Oeſterreich.

Wien, 14. Nev. Der Allerhoͤchſte Kaiſerlich Koͤnig⸗ liche Hof iſt durch das heute Morgens um halb neun Uhr nach einer kurzen Krankheit erfolgte Ableben Ihrer Koͤnigl.

Heheit der Frau Erzherzogin Marie Beatrix von Eſte, Her⸗ zogin zu Maſſa und Carrara, Tochter des Herzogs Herkules Reinald von Modena, und Wittwe (ſeit 24. Dec. 1806) Sr. Kaiſerl. Köͤnigl. Hoheit des Erzherzogs Ferdinand, Kai⸗ ſerl. Köͤnigl. Feldmarſchalls, Gouverneurs und General⸗Capi⸗ tains der Oeſterreichiſchen Lombardei, in die tiefſte Betruͤbniß verſetzt worden.

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Za Franzoͤſiſche

Spanien. Blaͤtter melden aus Madrid vom

2. Nopember: „Naͤchſten Donnerſtag wird die feierliche Un⸗ terzeichnung des Ehe⸗Vertrags Sr. Maj. mit der Prinzeſſin Chriſtine von Neapel ſtattfinden; an den beiden folgenden Tagen wird große Gala und Cour, und an den drei naͤchſten Abenden Erleuchtung ſeyn. Von London iſt ein Pianoforte von ſeltener Sündent für die kuͤnftige Koͤnigin angekom⸗ men. Von eben dorther werden auch Race⸗Pferde fuͤr die

Köonigl. Marſtälle erwartet.“ Türkei.

Der Oeſterreichiſche Beobachter enthaͤlt folgende heilungen:

Witchegsſtenrinopel, 26. Oct. Die Nachricht von der erfolgten Auswechſelung der Ratificationen des am 14ten v. M. unterzeichneten Friedens⸗Inſtruments wird hier ſtuͤndlich aus Adrianopel erwartet. Muſtapha⸗Paſcha von Seutari feeht mit ſeinem Corps ruhig in ſeinen Cantonnirungen bei Phllippopel; er ſcheint beſtimmt zu ſeyn, Adrianopel nach bem Abmarſche der Ruſſen, der naͤchſtens erfolgen duͤrfte,

äuͤu beſetzen.“ 85 „Indeſſen nimmt hier Alles eine friedliche Geſtalt an. Die Pforten Befehle und Fermane ſind nach der in Kriegs⸗ —.,—6 Formel von dem Rikiab oder Großherr⸗ lichen Ste datirt; dieſer Umſtand grundet ſich auf die Abweſenheit des Sultans und des Sandſchaki⸗Sherifs (der faͤhne des Propheten) aus der Hauptſtadt, und den fort⸗ währenden Aufenthalt des Groß⸗Weſirs im Lager von Schumla. Der Sultan nämlich befindet ſich fuͤr ſeine Perſon mit ei⸗ nem Theile ſeines Hofſtäats noch in der Kaſerne von Ra⸗ mirſchiftlik; allein das in dieſer Gezend geſtandene Lager iſt aufgelöſt, und die Truppen ſind größtentheils in die Kaſer⸗ nen der Hauptſtadt verlegt worden.“ . „Die Pforte hat ihr Augenmerk beſonders darauf ge⸗ richtet, die zffentliche Sicherheit, welche in einigen Gegenden von Klein⸗Aſien, ſelbſt in der Naͤhe von Smyrna, durch aͤuber und regellos umherſtreifende Milizen geſtoͤrt wird, zu handhaben, und ihre Autotitäͤt, der in mehreren Diſtrie⸗ ten von Macedonien von den, dortigen muſelmanniſchen Be⸗ wohnern durch eigenmäͤchtige Adſetzung ihrer Ayans Trotz geboten wurde, wieder herzuſtellen. Dagegen ſind die vor einiger Zeit in Aleppo ausgebrochenen Unruhen, welche An⸗ angs bedenklich ſchienen, weil dabei ehemalige Haͤupter der Janirtſcharen⸗Parthei ſich thäͤtig zeigten, durch die Klugheit Energie des dortigen Gouverneurs Ali⸗Beti, gluͤcklich elegt worden.“ „Als eine der wohlthötigen Folgen des wiederhergeſtell⸗ Friedens wird auch die Zuruͤckberufung der ſeit dem Aus⸗ ruche der Griechiſchen Inſurrection nach Bruſſa und an⸗ n Orten Klein⸗Aſtens verwieſenen Fanarioten angeſehen, 8 mnunmehr die fruͤher oft vergebens nachgeſuchte Erlaub⸗ ꝛur Räckkehr nach Konſtantinopel erhalten haben. Man ſchmeichelt ſich mit d daß auch den ſeit 2 Jah⸗ ren aus der Hau ve —— katholiſchen Armentern dieſelde Vergünſtigun Se itvtes Mehrere die⸗ leſen 3 zu Theil werden därfte. M ſer verwieſenen ſind bereits der Hauptſtadt zuruͤckgekom⸗ men, ohne daß die Pforte 865 Haudeſin Hindetniß im 8 gelcgt hüts, und ben katholiſchen Kirchen werden der vor Anwendung jener Maaßregeln

„Der bisherige Nafir (Aufſe und Pera Mabhʒand Aga, iſt abgeſetzt, eS Leüer r (Schatzmeiſter) des Kapudan⸗Paſcha, Nuri⸗Bei, verlie⸗

worden; der ehemalige Reis⸗Efendi Id⸗Bei, iſt zum Intendanten des Lagers dei dem Große * —234

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„Dem Vernehmen zufolge hat der Graf Alexis Orloff, einer der Ruſſiſchen Bevollmäͤchtigten bei den Friedens⸗Un⸗ terhandlungen zu Adrianopel, den Befehl erhalten, ſich mit einem beſonderen Auftrage nach Konſtantinopel zu begeben *). Der nach Petersburg beſtimmte außerordentliche Botſchafter der Pforte, Halil⸗Paſcha, befindet ſich noch hier; Alles iſt jedoch zu ſeiner Abreiſe bereit, um auf den erſten Wink an Bord einer Türkiſchen Kriegs⸗Fregatte nach Odeſſa unter Segel gehen zu koͤnnen.“

„Die Schifffahrt in dem Schwarzen Meere hat, un⸗ geachtet der vorgeruͤckten Jahreszeit ſogleich nach dem Ab⸗ ſchluſſe des Friedens, mit einer, ſeit lange ungewohnten Leb⸗ haftigkeit begonnen, und bereits ſind mehrere mit Getreide aus den Ruſſiſchen Haͤfen am Schwarzen Meere befrachtete Schiffe hier angelangt. Leider ſind jedoch waͤhrend der im Laufe der vorigen Woche eingetretenen Stuͤrme einige von hier abgeſegelte Schiffe, und darunter auch ein Oeſterreichi⸗ ſches, deſſen Mannſchaft jedoch gerettet wurde, in der Nähe der Muͤndung des Vosporus verungluͤckt.“

„Berichten aus Adrianopel vom 30. Oct. zufolge war am 27ſten gedachten Monats die Ratification des Friedens von Seiten Seiner Majeſtaͤt des Kaiſers von Rußland da⸗ ſelbſt eingetroffen, und am folgenden Tage ſind die beiderſei⸗ tigen Ratificationen (die von Seiten des Sultans war be⸗ reits am 27. Sept. ausgefertigt) von den Bevollmaͤchtigten Rußlands und der Pforte im Hauptquartier des Feldmar⸗ ſchalls, Grafen Diebitſch⸗Gabalkanski, ausgewechſelt worden. Dem Vernehmen zufolge ſollte Adrianopel ungefaͤhr in zehn Tagen von den Ruſſen geraͤumt, und das Hauptquartier des Feldmarſchalls, Grafen Diebitſch, fuͤr den Winter nach Se⸗ limno, am Fuße des Balkans, verlegt werden. Das fuͤnfte und ſechſte, Corps der Ruſſiſchen Armee ſind bereits von Adrianopel aufgebrochen, um nach Rußland zuruͤckzukehren.“

„Nachrichten aus Buchareſt vom 2. Nov. zufolge hat ſich das Peſtuͤbel in der ganzen Wallachei ſehr vermindert, wozu außer den wirkſamſten dagegen ergriffenen Maaßregeln die kalte Witterung Vieles beigetragen hat. In Buchareſt ſelbſt haben in der letzten Zeit täglich nur ein dis drei Peſtfaͤlle Statt gefunden, ja es hat Tage gegeben, wo ſich gar keiner ereignete. Auch aus den uͤbrigen Theilen des Landes lauten die Nachrichten ſehr befriedigend; in den Städten Braila, Fockſchan und in Bratlitza hatten ſich ſeit laäunger als einem Monate keine Peſtfälle mehr ereignet; Siliſtria iſt gänzlich gereinigt. Auch in Kallaraſch, welches ceruirt iſt, hat ſich das Uebel ſehr vermindert. In Krajova ereignet ſich hoͤch⸗ ſtens jeden fuͤnften oder ſechſten Tag ein Peſtfall; in Piteſcht, Kimpina und Plojeſcht kommen deren nur ſeltene und ein⸗ zelne vor; alle uͤbrigen Ortſchaften, welche angeſteckt waren, ſind faſt gaͤnzlich gereiniget worden.“

Der Courrier de Smyrne enthaͤlt folgende Nach⸗ richten von der Inſel Kandien vom 2. und 9. Oct.: „Die in kurzer Zeit hier angekommene Nachricht vom Abſchluſſe des Friedens circulirte ſchnell unter den Griechen der Inſel, welche dieſes Ereigniß erwarteten, um uͤber die ihnen bevor⸗ ſtehende Zukunft urtheilen zu koͤnnen. Die zugleich von Aegina eingegangenen Nachrichten ſind nicht befriedidend, und die Inſurgenten ſehen die Moͤglichkeit vor ſich, daß Kreta der Tuͤrket unterworfen bleiben koͤnne. Inzwiſchen erwarten ſie Unterſtuͤtzung an Geld und Mannſchaft von der Regie⸗ rung. Gouverneur Hann hat ſich nach Karabuſa zuruͤckge⸗ zogen. Im Bezirke von Apokorona haben unter den Grie⸗ chen Unruhen ſtatt gefunden, in deren Folge die Sfakioten zwei Doͤrfer verbrannten. Die Oel⸗Aerndte iſt gänzlich miß⸗ kathen; die Oliven ſind aus Mangel an Saft vor der Zeit abgefallen, und ſo ſchlecht, daß die Oelbauer es nicht einmal fuͤr lohnend halten, ſie einſammeln zu laſſen. Die 30 Ab⸗ geordneten, welche Kreta nach Argos zum Congreß geſchickt hatte, ſind mit 40 Pferden, die in Kiſſamos gelandet wur⸗

*) Der Oeſterreichiſche Beobachter verweiſt biebei in einer Note auf die letzthin von ihm —v (in der Staats⸗Zeitung aufgenommenen) Nachrichten aus Odeſſa und be⸗, merkt zugleich: gchechta aus Neapel zufolge, war am 27. Oct. die Kaiſerl. Ruſſ iſche Fregatte „Fuͤrſtin Lowicz’ auf der dortigen Rhede angelangt, um Hrn. von Ribdcaupierre als Kaiſerl. Ruſ⸗ ſiſchen Geſandten bei der hohen Pforte nach Konſtantinopel ab⸗

zuholen.“ I