Der Advokat .. äußerte zum St. Pr. S. v. M.. „ Der Gedanke, den das hier beilie⸗ gende Schriftchen ausführt, dürfte bald ins Leben ein⸗ treten. Dafür werde ich von nun an Alles thun und wagen.“
Der Doktoer B.... in einer Rede: „Ich sehe Schönes vor mir, und die Kluft, über die ich gesprun⸗ gen, kümmert mich nicht; wir müßen es erzwingen und erstreben, was uns in schönen Träumereien vor⸗ schwebt.“ Und in seinem Tagebuche (1818) „Die
Zeiten sind verhängnisvoll und ich nicht übel vorbe⸗
einer großen Katastrophe kräftig mitzuarbei⸗ ten. Mein Muth ist größer, als Eure Zuversichtt Du selbst Allmächtiger! hast Deinen Geist in mich gelegt, vergieb mir, wenn mein Feuer Eifer weit mich ührt. Gewiß, ich will ja nur das Gute. — — Ich
reitet, bei
bin heute zum Obmann dieses Bundes gewählt. Ein
neuer weiter Geschäftkreis öfnet sich mir. O, wie will
ür unsere, für Teutschlands Zwecke! — — ₰ ute als Obmann meine Antrittrede gehal⸗ ten, worin ich untersuchte, was anwendbar sey im
Volke. — Man nannte mich Washington. Wie
wohl that dieser Name mir!
men. — Wäre ich (sagt er an der Liebe fuäͤhig?
Ja bei Gott, wie Er möchte ich handeln und wirken, und wie Er mein Volk zu großen Zwecken führen. — O Gott, verleih mir die Gnade, in eine Lage, der seinigen gleich, zu kom⸗ einer anderen Stelle) Aber nein, es kann, es soll nicht seyn! Mich beleben höhere Ideen, sie können die Re⸗ gung eines sanften Gefühles nicht in mir aufkommen laßen; nichts soll an dieses Leben mich binden, was meinen Muth schwächen könnte, wenn ich auf dem Sprunge stehe es zu verlaßen — es kann nicht seyn,
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ich muß mich höheren Zwecken weihen, es soll mich
die Idee wirklich zu machen,
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nichts an dieses Leben feßeln. Ich will meinem Be⸗ rufe entgegen gehen, auf daß ich einst Mannskraft genug besitze, wenn es ein gräßlich Wagen gilt, um die sich so schoöͤn in un⸗ serem Gemüthe erhoben. — Großes möchte ich begin⸗ nen (bemerkt er an einem anderen Orte), und sollt' ich darin untergehen. Es wird eine schöne Zeit seyn, ja sie muß kommen, und gern will ich mit meinem Leben die Schuld an das Schicksal bezahlen, wenn nur einmal der Morgen tagt. Mein Muth ist ohne Gränzen; ich scheue und fürchte nichts; ich könnte mich glücklich preisen, wenn ich ein Opfer wäre, für die Freiheit geschlachtet und für Vaterlandswohl. Ich bin gestärkt vom Feuer, das sie erzittern macht, im Kreise von Freunden, die ein großer Zweck an mich kettet, die ohne Zagen für die gute Sache, für mich, ihren Obmann, das Leben geben. Wie selig wäre ich auch, in einem Gefechte (für die Einheit und Freiheit) den schönen Tod zu sterben. Es ist mein größter Wunsch, an dem ich so gern hange, der so oft in mir sich aufregt, als keiner. — Mag es auch noch man⸗ cherlei Opfer kosten, mag manches Guten Leben auch noch darüber hingehen: o was ist es, wir preisen gluͤck⸗ lich Die, die für die große Sache fielen, und heilig werden unsere Kinder halten, was wir mit unserem Blute erworben.“
Der Dr. W... in einem Briefe vom 28. May 1819: „Wohl uns, wenn wir einst mit gleicher Kraft und Entschloßenheit unser Leben an die Idee wagen und setzen können, wie dieser herrliche Jüngling (Sand).“ Und auch der Student B. bemerkt in der am 9. März 1819 im Vereine zu F. gehalte⸗ nen Rede: „Wir können Alles, wenn wir nur wollen. Unser Wollen, unsere Ueberzeugung sind die festen Mauern, an denen alle SIe abgleiten, sie sind Felsen im Sturme des Orkans. Wenn sie wollen, so kann aber nicht besiegen. Daher stähle das Begonnene fortzuführen, und sey es auch auf dem steilsten Wege; die Gefahr wird ausweichen, wenn wir sie fest ins Auge faßen.“
Es äußerte der Schullehrer S... in einem Briefe an Sand: „Ulle Feinde müßen vor einem Muthe weichen, der vor keinem Tode erblaßt.“ Und
man uns vernichten, sich nur unser Muth,
1 kommen.
.
der Dr. P. 7.772..... unterm 21. Julius 1819 dem W.— „Es muß uns eine Sache gelingen, der wir lück und Leben, der wir unser ganzes Seyn widmen.“ So wie der v. D.. unterm 8. Sept. 1817: „Ich habe entsagt Allem, was mir lieb und theuer war, mich hieher begeben mit dem Gelübde, mich ein Opfer werden zu laßen, bei dem Erstreben des Beßeren.“ Und U... in einem Briefe an R— „Du kannst nichts Herrlicheres, nichts Wichtigeres thun, als Teurtschlands herrliche Zukunft auch über B. herauf⸗ führen, unbekümmert, ob Du das Opfer seyst.“
Nach der gerichtlichen Aussage des Predigers W — hatte der v. M. . geäußert: „er halte es für ein großes Glück, fur die Sache der Wahrheit und der Gerechtigkeit auf dem Schaffotte zu sterben.“
Ein Mitglied des Vereines zu F. äußerte in dem Briefe an den Dr. B — vom 23. Jun. 1819: „Viel⸗ leicht ändert sich noch Alles nach Wunsche, und dann wollen wir uns freuen; wenn nicht, so wißen wir, daß wir geweihet sind, um als Opfer zu fallen fürs Höhere, und das Opfer, das Du in diesem Falle brin⸗ gen mußt und wir durch Dich, wird uns nicht so schwer fallen, weil für ein Größeres wir ja freiwillig uns schon bestimmten.“
Der Student K. „Mittglied eben dieses Ver⸗ eines, schrieb unterm 11. April 1819 an den Dr. B—: „Es soll nur ferner so gehen (es ist die Rede von Sands Meuchelmorde). Mein Leben gehört mir nicht an, einem Höheren, dem Paterlande gebührt es; für dasselbe es hinzugeben, wo Vexrath sein Herzblut durch⸗ wühlt, ist heilige Pflicht.“ So wie der Student M...„ Mitglied eben dieses Vereines, unterm 14. Mai 1819 an denselben: „Wir sind Unser Zehn hier, alle bereit, weun es Noth thut, als eBpeeen fallen.’ nd der Kandidat Siem von ihm verfaßten Aufsaͤtze: „Meine Ueberzeugung für das erkannte Rechte und Wahre erleichtert mir die Kraft, für sie zu leben und zu sterben. Also gebeut der Geist des Bun⸗ des. Macht den Versuch, ob wir in seinem Dienste nicht getreu ausharren.“
Daher auch die Inschrift MN . Stammbuch:
„Nur nach dem Opfertod reift uns die Saat.“ Und das Geständnis im Briefe des Studenten Witte vom 26. Oktober 1819: „Wir nannten uns biswei⸗ len Unbedingte, weil wir nichts am Menschen achte⸗ ten als den unbedingten Willen.“
Unsere Reformatoren hielten den Beruf, ihre Zwecke auf jede Art ins Leben zu führen, so vorherrschend, daß sie ihm alle übrigen Rücksichten und Pflichten unterordneten. Diese Ansicht ist durch mehre That⸗ sachen, z. B. Aufwiegelung der Unterthanen, theils gepredigten, theils versuchten, theils vollführten Meu⸗ chelmord ihrer Gegner, Billigung dieses Verbrechens u. s. w. bestätigt. Die Untersuchungsakten enthalten auch hierüber Beläge.
in des Turnlehrers
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Sehr unumwunden gestand der Kandidat E“ . Wir nahmen gilt kein
zum Protokolle vom 19. Jul. 1819: „ den Grundsatz an: dem Gerechten Gesetz.“ Und der Advok. H..... im gerichtlichen Verhör: „Ein Jeder von der Gesellschaft suchte in seinem Wirkungskreise nach seiner Ueberzeugung zu handeln, und diese auch wol zur Ueberzeugung Ande⸗ rer zu machen.“
Insonderheit hegten stehenden Verfaßuͤngen seyn dürften.
So gestand z. V. der Studentk. .. (Mitglied des engeren Vereines zu G.) zum Protokolle vom 48. May 1819: „Ich bin überzeugt, daß bei der jetzigen Ver⸗
sie den Grundsatz, daß die be⸗ für ihre Pläne kein Hindernis
faßung Teutschlands ein echtes Volksleben nicht ge⸗ halte es daher für meine Pflicht, die
deihen kann, Einheit Teutschlands, um das Wohl der Menschheit zu fördern, mit allen Kräften zu erstreben. Die be⸗ stehenden Gesetze können dabei nicht in Anregung
...8—(ESiehe Beilage.)
116“ 1“ “
mehr minder oder mehr
engeren Vereines antwortete, um
er Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung, vom 25sten Maͤrz 18320o.. 2.
Aktenmäßige Nachrichten über die revolu⸗
tionairen Umtriebe in Teutschland.
(Fortsetzung.)
Auch von der Pflicht der Wahrhaftigkeit glaubten sie sich bei der Ausführung ihrer Pläne entbunden.
Schon die Allgemeine Burschenschaft schloß ihre konstituirende Versammlung zu J. am 3. April 1818., invem sie zum Protokoll den förmlichen Beschluß faßte: „Wenn von irgend einem Gerichte wegen dieser Ver⸗ sammlung Untersuchung verhängt werden sollte, so darf erst dann, wenn die Sache nicht mehr zu ver⸗ heimlichen ist, dieses allein eingestanden werden: „„es wären hier einige Bursche zusammen gekommen, um auf einzelnen Hochschulen geschehene Streitigkei⸗ ten gütlich zu vermitteln““ wobei aber weder der Name der Abgeordneten anderer Hochschulen genannt, noch überhaupt von einem geführten Protokolle gere⸗ det werden soll, und zwar dieses alles, weil es sich neuerdings vielfach bestätiget hat, wie sehr manche Re⸗ gierungen allen Verbindungen auf Hochschulen entge⸗ gen sind.“ Mithin nicht blos mit der Verabredung, die Wahrheit zurückzuhalten, sondern auch mit dem förmlichen Beschluße, an deren Stelle Unwahrheit
zu sagen. Student R. MTM.. zu J.
So schrieb der dem W. W. zu B. (beides Mitglieder der Burschen⸗
schaft) unterm 24. April 1819, indem er ihn von der, aus Veranlaßung der Ermordung Kotzebues ange⸗ ordneten Beschlagnahme der Papiere der Burschen⸗ schaft in J. benachrichtet: „Nehmt Eurer Burschen⸗ schaftpapiere wahr. Wir haben Alles ausgeliefert, was unschuldig war, das Uebrige vernichtet. Wir ha⸗ ben gesagt, die Allgemeine Burschenschaft sey nicht zu Stande gekommen (sie war bekanntlich schon am 18. Oktober 1818 förmlich zu Stande gekommen). Also daran haltet Euch. Wir hätten Nichts gesagt, wenn nicht in Sands Papieren etwas darüber gefunden wäre. Ihr thut am besten, Alles zu vernichten, da⸗
mit keine Widersprüche entstehen; zeigt blos Eure Kon⸗ stitution,
aber ja nicht die Protokolle. Schreibt dies wo möglich nach B., K., R. und was weiter oben liegt. Für die Anderen ist gesorgt. Die Hauptsachen der allgemeinen Papiere könnt Ihr ja immer von uns wieder bekommen. Stützt Euch nur darauf, daß B. auch keine Burschenschaft mehr sey, wenigstens nicht in dem Sinne, wie bei uns. Wir haben so ausgesagt, und so könnt Ihrs gewiß auch.“ Dieser Grundsatz ward auch in Ansehung der engeren Vereine angenom⸗ men, wie im Verfolg wird bemerkt werden.
Auch auf die Art der Mittel ward bei der Aus⸗ führung der Zwecke nicht Rücksicht genommen, viel⸗ der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige, angenommen. Die Abten der Gießener Untersuchungs⸗Kommißion sind auch in dieser Beziehung sehr wichtig.
Der Student MM „ Mitglied des dortigen aus diesen Akten ei⸗ nige Beläge auzuheben, auf die Frage: ob in ihrem Vereine irgend ein allgemeiner Grundsatz für das Han⸗ deln angenommen, und namentlich, ob der Grundsatz zur Sprache gekommen, der Zweck heilige die Mittel? zum Protokolle vom 21. Mai 1819: „Ja, dieser Grund⸗ satz ist im vorigen Sommer einmal auf einer Ver⸗ sammlung von den beiben F..... 2.. (der eine ist jetzt nach Frankreich entwichen) zur Sprache gebracht. Diese beiden haben auch, nebst H., L., K., S. und mir selbst, den Grundsatz vertheidigt, während er von einigen Anderen bestritten ist. Ich habe auch gehört, daß die Sache späterhin noch einmal zur Berathung gekommen ist.”0) ““
—
Hiermit übereinstimmend gestand der Student desselben Monats:
R.. zum Protokolle vom 14.
„Zur Zeit, wie ich den Brief geschrieben, hat den
Grundsatz gehabt: C... und .
E11““] wEE1““
M.... und M... und der Grundsatz bestand, so viel
8, im Wesentlichen darin: der Zweck heiligt das ittel.
Der Student F... zum Protokolle vom 3. Jun. 1819: „Auf der Versammlung auf der S. hat der Advokat HS . davon gesprochen, daß die Mitglie⸗ der des Vereines zu G. in Beziehung auf das Vater⸗
.„ 22229929 22222272229„S
B.. B... „ wie ich glaube
land den Grundsatz hätten, der Zweck heilige die Mistel.“*
Der Student B. zum Mai 1819: „Allerdings ist vorigen Sommer unter uns, da wir für unsere Verständigung und Bildung, besonders von dem Wirken für das Volk sprachen, auch davon die Rede gewesen, ob man nach dem us⸗ spruche der Vernunft und der Wahrheit für den höch⸗ sten Zweck im Volke jedes Mittel zu ergreifen verech⸗ tiget sey? Bei der Unterhaltung darüber haben die Ei⸗ nen dafür, die Anderen dagegen ihre Ansichten ausge⸗ sprochen.“ So wie der Student 11“ zum Protokolle vom 17. desselben Monats: „Der Grundsatz, ob der Zweck die Mittel heilige, ist verschiedentlich in den Zusammenkünften verhan⸗ delt und die Gründe für und wider erwogen.“ Und der StudentVL . zum Pvrotokolle vom 27. May 1819: „Man hat sich darüber besprochen, ob wol jedes Mittel gerechtfertigt werden könne, welches zur Erreichung des vorberührten Zweckes, nämlich der Realisirung der im Entwurfe dargestellten Staats⸗
Prookolle vom 15.
Verfaßung, anzuwenden sey? Zu einem Resultate ist
man nicht gelangt, sondern ist dafür und dagegen
gesprochen worden.“
Aus den Akten geht hervor, daß die älteren Mit⸗ glieder diesen Grundsatz vertheidigten, die jüngeren Mitglieder aber noch nicht beigetreten, und es ist da⸗ her wol wahrscheinlich, daß jene darüber unter sich einig waren, und dadurch, daß sie ihn zur Diskußion brachten, den Versuch machten, demselben bei allen Mitgliedern Annahme zu verschaffen.
So gestehet auch LL zum Protokolle vom 25. Septbr. 1819: „Etwas Bestimmtes ist üder diesen Grundsatz bei uns im Vereine (zu Heidelberg) nicht festgesezt worden. In Absicht des zu G. . weiß ich von P. und H., daß der Grundsatz von den mei⸗ sten der dortigen Vereinsglieder angenommen worden ist. Ob in J... derselbe zur Sprache gekommen, weiß ich nicht, doch ist es mir wahrscheinlich.“
Das Letzte ist um so mehr der Fall, als Sand, ein Mitglied des Vereines zu J... zum Protokolle vom 4. May 1819 bemerkt: „Der Satz: Zweck heiligt die Mittel, sey an sich nicht gefährlich und schädlich. Bei den Jesuiren sey er dadurch schauerlich geworden, daß sie fuͤr schädliche Zwecke — Mittel gebraucht haͤtten. Er würde die Rechtmäßigkeit des eben erwähnten Satzes vollständig nachweisen, wenn er nicht zu schwach dazu wäre. Alle nothwendige Mittel für eine gute Sache müßten immer gut seyn, nur dürfe man den Mitteln kein Spiel laßen H. R. 2. habe dies unter andern in der neueren Geschichte der Jesuiten nachgewiesen.”
Aus diesem serer Revolutiongire So gesteht der Dr.
Gesichtpunkte nannte ein Theil un⸗
S. zum Protokolle vom 18⸗
*) Umsturz der Verfaßungen und der buͤrgerlichen Ord⸗
nung, Fuͤrstenmord, Meuchelmord und dergl. sind wol unschaͤdliche Zwecke!
sich auch die Unbedingten.
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Anders⸗Gesinnter
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