mehr Aufklaͤrung, Freude. Hier aber muͤßte man erſt Lebensreiz auffinden,

Blick von den lebenden Mumien, die ſich in weißen Klei⸗

dungsſtuͤcken langſam durch die Straßen winden; anſtatt

Selvcenheiten ſieht man die tiefſte Armuth, läͤcheln kann man nur dann und wann uͤber die ungewoöͤhnlich breiten Unter⸗ kleider und großen Turbane,

zu ſeinem Lager zuruͤck. Sogar Wein fehlt in Erzerum,

und kehrt ermuͤdet und verſtimmt und Zucker kennt man nur dem Namen nach. So verſchieden iſt es, in Europa oder in Aſten Krieg zu fuͤhren; dort iſt man ſchlaͤgt ſich dort beſſer und das macht einen ganz beſondern oder ein geborner Aſiate ſeyn.“

„Zu den merkwuͤrdigſten Gedäͤuden Erzerums gehöͤrt ein

laltes Griechiſches Kloſter, das nach den Aeußerungen der

Einwohner ſchon ſeit undenklichen Zeiten daſteht, und eine alte Armeniſche Kirche. Beide und beſonders das Kloſter tragen noch Spuren ehemaliger Groͤße und Bedeutſamkeit an ſich; gegenwaͤrtig

8 diente erſteves den Tuͤrken zum Arſenal und letztere zum Gießhauſe. In einigen Zellen des Kloſters entdeckten wir uͤhrigens einen wahren archaͤologiſchen Schatz,

näͤmlich eine Menge alzer

Schälde, Helme, Pfeile, Bogen und Schwerdter, welche letztere

1 Aehnlichkeit mit unſeren jetzigen Kuiraſſier⸗Pallaſchen haben. Die Schilde, deren ſich mehrere 100 vorfanden, ſind groß,

viereckig, von Holz, mit Leder uͤberzogen und mit einem Lack

dedeckt, der die darunter befindlichen lebhaften Farben ſehr wohl erhalten hat; mehrere Schilde haben rothe und weiße,

gelbe und gruͤne und ſchwarze und rothe Streifen; andere ſchwarze Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln, und wieder andere nur Adlerfluͤgel oder Schwerdter in goldenen Häaͤnden, Lilien, Strahlen u. ſ. w. Noch mehr Aufmerkſamkeit indeſſen ver⸗ dienen die Helme, deren Werth man erſt erkannte, als man mehrere derſelben nach vieler Muͤhe durch chemiſche Mittel von dem dicken Roſt befreit hatte, mit dem ſie bedeckt waren. Ein Helm war ganz mit fein verziertem Gold belegt, und der gröͤßte Theil der üͤbrigen mit ſilbernen Syriſchen In⸗ ſchriften verſehen. Alle haben regelmaͤßige Formen und ſchei⸗ nen gegoſſen zu ſeyn; manche ſind glatt und andere von er⸗ hahener Arbeit. Dieſe Helme gehörten ohne Zweifel Ara⸗ bern waͤhrend der Kaliſen⸗Herrſchaft; uͤber 100 derſelden werden mit einigen Schilden nach Tiflis geſendet, um von dort weiter nach Moskau und Petersburg abgefertigt zu wer⸗ den. Die alte Armeniſche Kirche bot unſerer Neugier außer den Guß⸗Anſtalten nichts anderes dar, als eine un⸗ zählige Menge von Lafetten, Bauholz und Kriegsgeraͤuh aller Art, mit denen auch das Kloſter angefuͤllt war. Ueberhaupt war Erzerum mit Vertheidigungsmirteln hinlänglich verſe⸗ hen, welche aber die Tuͤrken nicht zu benutzen verſtanden. „Warum habt Ihr Erzerum ſo ſchlecht vertheidigt?“ fragten wir einen im Gefolge des Seraskiers angeſtellten Offizier. Seine Antwort war: „Kars iſt bei uns beruͤhmt wegen der Feſti ſeiner Mauern, Achalzich wegen der Ta⸗ pferkeit ſeiner ohner, Erzerum wegen ſeiner ſchoͤnen Weiber: wie konntet Ihr nun hier Widerſtand erwarten, nachdem Kars und Achalzich gefallen waren?“ Nastͤrlich ſetzte uns die Kaltbluͤrigkeit und Offenherzigkeit des Tuͤrken in Erſtaunen; unſere jungen Offiziere gaben ihm Recht.“

„In der Citadelle von Erzerum erhebt ſich in einem Wintel ein hoher von gebrannten Ziegein erbauter Thurm, der gut zu einem Obſervatorium zu gebrauchen wäre; er diente jedoch zur Aufnahme einer der Siadt von den Eng⸗ laͤndern geſchenkten Uhr, welche ader ſchon lange nicht mehr geht. Den Tuͤrken, die das Läupen chriſtlicher Glocken nicht ſleiden loͤnnen, war auch das Schlagen der Uhr zuwider, und daher erlaubten ſie den Tauden, ſich ruhig in derſelben auzu⸗ ſiedeln. Auch dieſe Uhr wird nach Tiſtis geſendet werden.“ Das hobregraphiſche Düreau des Kaiſerl. Marineſtahes hieſelbſt dat bakaunt gemacht, daß der Odeſſaſche Leuchtthurm gegenwäͤrtig, ſtatt des fruͤher ſich den Feuers, vermit⸗ telſt 11 aktors mit ſtehendem erleuchtet wird, und daß auf dem Cherſenſchen Leuchtthurm eine neue eiſerne La⸗ terne aufgeſtellt iſt, die wie bisher von einem Feuer erleuch⸗ tet wird, welches mit einem durchſichtigen Rahmen von ro⸗ ther Farbe verdeckt iſt.

Ein vom Oeſterreichiſchen Heobachter mit⸗ getheiltes Schreiben aus Odeſſa vom 27. Nov. enthaͤlt n4 der von uns bereits mitgetheilten Nachricht ven der kunft der beiden Tuͤrkiſchen X deren Vord ſich die nach Petersbung beſtimmte Tuͤrkiſche Geſandtſchaft befindet, noch Folgendes: „Die Peſt hat neuerdings in den cernirten Stad A“ ergriffen; außer dieſen Quartieren 1 dreizehn Tagen kein Peſtfall vorgekommen. Auf Beſchl Sr. Mazeſtät des Kaiſers wird die Zeit der Dauer Cordone um die Stadt zu gr Sicherheit

Der r General⸗Gouperneur

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heute Abends ab, um eine Inſpection der Quarantainen am Dnieſter vorzunehmen. In acht Tagen wird derſelde zurůck erwartet. Der ſchon vor längerer Zeit wegen der Peſt hier⸗ her geſendete General⸗Adjudant Schenſchin iſt nach Beßa⸗ rabien abgereiſt. Geſtern Morgens um halb 4 Uhr iſt hier bei 5 Grad Waͤrme) ein ſtarkes Erdbeben, was aber keinen Schaden angerichtet hat, verſpuͤrt worden. 2* cs.

Frankreich. 11“

Paris, 7. Dec. Der Moniteur enthäͤlt einen Be⸗ richt des Finanz⸗Miniſters an den König und in Folge deſſen eine Koͤnigl. Verordnung vom 6ten d. I. wonach nunmehr zu dem, durch das Geſetz vom 19. Juni 1828 zur Beſtyvei⸗ tung der außerordentlichen Ausgaben im vorigen und in dieſem Jahre autoriſirten Verkauf einer Renten⸗Summe zum Kapi⸗ talswerthe von 80 Millionen Fr. mittelſt Publicitaͤt und Con⸗ currenz geſchritten werden ſoll. Die Regierung hat zu dieſer Anleihe die vierprocentige Rente, mit Zinſen⸗Genuß vom 22. Maͤrz 1830 anhebend, gewaͤhlt. Man wird ſich aus den diesjaͤhrigen Verhandlungen der Kammern erinnern, daß von dem der Regierung durch das obgedachte Geſetz wpeaes Kredite der 80 Millionen Fr., 54,345,800 Fr. zur Beſtrei⸗ tung der außerordentlichen Ausgaben der Miniſterien der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten, des Krieges und der Marine im Jahr 1828 verwendet und die außerordentlichen Ausgaben pro 1829 auf 42,648,690 Fr. abgeſchaͤtzt wurden, ſo daß die ganze erforderliche Summe 96,994,490 Fr. betragen würde. Bisher hatte man inzwiſchen die Anleihe noch nicht zu reali⸗ ſiren brauchen, da man die gedachten Ausgaben durch die Ne⸗ gociirung Koͤnigl. Bons decken konnte. Da dieſes Huülfse⸗ mittel indeß nur temporair iſt, auch die Anwendung deſ elben ihre Graͤnzen haben muß, ſo ſoll nunmehr der Schatz durch die Eröffnung der Anleihe in den Stand geſetzt werden, die von ihm geleiſteten Vorſchuͤſſe wieder einzuziehen. Die bei dem Finanz⸗Miniſtertum einzureichenden verſiegelten Submiſſio⸗ nen werden am 10. Januar 1830 eröffnet und die Anleihe wird dem Meiſtbietenden zugeſchlagen werden. Die 80 Millionen ſind in monatlichen Raten von zehn Millivnen vom 10. Fe⸗ bruar k. J. an einzuzahlen, ſo daß die ganze Summe mit dem 10. Sept. abgetragen ſeyn wird. Jeder Mitbietende muß ſofort eine Caution von mindeſtens 2 Millionen Fr. ſtellen, und wenn er den Zuſchlag 2— dieſe Summe innerhalb 10 Tagen auf 10 Millionen erhöͤhen.

Ueber die kuͤrzlich verbreiteten beunruhigenden Gerüchet von einer im Werke geweſenen bedeutenden Redüction etz Beamten⸗Perſonals der Poſt⸗Verwaltung bemerkt der Mor niteur, um etwanigen Beſorgniſſen unter den da⸗ Beamten 2” Folgendes. Kurz vor dem Ausſche den des Grafen Roy aus dem Mimſterium habe derſelbe eine Commiſſion zu dem Zwecke niedergeſetzt gehabt, ſich mit den Mitteln zu beſchäftigen, den Geſchäftsgang beim Finan. Miniſterium zu vereinfachen. Sein Nachfolger habe ſich über die Reſultate der Unterſuchung der gedachten Commiſſion richt abſtatten laſſen, und, mit der groͤßten Schonung die Beamten ſelbſt, diejenigen Vorſchläge genehmigt, die zur Erreichung des Zweckes am angemeſſenſten geſchienen ten und die ſich natuͤrlich 8* das General⸗Poſt⸗AP erſtrecken müßten. „Die rfügungen“, ſo heißt es im Moniteur am Schluſſe des belee ſſevden Kerleels, „die neuerdings im Finanz⸗Miniſterium getroffen worden ſind, um mit der 8 die Erſparniſſe herbeizuführen, die nothwendig in den Staatt Ausgaben bewirkt werden muͤſſen, ſind als eine Büͤrgſ zu betrachten, daß die Regierung auch hinſichtlich der noch übrig bleihenden Maaßregeln, nichte uͤbereilen, ſtets darauf bedacht ſeyn wird, dasjenic, was die K rung in den verſchiedenen Zweigen der Verwaltung erbetſ mit den, den alten und kreuen Staatsdienern gebührent Ruͤckſichten zu vereinigen.“

ie Steuer⸗Verweigerungs⸗ Vereine, ſowohl 8ℳ, 9

2 —, herrane ſreutzache, ſollen 15 te zu en. .

Der Kenrriet ſea9 die Gerüchte vengne

ourrier françals meint, Bildung eines ſogenannten Coalitions⸗Miniſteriums ecg ſich; man nenne die Namen Pasquier, Martignas,⸗ von Iblt brugeac, Rover⸗Collard und Humann. Die Galetten dieſe Geruͤchte zu den To. gen. 1

2 Das Memorlial rdelais will wiſſen, Ht⸗ an Collard habe auf die Pröſidentſchaft fuͤr die nichſte 2— 4 der Dcputirten⸗Kammer verzichtet; man beabſichtige⸗ ihn 8 den Vicomte von Martignac oder Hen. Hode de⸗ Nech *) In Wien jeigte am Morgen des 26. Rorenh⸗eeegen7 79 mometer 1 *9 u h, In, a. F. Messes