kurzem Franzoͤſiſch) gelehrt wird. Zum Leſen und Schrei⸗ ben befolgt man die Lancaſterſche Methode. Wenige Mili⸗ tair⸗Schulen ig Europa ſind mit dieſer zu vergleichen, welche Officiere und Unteroffictere bildet, und in der Sittlichkeit, Ordnung und große Reinlichkeit herrſchen, unter der oberen Leitung des General Braniefski. Die Reiſenden wurden durch Reden in Ruſſiſcher, Mongoliſcher und Tatariſcher Sprache begruͤßt; wahrſcheinlich nehmen ſie nun von Omsk aus, den Weg uͤber Troitzk nach Slatouſt, Miask und dem ſuͤdlichen (Baſchkiriſchen) Ural; dann werden ſie das große Steinſalz⸗Werk von Kezk bei Orenburg in der Kirziſen⸗ Steppe Leſuchen, und im October uͤber Simbirsk, Murom und Moskau nach Petersburg zuruͤckkehren. Ueberall hat Herr von Humboldt die ehrenvollſte und gaſtfreundlichſte Auf⸗ nahme gefunden, und von einem erhabenen Monarchen zu ei⸗ ner Reiſe in dem Aſtatiſchen Theile des Reichs aufgefordert, hat er (ſo bezeugt es der Ausdruck der Dankbarkeit in jedem ſeiner Briefe) durch die thaͤtige Huͤlfe aller Provinzial⸗Be⸗ hoͤrden, und beſonders durch die trefflichen Veranſtaltungen und die Sorgfalt des Herrn Finanz⸗Miniſter Grafen von Cancrin alles vorgefunden, was eine wiſſenſchaftliche Unter⸗ nehmung beguͤnſtigen kann.
Konigliche Schauſpiele.
Montag, 19. DHet. Im Opernhauſe, zum erſtenmale wiederholt: Kaiſer Friedrich II., Trauerſpiel in 5 Abtheilun⸗ gen von K. Immermann.
— Schauſpielhauſe: Keine Franzöſiſche Vorſtellung.
s bleiben aber die zu Montag bereits geloͤſten Schau⸗ ſpielhaus⸗Billets zu Mittwoch, den 21ſten d. M., guͤltig, wo Franzoͤſiſche Vorſtellung ſtatt finden wird.
Dienſtag, 20. Oet. Im Opernhauſe: Die Stumme von Portici, große Oper in 5 Abtheilungen, mit Ballets; Muſik von Auber. .
Preiſe der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des erſten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.
Koöͤnigsſtaädtſches Theater.
Montag, 19. Oct. Sargines, Komiſche Oper in 2 Akten. (Dlle. Greis, K. K. Hof⸗Opernſaͤngerin zu Wien: Sophie, als zweite Gaſtrolle.)
Preiſe der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im Bal⸗ con des erſten Ranges 1 Rthlr. ꝛc. z
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 13. Oct.
. Oexterr. 5pCt. Metall. 98 ⁄. Rusa. Engl. Anl. 94. Anl. Hamb. Cert. 93 ½. 1
; pr. ult. 101. Part-Oblig. d. Oesterr. 5pCt. Metall. pr. u e
Rus
Bank-Actien Cassa, 1206. Russ. Engl. Anl. Hamb. Certific. desgl. 94 8¼-
— 8e Peterzsburg, 9. Oct. Hamburg 65 Toge 971 Schill. Silber-Rubel — 6 Wien, 13 Oect.
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Paris, 12. Marquis Gabrias 2. .
Frankfurt a. M., 15. Oct. Oeſterr. 58.
Der Koͤnig hat den Graſen Rayneval 2. ſeinem Botſchafter am Wiener Hoſe, und den zum Geſandten in der ernannt. — Heute ſchl 1 letall. 102 ⁄2⁄. Bank⸗Actien 1468. Part. Obligat. 1321. Looſe zu 100 Fl. 175.
868*
oß Zp Ct. Rente 81.65. 5 „Ct. 107. 35.
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Gedruckt bei A. W. Hayn.
111““
Rchacteur John. Mit edacreur Cottel.