1820 / 56 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 11 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

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Karl Heinrich Fabian Graf Reichenbach, gebo⸗ ren 1778 zu Bodzanvwitz, bezog 1792 die Schule zu Halle, 1796 die Universität zu Frankfurt a. d. O., wurde im Jahre 1798 Assessor erst bei der höchsten Gerichtsbehörde in Warschau und dann beim Königl. Oberamte in Breslau. Im Jahre 1805 verließ er die rein⸗juristische Laufbahn und ging zur administra⸗ tiven über, indem er Kriegs⸗ und Domainen⸗Rath bei der Kammer zu Breslau wurde. In der Unglücks⸗ Periode von 1806 gehörte er hier ehrenvoll zu denen, welche es verschmäheten, ihre Feder und ihr Talenr dem Eroberer zu leihen. Sein Verdienst anerkennend erhob der Monarch den jungen Rath im Jahre 1809 zum Direktor der Breslauer Regierung. Als im Jahre 1815 der König zu den Waffen rief, war Gr. Rei⸗ chenbach einer der thätigsten Beförderer des Königl. Willens und erhielt für seine rege Theilnahme an der Bewaffnung Schlesiens das wohlverdiente Eiserne Kreuz. Im Jahre 1816, als man, um einem längst gefühltem Bedürfniße abzuhelfen, für Ober⸗Schlesien eine eigene Verwaltbehörde zu Oppeln errichtete, wurde er deren erster Chef⸗Präsident. „In diesem weiteren Wirkekreise hat sein immer thätiger Geist viel geschaffen, viel angeregt; und welchen Antheil seine Bestrebungen an der ganz veränderten Gestalt von Ober⸗Schlesien haben, das hat kürzlich der Mon⸗ arch anerkannt und geehrt durch Verleihung des Ro⸗ then Adler⸗Ordens. Er starb unverheurathet, den 8. Mai 1820, tief betrauert von seiner Provinz, von sei⸗ nen Kollegen und von Jedem der ihn näher kannte. Lebt der von ihm ausgegangene Geist in der Verwal⸗ tung Ober⸗Schlesiens fort, so hat der Graf Reichen⸗ bach nicht umsonst gelebt.

Das Koͤnigliche Museum Rheinisch⸗Westphaͤli⸗ 1 cher Alterthuͤmer in Bonn. (Schluß.) Zu diesem Bestande sind seit Maͤrz 1820 folgende Ge⸗ enstände hinzu gekommen, welche vorher einzeln in den Rheinprovinzen zerstreut lagen, der Vernichtung und Ver⸗ stuͤmmelung ausgesetzt waren. Diese sind gesammelt; denn ehe zu Ausgrabnngen geschritten werden kann, muͤßen alle vereits vorhandenen Denkmale der Art, die haͤufig in Hek⸗ ken und Straͤuchen einsam liegender Doͤrfer sich befinden, zusammengebracht und des Gegenstandes wuͤrdig im Landes⸗ Museum aufgestellt werden. Dazu, und zum Ankauf darge⸗ botener Sammlungen vaterländischer Alterthumer, werde vorlaͤufig der fuͤr diese Institute ausgesetzte Fonds erwendet! 1u“ 1“ Das Museum in Bonn erhielt also seit

I) 20 Altäͤre in Stein, groͤßtentheils mit den trefflich gearbeiteten Bildern der Goͤtter versehen, unter denen sich vorzuͤglich ein dem Jupiter, und ein dem Jupiter, der Juno und Minerva geheiligter Altar auszeichnen. 2) 12 Grabsteine, gleichfalls die meisten wit Figuren, darunter befindet sich auch der Grabstein eines Legaten des Varus, welcher in der Hermannschlacht geblieben. Diesen Stein ziert das lebensgroße Bild des Feldherrn in vollstäaͤn⸗ digem Kriegerschmucke. 38 1 g Ein Hüölcbenen Denkmal, daß gewiß jeder Teutsche 1 Andacht betrachten kann! Moͤchte dem de werden, daß neben diesen Grab⸗

stein noch einst ein Legiöns⸗Adler, in Teutschlands Innerem

gefunden, gestellt werden könne. ““ 3) Mehre Aschenbehaͤlter aus Stein. 11“

4) Die Alterthums⸗Sammlung des verstorbenen Hofkammerrathes Beuth in Duͤßeldorf, bestehend aus hun⸗ dert und mehren Gefaͤßen aller Art und Form, Glasern,

Schuͤßeln, Ringen, Fiblen und Figuren aus Bronze, steiner⸗ nen Streitaͤrten, theils aus Feuer⸗ theils aus Serpen⸗ tinstein. 1 -

Diese Gegenstaͤnde sind⸗ saͤmmtlich bei Fanten gefunden, weshalb die steinernen Wassen besonders intereßant er⸗ scheinen. 8 3

5) Die bei NXanten ausgegrabenen Alterthuͤmer aus der Sammlung des Herrn Kaufmann Dames in Kanten; be⸗ stehend aus Gemmen, Metall⸗Gegenstaͤnden, roͤmischen Zie⸗ geln mit den Zeichen der daselbst stationirten Legionen, Toͤpfergeschirr aller Art, und silbernen und kupfernen Muͤnzen.

6) 159 sehr wohl erhaltene Roͤmische und Griechische Muͤn⸗ zen, welche bei anten und der Umgegend seit vielen Jah⸗ ren gefunden und gesammelt worden 1“

7) Ein Stein mit Inschrift von einer Römischen Hand⸗ Muͤhle, circa 1 ½⅛ Fuß im Durchmeßer.

8) Ein als Saͤule, korinthischer Ordnung, bearbeiteter,

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ungefahr 4 Fuß hoher Stein, an deßen Außenseiten die mei⸗ sterhaft ausgearbeiteten, völlig nackten Figuren des Neptun, Apollo und der Ceres sich befinden. 8

) Die Sammlung der Broͤnzesiguren, Glaͤser und Ge⸗ faͤße, welche seit langen Jahren groͤßtentheils am Wichels⸗ hofe bei Bonn gefunden, und von den verstorbenen Dr. Cre⸗ velt und Kanonikus Pick gesammelt und jetzt von der Direktion der Museen vaterlaͤndischer Alterthuͤmer fuͤr das

Museum in Bonn angekauft worden sind. Darunter befin⸗

S“ acht der schoͤnsten Bronzfiguren von 5 bis 8 Zoll

e.

10) Ein ungefaͤhr 5 Fuß langer und 2 ½⅞ Fuß breiter ttein mit hoͤchst wunderbaren symbolischen Darstellungen,

den Weinbau betreffend, aus der guten Zeit Roͤmischer

Skulptur.

11) Ein gegen 5 Fuß langer feiner Sandstein von drei⸗ eckiger Form, welcher das Portal eines Tempels geziert haben mag. Darauf befindet sich ein ganz vortrefflich ge⸗ arbeitetes und erhaltenes Basrelief, welches Iphigenia, mit dem Dianenbilde entfliehend, darstellt, von Orest und Pyla⸗ des begleitet. Die Arbeit der beiden voͤllig nackten maͤnn⸗ lichen Figuren ist meisterhaft. Dieser Stein ist im Bette des Indebachs gefunden, woselbst noch 6 bis 8 Steine von sehr bedeutender Groͤße liegen. Drei davon sind bereits

aus dem Bache gezogen und erregen durch ihre eigenthuͤm⸗

lichen Verzierungen großes Intereße. So viel zu unter⸗ suchen moͤglich war, ist geschehen, und die Vermuthung, daß sich auf einem der noch im Bache liegenden Steine Schrift⸗ zuͤge befinden, ist nicht ungegruͤndet. Sobald das Waßer niedriger ist und die Witterung guͤnstig, wird die Untersu⸗ chung dieser Steine fortgesetzt werden. Der Stein mit dem Basrelief ist an das Museum in Bonn gesendet worden.

12) Ein koloßales Medusenhaupt aus Sandstein, geist⸗ reich und ausdruckvoll gearbeitet.

13) Ein Steinhauersitz aus den Roͤmischen Tufsteingruben bei Reidt. Endlich:

14) Die Alterthums⸗Sammlung des Hofraths Dr. Do⸗ row. Außer den schon durch Druck und Steindruck bekannt gewordenen Gegenstaͤnden*) enthaͤlt diese Sammlung noch:

a. Eine vortrefflich erhaltene Amphora von 5 Fuß Hoͤhe.

b. Irdene Gefäͤtze und Lampen von sehr schoͤnen Formen, besonders eine, 1 Fuß im Durchmeßer große, vortrefflich er⸗ haltene Schaale von terra sigillata mit Epheu⸗Ranken ver⸗

ziert, und vier Vasen aus derselben Maße mit Verzierun⸗ gen, welche sich auf die Bacchus⸗Mysterien und den Aegyptr⸗ schen Gottesdienst beziehen. 8 1

c. Viele Stein⸗ und Thon⸗Figuren, zum Theil Isisbilder von großem Intereße wegen der eigenthuͤmlichen symboli⸗ schen Darstellung; darunter auch wahrscheinlich eine Neha- lennia aus Stein von circa 2 Fuß Hoͤhe. 1

d. Ein Votiv⸗Stein, Merkur und Nundina, und zwei Genien mit den Attributen dieser Gottheiten, gut gearbeiter und vortrefflich erhalten.

e. Ein roͤmischer Altar mit den Bildern der Diana, des Apoll und der Juno.

f. Ein Votiv⸗Stein aus Alabaster, welchen Galba dem Merkur gesetzt hat, in Form einer Graburne.

g. Eine Menge Waffen und Opferinstrumente aus Stein

und Bronze.

h. Ein vortrefflich gearbeiteter Apis aus Bronze.

j. Ein im Teutoburger Walde gefundener Schild von 3 Fuß 6 Zoll Hoͤhe und 1 Fuß 4 Zoll Breite, in Form und Arbeit den Schilden der Teutschen gleich, welche Tacitus beschreibt. Hr. Dorow hat diesen Schild von Sr. Koͤnig⸗ lichen Hoheit dem Großherzoge von Darmstadt erhalten.

k. Ein Herkules von Marmor 7 Zoll hoch; wahrschein: lich aus den Zeiten des Severus.

Außer diesen Gegenstaͤnden besitzt Herrn Dorow⸗ Sammlung noch 238, bei Wiesbaden und Mainz ausgegra⸗ bene Muͤnzen in Gold, Silber und Erz. Selbige zeichnen sich beinahe saäͤmmtlich durch vorzuͤglich gute Erhaltung aus, besonders die in groß Erz, worunter sich ein Medaillon von Hadrian. Rev. P. M. Tr. P. Cos. III. und mehr andert seltene Muͤnzen befinden.

Es wäre zu weitlaͤufig, viele andere noch vorhandene

Alterthuͤmer hier aufzufuͤhren; man wird sich durch diese vorläͤufige Anzeige uͤberzeugen, daß das Museum vaterlaͤn⸗ discher Alterthuͤmer in Bonn schon jetzt zu den bedeutenderen in Teutschland gehoͤrt, und mit Recht ein allgemeines In⸗ tereße und Unterstuͤtzung jeder Art verdient.

Moͤge demselben Beides werden, besonders freundliche Theilnahme der Gelehrten auf der Universitaͤt zu Bonn!

—2) Opferstaͤren und Grabhügel der Germanen und Römer am Rbhein. Wiesbaden 1819. gr. 4. Mit 22 Steindrucktaseln und einer Karte⸗— 8

Das ate und letzte Heft erscheint zur Michagelis⸗Metze dieses Jahrs.

Berichtigung. Im 4sten Stuͤcke Spalte 4. Zeile 16. lese man Stieftochter statt Stiefmutter.

Redaktion in Aufsicht: von Staͤgeman 5 Reimersche Buchdruckerei

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Personen selbst, denen man sie weggenommen, in Ruhe

J“ . Amtliche Nach

Berlin, vom 11. Julius Se. Majestät der König haben den Adelstand des Lieutenants und Adjutanten im Garde⸗Landwehr⸗Kavalerie⸗Regimente Ludwig von Schimmelpfennig zu erneuern, und

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Frankreich. In den Verhandlungen über Budget des Finanzministeriums, namentlich über den Beoarf des Rechenhofes, bestieg Herr Benjamin

zu betreffen, aber bald zeigte es sich, daß es nur ein

Berrachtungen ganz anderer Art zu benutzen. Ohne Natur der repräsentativen Verfaßung gebietet es, daß die Depu irten sich mit ihren Kommittenten über die

schriftlich un erhalten, vor allen andern über die Abga⸗ ben die sie zahlen sollen, und die sie willig und ohne Murren zahlten, wenn sie die Ueberzeugung von ihrer Nothwendigteit erhielten’“ Dieser gute Wille sey eben ein Gewinn der repräsentativen Verfaßung, aber dar⸗ um auch die freiste gegenseirige Mittheilung eine un⸗

II. Zeitungs⸗Nachrich EEW111“ b Der Deputirte Villsle bestritt die weil die angezeigten Thatsachen häuslichen Ruhe und Rechte, und als solche nur ein Gegenstand der Justiz

deren Autorität und Schutz dagegen auf⸗

tung wären, Bürger gleiche Rechte habe.

Constant die Tribüne, und der erste Theil seiner zurufen jeder Rede schien lediglich den eben verhandelten Gegenstand von einem besonderen Rechte - hier die Rede, sondern von der rednerischer Kunstgriff und daß es seine Absicht gar überhaupt; und ob diese an Briefen der Deputirten nicht war, Einwendungen gegen den gefoderten Bedarf oder an denen des geringsten Bürgers verletzt werde sey zu machen, sonodern ihn nur als eine Gelegenheit zu ganz einerlei. behauptete P

ten Frankreichs.

Kronik des Tages. dem Königl. Baierschen Staats⸗

Zentner den Rothen Adler⸗Orden erster verleihen geruhet.

Auspaßirt. fanterie, Graf von Gneisenau,

8s gänzlich unstatthaft, er das nur Verletzungen der

Denn das von dem er benutzen rincip, daß die Deputirten schuldig wä⸗ Zweifel, sagte er „ist es doch wesentlich nöthig und die ren, mit ihren Kommittenten zu korrespondiren 82 sich gegen sie über die Gründe ihrer Abstimmungen zu er⸗ V b klren, sey grundfalsch und gefährlich; sobald einer als der Kammer zur Berathung vorgelegten Gegenstände Deputirter in diese Kammer traͤte, sey er nicht mehr Deputirter seines Departements, sondern des gesamm⸗ Höchstens würde sich daher der vor⸗ getragene Fall zu einer Addreße an den König, nicht aber zu Beschlüßen der Kammer eignen. Erwiderung fand fast die allgemeine Zustimmung aller V ung Mitglieder, und obgleich noch hin und her über diesen erlaßliche Bedingung zur gehoͤrigen Verständigung mit Punkt gesprochen wurde, und Herr Constantt sich so

Se. Excellenz der General von der In⸗ nach Schlesien.

verwal⸗

Minister Freiherrn v. Klaße zu

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Nicht der Deputirten sey Heiligkeit der Briefe

Herrn Constant

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den Kommittenten über die Bedürfniße des Staates viel als möglich über seine Motion zu rechtfertigen

und die deshalb an denselben zu leistenden Abgaben. Diese freie Mittheilung werde jetzt gestört; denn Po⸗ lizei⸗Agenten ohne gesetzliche Autorisation durchliefen Aber die Departements, und namentlich dasjenige, welches er repräsentire, ein gewiser Mounier, und nähmen

die Briefe weg, welche die Deputirten ihren Kommit⸗ es abgesehen, denn alle übrigen härte :man, so wie die

gelaßen. Alle civilisirte Völker hätten das Geheimnis der Briefe als unertrennlich verbunden mit der Ruhe, der Sicherheit und dem theuersten Intereße der Fa⸗ milien, heilig gehalten; er selbst dürfe zwar die Offen⸗ barung seiner Korrespondenz nicht fürchten, man würde

(bei dieser Gelegenheit nannte er die Berichte des Mo⸗ niteur über die Unruhen in der ersten Hälfte des Ju⸗ nius gedruckte Lügen): aber seiner Pflicht als Depu⸗ tirter sey er schuldig, diese strafbare Willkür öffentlich

anzuzeigen, und anzutragen „daß die Kammer sofort ses Monates war es,

Auskunft darüber von den Ministern fodere, und um

ihnen dazu Zeit zu laßen, die Verhandlungen bis zum Herrn Goyet in nächsten Tage aussetze....

suchte, so sah er sich doch am Ende selbst genöthigt zurückzunehmen. Er E

nicht bewenden laßen. ben weist den Herrn Benj. Constant, ohne seinen Namen ausdrücklich zu nennen, folgendermaßen zu⸗ tenten geschrieben, und gerade nur auf diese Briefe sey recht. „Ein Deputirter hat es für seine Pflicht gehal⸗ ten, in der Sitzung vom 27. die Verhandlung über das Budget zu unterbrechen und die Aufmerksamkeit der Kammer auf die Wegnahme von Papieren bei ei⸗ nem Privatmanne im Sarthe⸗Departement zu rich⸗ ten. Es scheint, daß er in dieser Rücksicht sehr unrich⸗ ngen, und wir glauben sie berich⸗ Ein Minister des Königes (der ich in der Kammer erklärt, erschiedenen Theilen Frank⸗ reichs allerlei Bewegungen hervorzubringen suchten, und man darf nicht zweifeln, daß die Justiz den Fa⸗ den derselben überall verfolgt.

tige Anzeigen empfa tigen zu müßen. darin nur seine laut ausgesprochenen Grundsätze finden Justizminister) hat öffentl daß die Ränkemacher in v

neue Anzeigen eingegangen un

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Im Anfange die⸗ als die gerichtliche Behörde deshalb zu Untersuchungen in der Behausung des Seitdem waren

Mans schritt. d der Justizministe

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hat es der officielle Moniteur noch Das 181ste Blatt dessel⸗