1820 / 78 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 26 Sep 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Der sogenannte neue Stadtbau, der auf städtische Kosten an der Fuldabrücke errichtet wird, ist nun ebenfalls bald vollendet. Er wird die Stadt auch auf dieser Seite verschönern, und besonders dem Zutritte zur Brücke ein belebteres und städtischeres Ansehn ge⸗ ben. Unten sind Hallen zu Kramläden, oben mehre vollständige Wohnungen und Säle, unter andern ein (bisher hier mangelnder) Konzertsaal, in recht gutem Sinne und Geschmack erbaut und verziert, 78 Fuß lang und a6 breit. ] hee Die Sonnenfinsternis vom 7. d. M., welche hier ringförmig sichtbar war, konnte wegen des trüben Wet⸗ ters nur in Intervallen beobachtet werden; gegen das Ende der Finsternis ward es jedoch klarer, und man sah den Mond sehr deutlich vor der gläͤnzenden Scheibe vorbeiziehen. Der Anfang der Finsternis war für Kaßel à2 Uhr 15 Minuten 59 Sekunden; kurz vor 2 Uhr schloßen sich die Spitzen der Sichel, und nachdem die Sonne hierauf mehre Minuten hinter den Wolken verschwunden war, wurde sie wieder ( ohngefähr um 2 Uhr A1 Min. mittl. Z.) als ein herrlich glänzender Ring am Himmel sichtbar; die Zunahme der (um 2 Uhr a5 Minuten 24 Sekunden) wieder eintretenden Sichelgestalt entzogen die Wolken unseren Blicken bis etwa um 3 Uhr. Das Ende der Finsternis war um 4 Uhr 0 56. et Ze 8 8 g 4 nlan d. ““ Berlin. Die Ersparniße, welche hiesige Bewoh⸗ ner bei der von der Stadtverordneten⸗Versammlung errichteten Sparkaße niedergelegt haben, belaufen sich bereits auf beinahe 90,000 Rthl. Sehr viele auswär⸗ tige Magistrate haben sich von dem hiesigen, über die Einrichtung dieser Kaße, in der Absicht, eine ähnliche in ihrer Kommune zu errichten, Nachricht ausgebeten.

Königsberg in Pr. Im vorigen Monate ereig⸗ neten sich ausgezeichnet viel Unglücksfälle durch Er⸗ trinken, größtentheils durch die großen Anschwellungen der Gewäßer veranlaßt. 26 Personen fanden im hie⸗

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sigen Regierungsbezirke auf diese Weise ihren Tod.

Die Dienstmagd eines Brauers in Heilsberg, welche in

einen Keller ging, wo frisch gebrautes Bier lag, sank

darin ohnmächtig nieder, und blieb zwei Stunden in diesem Zustande; endlich ward sie vermißt, gesucht und gefnnden. Ein Schuhmacher wollte sie heraustragen, wurde aber von den Ausdünstungen des frischen Biers so betäubt, daß er nur mit Mühe wieder zu sich ge⸗ bracht werden konnte. Beide sind wieder hergestellt. Die Nachricht von der freien Hafer⸗Einfuhr in Eng⸗ land trieb den Preis des Hafers auf eine beträchtliche Höhe, auf der er sich indeßen nicht lange halten konnte. In der Gegend von eb der Kurischen Nehrung hat die Sene Trümmer eines verbrann⸗ en Schiffes ausgeworfen. 4 v 5 eee nähern sich ihrer Vollendung. Der Leuchtthurm in Memel ist so erhöht, daß das See⸗ Feuer 100 Fuß hoch über der Meeresfläche brennt, und mit dem Dünen⸗Bau, wie mit den Anpflanzun⸗ gen auf der Frischen und Kurischen Nehrung wird so thätig vorgegangen, daß der gute Erfolg schon jetzt EEE1“;

wahrzunehmen FuI11“]

8 I.“ din I 11“ 2 1 1 Breslau. So sehr au die Ernt im Ganzen gut ausgefallen, so gänzlich ist der Hirse fast allgemein misrathen; auch ist der Flachs in manchen Gegenden sehr kurz geblieben.

Die seit einiger Bel⸗ des wandhandels dauert fort; im Gebirge sind nicht unbe⸗ deutende Einkäufe gemacht worden. Auch scheint der Verkehr im Tuchhandel allmälich mehr Festigkeit zu gewinnen. Hrt u. 8 Zu dan seltenen Unglücksfällen gehört der Tob ei⸗ a117 6

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Zeit sichthare Belebung des Lein⸗

nes drittehalbjährigen Knaben in Koͤnigsbrück. In eine Fläschchen befand sich das hier zu Lande gegen man⸗ cherlei Krankheiten beim Vieh übliche Heilmittel, be⸗ stehend aus Maiwürmern in Branntwein aufgelöst; der Kleine trank davon und starb unter den heftigsten Krämpfen. Die Zahl der im verkwichenen Monaͤte im Waßet Verunglückten beträgt im hiesigen Regierungsbezir 26 Personen. 1“ 2 binek z Fraͤnkfurt a. d. H. In der Mirdorfer Haide bet Friedland ist an dem Mühlenburschen Rosenkranz ein höchst grausamer Mord begangen worden. Mah hat den Unglücklichen, der am 16. v. M. für seinen Brotherrn Brandkaßengelder nach Lübben traͤgen sollte, mit durchschnittenem Halse, einer tiefen Stichwunde in der Brust, den linken Arm und die rechte Hand abge⸗ hauen, in einem Graben liegend gefunden. Bei der Aufnahme des Leichnams fanden sich sämmtliche Klei dungsstücke, 3 Friedrichsd'or, 3 Thl. und ein Stnats⸗ Schuldschein uͤber 318 Rthl. vor. Vom Mörder ist zur Zeit noch keine SSur. . 3u Kottbus wird mit dem Baue einer Tuchwalk⸗ Mühle nach Miederländischer Art jetzt vorgegangen.

In Spremberg baut der Horndrechsler Köhler, der sich schon durch den Bau neuer Krempel⸗ und Bock Maschinen empfohlen, jetzt eine solche, welche mit Pferden getrieben wird. b

Die Zahl der im voͤrigen Monate im hiesigen Ru gierungsbezirke gefertigten Tuche beträgt an 7000 Stück. Kottbus, Schwiebus, Fürstenwalde, Spremberg, Zül⸗ lichau, Kroßen und Reppen lieferten zu diesem Quan⸗ tum das meiste.

Muünster. Die Anlegung vön Obstbaum⸗Schulen

in jedem Dorfe, wo eine Schule ist, hat bisher einen erfreulichen Fortgang gehabt und wird hoffentlich in diesem Herbste überall, wo schicklicher Plas dazu ist, völlig zu Stande kommen. Im Beckumer Kreise ist der Preis des Roöggens 14 auf 15 Gr. pro Berliner Scheffel herunterge: ommen.

Trier. Die Gemeinden des Kreises Merzig ha⸗ ben für ihren Kreis⸗Chirurgus ein vollständiges größe res chirurgisches Besteck angeschafft, und damit einem lange gefühlten wesentlichen Bedürfniße abgeholfen. Die Instrumente sind in Heidelberg nach den neusten Erfindungen angefertigt und von vorzüglicher Güte und Schönheit. 1 1 n E111“A“

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Kleve. Die Konkurrenz der hier zem

ier seit kurzem eit⸗ getroffenen Kolonialwaaren ist so groß, daß von Köln und Düßeldorf dieselben wohlfeiler angeboten werden, als sie selbst in der Nähe von Holland zu haben sind. Zucker z. B. ist in Duisburg, Düpeldorf und Mühl⸗ heim für 17 Srtüber pro Pfund in Ueberfluß zu haben. In Wesel wurden falsche Französische halbe Fran⸗ kenstücke in Umlauf gesetzt, jedoch die Verfertiger, ein vortiger Baugefangener und die Frau des Gefangen⸗ Wärters, bald entdeckt. Zu Rees ward am Geburtstage Sr. Maj. des Köuigs von einem bischöflichen Kommißarius, nach vor⸗ gängigem Hochamte, der erste Stein zur dastgen neuen katholischen Kirche gelegt. 7 bh Dite hier verbreitete Nachricht, daß ein Seminarium für die Evangelischen in Mörs, und ein zweites fůt die Katholiken in Siegburg errichtet werden folle, ist von den Bewohnern hiesiger Provinz mit dankbarer Freude aufgenommen worden. EE“ bbö1n 1I11I1A“*“

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Hofstaaten, Generale und Minister, die feierliche Ver⸗

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Kronik des Tages.

Berlin, vom 26. Sept. Sonntag den 24. d. nach beendigtem Gottesdienste, gegen 2 Uhr, war auf dem Königl. Schioße, in den Zimmern Friedrichs des Ersten, in Beiseyn Sr. Maj. des Königes, Sr. Königl. Hoh. des Großherzoges von Mecklenburg⸗ Schwerin, des versammelten Königlichen Hauses und der hier anwesenden fremden Prinzen, sämmtlicher

lobung von J. K. Hoh. der Prinzeßin Friederike Wilhelmine Alexandrine Marie Helene, Tochter Sr. Maj. des Königes, mit Sr. Königl. Hoheit dem Herrn Erb⸗Großherzog Paul Fried⸗ rich von Mecklenburg⸗Schwerin. Um 6 ½ Uhr geruheten J. K. H. die Gratulations⸗Kour anzuneh⸗ men, und am Abend desselben Tages war bei dieser hohen Veraulaßung großer Hofball im Rittersaale des Kongigl. Soloßes. 1““

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Paris. Der Marschal Kellermann Herzog von Valmy, hat nach langwieriger Krankheit im 85sten Jahre seines Lebens, seine Laufbahn vollendet. Schon am 31. Jul. schrieb et an den Maire von Valmy: „Ich birte den Herrn Maire von Valmy um ein Stückchen Erde von zwei Quadratschuhen, um mein Herz nach meinem Hinscheiden aufzunehmen. Mein Sohn *⁷) wird den Auftrag erhalten, mein Herz zu überbringen, das mitten unter meinen tapferen, in der glorreichen Schlacht vom 20. Sept. 1792 gefalle⸗ nen Waffenbrübern einen Platz erhalten soll.“ Ein geborner Strasburger diente er schon 1752 als gemei⸗ 1 der Legion von Conflans, zeichnete sich im siebenjährigen⸗ und Polnischen Föderationskriege aus, avancirte 1788 zum Marechal de Camp. erhielt ür Wiederherstellung der Kriegszucht im Elfas zu kondau die Bürgerkrone, und 1792 das Kommando über die Mosel Armee Im Sept. d. J. stand er bei der Kanonade von Valmy dem Herzoge von Braun⸗ schweig gegenüber. Bei der Belagerung von Lyon und bei der Alpen⸗Armee wollte man mit seinen Dienst⸗ eistungen nicht zufrieden seyn. Der Verrätherei be⸗ chuldigt, ward er verhaftet, jedoch bald wieder frei gesprochen, und mit dem Kommando der Italischen Armee 1795 beehrt; hier mußte er aber Bonaparte blas machen. Er ward zum General⸗Inspekteur er⸗ annt, trat in die Kriegskanzlei, und erhielt 1800 den Titel eines Groß⸗Officiers der Ehrenlegion, ward Reichsmarschal, Kommandeur der eisernen Krone und mit der Senatorie von Kolmar belehnt. Für den Vor⸗ chlag, Napoleon ein Denkmal zu errichten, und für die Organisation der neuen Regimenter in Mainz

Dieser Sohn ist der Graf valmp, General⸗ Litute⸗ nant und General⸗Inspekteur der Kavalerie. 1800 be⸗ wirkte er, nebst Desaix, den Sieg von Marengo. 1808 unterzeichnete er fuͤr Junot die Kapitulation von Cintia. 1815 erhob ihn Bonaparte zum Pair. Koͤnigs Ruͤckkunft verlor er aber diese Wuͤrde

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gegangen. büt⸗

Angekommen: Se. gust,

768 Stuͤck. Berlin, den 26sten September 1820.

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Gestern den 25. sin S. H. der Großherzo von Mecklenburg⸗Schwerin und S. K. 9. 8n h Herr Erb⸗Großherzog nebst Gefolge nach Potsdam ah⸗

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b Koͤnigl. Hoh. der Prinz Au⸗ aus den Rheingegenden. Der Ruß. Kaiserl. Gene⸗ ral⸗Major v. Poncet, von Hamburg. Der Geheime Ober⸗Finanzrath und Direktor im Ministerium des Schatzes, v. Ladenberg, so wie der Geheime Legationsrath Eich⸗ horn, von Teplitz. Der Koͤnigl. Franz. Kabinets⸗ Kourier Aliot, von Paris. Abgereist: Der Herzoglich Braunschweigsche General v. Bern ewit, nach Kuͤstrin. Der Ruß. Kaiserl. Feld⸗ Jaͤger Michaloff als Kourier nach St. Perersburg Der Koͤnigl. Franz. Kabinets Kourier Aliot, nach St. Pe⸗ tersburg. Durchgereist: Se. Durchl. der Fuͤrst von Ga⸗

, w liczin als Kourier von Warschau nach Frankfurt am Mi 2 1

eitungs⸗Nachrichten.

schenkte ihm dieser den, jetzt den Fürsten von Metter⸗ nich gehörigen Johannisberg; 1808 ernannte ihn Na⸗ poleon zum Herzog v. Valmy und Ober Befehls⸗ haber der Küstenarmee, 1809 und 18 ¼3 leitete er die Organisirung der Neukonsecribirten in Elsas; Lud⸗ wig XVIII. erhob ihn zum Gouverneur der 5ten Militairdivision, zum Pair des Reiches, und zum Großkreuz des St. Ludwigordens. Auch der Marschal Lefebre ist, 65 Jahr alt, Tages darauf an einer sehr schmerzhaften Brustwaßer⸗ sucht verstorben. Das bekannte sehr geachtete Mitglied der Pair⸗ Kammer, der Graf Lally Tolenval, welcher eben⸗ falls an einer schweren Krankheit danieder lag, ist, wie der Moniteur sich ausdrückt, zur Freude Aller, die An⸗ theil an einem so beharrlichen und beredten Verfechter der Rechte des Thrones und der Freiheiten des Vol⸗ kes nehmen, in völliger Wiederherstellung. 8 Der General Lauriston, wie bekannt jetzt Kom⸗ mandanten der Militair⸗Division in deren Umfang Brest liegt, ist, ebenfalls nach dem Berichte des Mo⸗ niteurs, in dieser Stadt, wo bekanntlich vor kurzem sehr unruhige revolutionaire Bewegungen vorfielen, von einer zahlreich zuströmenden Menge freudig em⸗ pfangen worden.

Unter der Rubrik „Madrid, vom 6. September“ giebt der Moniteur folgendes Bemerkenswerthe und hienach die Berichtigung unsrer Nachricht von Madrid im vorigen Blatte.

Man weiß, daß der General Riego angekom⸗ men war, um einen wiederholten Befehl wegen Ueber⸗ nahme des General⸗Kommandos von Gallicien und we⸗ gen Auflösung der Armee auf der Insel Leon zu vereiteln, aber sein Bemühen ist vergeblich gewesen; der König und die Regierung sind standhaft bei ihrem Beschluße geblie⸗ ben, und das ganze Resultat seines Vortrages ist nur ge⸗ wesen eine neue Einschärfung des Gehorsams. Das lag aber gar nicht in den Ho nungen des Generals und der Partheien, die ihn herbeigerufen. Allerlei Mittel wa⸗