Rubel Banknoten. Von den erſteren wurden verkauft fuͤr 20,922,624, von den zweiten fuͤr 1,142,069, und von den letzteren fuͤr 775,870, zuſammen fuͤr 22,840,563 Rubel. Im Gouvernement Schitomir hat im vorigen Monat ein heftiger Orkan bedeutende Verheerungen angerichtet; un⸗ ter Anderem wurden 2 Kinder einige Faden weit fortgeriſſen, kamen aber noch gluͤcklich davon.
Aus Kiachta wird gemeldet, daß jene Gegenden im Laufe dieſes Jahres viel Mißgeſchick erfahren haben. Heftige Re⸗ gengüſſe haben die Fluͤſſe Onon, Tſchikoi und Dſhida ſo hoch angeſchwellt, daß in der erſten Haͤlfte des Auguſt die verhee⸗ rendſten Ueberſchwemmungen ſtattfanden; dagegen ſahen die Bewohner am Ufer des Fluſſes Gorbitza, der parallel mit dem Amur laͤuft, ihre Hoffnungen auf eine geſegnete Aerndte durch eine fortwaͤhrende Duͤrre vereitelt. Ein ſtarker Hagel⸗ ſchlag zerſtͤrte am 17. Juli faſt 200 Deſſaͤtinen Ackerland längs dem Fluſſe Chilon. Ein gleiches Schickſal betraf die Graͤnz⸗Cantons in der Naͤhe des Baikal. Zum Gluͤcke be⸗ ſchäͤftigen ſich die Bewohner derſelden, nomadiſirende Buria⸗ ten, auch mit Viehzucht und Jagd, vortheilen von dem Han⸗ del Kiachta's mit China, und finden auf dieſe Weiſe in ih⸗ rer Induſtrie eine Entſchaͤdigung fuͤr den Verluſt ihrer EE8E“
y1“¹n 8 8 Paris, 1. Nov. Der Conſtitutionnel enthäͤlt Folgendes: „Frankreich bietet heutiges Tages einen ſeltſamen Anblick dar: einerſeits ſehen wir ein Volk, das, friedliebend und arbeitſam, ein Feind jeder Unordnung iſt; andererſeits eine Hand voll Leute, die wie die Beſeſſenen ſchreien und toben, als ob das Land in Feuer und Flammen ſtande, und die von nichts als Krieg und Unruhen träumen. Waͤre es denn wirklich wahr, ſo fräͤgt man ſich, daß die Nation ins⸗ geheim gegen die Regierung verſchworen wäre? ſollte ſie, die ſich in dem ungeſtörten Beſitze wohl erworbener Rechte befindet, durch einen unerklaͤrlichen Widerſpruchsgeiſt eben dieſe Rechte aufs Spiel ſetzen wollen, um einen Kampf zu wagen, bei dem ſie viel verlieren, aber hnichts gewinnen koͤnnte? Kein vernuͤnftiger Menſch wird ſo etwas glauben: ein Volk kann ſich ruͤſten, um die Gewalt zuruͤckzuweiſen, es lehnt ſich nicht ohne Grund und Abſicht 26 Woher kommt denn aber jenes Geſchrei, was bedeuten jene Drohungen, die wir täͤglich hoͤren? Warum ſpricht man ſo oft von Revo⸗ lution, da die Nation doch nichts als die Aufrechthaltung der Ruhe und die Beobachtung der Geſetze wuͤnſcht? ſind diejenigen, von denen jenes Geſchrei ausgeht, etwa im Kopfe verwirrt, laſſen ſie ſich von Hirngeſpinnſten einſchrek⸗ ken? O nein, ihre Beſorgniſſe ſind voͤllig gegruͤndet; nur nennen ſie die Sache nicht bei ihrem rechten Namen. Es ſind jetzt 40 Jahre her, daß eine große Revolution in Frank⸗ reich vor ſich ging. Eine Nation wagte zu behaupten, daß ſie nur ſich ſelbſt angehöͤre, und daß jeder uͤber ſeine Perſon und ſeine Guͤter nach Belieben ſchalten und walten koͤnne, Um dieſen Grundſatz zu verfechten, mußten zahlreiche Kämpfe 8 beſtanden werden, die zuletzt eine militairiſche Regierung her⸗ 8 deifuͤhrten und das Land aufs Neue einem Mann unter⸗ „ warfen, der daſſelde als ſein Privat⸗Eigenthum betrachtete. K Alle die bis dahin die Revolution bekaäͤmpft hatten, ſchloſſen 8 ſich jetzt dem neuen Machthaber unter der Bedingung an, ddeaß ſic an ſeinen Gunſtbezeigungen Theil nähmen. Als im IJahre 1814 die Kaiſerliche Regierung umgeſtürzt wurde, kam man auf die in den erſten Jahren der Revolution ausge⸗ ſprochenen Geunbſätze wieder zuruck; man räumte ein, daß „Jedermann uͤber ſeine Perſon und ſein Eigenthum frei ver⸗ fuͤgen koͤnne, daß er uͤber ſeine Meinungen und ſeinen Glau⸗ den Niemanden Rechenſchaft ſchuldig ſey, daß er zu den oͤf⸗ fentlichen Abgaben nur nach Maaßgabe ſeines Einkommens beizutragen brauche, daß er nur den geſetzlichen Behoͤrden zu gehor⸗ chen verpflichtet ſey, und daß die Geſetze nur unter Mitwirkung der Mandatare des Volks gemacht werden koͤnnen. Eine ſolche 1b läͤrung empörte Anfangs alle Diejenigen, die gewohnt wa⸗ reen, Frankreich nicht anders denn als ihr Eigenthum anzuſehen und den größtmoͤglichſten Nutzen für ſich daraus zu ziehen. Eiinnige von ihnen, namentlich mehrere Biſchöfe, proteſtirten gezen die Grundfütze, welche hinfuühro die Baſis unſeres Sitaatsrechts ausmachen ſollren; andere, worunter auch der Buürſt von Poltgnac, weigerten ſich geradezu, dieſelben anzu⸗ erkennen und den ihnen abgeſorderten Elid darauf zu leiſten. Nachdem jedoch alle dieſe Opponenten lange gegen die Revo⸗ lution geeifert hatten, beruhigten ſie ſich endlich und ſuchten jest durch Liſt zu erlangen, was ihnen durch Gewalt nicht gelungen war. Vor allem waren ſie darauf bedacht, ſich der geſehgebenden Gewalt zu bemaͤchtigen; zur Erreichung dieſes Zweckes wurden die Pairs zu Dutzenden ernannt, die Wah⸗
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len verfaͤlſcht, die Deputirten mit Gunſtbez 8 haͤuft. Dieſes Syſtem iſt dasjenige, das die Maͤnner der Contre⸗Revolution mit dem Namen des monarchiſchen bezeichnen. So oft die Waͤhler noch Maͤnner in die Kam⸗ mer geſchickt haben, welche die Volkslaſten vermindern, jedem Einzelnen die freie Verfüͤgung uͤber ſein Eigenthum ſo wie die Unverletzlichkeit ſeiner Perſon ſichern, und in dieſem Sinne aller⸗ dings auf die erſten Grundſaͤtze der Revolution zuruͤckkommen wollten, wurden ſte auch jedesmal als revolutionnair ver⸗ ſchrieen, und eine ahnliche Beſchuldigung war auch die Ver⸗ anlaſſung, daß im Jahre 1819 das Wahlſyſtem vernichtet, und dagegen das doppelte Votum ſo wie die ſiebenjährige Zuſammenſtellung der Kammer eingefuͤhrt wurde. Die Män⸗ ner, die in Folge dieſes neuen Geſetzes in die Deputirten⸗ Kammer eintraten, beeilten ſich, das ſogenannte monarchi⸗ ſche Syſtem wieder herzuſtellen; ſie ließen ſich mit Staats⸗ Aemtern bekleiden, theilten einen großen Theil des Budgets unter ſich, und ließen ſich uͤberdies eine Milltarde ausſetzen. Da kamen die Wahlen von 1827, und ſtoͤörten die Contre⸗ Revolutionnairs in ihreh Genuͤſſen; an ihrer Stelle wurden Männer ernannt, welche, nicht wollend daß die Hofleute ſich von dem Schweiße des Volkes naͤhren, heilſame Refor⸗ men vorſchlugen. Von dieſem Augenblicke an drohte aber auch die Revolution den Contre⸗Revglutionnairs Gefahk, und dieſe, aus Furcht, daß die Quelle ihres Einkommens verſtegen und das Volk nicht ferner fuͤr ſie arbeiten moͤchte, ließen aufs Neue ihr Angſtgeſchrei vernehmen. Hiernach handelt es ſich jetzt blos darum: Soll Frankreich nur ſich ſelbſt gehoͤren und in ſeinem eigenen Jutereſſe regiert werden, oder ſoll es eine Beute der Contre-Revolution ſeyn? Sollen wir Herr un⸗ ſerer Perſon und unſeres Eigenthums, oder ſoll es eine Hand voll Contre⸗Revolutionnairs ſeyn? Wie auch dieſe Frage ge⸗ loͤſt werden mag, entweder die Revolution oder die Contre⸗ Revolution wird den Sieg davon tragen.“ .
Am Namensfeſte Sr. Majeſtät wird auch das Stand⸗ bild Ludwigs XIII. auf dem Koͤnigs Platze enthuͤllt werden.
Herr Bosc iſt der conſtitutionnelle Candidat fuͤr die von dem großen Wahl⸗Collegium des Gironde⸗Departements neu zu beſetzende Deputirten⸗Stelle.
Es heißt, daß der Schiffs⸗Capitain von la Bretonnibre, welcher die Blokade von Algter befehligt, um ſeine Zuruͤck⸗ berufung gebeten habe, und daß derſelbe Herrn Mauduit⸗ en Nachfolger erhalten werde.
ie Geſammtzahl der im vorigen Jahre hier ausgebro⸗ chenen Bankerotte beltef ſich auf 409, d. h. 21 N als im Jahre 1827. Leae n
Großbritanien und IrIand
London, 3. Nov. Nach den neueſten Nachrichten aus Windſor wird der Koͤnig doch noch vor Weihnachten ſich nach Brighton begeben, und daſelbſt mehrere Wochen lang verweilen. Am Sonnabend Vormittag kam der Herzog von Cumberland wiederum nach Windſor, und verblieb daſelbſt bis Sonntag Mittag, wo Se. Koͤnigl. Hoheit nach Kew zuruͤckkehrte.
Der Herzog von Wellington gab am Sonntag ein gro⸗ ßes diplomatiſches Diner, dem namentlich der Ruſſiſche Bot⸗ ſchafter ſo wie auch der Graf v. Matuſchewitſch, desgleichen der Oeſterreichiſche und Franzoͤſiſche Botſchafter, der Preußi⸗ ſche und der Niederlaändiſche Geſandte, und ſämmtliche Ca-⸗ binets⸗Miniſter beiwohnten. . b
Am Sonnabend hatte der Spaniſche Geſandte und vor⸗ geſtern der Franzoͤſiſche Botſchafter eine lange Conferenz mit dem Grafen von Aberdeen im auswärtigen Amte. — r⸗ geſtern trafen daſeldſt Depeſchen von Lord Heytesbury aus St. Petersburg ein. .
Am vorigen Donnerſtage wurde dem Herrn heil der ſich bei der Regiſtrirung der Freiſaſſen von Louth (Irland) einſtellte, von denſelben ein Feſt gegeben. Es iſt ſein Vorſatz, bei der naͤchſten Parlaments, Wahl als Candidat fuͤn dieſe Grafſchaft aufzutreten, und ſcheint auch ein großer Theil der Wähler ſchon damit einverſtanden zu ſeyn, denn uͤber 100 waren es, die ihm das 848 veran⸗ ſtaltet hatten und allgemein den Trinkſpruch ausbrachten, daß er bei der naͤchſten Vacanz die Grafſchaft Louth repraͤ⸗ ſentiren moͤge. Herr Sheil dankte fuͤr dieſen Toaſt in einer langen Rede, worin er zunaͤchſt darauf hinwies, daß auch die Nord⸗Amerikaner, nach Erlangung ihrer Unabhängtgkeit,
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dicjenigen zu ihren Vertretern wählten, weiche ihnen ihre Fretheit halten erkäͤmpfen helfen. „Ob ich nun“, te er, nzu denſenigen gehöͤre, denen die Katholtken Irlands niger⸗ maßen verpflichtet ſind, das haben Sie, meine Herren, *
entſcheiden. (Lauter Beifall.) Die naͤchſte Wahl ſoll nicht Ihre Dankbarkeit, ſondern mein perſönliches Verdienſt auf