8ee E1112121212 “
1ö111.“*“ Anserordeyt
zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr.
8
liche Beilage
* 4 Entwurf
einer Uebereinkunft unter den Uferſtaaten des Rheins
und einer auf die Schifffahrt dieſes Fluſſes ſich bezie⸗ henden Ordnung.
(Schluß.) ae.
Art. 67. Alle Rheinſtaaten machen ſich anheiſchig, eine be⸗ ſondere Sorgfalt darauf zu verwenden, daß auf ihrem Gebiete der Leinpfad uͤberall in guten Stand geſetzt, darin erhalten und ſo oft —s noͤthig ſeyn wird, ohne cinigen Aufſchub, auf Koſten desjenigen, den es e. wieder hergeſtellt werde, —2 k8. ee Beziehung der Schifffahrt nie einiges Hinderniß im Wege ſtehe.
Sie verbinden ſich gerhies, jeder fuͤr ſeine Geh etsſtrecke dieno⸗ thigen Maaßregeln zu ergreifen, damit durch Muͤhlen oder an . und Raͤderwerte auf dem Strome, ingleichen durch Wehre und ſonſtige Kunſt⸗Anlagen irgend einer Arr niemals eine Hemmung der Schifffahrt verurſacht werde: damit bei fliegenden oder Schiffs⸗
duͤcken die freie Durchlaſſung der Fahrzeuge oder Fldbſſe, die ihre
Fahrt fortſetzen wollen, ſo ſchnell als moͤglich geſchehe, ohne daß
dafuͤr eine andere Zahlung, als ein mäaͤßiges, durch gemeinſchaft⸗
liche Uebereinkunft und auf einen unveraͤnderlichen Satz feſtzu⸗ ſeellendes Entgeit gefordert werden koͤnne, und damit endlich jedes andere im Strombette ſelbſt vopkommende Hinderniß der
Schifffahrt — ſofern dergleichen Hinderniſſe von einem Mangel
an der gehörigen Stromaufſicht und Inſtandhaltung herruͤhren — ohne Aufſchub und auf ihre eigene Koſten hinweggeraͤumt werde.
Fuͤr das Niederlaͤndiſche Goupernement ſind die Beſtimmun⸗
een des gegenwärrigen Artikels, ſo weit ſie ſich auf die gehorige
Lnnees dlchnn des Leinpfades und des Strombettes ſelbſt be⸗
zichen, nur in Anſehung der Waal verbindlich.
Art. 68. Um den Leinpfad und die daran ſtoßenden Ge⸗ baͤude, Gelaͤnder oder andere Anlagen zu ſchonen, ſollen bei dem
DHeraufzichen der Schiffe niemals mehr 12 drei Pferde auf einem Stichſetle gehen. Die Uebertreter dieſes Verbots konnen von der gerichtlichen Ortsbehoͤrde mit einer Polizeiſtrafe belegt werdeu.
Art. 69. Den auf dem Rheine fahrenden Schiffs⸗Patronen oder Fuͤhrern ſind von den betreffenden Regierungen angemeſſene
Pläͤtze zur Niederlage ihrer Waaren anzuweiſen, auch zum Behufe ſeder wuͤnſchenswerthen Erlcichterung und Beſchleunigung der
Ein⸗ und Abladungen die nöͤthigen Einrichtungen anzuordnen und in Stand zu erhalten.
. An andern Orten und Pläͤtzen koͤnnen die Schiffs⸗Patrone Der Fuͤhrer nur mit ausdruͤcklicher Genchmigung der Rhein⸗ Zoll⸗Bcamten Guͤter ein⸗ oder abladen.
An jedem Ein oder Ablade⸗Platze ſor een die betreffenden Regierungen fuͤr die Beſtellung einer mit eerwaltung der Ha fen Polizei zu bcauftragenden Beaufſichtigungs Commiſſton. Zur Beſtreitung der desfalſigen Unterhaltungs⸗ und Beauffichtigungs Koſten wird unter der Benennung von Bohlwerks⸗, Krahn⸗ und Waage⸗Gebuͤhren ein Entgelt erhoben, deſſen Betrag aber fol⸗ gende Satze, naͤmlich: 4
8) an Bohlwerks⸗Gebuͤhr 5 Centimen,
b) an Krahn⸗Gebuͤhr 5 Centimen bei der
Abladung, und 5 Centimen bei der fuͤr den Centner Einladung, im Ganzen 10 Centimen, 6 9), an Waage⸗Gebuͤhr 5 Centimen, 1 nicht üͤperſteigen darf. Kh.
Guͤter, welche 1*2 ſicheren Aufbewahrung in den hierzu an jedem Ein⸗ oder Abladeplate befindlichen Magazinen gelagert perden, zahlen dafuͤr eine Magazin⸗Gebuͤhr, die waͤhrend des er⸗
en Monats den Betrag von †½ Centime fuͤr den Tag, und waͤh⸗
vend jedes folgenden Monats den Betrag von 8 Centime fuͤr den 9 1 1 f
Tag dei jedem Centner nicht uͤberſteigen darf.
Bei Beſtimmung der Hoͤhe der heſagten Bohlwerks⸗, Krahn⸗ 5
Waage⸗ und Magazin⸗Gcebuͤhren wird der Auslaͤnder dem In⸗
länder völlig glcichbchandelt.
Art. 70. Wo Werfte, Bohlwerke, Krahne, öffentliche Waa — Magezine und Sicherheits⸗Hafen, wie der vorhergehende
tikel beſagt, auf Koſten des Staates, in deſſen Gehiete der
ves Zelegen iſt, oder auf Koſten einer Stadt errichtet ſind, iſt ſelten Aenige⸗ der ſie wirklich gebraucht, die in Gemaͤßheit deſ⸗ den undzerikels von den reſpektiven Landesherrſchaften feſtzuſetzen⸗
Koſten bcn Deckuͤng der Unterhaltungs⸗ und Beaufſichtigungs⸗
Ue ☚‿— Gebühren zu zahlen verpflichtet.
hiermit abgeſchaz immung zuwiderlaufende Gewohnheiten ſind
in Schifs⸗Patron od Ufer anlegt und
en ausſet t oder Fuͤhrer, der am Ufe 9 2 deaben ae ganden 8 thes Stene geüthe üfecengheng u indern, iſt die ohne die gewoͤhnliche Ufer — See, Sedühr nur fuͤr diejenigen dieſer 11½ nu ußf er wirklich gebraucht hat, und die be⸗
ht werden me en, um G indem ſie an Bord gebracht wird, auszumi ch der Labung, Sie
5 eö'n dcert an femiageften.
Von Defraudationen der Schiff 1
2 5 8 fffahrts⸗Abgaben.
71. Defrandationen der Negſaheesvcs Abgaben wer⸗ lt einer Geldbuße beſtraft, welche dem vierfachen Werthe
den
gricht gczahlten Abgaben gleichtommt. Dem, 1 5 büerdaj auemat beſonders nachzuzahlen. Die Ab rs Htbitg 4
*
8
e.
ean²‧²j“
1 riſchen Behandlung und Entſcheidung in erſter Inſtanz:
Bei der Beſtimmung der Geldſtrafen nimmt man den ganzen Betrag der Abgaben zum Grunde, welche der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer an der Zollſtelle, wo der Betrug entdeckt wird, zu unter⸗ ſchlagen verſucht hat, und die an allen uͤbrigen auf demſelben Gebicte gelegenen Zollſtellen wirklich unterſchlagen worden ſind.
Entdeckt ſich bei dieſer Unterſuchung, daß auch ein anderer Rheinſtaat oder mehrere von dem Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer an ihren Rechten verkuͤrzt worden ſind; ſo wird das aufgenommene Protokoll den betheiligten Zoll⸗Aemtern in beglaubter Form zur Wahrnehmung ihres Intereſſe mitgetheilt. Der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer wird jedoch aus dieſem Grunde an der Fortſetzung ſeiner Fahrt nicht gehindert.
Art. 72. Dem Schiffs⸗Patron oder Fuͤbrer iſt an jeder Zoll⸗ ſtelle uͤber die dort geſchehene Zahlung eine Quittung auszuferti⸗ gen, und uͤberdies die geleciſtete Zahlung unter ſeinem Maͤnifeſte zu vermerken.
Dieſe Quittungen muͤſſen genaue Angaben der Zahl von Centnern, wofuͤr das Ganze, das Biertheil oder der Zwanzigſte Theil des Rheinzolles, oder die doppelte Schiffs⸗Gebuͤhr entrichtet worden iſt; auch den Betrag der verſchiedenen, ſowohl an Rheinzoll fuͤr die Ladung als an Schiffs⸗Gebuͤhr geleiſteten Zahlungen enthalten.
Art. 73. Der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer kann auch an jeder Zollſtelle angehalten werden, durch ſeine Quittungen zu be⸗ weiſen, daß er uͤberall, wo er ſchuldig war, den Rheinzoll und die Schiffs⸗Gebuͤhr bezahlt habe. Wer eine oder mehrere dieſer Quittungen nicht beibringen kann, wird bis zum Bewceiſe des Gegentheils als Defraudant angeſehen, und hat einſtweilen die nach Art. 71. verwirkte Strafe zu erlegen.
Art. 74. Wer bei einem Zoll⸗Amte vorbeifaͤhrt, ohne zur Entrichtung der Abgaben ſich angemeldet und ſein Manifeſt vor⸗ gezeigt zu haben, oder wer vor geſchehener Entrichtung der Ab⸗ gaben von einem Zoll⸗Amte wieder abfaͤhrt, verfällt in die oben Artikel 71. feſtgeſetzte Strafe; es ſey denn, daß er um das Schiff, die Ladung oder die Schiffsmannſchaft zu retten, durch einen unausweichlichen und klar zu erkennenden Nothfall dazu ge⸗ zwungen geweſen. Unter ſolchen Umſtaͤnden iſt es genug, wenn er bei dem Rheinzoll⸗Amte ſich anmeldet, ſobald das Schiff, die Guͤter und die Mannſchaft in Sicherheit gebracht ſind.
„Art. 75. Ergiecbt ſich bei dem Ausladen des Schiffes oder beim Abwiegen der ausgeladenen Guͤter, daß die Anzahl der auf dem Schiffe befindlichen Kollt, deren Bezeichnung oder die Gat⸗ tung der Waaren von den im Manifeſte angegebenen verſchieden ſind, ſo wird vor allem unterſucht, wovon der Unterſchied herruͤbre.
Art. 76. Sind in dem Manifeſte ganze Ladungs⸗Artikel oder Kolli ausgelaſſen, ſo hat der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer die im Artikel 71. beſtimmte Geldſtrafe nach Verhaͤltniß der Abgaben verwirkt, welche von den, im Manifeſte verſchwiegenen Ladungs⸗ Artikeln haͤtte gezahlt werden muͤſſen. 3
Art. 77. Iſt das Gewicht in dem Manifeſte unrichtig aus⸗ gedrugt, und die Verſchiedenheit iſt von der Art, daß man ſie nicht als die Folge eines bloßen Zufalls anſehen kann, ſo zahlt der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer die Geldſtrafe nach Verhaͤltniß des Mehrgewichts. 8
Iſt dagegen die Verſchiedenheit ſo unerheblich, daß eine ihr zum Grunde liegende Abſicht, zu defraudiren, nicht angenommen werden kann, ſo findet nur eine Nachzahlung des einfachen Zoll⸗ Betrages fuͤr das Mehrgewicht bei den, einer und derſelben Lan⸗ desherrſchaft angehbrigen Zollſtellen Statt.
Art. 78. Iſt anſtatt einer Waare, wovon der ganze Zoll oder ein groͤßerer Theil deſſelben gezahlt werden muß, in dem Manifeſte eine andere angegeben, die einem kleineren Theile des Zolles unterliegt, ſo wird die Geldſtrafe nach dem wahren Ertrage der unrichtig angegebenen Arrikel berechnet. 1 2
Art. 79. 8 Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer haftet in jedem Falle fuͤr die Strafe; ihm bleibt indeſſen der Regreß wider dieje⸗ nigen vorbehalten, welche durch unrichtige Angaben ihn in Irr⸗ thum gefuͤhrt und 9 Schaden gebracht haben. 82
Art. 80. In Beziehung auf die Strafen, welchen der Schiffs⸗ Patron oder Fuͤhrer bei den Landes⸗Ein⸗ und Ausfuhr⸗Zöllen, durch unrichtige Erklaͤrungen und andre Contraventionen ſich ausſetzt, wird auf den dritten Titel verwieſen, und ſoll durch die gegenwaͤrtige Ordnung den in jedem Rhein⸗Staate geltenden Steuer⸗Geſetzen kein Eintrag geſchehen.
Achter Titel. Von den Gerichten in ſtreitigen Rbeinſchifffahrts⸗Angelegenheiten.
Art. 81. Ehe die gegenwaͤrtige Ordnung in Vollzug tritt, ſoll an jedem Ein⸗ oder Ablade⸗Hafen, oder in jedem Gemein⸗- Bezirke, worin ſich ein Rheinzoll⸗Amt befindet, ein daſelbſt oder doch ſo nahe als moͤglich wohnender, auch außerdem einem rich⸗ terlichen Amte vorſtehender Beamter ernannt werden zur ſumma⸗
.
*) aller Contraventionen gegen die Beſtimmungen dieſer Schiff⸗ fahrts⸗Drdnung und der hierdurch verwirkten Strafen, in ſo⸗ fern der Schiffs⸗Patron oder Fuͤhrer ſich denſelben nicht frei⸗ willig unterwirft; . 2
b) aller Streitigkeiten wegen Zahlung der Rheinſchifffahrts⸗ Krahn „ Waage⸗, + und Werft⸗ oder Bohlwerks⸗ Ge⸗ — buͤhren, und wegen ihres Betrages; “