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Eigenmaͤchtige Vorkehrungen, welche der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer unternimmt, ohne die Steuer⸗Beamten, oder in ihrer Ab⸗ weſenbeit oder Ermangelung die Orts⸗Obrigkeit vorher davon be⸗ nachrichtigt, und ihre Dazwiſchenkunft abgewartet zu haben, ſind nur dann zu entſchuldigen, wenn der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer klar beweiſt, daß die Rettung des Schiffes oder der Ladung davon
abhing. . *
— Art. 39. Wenn ein Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer, ohne ab⸗ und zuzuladen, mit ſeiner Ladung in einen Theil des Rheins ein⸗ tritt, in welchem die Hoheit uͤber den Rheinſtrom und beide Ufer ungetheilt von einem Landesherrn ausgeuͤbt wird, ſo iſt er fuͤr die im erſten Abſatze des obigen Art. 37 bewilligte Tranſito⸗Frei⸗ heit, in Bezichung auf die das Steuerweſen betreffenden Forma⸗ litäten nur dazu verpflichtet, die Luken oder die ſonſtigen Waa⸗ renraͤume verbleien oder verſiegeln zu laſſen, oder nach Ermeſſen der Local⸗Behoͤrde zur Verhinderung des Schleichhandels Beglei⸗ ter an Bord zu nehmen, oder ſich auch beiden Formalitaͤten zu⸗ gleich zu unterwerfen. 2
Wenn bei ſtattfindender Verbleiung oder Verſtegelung der
Luken oder der ſonſtigen Waaren⸗Raͤume, Schiffs⸗Patrone oder uͤhrer wegen Waſſermangels oder anderer außerordentlicher Um⸗ ände halder zu lichten oder einige Waaren uͤberzuladen gendthigt
ſind, welche nachher ſofort wieder in die naͤmlichen Fahrzeuge verladen werden ſollen, ſo haben ſie ſich an die naͤchſten Steuer⸗
Beamten zu wenden, um die Bleie oder Siegel abnehmen zu laſ⸗
ſen, auch ſich den weiteren Vorkehrungen, welche von den gedach⸗ ten Beamten zur Verhuͤtung heimlicher Einſchwaͤrzung eines
Theils der Waaren fuͤr noͤthig crachtet werden, 9 unterziehen.
Die Begleiter haben kein anderes Recht, als Schiff und La⸗
dung oder Bleie und Siegel zu dem angegebenen Zwecke zu be⸗
wachen. 4 — b
Den Schiffs⸗Patronen oder Fuͤhrern liegt es ob, jene Be⸗ gleiter an der Koſt der Schifsmannſchaft Theil nehmen zu laſſen und ihnen das noͤthige Feuer und Licht zu gewaͤhren; außerdem aber duͤrfen die Begleiter dafuͤr unter keinem Vorwande einige Verguͤtung von dem Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer fordern, noch ſolche annechmen. 1
Wünſcht ein Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer, daß zu ſeiner groͤ⸗
ßeren Bequemlichkeit ſeine Abfertigung mit Beobachtung derjeni⸗ en Formalitaͤten geſchehe, welche die gewoͤhnliche Geſetzgebung er Durchfuhr⸗Angelegenheiten vorſchreibt, und traͤgt er ſein
desfallſtges Geſuch ſchriftlich vor, ſo kann deſſen Gewaͤhrung ſtatt den; in welchem Falle die gewoͤhnlichen, durch jene Formalitaͤ⸗ zu veranlaſſenden Koſten von ihm zu tragen ſind.
Auch in denjenigen Theilen des Stromes, wo die einander genuͤberliegenden lüfer verſchiedenen Landesherren angehdͤren, unen die vorſtehenden Beſtimmungen gleichmaͤßige Anwendbar⸗
kfit erhalten, wenn ſich die betrefeenden, Landesherrſchaften uͤber
ein gemeinſchaftliches Steuer⸗Syſtem geeiniget haben.
Art. 40. Hat ein Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer Waaren an
e, welche in dem Lande, deſſen Grenzen er auf der Fahrt be⸗
rt, ausgeladen werden ſollen, ſo muß er, wenn es die Steuer⸗
ing des Landes mit ſich fuͤhrt, ſeine Ladung vollſtaͤndig
den an der erſten Rhcin⸗Zollſtelle dieſes Landes anweſenden Steuer⸗ anzeigen. 2 — 7
Es kann die Rcviſton von ihnen veranlaßt und die Landes⸗
Steuer von den Waaren gefordert werden, welche ausgeladen und
ngefuͤhrt werden ſollen. Daſſelbe fündet in dem Falle ſiatt, wenn der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer in einem Lande Waaren geladen hat, welche ausgefuͤhrt werden ſollen. Die Anmeldung geſchieht ber alsdann an der letzten Rhein⸗Zollſtelle innerhalb der Landes⸗
Grenge bei den anweſenden Steuer⸗Beamten oder wenn es die
ctze verſtatten, an der, dem Ladungs⸗Orte zunaͤchſt bele⸗ genen Zollſtelle 1 d0 I 41. Wird ein Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer uͤberwieſen,
zer Schleichhandel zu treiben verſucht habe, ſo ſoll ihn die Freiheit der Fehermegeczaben fuͤr ſcine Perſon und fuͤr die Waa⸗ din, die er unerlandter Weiſe ein⸗ oder ausfuͤhren wollte, gegen ie Verfolgungen der Steuecr⸗Beamten nicht ſchuützen. 1b ie in dem Schiffe befindlichen Waaren ſollen ſcdoch ezen eines ſolchen Verſuches nicht in Beſchlag genommen, zach inen gegen einen ſolchen Schiffs⸗Patron oder Füͤhrer nicht ſirenger verfahren werden, als es die allgemeinen, 8 Kraft ſichenden Geſetze des Staates, wo der Unterſchleif ent⸗ eckt worden iſt, mit ſich bringen. 3 Wird bei den Rhein⸗Zollcſtellen an der Grenze eines Gebietes, — ne das Schif die Landes⸗Grenze cin⸗ oder ausgehend urchſchneidet, oder auch waͤhrend ſcincs Durchganges durch das diet befunden, daß deſſen Ladung von dem Manifeſte dergeſtalt eicht, daß beabſichtigte oder erfolgte Bevortheilung der —B entnehmen iſt; ſo kann der Schiffs⸗ tron oder Füͤhrer aach „nach den Beſtimmungen der 8 — che dieſe wegen unrichtiger Deeclaratio⸗ gon der Barciizehne zes pfot. on 1 btigun 9 ien 1an Da die Rcbeinſche abrt eüge echaf rn Orts⸗ Lenntmiß erfordert, ſo werden zu doren Aascbung nur erfadrene Schiffs⸗Patronc oder Fuͤhrer zugelaſſen, welche ch über ihre in dieſem Stücke erworbenen Kenntniſſe vorhec epfen hHaben — Zoch einmal zur Rheinſchifffahrt derechtigt nre curf über e Fähigkeit keiner weitern Feceraſang. W—
Jede üfer⸗Regicrung wird die n thigen Maaßregeln ergrei⸗ 8 8 8 2 * 2 * 8 1 *
fen, um ſich von der Faͤhigkeit derjenigen zu verſichern , welchen 8*
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Das Patent, das hieruͤber dem Schiffs⸗Patron 8 von ſeiner Landes⸗Obrigkeit durch die hierzu — Fehger den ausgefertigt wird, giebt ihm das Recht, von dem Punkte an, wo der Rhein ſchiffbar wird, bis ins Meer, und aus dem Meere bis an den gedachten Punkt, die Schifffahrt in Gemäͤßheit der Beſtimmungen der gegenwaͤrtigen Ordnung auszuuͤben. Unter der großen, intermediaͤren und klejnen Shhihee gilt desbalb kein rechtlicher Unterſchied. Dergleichen Schiffer⸗Patente werden
nur gnerkannten Unterthanen der Rhein⸗Ufer⸗Staaten ertheiit
und die betreffenden Schiffe darin genau bezeichnet.
„Art. 43. Der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer, welchem die Be⸗ fahrung des Rheines verſtatret iſt, und welcher denſelben befahrt, darf nirgendwo gezwungen werden, wider ſeinen Willen zu loͤſchen oder ſeine Ladung an Vord eines andern Schiffes zu bringen. Daher ſind alle Rechte, Privilegien und Gebraͤuche, die mit die⸗ ſer Beſtimmung direkt oder indirekt in Widerſpruch ſtehen, und
in den Rheinhaͤfen, oder ſonſt wo auf dem Rheine bis ins Meer 8 5ö entweder zum Vortheile einer Schiffer⸗Gilde und um die unter
ihneu hergebrachte Rangfahrt zu beguͤnſtigen, oder aus einem an⸗ dern Grunde hergebracht waren, ein fuͤr allemal abgeſchafft, und duͤrfen unter welchem Namen es immer ſey, nie wieder einge⸗
fuͤhrt werden. 1
Eben daſſelbe gilt in Gemäaäßheit des Art. 110. der Wiener Congreß⸗Acte und der ihr unter No. XVI. angehaͤngten Arikel büchſcon den mit dem Rheine in direkter Verbindung ſtehenden Fluͤſſen. „Art. 44. Alle bis jetzt noch beſtehenden Schiffer⸗Gilden und Zuͤnfte ſind aufgelbſt. —
Ihre Activa und Schulden werden mit Einwirkung der Lan⸗ desherrlichen Behoͤrden, unter welchen ſie ihren Sitz haben, liqui⸗ dirt und die Schulden von den lebenden Mitgliedern berichtigt.
Was uͤbrig bleibt, iſt gemeinſchaftliches Eigenthum dieſer Mitglieder, welche daruͤber, in ſofern es nicht fruͤher auf eine guͤl⸗ tige Weiſe zu einem andern Zwecke beſtimmt war, nach Willkuͤhr verfuͤgen. 1 “ S.
Art. 45. Die Zahl der Rheinſchiffer, — Patrone oder Fuͤhrer,
— iſt 8-Seene 3 8
Sofern ihnen das Recht eingeraͤumt wird, auf den Rhein 19 exgießenden Nebenſtroͤmen, als dem 2 1 der Moſel und der Mags, imgleichen auch auf der Schelde die Schifffahrt auszuuͤben, ſind gegenſeitig auch die dortigen Schiffs⸗ Patrone oder Fuͤhrer auf dem Rheine zuzulaſſen.
Sie beweiſen alsdann nur, daß ſie auf einem dieſer Neben⸗ fluͤſſe zur Schifffahrt berechtigt ſind.
Art. 46. Das 9ö von Perſonen, Pferden, Wagen,
Gepaͤcke oder andern Gegenſtaͤnden von einem Ufer an das egen⸗ 1 eiden
uͤberliegende, und was ſonſt zum gemeinen Verkehr der üUfer gehoͤrt, hat mit dieſer Schifffahrts⸗Ordnung nichts gemein.
Auch wird dieſelbe uͤberhaupt nicht angewendet, wo die Fahrt eines Schiffs⸗Patrons oder Fuͤhrers auf das eigene Gebiet ſeines Landesherrn ſich beſchraͤnkt. Ein ſolcher ſteht allein unter der aeee ; des Landes, wo er ſein Gewerbe treibt.
Ürt. 47. Der Staat allcin, auf deſſen Gebiete ein Schiffs⸗ Patron oder Fuͤhrer wohnt, hat das Recht, das dieſem einmal er⸗ g Schiffer⸗Patent aus erheblichen Gruͤnden wieder einzu⸗ ziehen. ,
Dieſe Beſtimmung ſchließt aber das Recht anderer Rhein⸗ Uferſtaaten nicht aus, den Schiffs⸗Patron oder Führer, der eines auf ihrem Gebiete veruͤbten Vergehens oder Verbrechens beſchul⸗ digt wird, zur Verantwortung und Strafe zu ziehen, und nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde bei der Behoͤrde ſeines Wohnortes zu veranlaſſen, daß ſein Patent eingezogen werde.
Fuͤnfter Titel. Von Frachten und Rangfkabrten.
Art. 48. Die Fracht⸗Preiſe und alle uͤbrigen Bedingungen des Transportes beruhen leriglich auf der freiwilligen Ueberein⸗ kunft des Schiffs⸗Patrons oder Füͤbrers und des Verſenders oder deſſen Committenten; und wie dieſe unter mehreren Schiffs⸗ Patronen oder Fuͤbrern ohne Ruͤckſicht auf ihren Wohnort die Wabhl baben, ſo bleibt es dem Schiffs⸗Patrone oder Fuͤbrer freigeſtellt, eine ihm angebotene Ladung auszuſchlagen oder zu uͤbernehmen.
Art. 49. Zwei oder mehrere Handelsſtaͤdte köͤnnen gleich⸗ wohl mit einer beliebigen Anzaht Schiffs⸗Patrone oder Fuͤbrer, die ſie zu ihrem wechſelſeitigen Verkehr fuͤr noͤthig erachten, Vertraͤge auf eine beſtimmte Zeit abſchließen, hierin die Fracht⸗ preiſe, die Zeit der Abfaͤhrt und Ankunft und andere in ihrem Intereſſe liegende, mit keinem gebtetenden oder verbietenden Geſetze in Widerſpruch ſtehende Bedingungen feſtſtellen, und alſo eine Rangfahrt einfuͤhren, welche dem Handelsſtande billige
rachtpreiſe und den Schiffs⸗Patronen oder Fuͤbrern, ſo oft ſie i einen Hafen einlaufen, eine baldige Ruͤckfracht ſichert.
Art. 50. In den Staͤdten, wo eine dergleichen Rangfahrt eingefuͤhrt wird, ſteht es jedoch jedem einzelnen B ſo wie jedem Schiffs⸗Patrone oder Fuͤhrer frei, an dieſer Vereinigung Antheil zu nehmen oder ſeinen Beitritt zu verſagen.
Handelsleute ſowohl als Schiffs⸗Patrone oder Fuͤhrer, welche der Vereinigung einmal beigetreten ſind, koͤnnen, nachdem ſie drei Monate vorher aufgekuͤndigt haben, mit dem Ablaufe jedes Ka⸗ lender⸗Jahres wieder ausſcheiden. So lange 24 zu
1 1 ie Rangordn der Bckeinigung gehort, bleibt er verbunden, die ordnun 1“”“