Großbritanien und Irland.

Lvondon, 11. Nov. J. K. H. die Frau Herzogin von Kent iſt mit ihrer Tochter, der Prinzeſſin Victoria, am Sonnabend hier angekommen, und hat bereits ihre gewoͤhn⸗

liche Reſidenz im bezogen.

Der Geburtstag der Prinzeſſin Auguſte, an welchem J. K. Hoheit das 61ſte Jahr vollendete, wurde am Sonn⸗ tage bei Hofe begangen.

Herr Chad, unſer neuernannter Miniſter beim Deut⸗ ſchen Bundestage, iſt geſtern nach Frankfurt am Main ab⸗ gegangen.

Der Columbiſche Geſanbte hatte vorgeſtern eine ſehr lange Conferenz mit dem Miniſter der auswaͤrtigen Angele⸗ genheiten, Grafen v. Aberdeen.

Vorgeſtern fand hier der große, jährlich wiederkehrende Lord⸗Mayors⸗Aufzug ſtatt. „Der neunte November,“ heißt es in einem Morgenblatte, „iſt ein Tag, an dem alle guten Buͤrger Londons ſchoͤnes Wetter, klaren Himmel und keinen Nebel ſich wuͤnſchen. Dieſe Wuͤnſche wurden auch, ſo gut es an einem Londoner November⸗Tag nur angeht, erhoͤrt. Die auf den Straßen befindliche neugierige 2 Neaſchen⸗Maſſe war in der That unzaͤhlig; Ellenbogen war dicht an Ellen⸗ bogen, Knie an Knie, und uͤberdem waren auf dem Fahr⸗ wege noch eine Maſſe von dichtgedraͤngten Wagen aufge⸗ ſtellt, die zum Theil ihre Plätze für einen Sixpence ausbo⸗ ten.“ Um 11 Uhr begab ſich der neuerwäͤhlte Lord⸗Mayor, Al⸗ dermann Crowder, nach Guildhall, um ſich der großen Prozeſſion anzuſchließen, die mit derſelben Pracht und auch ungefaͤhr in eben der Ordnung wie ſonſt, ſich in Bewegung ſetzte. Den ſchoͤnſten Anblick gewaährte die mit Zuſchauern bedeckte Themſe, wo an der Blackfriars⸗Bruͤcke der groͤßte Theil der Prozeſſion in den dazu bereit gehaltenen, praͤchtig verzierten Barken ſich einſchiffte. Nach 2 Uhr traf der Zug in Weſtminſter ein, wo der neue Lord⸗Mayor den Eid ablegte, und andere uͤbliche Ceremonien Sratt fanden. In Guildhall hatte man inzwi⸗ ſchen zu dem Banquet praͤchtige Anſtalten getroffen. Der Herzog von Wellington, der bei ſeinem Erſcheinen mit großem Jubel empfangen wurde, fuͤhrte die Tochter des neuen Lord⸗Mayors, welche die Stelle einer Lady⸗Mayoreß vertrat, zu Tiſche. Eben ſo wurden auch mehrere andere Ehrendamen von den Herren Peel, r Roßlyn und Sir G. Murray gefuͤhrt. Als an der Tafel die Geſundheit des Herzogs von Wellinaton und der ande⸗ ren Miniſter ausgebracht wurde, erhob ſich der Herzog und dankte fuͤr die Anerkennung, die den Dienſten und Bemuͤ⸗

pönigl. Pallaſte von Kenſington wieder

hungen der Koͤniglichen Rathgeber zu Theil werde. Nichts, Nothwendigkeit einer Reform üͤberzeugen; das ganze Ge⸗

verſicherte er, koͤnne ihn und ſeine Collegen ſo anfeuern, als der Beifall einer ſo ausgezeichneten Buͤrgerſchaft, wie dieje⸗ nige, in deren Mitte er ſich jetzt befinde. Schließlich brachte der Herzog das Wohl des neuen Lord⸗Mayors aus, und wuüͤnſchte der Stadt Gluͤck zu einer ſo vorttefflichen Wahl.

In ahnlicher Weiſe ſprach ſich auch Herr Peecl aus, als 1

darauf ſeine Geſundheit beſonders ausgebracht wurde. Die Anordnungen zu dem Feſte werden als vortrefflich ge⸗ ſchildert, und ſoll beſonders die Halle, wo das Banguet Statt fand, auf eine neue und glänzende Weiſe ausgeſchmuͤckt geweſen ſeyn. 7

Prinz George von Cumberland war von dem Herzog⸗ lichen Landſitze nach der Stadt gekommen, um den Lord⸗ Mayors⸗Aufzug zu ſehen. Mah bemerkte ihn an den Fen⸗ ſtern der Herren Rundell und Bridge in der Ludgate⸗Straße, wo Se. Köoͤnigl. Hoheit die Begruͤßungen, die ihm vom Zuge aus zu Theil wurden, auf das Freundlichſte erwie⸗ derte. Der Sun bemerkt, daß der junge Prinz faſt noch mehr, als der große praͤchtige Zug die Theilnahme und Auf⸗ merkſamkeit der verſammelten Zuſchauer fuͤr ſich in Anſpruch genommen habe. 2

Wegen der uͤber Nord⸗Amerika erhaltenen, fuͤr die Spaniſche Expedition ſehr unguͤnſtigen Nachrichten (Siehe Mexico) ſind die Mexicaniſchen Obligationen bedeutend ge⸗ ſtiegen. Aber auch andere Fonds, die man ſonſt, wegen der Nichtzahlung ihrer Zinſen als „verlorene Poſten“ zu be⸗ zeichnen pflegt, waren ſtark in Frage; namentlich die Grie⸗ chiſchen, weil es heißt, daß gegenwaͤrtig in Paris wichtige Unterhandlungen in Bezug auf Griechenlauds Selbſtſtaͤndig⸗ keit ſtatt finden und auch die Chileniſchen, weil von Chile eine Rimeſſe zur Bezahlung der Dividende abgegangen ſeyn ſoll. Es heißt ferner, daß es im bevorſtehenden Jahre eine der erſten Maaßregeln des Lord⸗Kanzlers ſeyn werde, die 4 Cti⸗ gen Stocks zu reduciren; darum und weil die Rente in Paris öͤher gegangen, ſind auch unſere Stocks ſowohl, als Ruſ⸗ ſche Obligationen neuerdings bedeutend geſtiegen.

Lord Nugent, Lord

die in der Beſoldung des Clerus fuͤr nothwendig und ange⸗

ſche Regierung hier eine neue Anleihe zu

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11“ 9 * 8 2 Briefen 4. E 21. Septbr. zufolge, hatte man dort wieder ein neues Detaſchement von 2000 Mann, zur Verſtaͤrkung der Expedition gegen Mexico, eingeſchifft. .3

Der Morning⸗Chroniels zufolge hat Lord Stuart de Rothſay, unſer Botſchafter in Paris, alle Diejenigen, auf denen nur der geringſte Verdacht eines Mitwiſſens um die bereits öoͤfter erwaähnte Contrebande⸗Angelegenheit ruhte, aus dem Geſandtſchafts⸗Perſonale entlaſſen. Der Lord ſoll ferner die ſtrengſten Unterſuchungen angeordnet haben, um dieſe Angelegenheit, wobei die Ehre der Engliſchen Nation mit betheiligt war, an das klarſte Licht zu bringen.

Die Staats⸗Revenüͤen ſollen, den Verſicherungen eines Morgenblatts zufolge, in dem letzten Monate deſonders glaͤnzend ausgefallen ſeyn. Die Acciſe allein, heißt es, habe in der letzten Woche 200,000 Pfd. mehr, als in derſelben Woche des vorigen Jahres eingebracht. Der Sun bemerkt hiezu: „Wir koͤnnen zu ſolchen raſchen Zunahmen kein ſon⸗ derliches Vertrauen faſſen, es muͤßte denn ſeyn, daß ſie ſich auf eine allgemeine Beſſerung in dem Zuſtande der Con⸗ ſumenten gruͤnden.“ 2

In Bezug auf den bereits mehrfach erwähnten Brief⸗ wechſel zwiſchen dem Irlaͤndiſchen Biſchof von Ferns und dem Grafen pon Mountcaſhel heißt es im Britiſh⸗Tra⸗ veller: „Die Controverſe zwiſchen dem edlen Lord und dem hochwüͤrdigen Biſchofe wegen der Mißbraͤuche, die in der Irlaͤndiſchen Kirche beſtehen, ſcheint täglich mehr an Intereſſe zu gewinnen. Die von Sr. Herrlichkeit vorge⸗ drachten Argumente beduͤnken uns faſt unwiderleglich. Dem Biſchofe zuſolge, ſollen zwar die Layen nicht das Recht ha⸗ ben, von Zeit zu Zeit diejenigen Veraͤnderungen zu treffen,

meſſen befunden werden duͤrften, allein daß ſie das Recht haben, ſcheint uns eben ſo unzweifelhaft zu ſeyn, als etwa die Frage, ob der Legislatur die Macht zuſtehe, Steuern au irgend einen Zweig des Staates zu legen. Die Lehre von dem der Kirche nicht zu entfremdenden Rechte eine Lehre, fuͤr die der Biſchof und alle eifrigen Vertheidiger der Kirche 8 käͤmpfen, iſt mit den Grundſaͤtzen der Magna⸗Charta insbe⸗ ſondere und mit der Wohlfahrt des Staates im Allgemeinen durchaus im Widerſpruche, Eine Reform in der Kirchen⸗ Verfaſſung Irlands von einer biſchöflichen Synode erwar⸗ ten zu wollen, wäͤre eben ſo laͤcherlich, als eine Reform un⸗ ſerer Geſetze uͤber Schuldner und Glaͤubiger aus der Hand eines Beamten bei dem Gerichtshofe uͤber Schuldforderun⸗ gen zu erwarten. Die Beiſpiele, welche der Graf von Mountcaſhel von dem Mißbrauche des Patronats bei Er⸗ theilung hoher Kirchen⸗Aemter in Irland aufzahlt, muͤſſen jeden unabhaͤngigen Mann im Koͤnigreiche von der abſoluten

bäͤude duͤrfte ſonſt binnen wenigen Jahren von einem aͤhnli⸗ chen Schickſale, wie unter Heinrich VIII., betroffen werden.“ 83 Der Courier widerſpricht der von anderen Blättern gegebenen Nachricht, daß von Dublin aus die Begnadigung der 4 zuerſt von der Special⸗Commiſſion Verurtheilten in Cork dereits angekommen ſey. Es ſoll vielmehr nur der Befehl angelangt ſeyn, die Hinrichtung des 70jährigen Leary bis zum 20. April zu verſchieben; die 3 Uebrigen wür den mithin, dem Urtheilsſpruche zufolge, am näͤchſten Sonn abend hingerichtet werden. Die belden gegenwaärtig in New⸗YPork befindlichen, ſammengewachſenen Knaben aus Siam, ſollten, wie es ect nach London gebracht werden. Intereſſant fuͤr den Anchro pologen duͤrfte es alsdann ſeyn, gleiche Beobachtungen hie und in Paris, wo ſich jetzt ein ühnliches Geſchwiſter⸗Paa befindet, anzuſtellen. An der Boͤrſe wollte man auch wiſſen, daß die Span zu machen woͤnſch und dabei die Cortez⸗Obligationen à 30 pCt. mit an Zahlun nehmen wolle. Letztere ſind darauf von 8 ¾ auf 10 geſtiegemn Nach den letzten Berichten aus Rio⸗Janeiro erwartet man die neue Zucker Aerndte nicht eher als gegen Mitte Oe⸗ toder auf dem Markte; von neuem Kaffee aber trafen bereft ſtarke Zufuhren ein. Haäͤute halten ſich ſehr gut im Preiſe⸗ jedoch findet nach kleinen wenig b. ſtatt. , Vorgeſtern wurden wenig t gemacht und die Zufuhr von Engliſchem Welzen war und deutend. Trockene und ſchoͤne Sorten, wovon ſich nur w nig Vorrath zeigte, koͤnnen 1 bis 2 Schill. der Quarte theurer notirt werden, alle anderen Gattungen jedoch nur z den letzten Marktpreiſen. Gerſte war ſchwer abzuſetzen un iſt 1 bis 2 Schill, der Quarter niedriger zu notiren. Hafe bited in dem alten Preiſe. An Markt gebracht wurden aus England: 3200 A. Weizen, 8378 Q. Gerſte, 13 Q. Malz und 4761 Q2. Hafer; 275

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