sehen müße, und dann fodern wolle, der Vortheil solle nicht öffentlich, sondern geheim verwaltet und verwendet werden: diese Inkonsequenz vermöge er nicht zu reimen. Eine lange Erfahrung habe gelehrt, daß, wenn der Staat eine böse Sache dulden müße, es kein beßeres Mittel gebe, das Uuheil zu vermin⸗ dern, als die Oeffentlichkeit. Und darum habe der Staat auch schon, nachdem er die Vortheile und die Nachtheile eines absoluten Verbotes gegen einander abgewogen und sich überzeugt, daß, wie die Lage der Dinge einmal sey, die Spiele geduldet werden müßten, Maßregeln deshalb festgesetzt; die Spieler müßten durchaus an öffentlichen Orten ihre Lei⸗ denschaften befriedigen, nur in bestimmten Stunden wäre ihnen das Spiel gestattet, sie ständen unter Auf⸗ sicht der Obrigkeit, und müßten einen Theil des Gel⸗ des, das sie aufs Spiel setzten, dem Staate zum Opfer bringen.
Das Resultat der Debatte war, daß der Vor⸗ schlag der Kommißion angenommen wurde.
Auch der Gesetz⸗Entwurf über die neue Einthei⸗ lung der Insel Korsika, statt wie bisher in fünf Be⸗ zirke, in sieben dergleichen, nämlich den von Vico und Carrione, nach den Namen der beiden Haupt⸗ Städte der Distrikte also benannt, und die Errichrtung zweier Tribunäle in jeder dieser beiden Städte kam zur Diskußion der Kammer, und der General Seba⸗ stiani machte bei dieser Gelegenheit auf den politi⸗ schen Werth der Insel Korsika für Frankreich, beson⸗ ders seitdem Oesterreich im Besitze des ganzen Nor⸗ dens von Italien sich befinde, und Sardinien seine alten Besizungen mit dem ehemaligen Genuesischen Gebiete vergrößert, aufmerksam; auch redete er dem Karakter der Bewohner, welche von unwißenden oder durch Vorurtheile eingenommenen Reisenden fälschlich verschrieen worden, das Wort. Herr Laine erklärte die Einrichtung zweier Tribunäle unnütz, zu kost⸗ bar und im Widerspruche stehend mit dem Plane, den man in Frankreich habe, die Tribunäle zu ver⸗ mindern; aber demungeachtet wurde das Gesetz durch Mehrheit der Stimmen angenommen; es mußte indeß zum Namenaufrufe deshalb geschritten werden, und hiebei fanden sich 80 Stimmen dafür und 60 dagegen.
Die neusten Blätter des Moniteur bis zum 5. enthalten nichts erhebliches Neues. In der De⸗ putirtenkammer gab es einige Debatten über die Pe⸗ tition der Marine⸗Artillerie⸗Offiziere; aber die Kam⸗ mer ging auf den Bericht der Kommißion darüber zur Tagesordnung; dann wurde der Gesetz Entwurf über die Vollendung des Baues der Börse mit einer Mehr⸗ heit von 155 Stimmen gegen 4 angenommen; die Debatten über die Mittel und Wege sind noch im Fortgange.
Ferner enthält der Moniteur eine Erklärung der Censur⸗Kommißion, über deren Verfahren unter an⸗ dern der Graf Segur deshalb Beschwerde geführt, weil sie dem Constitutionel die Aufnahme seiner in der Pairkammer gehaltenen Rede verweigert. Die Kom⸗ mißion erklärte, daß da nach der Charte die Sitzungen der Pairkammer geheim seyn sollten und das Publi⸗ kum nur das Resultat davon durch Bülleetins des of⸗ ficiellen Moniteurs erfahren dürfte, die Kommißion wohl berechtigt gewesen sey, den Abdruck nicht eher zu gestatten, als bis der Constitutionel ihr den Beweis geliefert, daß er dazu rechtmäßig autori⸗ irt sey.
8 Eine Polizei⸗Ordonnanz vom 3. v. M. verpflichtet die Bewohner zu Paris, während der ganzen Zeit der Sommerhitze, die Straßen woran ihre Häuser stoßen, zweimal des Tages, nämlich des vormittags um 10, das andremal nachmittags um 2 Uhr mit Waßer zu
besprengen.
London. Am 5. Jul. überreichte die Deputation von Southwark, den General Sir Robert Wilson an der Spitze, ihre Addreße der Königin. Diese ant⸗
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Ddie Gesundheit des Herrn
wortete darauf aus dem Stegereife: „Ich danke den Einwohnern der alten Stadt und Burg Southwark herzlich für die treuen und aufrichtigen Ausdrücke ihrer Wunsche und ihrer Kondolenz; für ihre ängstli⸗ chen Besorgniße in Betreff Meiner Bequemlichkeit, Ruhe und Sicherheit; für das warme Intereße, mit welchem sie an dem Theil nehmen, was Meine Chre und Würde betrifft; für ihre großmüthige Zusicherung, daß Meine Sache die ihrige sey, und die der Verfaßung, in welche die Königl. Würde und die Freiheit des Volkes verwebt sind, die so viele Jahre geblühet hat; einer Verfaßung, welcher dunkle Zeugniße, unter Schloß und Riegel aufgestellte Anklagen, ausgewählte und geheime Tribunäle gänzlich unbekannt sind. Die Rechte einer Königin dieses Reiches gründen sich auf der unveränderlichen Basis der Gesetze, und die Be⸗ wohner von Southwark mögen versichert seyn, daß kein Verfahren, weder hinterlistig noch drohend, Mich veranlaßen wird, diese Rechte aufzugeben. Die Auf⸗ rechthaltung derselben ist eine Pflicht, welche Ich dem Volke schuldig bin, deßen Anhaͤnglichkeit an Mich im⸗ mer in Meinem Herzen eingegraben dleiben wird, und das weder Freude noch Trauer erfahren kann, an wel⸗ chen ich nicht völlig Theil nähme.“
Eine Stunde später erschien die Deputation von
London, vom Lord Major geführt; auf die Addreße derselden antwortete die Königin: „Mit besonderem Vergnügen und mit dem herzlichsten Danke empfange ich die loyale und wohlgemeinte Addreße von dem Lord Mayor, den Aldermen und den Innungen der Stadt London, deren männliche Unterstützung in Meiner Saͤche bei einer früheren Gelegenheit in Mei⸗ nem dankbaren Herzen nicht erloschen ist. Keine Worte können Meinen Schmerz über den Verlust Meiner Angehörigen ausdrücken, wegen welcher Sie so gütig sind, Mir Ihr Beileid zu bezeigen, und Die für diese Welr unwiebderbringlich verloren sind: aber Ich habe bei Meinen vielen Leiden und Trubsalen, mit welchen Mich die Vorsehung heimgesucht, in der eifrigen und unveränberlichen Anhänglichkeit vieses warmherzigen, gerechten und großmüthigen Volkes an Meine Person unaussprechlichen Trost gefunden. Mit diesem Volke zu leben und es zu lieben, wird die ganze Glückseligkeit Meiner übrigen Lebenstage aus⸗ machen. Ich werde Mich bemühen, Meinen Unwil⸗ len, welcher durch eine Reihe von Verfolgungen, Kom⸗ plorts und Verschwörungen gegen Meinen Frieden, Meine Ehre und Mein Leben in Mir erregt worden ist, zu unterdrücken, und während ich mit festem Sinne diejenigen Wege verfolge, die Mich in den Besitz aller Meiner Rechte, Meiner Privilegien und Würden füh⸗ ren, wünsche Ich vergangene Beleidigungen und Be⸗ schimpfungen in gänzliche Vergeßenheit zu begraben. Ich
bin Mir Meiner Unschuld bewußt, Ich verachte
die Drohungen, die Mich schrecken sollen, und weiß, daß es eben keinen besondern Grad von Muth erfodert, nach Britannien zu kommen, um Meinen Anklägern ins Gesicht zu sehen. Kleinmüthig bei dieser, so wie bei früheren Gelegenheiten, gehandelt zu haben, würde einer Tochter des Hauses Braunschweig und einer Königin derjenigen Nation schlecht anste⸗ hen, deren Tapferkeit sich in allen Zeitaltern bewährt gefunden hat, und deren See⸗ und Land⸗Soldaten noch vor kurzem in allen Theilen der Erdkugel mit Lor⸗ bern bekränzt worden sind.“ Beide Deputationen zulangten hierauf zum Handkuße, und wurden dann huldvoll enrlaßen. Der Aldermann Wood erklärte am 18. Jun. vor der versammelten Bürgerschaft un⸗ ter andern, daß die Königin das Land nie wieder ver⸗ laßen werde.
Die Königin soll dem Lord Liverpool auch bereits den Wunsch zu erkennen gegeben haben, das Haus in Stratford⸗Place, was ehedem von fremden Fürsten bewohnt ward, beziehen zu bürfen; hierauf ist ihr in⸗ deßen, sagt man, erwidert worden, daß dies Gebäude nicht mehr Eigenthum der Regierung sey. Brougham soll durch
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theidigen zu können.
die großen Anstrengungen der letzten Zeit so gelitten haben, daß dies als der Vorwand angenommen wird, weshalb er sich den Geschäften in den Angelegenheiten der Königin entzogen und auf das Land begeben hat. In dem, zur Berathschlagung über die, verschiede⸗ nen Mitgliedern der Königl. Familie zu bestimmenden Jahrgehalte, gebildeten Ausschuße des Unterhauses, sagte der Lord Castlereagh: „Meine Vorschläge be⸗ ziehen sich nur allein auf die Fortdauer der Einkünfte, welche während der letzten Regierung den Brüdern Sr. Majestät, dem Herzoge und der Prinzeßin So⸗ phia v. Gloucester zugestanden worden. Wenn der gegenwärtige traurige Zustand des Landes mich nicht vavon abhielte, so würde ich nicht umhin können, um einen Zuschuß bei einigen dieser Einkünfte anzutragen; besonders wünschte ich, man möge es nicht vergeßen, daß der Herzog v. Clarence gegen seinen Königl. Bruder sehr zurücksteht, und daß seine Einkünfte 3500 Pfd. St. weniger betragen als die des Herzoges v. Cambridge. Das Haus sowohl als das ganze Land wird die ökono⸗ mische, häusliche Einrichtung sehr bewundern, wodurch es ihm möglich wurde, mit seinem Jahrgehalte auszu⸗ kommen. Die Herzogin von Kent und deren Prin⸗ zeßin Tochter dürften auch wol einige Ansprüche zu machen haben; ich will aber ihrentwegen jetzt keine Vorschläge machen, indem ich mit großem Vergnügen dem Hause anzeigen muß, daß Prinz Leopold von Sachsen⸗Koburg es großmüthig übernommen hat, für den Unterhalt und die Erziehung der jungen Prinzeßin zu sorgen. Ich hoffe indeß, daß dies edelmüthige Be⸗ tragen des Prinzen Leopold künftigen Ansprüchen, welche die Prinzeßin an das Parlament haben dürfte, keine Hinderniße in den Weg legen wird. Auf die bitteren Bemerkungen des Lord Hamil⸗ ton, daß unter den Vorschlägen des Lord Castle⸗ reagh nicht ein einziger sey, der sich auf das, der Kö⸗ nigm auszusetzende Jahrgehalt beziehe, und daß es unter der Würde derselben sey, sie länger als eine blote Pensionairin auf der Gnadengehaltliste der Mi⸗ nister stehen zu laßen, erwiderte Lord Castlereagh:
„Das Haus würde meyr darüber erstaunt gewesen
seyn, wenn die Minister unter den gegenwärtigen Um⸗ ständen und in Rücksicht der Lage, worin sich Ihre Majestät jetzt befinden, eine Festsetzung des Einkom⸗ mens für die Königin vorgeschlagen hätten. „Ich kann dem Hause versicheru, daß es weder dem Könige noch den Ministern entgangen ist, daß Ihre Majestät zur Führung Ihres Prozeßes bedeutender Summen bedarf. Es ist dafür gesorgt worden, daß Sie in dieser Hin⸗ sicht keiner Unannehmlichkeit ausgesetzt ist, und Ih⸗ rer Majestät sind die nöthigen Mittel angewiesen worden, um Ihren Karakter und Ihr Betragen ver⸗ Der edle Lord Hamilton würde beßer gethan haben, wenn er mit seinen Be⸗ merkungen bis zum 5. Jul. gewartet hätte; denn es muß ihm sehr wohl bekannt seyn, daß nach der Ab⸗ stimmung für die Civil⸗Liste vom Monate April, bis dahin für die Königin gesorgt ist; sollte er nach dieser Zeit finden, daß die Minister irgend einige Gel⸗ der auf diese Art vorgeschoßen hätten, so mag er sich darüber beklagen. Ich habe freilich früher gesagt, daß es der Sache am angemeßensten seyn würde, das Einkommen der Königin zugleich mit den Jahrgehal⸗
ten der übrigen Mitglieder der Königl. Familie zu
bestimmen: aber ich machte diese Bemerkung unter
der Voraussetzung, daß Ihre Majestät auf dem ge⸗
wählten festen Lande bleiben und dem Hause das schmerzliche Geschäft, Ihr Betragen zu untersuchen, ersparen würde; die Minister haben Ihre Majestät wahrlich nicht eingeladen, nach diesem Lande zu kommen und unter dem gemeinen Haufen eine Gäh⸗ rung hervorzubringen. Ich glaube nicht, daß Ihre Masestät den eblen Lord dazu beauftragt hat, diesen Gegenstand in Anregung zu bringen; denn nach dem von Ihrem Sachwalter geführten Protokoll hat Sie erklärt, daß Sie nicht eher mit Geld⸗Angelegenheiten etwas zu thun haben wollte, als bis die Sache, Ih⸗
1““ 1 11“ “ 8 B“ eat seichegeass . 8 *
ren Karakter und Ihre Ehre bhetreffend, abgema Ueberhanpt sollte der edle Lord 88 esr. 85s. Hause von dergleichen Bewilligungen nicht die Rede seyn kann, wenn die Krone nicht darauf angetragen hat. Ich muß dem edlen Lord bedeuten, daß er ganz auf einem unrechten Wege geht und seine Funktion überschreitet, indem es, meiner Meinung nach, eben nich t gebräuchlich ist, daß Repräsentanten die Krone angehen, über öffentliche Gelder zu disponiren, noch weniger glaube ich, daß es schicklich ist, eher die Frage aufzuwerfen, auf welche Art für die Königin gesorgt werden solle, bevor wir nicht den Erfolg der jetzt statt⸗ findenden Untersuchung erfahren. Ich wundre mich um so mehr über das Betragen des edlen Lords, da es so ganz gegen die Grundsätze seines sehr achtbaren Freundes, des Hrn. Tierney ist, hat, daß er nicht einen Schilling öffentlicher Gelder der Königin bewilligen werde, bevor die Sache nicht aufgeklärt sey. Selbst wenn nur einige Gerüchte unaufgeklärt blieben, wollte dieser Herr nicht einmal zugeben, daß ihr etwas zugestanden würde. Unter allen diesen Umständen wird es am besten seyn, diesen Gegenstand so lange auszusetzen, bis das Land erführt, wie das Betragen Ihrer Maj. von dem Parlamente “ 9
Herr Denman versicherte, daß die Königin übe die Erhaltung der Mittel zur Sü dr as g⸗ 1 deutenden Unkosten ihres Prozeßes nicht die geringste Besorgnis hege. Es läge ihr aber ein weit wichtigerer Gegenstand am Herzen; sie fürchte nämlich, daß man die Zeugen, welche in auswärtigen Staaten sich auf⸗ hielten, und für sie hier auftreten sollten, abhalten werde, hieher zu kommen. Lord Castlereagh in⸗ deßen versicherte, daß ven Seiten der fremden Maͤchte der Herreise dieser Zeugen gewiß keine Schwierigkeiten in den Weg würden gelegt werden.
Nach den jüngsten Nachrichten brachte Lord Har⸗ row by den Bericht des geheimen Ausschußes am 4. Jul. in das Oberhaus, nach diesem sino die geheimen Papiere des grünen Beutels, zu denen später noch ein Racherag gekommen, “ worden; in denselben
ie Königin eines unerlaubten Umgange it ei Ausländer beschuldigt, e eeens
welcher erklärt
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und diese Beschuldigung wird
von mehren in verschiedenen Gegenden vorhandenen
Personen unterstützt. Der Ausschuß empfielt Hause, diese Anführungen, 6,s 8* Kernpfie entehrendes und die Würde der Krone herabsetzendes Betragen und eine schmählige Verletzung der sittlichen Gefühle Schuld geben, der sorgsamsten und besonnen⸗ seeh desh zu unterziehen. ord Liverpool kündigte an, daß er den den Tag eine desfalsige Bill .n. ane werde. s Die neusten Nachrichten über den Gesundheit⸗
Zustand der Herzogin von York K. H. I blli deruhigend. H. lauten völlig
Hamburg. Von Seiten der hiesigen General⸗ Feuer⸗Kaßen⸗Deputation ist eine lesenswerthe Instruk⸗ tion für die, bei entstandenem Feuer, mit dem Ge⸗ schäfte der Menschenrettung beauftragten Personen, in Druck erschienen; auch hat die provisorische Ge⸗ richtsordnung für das gemeinschaftliche Oberappella⸗ tions Gericht der vier freien Städte Lübeck, Frank⸗ furt, Bremen und Hamburg, die Preße verlaßen.
Hinsichtlich der neuen Heringe, haden die Englän⸗
der den Holländern diesmal den Rang abgelaufen; die Englischen Heringe trafen am 7. und eha. dischen erst am 9. hier eiin.
E“ “ hg XAX“ ö n - a n d. b v111“ Gumbinnen. Der Handelsverkehr auf dem Me⸗ melstrome war im vergangenen Monate nicht unbedeu⸗ tend; außer 39 Triften kamen 186 Schiffgefäße ein.
1 Am 11. Jun. fiel ein neunjähriger Knaͤbe in den Pißafluß. Der Regierungs⸗Referendarius Lieutenant Kramer, deßen Brust für frühere Großthaten das eiserne Kreuz ziert, stürzte in voller Kleidung dem