er von der Leitung der inneren Verwaltung durch das
General⸗Direktorium nichts weiß, und S. 54 sich ein⸗ bildet „daß die Verwaltung nach den Grundsätzen, auf die (denen) der Staat sich vom Anfang gestütt, mehr Zeichen schwacher Lebensdauer, als thätiger Le⸗ benskraft geäußert habe.“ Was in dem Organismus auch mangelhaft wat: eine groke Fülle von Lebens⸗ kraft hat sich in der Ausdauer des unsäglichen Unge⸗ maches, das seit 1806 über die Provinzen verhängt wurde, und in den Thaten seit 1813 erwiesen. „Viel andere Kenntniße, ganz andere Talente sind nöthig, um die Verwaltung des Inneren bis zum Kriege von 1806 zu beurtheilen und zu schildern. 1b Die Urtheile des Verfaßers über die äußeren Ver⸗ hältniße erheben sich nicht über eine politische Kannen⸗ gießerei ). Selbst in den jetzt bekanntesten Dingen ist er fremd; so spricht er S. 72, von der Gleichgil⸗ tigkeit Preußens bei der Französischen Besitznahme Hannovers! Die Gründe, die den Entschluß Preus⸗ sens bestimmten, fallen, wie es nunmehr kein Ge⸗ heimnis ist, dem Preußischen Kabinette nicht zur Last. Wo dem Verfaßer einige gedruckte Urkunden, die Zei⸗ tungen, das politische Journal, die Maßenbachschen Denkwürdigkeiten, die Vertrauten Briefe, die Feuer⸗ brände, die Bonapartischen Bübetins u. dgl. ver⸗ laßen, hat auch seine Weisheit ein Ende. Am un⸗ glücklichsten ist er in Auffaßung der Karaktere der merkwürdigsten handelnden Personen, wie sichs bei der Armuth und Lügenhaftigkeit der Materialien, aus denen er schöpft, und bei dem Mangel aller Eigen⸗ schaften eines Geschichtschreibers nur erwarten läßt. Den sch lechtesten Führern, z. B. den Vertrauten Brie⸗ fen (S. 517.) borgt er seine Urtheile ab. Wenn er dem Gange der Begebenheiten nur einigermaten ver⸗ ständig gefolgt wäre, würde er S. 257. nicht behaup⸗ tet haben, daß die Preußen zum Erstenmale in diesem Kriege bei Pr. Eylau ihrer alten Tapferkeit würdig gefochten; denn wo sie schlugen, geschah es mit die⸗ ser alten Tapferkeit, wenn auch nicht mit dem alten Glücke. Die Neigung des Verfaßers in den feindlichen Heerführern nur Scipionen, und in ihren Soldaten wur Römische Legionen zu erblicken, verleitet zu der Muhmaßung, in ihm einen Sächsischen Schulmann zu finden. Einiger Widersprüche hätte er sich enthal⸗ ten mégen. Nach S. 166 fehlte es dem Französsschen Kriegsheere bei Auerstädt und Jena an aller Reite⸗ rei; eiwa 8 Tage nachher (S. 1382.) zieht eine an⸗ sehnliche Reiterei in Berlin ein. Phrasen, die we⸗ nigstens einiges Lächeln erregen, finden sich in Menge; z. B. S. 185. bei der Beschreibung des Einzuges Bo⸗ naparte's in Berlin: „Alle, auch die ihn haßten, gestanden sich, daß sie eines Anblickes, wie des bevor⸗ stehenden, kaum wieder genießen würden, und es war so.“ Und es war nicht so! Wir haben uns spärerhin gonz andrer und unvergeßlicherer Anblicke zu erfreuen gehabt, während der Einzug Bonapartes längst ausgelöscht ist. Wer eine so unhistorische Phrase niederschreiben kann, bleibe doch ja beim Leisten, und martre sich nicht ab, die Geschichte des Preußischen Staates zu entwerfen. S. 24. lesen wir: „Napo⸗ leon Bonaparte, von nun an öfters und in Be⸗
ziehung auf Teutschland nie ohne Wehmuth zu nen⸗
») Diese Kannengießerei hat sich des Historikers so sehr vbpemaͤchtigt, daß er, der Erzaͤhlung einer wichtigen Be⸗ gebenheit, die Traͤumereien und Thorheiten der politi⸗ schen Zirkel seines Wohnortes vorangehen oder nach⸗ folgen ließ. 3. B. S. 332. vor dem Friedensschluße von Tilsit und S. 335. nachher: „Solches und Aehnliches ward wochenlang in allen Zirkeln, haͤuslichen und oͤf⸗ ffentlichen, verhandelt.“
88 **) Selbst die Sprache der Buͤlletins wird nicht ver⸗ 8 schmäͤht. S. 183. „ihr folgte ein Theil der Garde, blendend durch den Glanz ihrer Ruͤstung (welches nicht
einmal wahr) und Ehrfurcht gebietend durch
8
kriegerische Haltung.“ Fe
nen.“ seit 1815 lehrt,
Wehmuth? Wir haben, wie unsere Geschichte bei dem Namen Bonapartes ein
ganz anderes Gefühl offenbart, als ein so weinerliches.
Der Verfaßer schließt diesen Band mit folgender tri⸗ vialen Phrase: „Was Oesterreich mit allen Gewalti⸗ gen von der verhängnisvollen Zeir lernen konnte, war, daß die Masse ewig todt, lebendig allein die Kraft, und der waltende Geist über Alles sey.“ Kleinigkeiten wären außer den historischen Haupt⸗ Sachen in Menge zu rügen und zu berichtigen. Ver⸗ schiedene Ortbenennungen sind falsch; es heißt: der Memel, der Narew, statt die. Danzig hat mit Kö⸗ nigsberg durch die Nehrung keine Land⸗Verbindung (S. 291.); man muß über das Tief, den Ausfluß des frischen Hafs in die Ostsee, um nach Pillau zu gelangen, und von dort nach Königsberg. E“ Das Koͤnigliche Museum Rheinisch⸗Westphaͤli⸗ scher Alterthuͤmer in Bonn. Die Verfuͤgung des Herrn Fuͤrsten Staatskanzlers, vom
4. Jan. l. J. die Museen vaterlaͤndischer Alterthuͤmer be⸗ treffend, scheint ein allgemeines Interreße erregt zu haben,
welches sich durch das Einsenden von Gegenstanden dieser
Art, durch Mittheilung von Notizen uͤber vorhandene und
vorhanden gewesene Alterthuͤmer hinlaͤnglich ausspricht. Die⸗ ses Intereße, diese freundliche Theilnahme ist wol hauptsaͤch⸗ lich dadurch entstanden, daß das Koͤnigl. Gouvernement es deutlich erklaͤrt hat, daß sowol das Museum in Bonn, so wie die sich daran anschließenden Museen dieser Art, den Rheinisch⸗Westphaͤlischen Provinzen angehoͤren, woselbst fie unter Aufsicht der Regierung, als sprechende Denkmale grauer Vergangenheit, als Landes⸗Institute fuͤr sich beste⸗ hend, aufgestellt und gemeinnuͤtzig gemacht werden sollen.
Die Bestimmung, daß das Haupt⸗Museum nach Bonn, dem Sitze der Landes⸗Universitaͤt gekommen ist, wird gewiß allgemeine Billigung erhalten haben, indem wol keine Stadt paßender waͤre, diese oft dunkel und geheimnisvoll uns ansprechenden Monumente unsrer Vorvordern zu erklaͤ⸗ ren und mit der Fackel der Kritik zu beleuchten. Findet der Archaͤologe, der Aesthetiker und Schoͤngeist auch nicht vollendete Kunstwerke, so kann doch wol einer Anstalt von dieser geschichtlichen Bedeutung nicht das wärmste Intereße versagt werden, will man nicht in die Klaße der Aller⸗Weck⸗ Leute geworfen werden, die den heimischen Boden, worauf sie geboren, gering achten, und uͤberall und nirgend ihr Vaterland finden!
Obschon das Museum in Bonn noch nicht aufgestellt ist, weil das große und zweckmaͤßige Lokal dafuͤr im Schloße erst im Laufe des kommenden August fertig werden kann, so wird man es gewiß nicht ungern sehen, wenn uͤber den Bestand des Museums jetzt schvn eine allgemeine Uebersicht gegeben wird, wobei die der Universitäaͤt eigenthuͤmlich gehoͤrigen Steinschriften, welche sie durch Vermaͤchtniße und Schenkun⸗ gen erlangt hat, den Anfang machen. Dies sind naͤmlich:
27 Grabsteine, zum Theil mit Figuren; 5 Altaͤre aus Tufstein ohne Verzierungen u. Figuren welche Gegenstaͤnde der Hofrath Dr. Dorow vorfand, so wie die am Wichelshofe bei Bonn seit 1818 bis Maͤrz 1820 ausgegrabenen Gegenstaͤnde, unter denen sich eine Kanne und ein Amor von Bronze, zwei Basreliefs aus feinem Kalksteine und mehr intereßante Muͤnzen in groß Erz auszeichnen. Das Intereßanteste die⸗ ser Ausgrabungen sind die aufgefundenen Gebaͤude, welche gegenwaͤrtig vom Baumeister B. Hundeshagen aufge⸗ nommen werden, und wovon das Publikum mit Recht viel erwarten kann, indem ein als Kuͤnstler und Schriftsteller so
allgemein anerkannter und geachteter Mann gewiß nur et⸗
was Gruͤndliches und Vortreffliches liefern wird Da diese weitlaͤufige und schwierige Arbeit erst seit April begonnen wurde, so kann die Vollendung in einigen Monaten nur er⸗ wartet werden *) 1 (Fortsetzung folgt)
“
*) Bestimmt erscheinen noch im Laufe diesez Jahres die Grund: und]
Aufriße dieser Gebäude in Steindruck, begleitet mit den Stein⸗ 8 Selcken aller merkwürdigen und intereßanten Gegenstände, welche sowol früher, als auch feit 1zr8 beim Wichelshofe gefunden wor⸗ den sind. Dieses Heft in groß Folio wird der Anfang des Werke⸗ über die Rheinisch⸗ Westphälischen Alterthümer seyn, worin de Römischen und teutschen Monumente dieser Provinzen abgebildet und beschrieben werden.
1
Redaktion in Aufsicht: von Stägemann. eeher⸗ errictin
83
ünsb 11“ I
558* Stuͤck.
Kronik des 1“
Berlin, vom 3. Jul. Se. Majestät der Kö⸗ nig haben allergnädigst geruhet Sr. Durchl. dem Herrn zürsten von Thurn und Taxis den Schwarzen Adler⸗Orden zu verleihen.
Se. Majestät der König haben dem General— Major von Menu und dem Hauptmanne von Ra⸗ min des Kaiser Franz Grenadier⸗Regimentes den Königl. Preußischen St. Johanniter⸗Orden, und dem Ober⸗Gränz⸗Kontrolleur Bartsch zu Neidenburg das Allgemeine Ehrenzeichen zweiter Klaße zu verleihen geruhet. Z Se. Majestät der König haben den bisherigen Kammergerichtsraeh Kähn und den bisherigen Ober⸗ Landesgerichtsrach Neumann zu Marienwerder, zu Geheimen Ober⸗Tribunalräthen zu ernennen, und die desfalsigen Patente höchsteigenhändig zu vollziehen ge⸗ ruhet.
Kausmann Johann ithelm von Wrichhmaunn zu
Kommerzien⸗ und Admiralirätsrathe bei
Danzig zum 1 1 1 und Admiralitäts⸗Kollegium daselbst
dem Kommerz⸗ zu ernennen. 1b
Se. Majestät der König haben die Kaufleute Rahm und Wißmann zu Stettin, zu Kommerzien⸗ Rärhen allergnädigst zu ernennen, und die desfalsigen
Patente, höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet. 1 4
Bekanntmachung. Die unterzeichnete Kommißion hat folgende von der
DOr Könialichen Kommißion zur Revision des Staars⸗Schul⸗ den⸗Rechnungswesens ihr überwiesene Staats⸗Papiere heute im Königlichen Mün;⸗Gebäude verbrannt, als: 92,990 Seehandlungs⸗Obligationen über 87,861,612 Rehlr. 21 Gr. Nach der Bekanntmachung vom 6. April dieses Jahres waren bis dahin an Stoats⸗Papieren ver⸗ nichtet 32,757,9138 Rthlr. 22 Gr. 1 Pf. Es sind also bis jetzt überhaupt verbrannt worden 120,619,551 Rthlr. 19 Gr. 1 Pf. ““ Berlin den 29. Juni 1820. Königl. Höchstverordnete Kommißion zur Vernich⸗ tung der hiezu bestimmten Staats⸗Papiere.
er. v. Quast. Büsching. Bendemann. s. „4
ch. Die Kammer der Pairs hatte zur Prütung des von der Deputirtenkammer angenomme⸗ nen Wahl⸗Entwurfes eine Kommißion niedergesetzt, be⸗ stehend aus dem Marquis Pastoret, dem Marquis Clermont Tonnaire, dem Marquis Fontanes, dem Vicomte Montmorency und dem Marquis
1“ .“ “
Berlin, den 8ten
V 1
““ Berlin, den 6. Jul. 1820.
II. Zeitungs⸗Nachricht
üImin ö.““ h 8
ulius 182 36
Die Intereßenten der Gesetzsammlung werden benach⸗ richtigt, daß mit dem 1sten d. M. ein neuer Praͤnu⸗ merations⸗Termin eingetreten ist, daß noch fort⸗ waͤhrend vollstaͤndige Exemplare von den Jahren 1810 bis 1818 auf Druckpapier, zu dem herabgesetzten Preise von 5 Rthlr. zu bekommen. sind und daß heute das I11te Stuͤck ausgegeben wird, welches enthaͤlt:
No. 610. Das Gesetz wegen der Loͤhnung und des Umzu⸗
ges der Schaͤfer und Schaͤferknechte in Neu⸗Vorpom⸗
mern und Ruͤgen, im Großherzogthume Posen und in den mit Westpreußen vereinigten Distrikten des ehema⸗ ligen Herzogthumes Warschau; vom 1. Jun. d. J. No. 611. Die allerhoͤchste Kabinetsordre vom 1. Jul. ddie resp. Anmeldung und Liquidirung der Kom⸗ pensations⸗Anerkenntniße betreffend. Königl. Preuß. Debit⸗Komtoir f. d. Allgem. Gesetzs
Das heute erschienene 12te Stuüͤck der Gesetzssammlung enthaͤlt: No. 612, Das Publikations⸗Patent uͤber die unterm 13.
Mai d. J. vollzogene Schluß⸗Akre der uͤber Ausbil⸗ dung und Befestigung des Teutschen Bundes zu Wien gehaltenen Ministerial⸗ Konferenzen; de dato den 24. Jun. d J. “
88 Berlin, den 38. Jul. 1820. “ 1I111AX“X“
Koͤnigl. Preuß. Debit⸗Komtoir f. d. Allgem. Gesetzsammlung.
88
Einpaßirt. Der General⸗Major v. Schmidt, In⸗ spekteur der Garde⸗Urtillerie und der 2ten und 3ten⸗ Artil⸗ lerie-Brigade, von Stettin.
Auspaßirt. Se. Durchl. der Fuͤrst v. Hatzfeld, Koͤnigl Preußischer außerordentlicher Gesandter und bevoll⸗ maͤchtigter Minister am Koͤnigl. Niederlaͤndischen Hofe, nach Spaa. — Se. Exc. der Koͤnigl. Wuͤrtembergsche General der Infanterie, außerordentlicher Gesandter und bevollmaͤch⸗ tigter Minister am hiesigen Hofe v. Phull nach Stutt⸗ gard. — Der General⸗Major und Divifions⸗Kommandeur der Garde⸗Kavalerie v. Knobelsdorff nach Doberan. — Der General⸗Major und Ingenieur⸗Brigadier v. Hoyer nach Danzig. — Der Koͤnigl. Spanische Oberst de Lan⸗ daburo et Villa neuva, von der Gesandtschaft am hie⸗ sigen Hofe, als Kourier nach Paris.
Durchgegangen. Der Kaiserl. Rußische Feldjaͤger Graffa als Kourier von St. Petersburg uͤber den Haag nach London. — Der Koͤnigl. Baiersche Kabinets⸗Kourier
Grunwald von Muͤnchen nach St. Petersburg.
““
de Talarn. Einmüthig stimmte diese Kommißion für die Annahme des Entwurfes, und Fontanes stattete darüber den Bericht ab. Wir heben aus die⸗ sem Folgendes besonders darum heraus, weil manche Redner der rechten Seite in der Deputirtenkam⸗ mer unverhohlen äußerten, daß jener Entwurf zwar 8 viel beßer als das bisherige Wahlgesetz sey, aber