tritts der Krone zu ſeinem Syſteme. Er hatte faſt alle ſeine Collegen zur Verfuͤgung, und deſonders Hrn. von Chadrol, einen umſichtigen und gewandten Mann, der gleichfalls der Anſicht war, man köoͤnnte vielleicht, wenn Hr. von la Bour⸗ donnaye beſeitigt wäre, mit der Kammer zu Stande kom⸗ men. Um nun den Plan, ſich dieſer beſchwerlichen Perſon u entledigen, zur Ausfuͤhrung zu bringen, ſoll ihm folgende alle gelegt worden ſeyn: In dem Conſeil, das ſeiner Ent⸗ laſſung voranging, wandte man ſich an ihn, als den Mini⸗ 2 des Innern, der die Statiſtik der oͤffentlichen Meinung owohl in den Kammern als in den Wahl⸗Collegien zu ge⸗ ben hat, und fragte ihn, ob er beſtimmt glaube, daß man die Majorität erhalten wuͤrde. Er antwortete, daß man bei dieſer Kammer darauf verzichten, und ſich daher durch Zu⸗ ſammenſetzung einer neuen Kammer dieſe bilden muͤßte. Dar⸗ auf erwiederten ſeine Collegen, und insbeſondere Hr. v. Cha⸗ brol, daß, wenn einige Perſonen im Conſeil meinten, ihre Anweſenheit ſey ein unuͤberſteigliches Hinderniß zur Erhal.⸗ tung der Majoritaͤt, ſo moͤchten ſie dem Koͤnige ihre Stellen zum Opfer briugen. Man vertagte den Gegenſtand auf die naͤchſte Zuſammenkunft, wo von den Mitteln die Rede ſeyn ſollte, die Majoritäͤt in dieſer Kammer oder in einer neuen u erhalten. Herr von la Bourdonnaye kam hier auf ſeinen hs oft wiederholten Satz zuruͤck, man dürfe ſich nicht ei⸗ nem unnuͤtzen Sturm ausſetzen, und einer Kammer Trotz bieten, die man doch nicht deſchwichtigen koͤnnte; man muͤſſe vielmehr, ſtatt ſich von ihr richten zu laſſen, ſie ſogleich auf⸗ löͤſen, und die Wahl⸗Collegien berufen; diesmal ſeyen die Ropaliſten einverſtanden, und man hade daher weit mehr Wahrſcheinlichkeit, die Majoritaͤt zu erhalten. Wenn man außer⸗ dem noch 22 Präfekten wechſelte (die er auffuͤhrte), und durch junge Maͤnner von Gewandtheit erſetzte, ſo ſey zu erwarten, daß die Wahl⸗Operation mit Kraft und Erfolg gelei⸗ tet werden wuͤrde. Man antwortete ihm ſogleich, daß man nichts von dieſem Syſteme hoͤren wolle, daß man dadurch Al⸗ les aufs Spiel ſetzen würde, daß die gegenwärtige Kammer ſchon ſchlimm genug waͤre, daß man eine noch ſchlimmere er⸗ halten, und vielleicht den Thron unberechenbaren Geſahren aus⸗ ſetzen würde; daß man ſich alſo in dieſer Lage mit der gegen⸗ wäͤrtigen Kammer vertrügen muüſſe, daß die Unmöͤglichkeit, mit ihr auszukommen, noch gar nicht erwieſen ſey, und daß den Miniſtern demnach die Pflicht obliege, einen dieſen Geſinnun⸗ gen gemäßen Entſchluß zu faſſen. Hr. v. la Bourdonnaye hätte ſeinen Collegen antworten können, daß ſie mit der Kam⸗ mer eben ſo unverträglich ſeyen, wie er, und deswegen in Ge⸗ meinſchaft den angemeſſenen ten, zu faſſen häͤtten. Hier ſcheint ihn nun aber ſein hefti⸗ ger Ceharakter hingeriſſen zu haben, gleich in der Sitzung dem Koͤnige ſeine Entlaſſung einzureichen. Der Koͤnig trug An⸗ fangs Bedenken, nahm ſie aber endlich dennoch an. Das Miniſterium hatte ſich dadurch eine große Laſt vom Halſe geſchafft. Doch ergab ſich auch wieder dabei ein ernſter Nach⸗ theil, an deſſen Beſeitigung mit aller Kraft gedacht werden mußte. Hr. v. la Bourdonnaye iſt nämlich ein ſehr er⸗ fahrner Tactiker der Kammer mit funfzehnjähriger Uebung. 1 Er verfuͤgt uͤber etwa 40 Stimmen der äußerſten Rechten. Es war nun zu fürchten, daß man ſeinen Einfluß Le.

mehr fuͤr ſich haben wuͤrde, was ſchon ein Ungluͤck war; man konnte ihn aber auch gegen ſich haben, wenn er nach einer gezwungenen Entlaſſung wieder in die Kammer zu⸗ rick trat. Deswegen dachte man an den Ausweg, ihm die Pairie anzubieten, die er aber aasſchlug. Er zog vor, in die Kammer zuruͤckzutreten, daſelbſt ſeinen Einſtuß und die Aus⸗ ſicht auf kuͤnftige Gewalt zu behalten (da er ſich von dem Miniſtertum zurückgezogen hatte, ohne dieſe noch gebraucht zu haben). Dies ſchien ihm vorzüglicher, als ein Sitz auf den Baͤnken der Patrte. So ſieht ſich nun das gegenwaär⸗ tige Miniſterium, außer den Gefadren, die ihm die Seſſion droht, einer Feindſeligkeit ausgeſetzt, die zwar in aller Stille, aber doch in aller Kraft thätig ſeyn durfte. Die Folge von allen dieſen Vorgängen war die unverzuͤgliche Ernennung des Herrn von Polignac zum Praͤſidenten des Conſeils, gleich⸗ ſam als öffentlicher Ausruf, daß ſein Syſtem den Sieg da⸗ von getragen habe. Auch wollte man dadurch zu verſtehen geben, daß die Entlaſſung des Herrn von la Bourdotzuaye mehr einer Frage des Vorſitzes, als einer Frage der Politik zuzuſchreiben ſey, was immer beſſet war. Dies geſchah nun gleich am ſolgenden Tage, und die Gazette beeilte ſich mit der Meldung, Herr von la Bourdonnaye ſey ausgetreten, weil er nicht fuͤr das Syſtem der miniſtertellen Einheit, d. b. für die Erhöhung eines der Miuiſter Präͤſideutſchaft waͤre. Dies war aber nicht der wahre Beweggrund gewe⸗ ſen, obgleich keinem Zweiſel unterliegt, daß die Erhöͤhung des Herrn von Polignac den Stolz des Herru von la Beur⸗

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Entſchluß, nämlich zurüͤckzutre⸗

cherten, daß ſie ſehr bald Verſtärkungen erhalten w

donnaye tief verletzte. Nach allen angefuͤhrten Schwierig⸗ keiten bot ſich nun aber die Schwierigkeit der Erſetzung ſei⸗ 8 ner Stelle dar. Vielleicht wuͤnſchte Herr von Polignac ſich

im linken Centrum Collegen zu ſuchen, wie er ſchon mehr⸗

mals geſonnen war, wenn er nicht im Augenblicke de⸗ ſorgt haͤtte, man moͤchte ſagen, daß ſich das Syſtem geändert habe; daß man einen Ruͤckſchritt gemacht haͤtte,

Öund zum Syſteme Martignac uͤbergetreten ſey, eine Sache, die man bei Hofe durchaus nicht zugeben will. . Demnach entſchloß man ſich, einen unbekannten Mann zu nehmen, deſſen Erſcheinung nichts andeutete, und der doch, wo moglich, eine Verſtaäͤrkung ausmachte. Die Wahl traf Herrn Guernon de Ranville. Herr von Monthel erhielt das Innere, und der neue Ankömmling den oͤffentlichen Un⸗ terricht. Herr Guernon de Ranville iſt aus der Bretagne; er war Chouan, oder wenigſtens zur Zeit des Conſulats mit den Chouans in Verbindung. Die Liberalen nennen ihn einen wuͤthenden Royaliſten, geſtehen ihm aber Thatkraft und perſönlichen, bis zur Kühnheit geſteigerten Muth zu. Auch ſoll er eine Advokaten⸗ Beredſamkeit beſitzen, und im Ganzen im gegenwaͤrtigen Miniſterium das vorſtellen, was Herr von Peyronnet im Villèleſchen geweſen war.“”“ „Das Miniſtertum“, heißt es im weitern Verfolge des ge⸗ 4 dachten Schreibens, „hofft daher, an Herrn Guernon de Rarnwille eine wichtige Erwerbung gemacht zu haben, und 8 hält ſich, da es nun zwei Sprecher hat, fuͤr ganz vellſtändig. Es glaubt, weil es ſich eines gehäſſicen Namens entledigt habe, trotz des geheimen feindlichen Einfluſſes von Seiten des Herrn von la Bourdonnaye, die Majorirät zu erhalten; vorzüglich ſchmeicheln ſich die Miniſter, die Kammer werde den ſchoͤnen Entwuͤrfen, die ſie vorbereiten, nicht widerſtehen koͤnnen. Unſerer Anſicht nach werden ſie ſich aber in dieſer Hoffnung tauſchen. Uebrigens kann man annehmen, daß das Miniſterium, ſo wie es gegenwaͤrtig zuſammengeſetzt iſte vor die Kammer treten, und daß, wenn ihm der Untergang bevorſteht, es dieſen nur vor den Kammern finden wird. Es iſt entſchleſſen, den Verſuch zu wagen.“”

3 Großbritanien und Irland.

London, 1. Dec. Der Herzog von Wellington und der Kanzler der Schatzkammer haben einige Tage auf dem Landſitze des Herrn Bingham Baring in Norfolk zugebracht.

„Endlich“, heißt es im Courier, welcher die Capitu’- lation der Spantet mit Santa⸗Ana enthält, (ſ. Meriko) 2 „haben wir die Genugthuung, unſern Leſern mittheilen zu können, daß jener merkwuͤrdige, wir moͤchten faſt hinzufuͤgen, unſinnige Verſuch, 7 Millionen Menſchen durch ein Deta ſchement von 4 bis 5000 Mann zu unterjochen, ſich in Nichts aufgelöſt habe. Der General Barradas, den man zwar tadeln muß, weil er ein ſo verzweifeltes Unternehmen durchzufuͤhren ſich vornahm, hat doch, um es zu Stande zu bringen, Alles eethan, was mit ſo ungenuüͤgenden Mitteln möalicher Weiſe

ch thun ließ, er beſetzte nämlich Tampicv, einen Ort, der fuͤr den vorgehabten Zweck ſehr gut gelegen war, und 9&ꝙ wußte es in der ungeſundeſten Jahreszeit 6 Wochen lang zu debaupten. Das Mißglüͤcken der Expeditton iſt nicht 9.

rem Befehlshaber, oder, ſo weit wir von der Begedenheit 4 unterrichtet ſind, ſeinen Truppen, ſondern lediglich den Tho ren in Madrid und Havana zuzuſchreiden, welche zu eim ſolchen Expedition aufmunterten, und ohne Zweiſel dem A neral Barrabas und ſeinen ungluüͤcklichen Begleitern vech,

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8 21 Muͤde endlich, in der Erwartung einer ſo illuſortſchen Hatfe⸗ 5 getaͤuſcht in der Hoffanung, im Lande ſeldſt Unterſtützang .. finden, und mit der troſtioſen Ueberzeugung davon, daß 78 Heer durch Krankheiten täglich kleiner gemacht werde, rend das der Mertkaner durch ſucceſſtv ankommende 2%½ ſtärkungen immer groͤßer wurde, ergriffen die Spanier einzige vernünftige Alternative, die ihnen noch uüͤbrig 2 blüchen war, und unterhandelten, ehe es zu ſpaͤt warz; die Erhaltung ihres Lebens. Der letzte Artikel des 2 tates, welcher die die Kataſtrophe uͤberledenden T Erpeditton verpflichtet, an keinem kuͤnftigen Verſuche 287 Meriko Theil zu nehmen, hätte, unſerer Meinung nach, 92 füglich weggelaſſen werden können. Kein Curopder, mal 6 Herdſtwochen auf dem brennenden Sande ſucht kaniſchen Uſers zugedracht hat, wird ſich ſemals verſargh,. fuͤhlen, die Sache wiederholen zu wollen, und wenn * ihm noch ſo viel dafür boͤte. Eben ſo gut baͤtte Baenage * es verſuchen können, ſeine Truppen nochmals gogen, acht von der und Peeußen zu fͤhren, nachdem ſene bei der Fluoht 5en Waterloo aus neun Bevcuaes ſedesmal vom h-een waten, vom Eſſen mit der Nachricht aufgeſchreckt wers enſe daß der Feind ihnen auf dem Fuße feige. Neber

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