1 Begriffe der Religion, des chtes und der Moral, mit der einige Männer und Jünglinge, von denen man richtige Pepriüle fodern könnte, sic über Sands Meuchelmord ffentlich ge⸗ äußert haben, macht es zur angenehmen Pflicht, die nachstehende Erklärung über diesen Gegenstand zur Ehre ihrer Verfaßer und zum erfreulichen Beweise, wie wenig solche Verkehrtheit unter den Studirenden allgemein sey, öffentlich bekannt zu machen. Sie ist erst jetzt zu unsrer Kenntnis gekommen, wie denn das Schlechte immer am schnellsten und frechsten ist, sich vorzudrängen und das Gute, wenn gleich immer nur auf kurze Zeit, zu verdrängen. Auch jehzt kommt diese Bekanntmachung nicht zu spät, da so manche Nachrichten über die Hinrichtung des Meuchelmörders eine Salbung affektiren, als sey von einem Schlachtopfer für Religion und Tugend die Rede, und ihm als Beweis seiner Begeisterung und Faßung vor der Hinrichtung sogar ein Gedicht andichten, das längst in Gesangbüchern gedruckt steht. Die nachstehende Erklärung, welche wir hier wört⸗ lich mittheilen, wurde im April v. J. in Breslau,
von 214 dort Studirenden unterzeichnet und dem da⸗ maligen Rektor der Universität überreicht. e
Breslau, den 5. April 1819.
Ew. Magnificenz 3 rlauben uns, die Stimme laut werden zu laßen,
die über den Meuchelmord des Herrn v. Kotzebue unter den hiesigen Studirenden herrscht. b Ohne über die moralischen Eigenschaften oder über den Werth der politischen Ansichten des Herrn von Kotzebue ein Urtheil fällen zu wollen, können wir nicht umhin zu erklären, daß wir jene fanatische That lebhaft verabschenen. Vor sechs Jahren, als die Auf⸗ foderung Sr. Majestät des Königes erging, haben sich die hier Studirenden zuerst und freiwillig und ganz der Errettung des Vaterlandes gewidmet; sie haben nach Erreichung dieses erhabenen Zieles ihre ursprüng⸗ liche Bestimmung keinen Augenblick verkannt, son⸗ ern mit gleichem Eifer den Wißenschaften obgele⸗ gen; sie haben nie voreilig in öffentliche Verhältniße eingreifen wollen, sondern sich lediglich zu ihrem künf⸗ tigen Berufe vorbereitet. b Diese Erklärung über ihre Gesinnungen und ihre Handlungsweise und über eine That, welche jeder wißenschaftlich Gebildete, jeder echte Teutsche, jeder vahre Christ gleich sehr verabscheuen muß, glaubten die hier Studirenden der Ehre der Universität schul⸗ dig zu seyn. 1 8 P.Beerscheiteen unserer übrigen jetzt, in der Fe⸗ enzeit, verreisten Kommilitonen, werden wir nach erlauf von vierzehn Tagen G1u“ einreichen. mit schuldiger Ehrfur 1 bars “ 88 Magnificenz ganz gehorsame Studirende.
Diese Eingab ist entworfen von dem Studenten
“ Ueber die Hebekosten der ve Steuern von Frankreich. (Fortsetzung.)
Vpon den ¹ Procenten der Hebekosten der Grund⸗ Steuer, der Thür⸗ und Fenstersteuer und der Patente erhalten die Unter⸗Empfänger in den Gemeinden, welche monatlich ihren Empfang an den Haupt⸗Empfänger des Arrondißements schicken, 4 Procent. Dieser sen— det ihn an den General⸗Empfänger des Departements, der seine Geschäfte mit dem Tresor, theils mit Baar⸗ Sendungen, theils mit Wechseln macht. Diese 7 Pro⸗
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cent werden sich in Zukunft noch vermindern; denn sobald das Kataster ferrig ist, und die Steuerrollen jeder Gemeinde völlig in Ordnung sind, so bietet der Empfang weniger Schwierigkeiten dar, und einem Em⸗ pfänger können dann 4 bis 5 Gemeinden zugewiesen werden, statt daß sie jetzt gewöhnlich nur 3 haben, wo also bei einem geringeren Procente ihre Einnahme doch dieselbe bleibt. Noch mehr würde sich an diesen 7 Procenten sparen laßen, wenn die General⸗Empfän⸗ ger, bei der großen Centralisation des Franzoͤsischen Geldverkehres in der Hauptstadt, nicht so sehr starke Einsendungen dahin zu machen hätten, woher sie im⸗ mer einen nachtheiligen Wechselkours haben. So wer⸗ den z. B. die 200 Millionen Zinsen für die National⸗ Schuld fast ganz n Paris bezahlt und erhoben, und müßen also aus den Departements dahin gesendet werden.
Nach der Französischen Einrichtung sind Enregistre⸗ ment und Douanen in Einen Empfang vereinigr, und man kann daher nicht sagen, welcher von diesen beiden so ganz verschiedenen Gegenständen die groken Hebekosten von 25 Mill. verurfacht. Wahrscheinlich aber das Enregistrement. Denn da diese Abgabe wirk⸗ lich sehr hoch ist, so sucht man sie auf alle Weise zu umgehen, und sie fodert daher eine starke Kontrolle, um die verschiedenen dabei vorfallenden Arten von Betrügerei zu entdecken und dann vor den Gerichten zu verfolgen.
Was nun die Douane betrifft, so können die Ko⸗ sten von dieser nicht gering seyn, eben der 26,262 An⸗ gestellten wegen, die das ganze Jahr hindurch unter⸗ halten seyn wollen.
Bei der Französischen Douane liegen zwei leitende Principien zum Grunde. Das erste ist, daß sie eine große Summe in den Schatz beingen soll, nämlich 170 Mill., von denen, nachdem die 25 Mill. Hebeko⸗ sten abgezogen, noch 87 Mill. als Rein⸗Ertrag übrig blei⸗ ben. Das zweite leitende Princip ist, daß sie die inlän⸗ dischen Fabriken gegen den Andrang der ausländischen schützen, und diesen ein künstliches Daseyn geben soll.
Was nun das erste betrifft, so würde ihre Ein⸗
nahme wahrscheinlich größer seyn, wenn ihre Sãze
niedriger und diese so geordnet wären, daß sie die Waa⸗ ren nicht von den Land⸗ und Waßerstraßen entfern⸗ ten, an denen die köͤniglichen Zollstäten erbaut sind. Der größte Theil der 26,262 Zollbeamten könnte dann gespart werden; denn wenn keine hohe Zollsätze als Prämie auf die Kontrebande gesetzt werden, so hat man keine Kontrebande nnd keine Kontrehandiers. Der Kaufmann und der Spediteur macht nicht gerne Geschäfte mit den Privat⸗Douanen, so sich neben den königlichen Douanen angestedelt, weil diese Geschäfte immer sehr lästig sind. Denn die Waaren müßen im⸗ mer umgepackt werden, um ste in so kleine Packe zu bringen, wie sie der Kontrebandier gebraucht — sie lei⸗ den durch dieses Umpacken und kommen nicht zur be⸗ stimmten Zeit so regelmäßig an, als wenn sie in gre⸗ ßen Quantitäten mit Frachtwagen und Schiffen ver⸗ sendet werden. Manche gehen auch verloren, und die Spediteurs und Versicherer müßen den Verlust er⸗ setzen. Dieses führt denn zu einer unangenehmen und kleinlichen Korrespondenz, wobei der Kaufmann bei einer Versendung von 1000 Rrhl. Werth ebden so viel Zeit aufwenden muß, als bei einer im gewöhnlichen Wege von 10,000 Rthl. Werth. Alles dieses macht, daß die Kaufleute zu Kontrebandegeschäften wenig ge⸗ neigt sind, wenn sie nicht durch einen sehr hohen Zoll⸗ Tarif hiezu aufgemuntert werden. 8 (Schluß folgt.)
Redaktion in Aufsicht: von Staͤgemann Reimersche Buchdruckerei
Amtliche Nachrichten
Kronik des Tages. Berlin, vom 17. Juni. Vorgestern sind Se. Majestät der König, Se. Königliche Hoheit der
Kronprinz, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wil⸗
helm (Sohn Sr. Maj. des Königs), und Se. Königliche Hoheit der Prinz Karl hier wieder ein⸗ getroffen.
Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich, so wie Ihre Königliche Hoheit die Prinzeßin Louise von Preußen, Gemahlin Sr. Durchlaucht des Fürsten Anton Radziwil, und Se. Durchlaucht der Fürst Anton Radziwil, Statthalter des Großherzogthums Posen, höchstwelche vor einigen Tagen nach Freien⸗ walde abgegangen waren, sind von da hier wieder eingetroffen.
Der Königl. Hof legt heute den 16. d. die Trauer für J. K. H. die verwitwete Prinzeßin Friederike Sophie Wilhelmine von Naßau⸗Oranien, Erbstarthalterin von Holland, auf 14 Tage an.
v. Buch, Schloßhauptmann.
Se. Majestät der König haben dem bisheri⸗
gen Rentmeister Herbst zu Schul⸗Pforte den Titel
eines Komißionsrathes, und dem Domainen⸗Beamten Hein zu Subkau den Karakter als Amtsrath zu ver⸗
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II. Zeitungs⸗
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Frankreich. Die Scenen mit dem Marquis Chauvelin, deren das vorige Blatt erwähnte, sind von Unordnungen begleitet gewesen, die einige ernst⸗ hafte und zum Theil blutige Folgen nach sich gezogen, und selbst in der Deputirtenkammer ist es darüber zu einer höchst lebhaften Diskußion gekommen. Der Mo⸗ niteur berichtet davon Nachstehendes: Den Teg nachher, als Chauvelin bei seiner Rückkehr aus der Depu⸗ tirtenkammer von einer Anzahl junger Leute mit dem Zurufe „es lebe Chauvelin, dieser treue Deputirte“ begleitet worden war, hatte sich, ähnli che Auftritte erwartend, eine groͤßere Anzahl neugieriger Zuschauer eingefunden, und jene jungen Leute schienen auch mit der Absicht gekommen zu seyn, die Scene des vorigen Tages zu erneuen. Sobald sie Chauvelin erblick⸗ ten, erhoben sie abermals jenen Zuruf, umgaben etwa 150 an der Zahl die Sänfte, worin er getragen wurde, und begleiteten ihn nach seiner Wohnung. Niemand sonst gesellte sich zu ihnen, und dies ganze Schauspiel schien keine andere Wirkung hervorzubringen, als Ver⸗ wunderung und Betrübnis bei denen, in deren Ge⸗
müthe es schmerzhafte Erinnerungen an die Vergan⸗ genheit zurückrief. Ordnung und Ruhe war auch bis
dahin nicht gestört, und die öffentlichen Autoritäten hü⸗ teten sich um so mehr mit Vorsichtmaasregeln da wi⸗ schen zu treten, als solche in dem gegenwärtigen Zeit⸗
leihen und die ausgefertigten Patente allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet. 8
Se. Königliche Majestät haben geruhet, den Architekten Liemann zum Profeßor bei der Bau⸗ Akademie zu ernennen.
Einpaßirt: Der Generalmajor v. Witzleben, General⸗Adjutant Sr. Maj. des Königs, von Stet⸗ tin. — Der Oesterreichische Kammerherr Gr. v. Kief⸗ stein, als Kourier von Wien. — Der General⸗Lieute⸗ nant und Chef des Ingenieur⸗Corps, von Rauch Excellenz, von Stettin. — Der königl. Niederländische Kammerherr von Heertel als Kourier vom Haag. 8
Auspaßirt: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Chef des Departements für die Invaliden, Graf v. Schlieffen, nach Wernigerode. — Se. Excellenz der königl. Dänische Geheime Konferenzrath ꝛc. Gr. v. Hardenberg⸗Reventlow. — Se. Durchl. der Fürst Labanoff v. Rostoff, kaiserl. Ruß. Garde⸗Oberst und Flügel⸗Adjutant S. M. des Kaisers, nach Leipzig. Der General⸗Major v. Schmidt, Inspekteur der Garde.Artillerie und der 1sten Artillerie⸗Brigade, nach
Stettin.
Durchgegangen: Der kaiserl. Ruß. General⸗ Major v. Fredro, als Kourier von Stuttgart kom⸗ 8
mend, nach St. Petersburg.
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Nachrichten. 9
punkte so leicht falsch gedeutet werden konnten. Aber als die Zahl jener jungen Leute am nächsten Tage im⸗ mer mehr anwuchs, als man sich nicht länger verhehlen konnte, daß ihr Verfahren Andere zur Opposition reiz⸗ zen werde, und als dies nun in der That geschah, in⸗ dem einige Zuschauer „es lebe der König“ riefen, andere darauf „es lebe der König und die Charte” hören ließen, und jene jungen Leute darauf blos „es lebe die Charte“ erwiderten: da war nicht nur eine verdoppelte Wachsamkeit der Autoritäten durchaus nö⸗ thig, sondern man mußte auch den möglichen Fall größerer Exceße und Ruhestörungen beherzigen, und ihnen vorzubeugen suchen. Mehre Polizei⸗Kommißaire und eine große Anzahl von Friedensbeamten erhielten daher den Befehl, den Pallast Bourbon zu umzingeln und starke Piquets Gens d'armerie wurden zu ihrer Disposition gestellt, um vornehmlich auch, wenn es erfoderlich sey, die Würde der Deputirtenkammer und der Deputirten selbst zu bewahren und zu beschützen. Diese Maasregeln rechrfertigte der Erfolg; denn als beim Anfange der Sitzung am 5. Jun. die zahlreichen, auf der Brücke Ludwig des XVI. und am Eingange des Platzes Ludwig des XV. versammelten Gruppen „es lebe der König“ riefen, und dies von Anderen mit dem Rufe „es lebe die Charte“ beantwortet wurde; als sich, wie behauptet wird, hierunter ein wahrhaft aufrührisches Geschrei mischte: da erfüllte die Gens⸗ d'armerie ihre Pflicht, zerstreute die Gruppen und ver⸗