BVBermiſchte Nachrichten.
Ueber die in der Levante erſcheinenden Zeitungen. 8 In der Levante erſchienen im Jahre 1829 folgende Zei⸗ Aungen:
1) Courrier d'Orient. Journal politique, commerciel et littéraire. Es wied davon woͤchentlich ein Bogen in klein Folio ausgegeben. Oberſt Raybaud, ein geborner Franzoſe, der fruͤher in Griechiſchen Dienſten ſtand, und in den erſten Zeiten des Aufſtandes an manchen Begebenheiten Theil nahm, iſt Redacteur dieſer Zeitſchrift. Die erſte Nummer wurde am 6. Dec. 1828 zu Patras publicirt; ſeitdem hat Raybaud nach einer Unterbrechung der Zeitung von vielen Wochen, (Anfangs 1829) die Redaction nach Aegina verlegt, wo da⸗ mals der Sitz des Gouvernements war. Da der Courrier d'Orient des Schutzes des Präſidenten ſich zu erfreuen hat, ſo wird Herr Raybaud wahrſcheinlich bei Verleguͤng des Sitzes der Re⸗ aterung nach Napoli di Romania mit ſeiner Preſſe und Drucker⸗ Perſonale gleichfalls dorthin gehen. Die Zeitung hat keinen beſondern Werth für Europa, was theils in den lokalen Schwie⸗ rigkeiten ſeinen Grund haben mag, theils in dem Talente des Redacteurs, der uͤbrigens ein Mann iſt, und unter allen politiſchen und militairiſchen Stuürmen in Griechenland einen ehrbaren Charakter zu behaupten gewußt hat. Raybauds Werk: Memoires sur la Grèce. Paris 1825. 2 Th. 8. gehoͤrt zu den beſſeren uber Griechenland. Es iſt mit Beſcheidenheit geſchriehen, und haͤlt ſich ziemlich in der Mitte zwiſchen zu großem Lobe und zu übertriebenem Tadel. Beſonders weitlaͤuftig finder man darin abgehandelt die Belagerung oder vielmehr Aushungerung von Tripolitzn. Boublina, die bereits geſtorben, Kolokotroni, der jetzt ſa⸗ ruͤckgezogen in ſeiner Heimath zu Karitena in Arcadien lebt, und Havromichals aus zur Zeit Proboule der Sek⸗ tion des Krieges im Panhellentum, werden darin in ihrem wahren Lichte geſchildert. Zur Theilnahme an kriegeriſchen Unter⸗ nehmungen hat Raphaud nicht oft Gelegenheit gehabt. Seine Memoiren bilden cinen grellen Contraſt mit denen von Vautier, die voll der laäͤcherlichſten und abgeſchmackteſten Unwahrheiten ſind, und nicht das geringſte Zutrauen verdienen. Der Courrier d'Orient erſcheint in Franzoͤſiſcher Sprache und koſtet jähr⸗ lich fuͤr Griechenland 30 Franzöſiſche Franken, fuͤr die Joni⸗ ſchen Inſeln und Eunropa 50 Franken.
Die Abeille grecque, welche früher ebenfalls in Fran⸗ zoͤſiſcher Sprache zu Aegina und in den erſten Jahren des Friechiſchen Kampfes, ſo viel bekannt, auf der Inſel Hydra, erſchien, hat hald nach Publikarion des Courrler d'Orient aufgehöͤrt.
2) Eine zweite Zeitung, unter dem Titel: der Allgemei⸗ nen, kommt in Neu Griechiſcher Sprache zu Aegina heraus. Sie wird von einem Griechen redigirt, und iſt gewiſſermaßen
das Platt des Gouvernements; alle Geſetze und Verord⸗ nungen ſleht man wentgſten zuerſt in derſelben gedruckt. 8 3) Eine dritte pertodiſche Zurſchrift, welche in der ke⸗ veante erſcheint, iſt der bekannte Courrier de Smyrne. Es iſt eine hebdomadatre, welche alle Sonntage in jener Haupt⸗ handels⸗Stadt Klein⸗Aſtens ausgegeben wird. Der Redac⸗ teur Blacque, ein Franzöſiſcher Atvokat, Vater einer großen Familie, hat die Talente und Kenntniſſe, welche zu einem ſol⸗ chen Unternehmen nöͤthig ſind. Nur Schade, daß es ihm an wei ondern Haupt⸗Eigenſchaſten, an gutem Willen und 8
heitsliebe, durchaus fehlt. Da er die Türkiſche Sache veertheidigt, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß er die Griech ſche mit allen, ihm zu Gebote ſtehenden Waſſen angreift. Herr Blacque läßt es indeſſen nicht bet —.8 Sache dewenden, ſondern geht auch auf die Perſonen 8 von denen er nicht ſelten Facta erzüählt, die ſeher Unterrich⸗ tete als z ober theilweiſe aftſtellt, ja bisweilen als bo dcae Ieer erkennt. So hat er den Pruſlbenten Graſen Johann Capodiſtriag, deſſen Bruder Biaro Civik⸗ Gouverneur des Bezirks Weſt, Schoronte, den wackern Oberſt von Heideck und andere auf eine Art beurtheils und getadelt, die klar den unſaunbern Grund ſehen 1 „ aus
dem er ſchöͤpfte. Bei allen dieſem kann man nicht daß der Courrier de Smyrne mitunter Aufſätze und Be⸗ merkungen üͤber die Orien rage enthält, die mit
Scharſe des Verſtandes und enntniß des Gegenſtan⸗
des und der Verhältniſſe g Ep ache beingen. abpefaßt manches Intereſſante zur
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In dem Geiſte, wie Herr Blacque, arbeiten auch ſeine Correſpondenten, obgleich ſie jenem an Talent —1 .
Ein chemaliger Italiaäͤntſcher Advokat, Namens Canella, gebuͤrtig aus der Lombardey und ſeit ein Paar Jahren in der Levante, zur Zeit in Syra wohnhaft, gehört zu den Hauptmitarbeitern des Courrier de Smyrncg. Sein Ruf — charakteriſirt denſelben hinlaͤnglich, ſo wie ſeine Sprache ſeine
Unvollkommenheit beurkundet. Er iſt im eigentlichen Ver, ſtande des Worts ein Gluͤcksritter der Levante, und wer weiß, was das ſagen will, kann ſich denken, wie und was er iſt. Alle Avanturiers von Europa wählen bekanntlich Konſtantinopel und die öͤſtliche Kuͤſten⸗Stadt des Mittel⸗ landiſchen Meeres zum letzten Kampfplatz ihrer Thaten, und wehe dem Schlachtopfer, das ihnen dort in die Hande fäͤllt.
Ein anderer Haupt⸗Correſpondent hat ſeinen Wohnſitz in Napoli di Romania. Er berichtet uͤber das größtentheils dort garniſonirende regelmäßige Griechtſche Corps, und rei⸗ 5 ſich in Geſinnung und That Herrn Blacqur und Ca⸗ nella an. 1
Der Courrier de Smyrne wird auf groß Folio in drei Columnen gedruckt; Druck und Papier, die früher ſchlecht waren, ſfind ſeit einiger Zeit beſſer. Er koſtet zährlich ſür die Beamten 8 Spaniſche Piaſter, circa 11 Preuß. Thaler, der Bogen demnach 6 ½ Silbergroſchen; füͤr Wien 24 Fl. Bis Anfaugs 1828 erſchien dieſe Zeitung unter dem Titel: Spectateur oriental. Damals wurde ſie auf Betried Fran⸗ zoſiſcher Behoöͤrden, wegen Unwahrheiten und Verunglimpfun⸗ gen Franzoͤſiſcher Staatsdiener, unterdruüͤckt. Jetzt, nach⸗ dem dieſes Blatt unter einem neuen Titel wieder aufgeleht iſt, hat daſſelbe ſeinen Ton gegen Frankreich geündert. —S...
Dieſe drei Zeitungen ſind die einzigen, welche in der Levante im Jahre 1829 gedruckt wurden. Konſtantinopels Aufklärung und die des ganzen üͤbrigen Tuürkiſchen Reiche, haben es, bei allem Fortſchreiten in der Europaͤtſchen Kultur, wie manche zu behaupten ſich erlauben, noch nicht bis zu einer Zeitung gebracht. Dieſes wird auch wohl noch einige Zeit dauern, denn dort wie in anderen dunklen Ländern gilit vorherrſchend die Anſicht, daß Zeitungen, weil ſie die Augen beller ſehen machen, durchaus unterdrückt werden müſſen. — Der Courrier de Smyrne wird uͤbrigens, wie ſich von ſelbſt verſteht, von Türken nicht geleſen, ſondern nur von paͤern in der Tuͤrkei; am meiſten wird er außerhalb des Os⸗ maniſchen Reichs verſchickt. E.
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Kentgliche Schauſptele Montag, 28. Dec. Im Schauſpielhauſe: Variationen fuͤr die Flote, uͤber ein Thema aus Precioſa, von Füͤrſtenau,“ geblaſen von Herrn F. Berkenbuſch aus Hannover, Schüler des Hrn. Fuͤrſtenau. Hierauf: Die ſilberne Hochzeit, Schau⸗ ſpiel in 5 Abtheilungen, von Kotzehue. (Neu einſtudirt.) 14
Köntgsſtädrſches Theater. 2
Montag, 28. Dec. Das Pfefſer⸗Röſel, obder: Die Frankfurter Meſſe im Jahre 1297, ein Gemulde der Vor⸗ zeit in 5 Akren.
Auswärtige Börzen. Amsterdew. 22. Dec. Oesterr. öproe. n0s. 100,23 DPart. Actian 1520. Hnas. Engl. Aul. 100 ½, Hums. Aul.
veTS8 12, ve. etall- 1 .
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E] ¹ vetall. 103 ½. Pan.-Ohlig. Bank-Actian pr. uaht. 1258. 1 ₰ H.-2b. Cerube. 100 ½. Pela, pr. 1. Jan. 112 ½. Dn. 731½
1 22,½ c. 12 2r b Iprec. ente pr. cempt. r. ent, fin cour. 8 — ent.
“ Cer. 99.
Oemerr. u 100 Fl.
Wies. 2. Dec N.H.lI. 108. 1.,9220 28 100 Fl 478 ½ Per. ⸗Obls. 133. Hank-Aecbien 1258.
* St. Petersburg, 18. Dee. — Qülber 119. öproc. Inſcn in Dank Aff. 99.
Neueſte Boörſen⸗Nachrichten. 3 Mon. 9 ½. nsent Ken. iesnms 1
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See Achacteut John. Mtrchacter Cottel.