denn indem bie Päße der letzten Zeugen von Wien
nach Mayland zur Kontrasignirung zurückgesandt wer⸗
den mußten, bevor es den Leuten erlaubt wurde, ab⸗ zureisen, kamen solche hier zu spät, um ihre Aussagen 8 88 zu thun.
Der Vorschlag des Herrn Hobhouse, die augen⸗ blickliche Prorogation des Hauses berreffend, ward ver⸗ wworfen; die Ernennung der Komité aber bewilligt. Der Königin sind zur Führung ihrer Vertheidigung
vo, 000 Pfund von der Regierung angewiesen; und bebarf sie deßen mehr, so soll, auf die Anzeige ihrer Abdvokaten, das Benöthigte sogleich erfolgen,
Das Haus vertagte sich dis zum 17. Oktober. Am 1ten ist hier der neue Chargé d'UAffaires der Neapolitanischen Regierung, Herr Cappola, an⸗ gekommen. — Es geht das Gerücht, daß die lohyalen Bewohner der Stadt London in Begriff sind, eine Deklaration ihrer treuen Gesinnungen an das Königl.
Haus aufzusetzen, solche in mehren öffentlichen Häu⸗ sern zur Unterschrift niederzulegen und dann unter Deputation Sr. Königlichen Majestät überreichen zu llaßen. — Außer den Fregatten Liffey und Aktive
werden auch die Linienschiffe Conqueror und Minden und die Fregatte Kreole nach Lißabon absegeln.
8 Der Portugisische Ambaßadeur hatte vorgestern eine sehr lange Audienz bei dem Koͤnige.
Die Königin nimmt seit gestern keine Addreßen mehr an.
Der Herzog von Decazes zahlt für des Lords Longford Landhaus 1000 Guineen jährlicher Miethe. Am Beord eines Schiffes von 18 Kanonen wurden die Italischen Zeugen nach dem Kontinente zurücktrans⸗ portirt. Marchese Sangrati und seine Gemahlin, die für die Königin zeugen werden, sind bereits eingetroffen. Die Amerikanischen Schiffe, welche ihre nach Frank⸗ reich bestimmten Labungen, wegen des dort einge⸗ fuͤhrten hohen Tonnengeldes nicht löschen können, dürfen selbige, kraft der Magazinirungsakte, in Engli⸗ Fr Häfen nieberlegen. Koppenhagen. Die aus 7 Personen bestehende Mannschaft des von Hamburg nach Meßina bestimm⸗ ten Flensburger⸗Schiffes Esperance, welche ihren Ka⸗ pitain (Holst) und deßen Sohn über Bord geworfen, 8 bis auf zwei, zum Tode verurtheilt.
Wilna. Der Bannfluch, von dem in der letz⸗ ten Mitrheilung die Rede war, lautet wörtlich also: „Die Unter⸗Rabbiner sammt den Richtern in der He⸗ bräischen Religion und den übrigen Jüdischen Gelehr⸗ ten der Stadt Wilna thun hiemit unter dem wirkli⸗ chen Banne kund und zu wißen, daß vom heutigen Tage ab keinem Menschen, er sey männlichen oder weiblichen Geschlechtes, frei stehet, mit solchen Waaren zu handeln, von welchen er nicht bestimmt weiß, daß solche die Reviston des Zolles paßirt sind. Besonders aber wird das Handeln mit ungestempelten Waaren strenge verboten; es müßen vielmehr sämmtliche W aͤ⸗ ren mit dem Stempel des Land oder Waßer⸗Zolles ver⸗ sehen seyn; auch darf Niemand, sich die geringste Erlanb⸗ nis zu solch einem Handel geben laßen, er berreibe ihn in eigener Person oder durch einen Dritten. Auch ist es Niemand erlaubt, sich mit dem Transporte von derglei⸗ chen verbotenen Waaren weder für sich noch für irgend Jemand anders, welchen Glaubens er auch sey, zu be faßen. Desgleichen ist es jedem Eigenthümer ober Wirthe der Gast⸗ oder Einfahrt⸗Häufer verbvten, Jemand mit unverzollten Waaren bei sich einkehren zu laßen, indem ausdrücklich untersagt ist, mit solchen
Waaren zu handeln, die vom Auslande auf Schleich⸗ Wegen in die Staaten Sr. kaiserl. Majestät eingebracht werden. Ferner ist es Niemand erlaubt, hinsichtlich uunverzollter Waaren irgend ein Mäklergeschäft abzu⸗ schließen ober Gelber auf sie zu leihen, so wie auch
hiieemit einem Jeden untersagt wird, mit verfertigten
von
Brözßel, vom 18. September.
u solche in das Land zu bringen. Wer, der Him 1 verhüte es, hiegegen handelt, wird in den Kirchenan gethan, er ist ausgeschloßen aus der Jeraelitischen Ver sammlung und soll mit der größten Sprenge des Ban nes belegt seyn, dahingegen wird auf denjenigen welche diesem Gesetze Gehorsam leisten, Gottes Segen ruhen. Votstehendes ist in der Stube des Kayals der allgemeinen Versammlung beschloßen, und haben wir solches zu mehrer Bekräftigung eigenhändig un terschrieben.“ Willna, den 26. Jul. 1820. Schauel. (Sohn des berühmten Rabbiners Jossel) Abraham. (Sohn d. ber. Rabb. Abr. Schlaunen)
Warschau, vom 16. September. Am 11. wut hier der Namenstag Sr. Majestät des Kaisers un Königs Alexander mit großer Pracht gefeien Nach dem Gottesdienste, welchem Se. Maj. der K. ser und Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst beigewohn hatten, nahmen Sie die Glückwünsche der oberstah Autoritäten an; abends war bei Sr. Durchlauch dem Königl. Statthalter großer Ball, den Se. M der Kaiser und Se. Karserl. Hoheit der Großfürst m ihrer Gegenwart beehrten. Im National⸗ Theaicb gab man ein auf die Feier des Tages Bezug haben des Schauspiel; auch fand eine allgemeine Erleuch⸗ tung der Staodt und der öffentlichen Gebäude statt.
Die Rede, mit welcher dber Reichstag am 15. erzf⸗ net worden, hielten Se. Majestät in Französtscer
in der Poinischen Uebersetzung ab. Hierauf entfernte sich der Kaiser, und der Minister des Inneren hielt die Rede (aus der die Staats⸗Zeitung Nr. 77. bereits den Auszug geliefert har). Darauf begaben sich vie Deputirten in ihr Sitzungszimmer. Endlich wurden die Schat⸗ Gesetzgebende⸗ Eivil⸗ und Kriminal⸗ Organt sations⸗ und Administrations⸗Kommißarien ernannt. Die Sitzungen sowol im Senate als auch in dem Ziwmer der Abgeordneten sind öffentlich.
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Krakau, vom 2c. September. Der regierend Senat der freien Stadt Krakau erneuert seine Aufft derung zu freiwiligen Beiträgeu, behufs der Errich⸗ tung des Denkmales für Kosciuszko. Das Namen⸗ Verzeichnis der Theilnehmer soll in dem Grundsteme des Denkmales aufbewahrt werden.
1“ „München, vom 20. Sept. Die jetzigen diplome⸗ tischen Verhältniße des Königreiches beider Sizilien, scheinen die Ankunft des Herrn von Gagliati, da man hier als Neapolitanischen Gesandten erwarten, zu verzögern oder zu hindern. Er vertrat früher hie den Posten eines Geschäftsträgers, und wurde vor u⸗ gefähr sechs Monaren von seinem Hofe zurückberufer ließ aber einen Theil seiner Dienerschaft zurück. b. miztelbar nach der Revolution, welche die Konstitutm seines Varerlandes änderte, wurde für ihn ein Qur⸗ tier gesucht, und es hieß dabei, er würde nunmehr be unserem Hofe als Gesandter akkreditirt werden. Kurz Zeit nachher erfolgte der bekannte Notenwechsel übe⸗ jene Angelegenheiten, und seit der Zeit wird ven der Ankunft eines Sizilianischen Botschafters nich mehr gesprochen.
Sir G. Canning, von Italien kommend, ist hier durch über Tegernsee, wo sich die Königliche Famile⸗ jetzt aufhält, nach London zurückgereist. — Officiere die in Niederländischen Diensen stehn, und in Baien auf Urlaub waren, sind zurückgerufen worden, un schleunig zu ihren Korps zurückgekehrt.
Die neue große Oper „Heinrich IV. zu Gion Stunz hat hier ausgezeichneten Beifall einge⸗ erntet. Der Komponist ist von hier nach Turin be rufen, und bereits dahin abgegangen.
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8 Heute gingen hier 9 Konriere durch; drei von London nach Wien;
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zum 79sten Stück
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Bergen, vom 15. Septbr. Gestern hat man die Auslieferung der in der letzten Verschwörung ver⸗
wickelten sieben Französischen Officiere bewirkt, welche sich nach den Niederlanden geflüchtet hatten, und bald darauf verhaftet, au secret in den hiesigen Gefäng⸗ nißen zurückgehalten wurden. Um 7 Uhr morgens wur⸗ den dieselben in drei Wagen von 14 Mann der Maréchaussée bis zur Gränze geleitet und dort der Französischen Gensd'armerie übergeben. Der Kapitain de Lamethe und noch ein Anderer hatten sich in der Nähe von Marimont versteckt gehalten; es scheint, daß sie von dem Individuum angegeben worden, das sie mit Lebensmitteln versorgte. Die Uebrigen wur⸗ den an der Gränze verhaftet.
Hanover. Auf Requisition der Französischen Re⸗ gieruug wurde vor einigen Tagen hieselbst ein Officier arretirt und nach Paris geliefert. 1
Die am 7. stattgefundene Sonnenfinsternis ist von hier aus ganz besonders gut gesehen worden, indem gerade mit ihrem Eintritte der bewölkte füdwestliche Himmel völlig wolkenleer wurde, und von der merkwür⸗ digen, von uns nie wieder zu sehenden Erscheinung jede Verschleierung schwand. Das scheinbare Abbrechen des Hornes des Halbzirkels bei dem Austritte des Mondes durch einen Mondberg intereßirte die Kun⸗ digen besonders, doch war es nur durch gute Gläser sichtbar.
Gestern ereignete sich in dem nahen Dorfe Lim⸗ mer, bekannt wegen seines Schwefelbrunnens, ein trauriger Unglücksfall. Bei dem Graben eines Zieh⸗ Brunnens wurde vom einstürzenden Sande der Mei⸗ ster verschüttet, und trotz des schnellen Nachgrabens fand man ihn erstickt in stehender Stellung mit auf der Brust gekreuzten Armen. — .
Zu Sittard, im Lüttichschen, erscheint gegenwärtig eine periodische Schrift, unter dem Titel: Récuerl de nouvelles. Die Tendenz derselben gehet hinlänglich aus der darin enthaltenen Auffoderung des ungenann⸗ ten Verfaßers hervor, daß alle diejenigen Schriften, deren Druck in den teutschen Bundes⸗Staaten ver⸗ boten werde, ihm zugesandt werden möchten, indem er deren Druck und Bekanntmachung alsdann besorgen wolle. Von Seiten unseres Kabinetsministeriums ist
daher der Verkauf dieser Zeitschrift verboten worden.
d Düßeldorf. Mit der letzten Braunschweiger Meße sind die Tuch⸗ und Seiden⸗Fabrikanten hiesi⸗ ger Gegend zufrieden*). Ein Gerücht, als habe die rohe Baumwolle in den Seehäfen eine ansehnliche
8
88 Preiserhöhung erfahren, hat sich nicht bestätigt, und
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scheint durch Spekulanten verbreitet worden zu seyn; indeßen muß sie über kurz oder lang erfolgen, da es
8 erwiesen bleibt, daß die Baumwolle in den Häfen und
auf Europäischen Märkten, wohlfeiler ist, als in Ame⸗ rika selbst; und Unternehmer, die auf Amerikanischen Plätzen selbst ihm Einkäufe bewirkt haben, können mit jenen nicht Markt halten, die sich in London, 1 86.8n und Amsterdam mit diesem Artikel versehen aben. ꝛDiiee von der Universität zu Bonn in den Ferien zurückgekommenen Kandidaten haben hier durch ihre sittliche Haltung und Bescheidenheit im Allgemeinen eine sehr günstige Meinung von dem daselbst vorherr⸗ schenden Geiste erzeugt.
Erfurt. Hier ist von Gotha aus folgender „Plan einer zu errichtenden Versicherungsbank gegen Feuers⸗ Gefahr für den teutschen Handelstand“ ausgegeben worden, welcher allgemeines Intereße erregt.
*) Auch aus Magdeburg und Erfurt lauten die Nachrich⸗ ten uͤber den guten Absatz der Fabrikwgaren auf dieser Meße recht erfreulich,
der Allgemeinen Preußischen
vom Zosten September 1820. 1 1“
ung,
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9 nA1““ “ 4 24 Wir geben blos das Vorwort, wei dieses die Ue⸗ bersicht über dies nicht unwichtige Unternehmen hin⸗ reichend liefert:
„Nachdem von mehren Versicherungs⸗Anstalten gegen Feuersgefahr der Erfahrungsatz öffentlich aus⸗ gesprochen worden war, daß, selbst bei der größten Mannichfaltigkeit versicherter Gegenstände, im Durch⸗ schnitte von der ganzen Prämien⸗Einnahme nur — für Brandschäden wieder ausgegeben, und mithin ³ oder 60 Proc. dabei gewonnen würden; nachdem man diese Ver⸗ sicherungen, durch das außerordentliche Gedeihen aller solcher Unternehmungen, auch nur zu sehr bestärigt sah; nachdem die Londoner Phönix⸗Societaͤt sich gerühmt, wie sie allein, seit 30 Jahren an Curopa 3 Millionen Pfund Sterling Brandschäden vergütet habe, welche Aus⸗ gabe ihr aber 7¼¾ Millionen Pfund Sterling oder 30 Millionen Thaler reinen Gewinn eingetragen: so mußte sich, bei einigem Nachdenken, eigentlich einem Jeden die Betrachtung aufdringen, wie 1) auf diesem Wege abermals ein sehr großes Kapital aus Teutschland nach Eng⸗ land gewandert sey, und 2) wie weit größer überhaupt die Benutzung dieser so höchst wohlthätigen Versicherungs⸗Institute seyn würde, wenn dieselbe um einen geringeren Preis zu bekommen wäre.
Je trauriger diese Bemerkungen nun waren, je dringender mußte auch das Bedürfnis der Abhilfe er⸗ scheinen, um wenigstens für die Zukunft dem armen Teutschland solche Verluste zu ersparen, und das Ver⸗ sichern gegen Feuersgefahr selbst auf einen reinen ge⸗ meinnützigen Zweck zurückzuführen. — Und wer wollte wol im geringsten fürchten, daß jetzt bei dem gestei⸗ gerten patriotischen Sinne der Teutschen eine Anstalt mislingen könne, die dem Vaterlande große Sum⸗ men erhält und, ähnlich den Landesversicherungs⸗Ge⸗ sellschaften, dem Versicherten nur den wirklich zu leistenden Schaden⸗Ersatz zumuthet? — Diesem Gedanken haben die Kaufmannschaften von Erfurt, Gotha, Langensalza, Eisenach und Arnstadt seit gerau⸗ mer Zeit ihre Aufmerksamkeit gewidmet, und nach vielfältigen Berathungen und Prüfungen einen Plan zu einer Versicherungsbank gegen Feuers⸗ Gefahr für den ganzen teutschen Handel⸗ Stand entworfen, der bereits von mehren ansehnli⸗
chen Handelstädten mit ungetheiltem Beifalle aufgenom⸗
men wurde, und deren Einrichtung sie hiermit dem handelnden Publikum vorlegen. Grundsätze.
§. 1. Jeder wechselfähige Kaufmann, Fabrikant, Apotheker und Buchhändler Teutschlands, von unbe⸗ scholtenem Rufe, kann bei der Versicherungsbank ver⸗ ichern. 6 4. 2. Wer bei ihr auf ein Jahr oder längere Zeit versichert, wird zugleich Theilnehmer auf Gewinn und Verlust der ganzen Unternehmung. Auf kürzere Zeit kann die Bank wegen allzugroßer Schwierigkeiten im Rechnungswesen nur so versichern, wie es von jeder andern Societät geschieht, nämlich ohne irgend eine Vergütung auf die bezahlte Prämie.
§. 5. Außer der Prämie, die ein jeder Theilneh⸗ mer für die versicherten Gegenstände einzahlt, und welche nicht höher ist, als die bei anderen vorzüg⸗ lichen Versicherungs⸗Anstalten, deponirt derselde durch einen nach dem Leipziger, und wo dieses nicht siit, nach dem landesüblichen Wechselrechte ausgestellten Sola⸗Wechsel, zahlbar nach Sicht, den achtfachen Be⸗ trag seiner auf ein Jahr bezahlten Prämiez wodei zu bemerken, daß die Verbindlichkeit der Theilnehmer gegen die Bank nie die bezahlte Prämie und den Betrag
dijeser ein gelegten Wechsel üdersteigen kann, ö““