der Kriegsheere in Teutschland einzuziehen, und des⸗ wegen acht Tage in Stuttgart zu bleiben gedenke. Er hat den hiesigen Revüen beigewohnt und einmal sogar in Neapolitanischer Uniform. Am 21. dieses ließ ihm der König sagen: „Er solle seine Staaten und zwar seine Hauptstadt in 24 Stunden verlaßen.“ Er wollte hierauf über Memmingen und Inspruck nach Tyrol gehen; allein die Bayersche und Oester⸗ reichsche Gesandtschaft weigerten sich, seinen Paß zu
isiren, worauf dieser sonderbare Emißair seinen Weg über Straßburg, Besangon und Genf nahm, wozu der Französische Gesandte ihm die Erlaubnis gegeben.
Warmbrunn. (Auszug aus einer von dem Re⸗ gierungs⸗ und Medicinalrathe Herrn Doktor Kausch daselbst den 24. August aufgendmmenen Verhandlung.)
Das Resultat der Untersuchung der hiesigen Bade⸗ Angelegenheit ist folgendes:
Die hiesige Mineralquelle behauptet ihre alten Bestandtheile, nur daß man beim früheren, niedrigen Stande der Chemie als Wißenschaft, ihren Gehalt an Waßerstoffgas viel zu hoech angegeben hat, weil man alles Luftartige für dasselbe gehalten zu haben scheint. Die Aerzte versichern, auch dieses Jahr die schönen Wirkungen dieser Quelle, welche sie seit Jahrhunder⸗ ten in so großen Ruf gebracht, zu beobachten hinrei⸗ chende Gelegenheit gehabt zu haben.
Bedeutend sind die Verbeßerungen, welche der hie⸗ sigen großen Heilanstalt seit der vorjährigen Badezeit zu Theil geworden sind, und welche sie durchaus der Humanität des hiesigen Dominiums, Herrn Grafen von Schaffgotsch, zu verdanken hat.
1) Die Stiftung des großen Hospitiums für 12 männliche und eben soviel weibliche arme Kranke, welche das hiesige Bad in diesem Jahre zum erstenmale unter den Vortheilen des freien Unterhaltes, der Ar⸗ zeneipflege und des kostenlosen Wohnens gebraucht haben. Das für sie errichtete prachtvolle Gebäude enthält überdem noch viele Stuben für arme Krancke aus höheren Ständen, deren sie sich umsonst bedienen. Das übrige dieses Gebäudes ist von dem hiebei angestellten Personale besetzt. Diese für die späteste Zeit gesicherte Stiftung allein verdient es schon, daß der Name des Wohlthäters der leidenden Menschheit öffentlich von der Königl. Hochlöbl. Regierung gefeiert werde.
2) Die Errich:ung einer Anstalt für Reinigungs⸗ Bäder aller drei hiesigen Klaßen der Badegäste. Sie haben diese zu nehmen, ehe sie die Baßins, wo ge⸗ meinschaftlich gebadet wird, betreten. Diese kostspie⸗ lige und elegante Anlage befindet sich in drei Abthei⸗ lungen nach den drei Badeklaßen par terre im alten Klostergebäude. b
3) Mancherlei wichtige Straßen⸗Verbeßerungen, die schon seit alten Zeiten in den Wünschen der Bade⸗ Gäste gelegen haben. Hieher ist auch zu zählen die
Erweiterung des Weges nach der Armenanstalt, welche jedoch auf Kosten der Badekaße bewirkt worden.
4) Die zum neuen Lebensgenuß der Badekranken so sehr einladende Umschaffung des alten Schloßgar⸗ tens in eine lachende englische Parthie, welche sich nach der sogenannten Galerie hinzieht und sie um⸗ giebt. Nirgends als hier macht jetzt der Kontrast zwischen der verschönerten Natur und ihrer höchsten Rohheit im gegenüber liegenden Riesengebirge einen so entscheidenden Eindruck.
Die Badeliste von Warmbrunn nennt über 1500 Familien, welche sich während der diesjährigen Bade⸗ Zeit daselbst aufgehalten haben; davon gehören in die erste Klaße über 700 Familien. Auch Flinsberg war ziemlich besucht, und darf von dem ruhmwürdigen Sinne seines Besitzers, des Grafen v. Schaffgotsch, fürs Gemeinnütliche noch wesentliche V und Verschönerungen hoffen. 8
Frankfurt a. M., vom 5. mehre Würtemberger Familien hier durch, die in
erbeßerungen
Okt. Gestern kam en 2
der neuen Welt ihr Glück hatten suchen wollen, we⸗ gen erwangelnder Mittel zur Ueberfahrt aber aus. Hol⸗ land wieder in die Heimat zurückzukehren genöthigt worden sind. Im härtesten Kampfe mit Hunger und Kummer machen diese Unglücklichen die Heimreise, und statt der bedürftigen Unterstützung erhalten sie von den Bewohnern der an der Landstraße gelegenen Orrschaf⸗ ten, die freilich der ewigen Bettelei auch müde werden, nicht selten die bittersten Vorwürfe über ihre Leicht⸗ glänhigkeit. 1“ 1““ 1 d““
Dresden, vom 7. Okt. Sobald in Neapel eine gesetzmäßige Regierung organistrt seyn wird, ist der hiesige K. K. Gesandte Graf Bombelles bestimmt, dahin abzugehen. Als seinen Nachfolger hier nennt
man den Grafen Palfy. “
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Köln. Die Schifffahrt war in der zweiten Hälfte des vorigen Monats sehr belebt. Alle Werke des Ha⸗ fens hatten vollauf Beschäftigung. Die Herbstver⸗ sendungen scheinen bedeutend werden zu wollen. An⸗ gekommen sind zu Berg 75, zu Thal 251 beladene Fahrzeuge, abgegangen zu Berg 165, zu Thal 124 be⸗ ladene Fahrzeuge.
Bei den größtentheils ungünstigen Aussichten auf eine gute und ergiebige Weinlese, sind die 1813ner und und 1819ner Moselweine um 30 Procent gestiegen. Die meisten Vorräthe auf der Mosel sollen bereits aufgekauft seyn. Die desfallsige Zufuhr an Wein wird daher viel zur Belebung der Schifffahrt während des Herbstes beitragen. Mit Gewisheit läßt sich über den Ertrag des diesjaͤhrigen Weingewächses noch nichts bestimmen. Man giebt ihn bald auf ½ bald auf an. Wenn die jetige Rheinhöhe der Schifffahrt nicht günstig ist, so ist ste doch für die Waßerbauten sehr vortheilhaft. Die Ausbaggerungen und Uferbe⸗ festigungs⸗Arbeiten im Sicherheithafen werden jetzt mit vieler Thätigkeit betrieben.
„Die neuen Bollwerke und Blöche, für die Werke am Rheine, keit der Sachkenner.
Der Umsatz in Kolonial⸗Waaren war nicht bedeu⸗ tend. Von Landesprodukten war das Gesuchteste altes Korn, weil das diesjährige Gewächs dem vorjährigen in der Qualität sehr nachsteht. Bis zum 21. v. M. sind angekommen 2557 Schfl. Waitzen, 3215 Schfl. Roggen, 1788 Schfl. Gerste, 2765 Schfl. Hafer. Der Preis des Rüböls ist gefallen, da die Zufuhren bedeu⸗ tender sind, als man früher erwartete, und durch den sehr ergiebigen Wallfischfang die Preise des Trahns nicht wenig gesunken sind.
Seit dem Monate Jun. d. J. hat die lang be⸗ standene Beschränkung des Steinkohlen⸗ und Geris⸗ Handels aufgehört, und seit dem 1. Sept. findet die städtische Abgabe von circa 9 Stübern oder 2 Gr. gyg. Pf. Oktroi nicht mehr statt. Der Malter Geris, welcher sonst inelusive 9 Stüber oder 2 Gr. 982 Pf. Oktroi, 738 Stüber oder 1 Rthlr. Kourant kostete, wird seit mehren Wochen in untadelhafter Qualität für 56 Stüber oder 17 Gr. 219 Pf. angeboten. —
Mit Abtragung der Kommunal⸗Schulden wird fortgefahren. Die Bürgermeisterei Niederkaßel hat in diesem Jahre bereits 225 Rthlr. bezahlt.
Binnen kurzem werden von der Bürgermeisterei Hersel (Kreis Vonn) 197 Rthlr. 11 Gr. 1 Pf., Pop⸗ pelsdorff 439 Rthlr. 6 Gr., Vilich 41 Rthlr. 6 Gr. Godesberg 957 Rthlr. 7 Gr. 7 Pf. berichtigt.
Die bei der Steinhauer⸗Gewerkschaft in Königs⸗ wintrr für ein hohes Tagelohn beschäftigten Arbeiter
1 ganz in Eisen, verdienen die Aufmerksam⸗
haben in der dortigen Gegend einen Mangel an Ta⸗
gelöhnern erzeugt. 8
Der Stoppelklee ist dies Jahr so ergiebig, daß er, was sehr selten ist, in mehren Gegenden schon den ¾ꝓ 11““
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seines Alters und im 547sten seiner Dienstführung.
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diesen nicht nur nicht,
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Heute Morgen um 6 ¼ Uhr starh allhier der Chef⸗ präsident der hiesigen Königl. Regierung, Ritter des Kothen Adler⸗Ordens dritter Klaße, Herr Ernst Gott⸗ lieb Kiekhöfer an einem aus vorhergegangenem onomalen Fieber entwickelten Typhus, im 57sten Jahre
Se. Maj. verlieren in dem Verstorbenen einen Ihrer getreusten Unterthanen, der Staat einen seiner recht⸗ liclsten, thätigsten und geschäftkundigsten Diener, die Provinz einen theilnehmenden, zu ihrem Wohle stets eifrig bemüht gewesenen Vorsteher, das Regierungs⸗ Kollegium einen väterlichen Freund und Vorgesetzten, und seine Familie einen liebreichen Versorger, Er besaß die Hochschätzung und Liebe aller derer, die ihn fannten und mit ihm in irgend einer nahen Verbin⸗ ng standen.
bgie werden seinen Verlust stets in dankbarer Er⸗ innerung betrauern und sein Andenken unvergeßlich halten. Friede sey mit seiner Asche Liegnitz, den 30. September 1820. bn.
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Grundstriche zu Lefevres Leben.
Geboren zu Ruffack im Elsas den 25. Okt. 1756 diente er seit seinem 18ten Jahre, war 1789 Unter⸗ Officier bei der Garde, zeichnete sich früh in der Re⸗ volution aus, wurde schnell hervorgezogen und war schon 1794 Divisions⸗General beim Heere der Sambre und Maas. Seine Division (Chef des Generalstabes Soult) entschied bei Fleurus, und machte in diesem so wie in den beiden folgenden Jahren meist die Vor⸗ hut, Im Jahre 1799 war er unter Jourdan bei der Donau⸗Armee. Zurückgerufen war er Kommandant von Paris zur Zeit des 18. Brumaire, und hinderte sondern wirkte im Gegentheile mit zu Bonapartes Erhebung zum ersten Konsul. Im J. 1807 rief ihn Napoleon vor Danzig, um das ote Armee⸗Korps zu befehligen. Er nahm Danzig, und erhielt davon den Herzogtitel. Das Jahr darauf kom nandirte er das te Armee⸗Korps in Spanien. Bei Palmaseda benahm er sich sehr brav, aber zu hitzig, und bewirkte dadurch, daß Blake zu schnell zurück⸗ ging, als daß der ihm in den Rücken entsendete Vik⸗ tor zur rechten Zeit hätte ankommen können. Als noch der Einnahme von Madrid Napoleon auf Moore losging, mußte Lefevre eine Flankenbewegung am Tajo hin machen von längerer Dauer, wobei sein Korps durch Wetter und Wege viel litt, ohne gleichwol viel zu thun zu haben. Unzufrieden mit dieser mörderischen Unthätigkeit schrieb er an Napoleon: „Sire, ich tauge nicht den Flankeur der anderen Marschälle zu machen.“ „Gut,“ antwortete Napoleon, „ich be⸗ rufe Sie in den Senat.“ Und wirklich hat er, so viel uns bewust, einem späteren Feldzuge nicht mehr beige⸗ wohnt. Er war persönlich voll Tapferkeit und kühnen Muthes, und beim Soldaten sehr beliebt, mit denen er viel und gern umging. Er starb zu Paris den 15.
Sept. 1820.
Nach dem in Nr. 84, erwähnten, von Malte⸗ Brun herausgegebenen Gemälde von Europa hat Spa⸗
den Kolonien auf 569,064 Quadratmeilen,
nien auf 24,661 Quadratmeilen, 10,572,000, und in 1 beinahe 18
Mill. Bewohner, Einkünfte aber 185 Mill. Franken. Chili und La Plata mit 2 Mill. Bewohner sfind ganz
der Allgemeinen Preußischen
voom 14ten Oktober 1820.
1
den in Amerika selbst verzehrt, nien zu den Verwaltungskosten noch hat zuschießen
müßen.
Meilen Indien auf 1,5a1 QM. 658,000 Bew., (worunter
20,000 empörte Neger und Mulatten genannt werden) in Nord⸗Amerika auf 16 ,
Amerika auf 1,665 Q M. 55,500 Bew., in Afrika guf 389 SM. 92,000 Bew., in Ost⸗Indien auf 80 QM. 590.000 Bew., zusammen auf 51,557 QM. 50,052,965 Bew. Einnahme 1,118,532,502 Fr., Ausgabe (i. 8389,2 10,000 Mill. Fr. zur
Eas, 1 ö “ taats⸗Zeitu ga.
1131“ 8 8 3 — E“ 811.““
Die Einkünfte der Kolonien wer⸗ so daß bis jetzt Spa⸗
1
3,500,000 Seelen.
rankreich zählt in Europa auf 28,016 Ouadrat⸗ 1 29,217,465 Bewohner (i. J. 1818), in West⸗
QM. 2,000 Bew., in Süd⸗
(i. J. 1819) Fr. Unter dieser Summe sind allein 252 Abtragung der Staatsschuld⸗Zinsen be⸗ stimmt, Die Armee ist noch nicht organisirt, die See⸗ Macht schwach.
Die neue Monarchie der Niederlande be⸗ steht in Europa, Asien, Afrika und Amerika aus 7,194,600 Seelen; der Flächen⸗Inhalt beträgz, ohne Batavia und Guinea, 11,027 Quadratmeilen. Ein⸗ künfte 146,591,554 Fr., Ausgabe 153,869,000 Fr., folg⸗ lich Desicit 7,477,466 Fr. Die Zinsen der Staatsschuld belaufen sich jährlich auf 50 Mill. Fr. 8
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Die im Korrespondenten von und für Teutschland befindliche Nachricht von Anlegung einer Brauerei auf Aktien hieselbst ist dahin zu vervollständigen, daß eine Gesellschaft hier zusammengetreten ist, welche zu ge⸗ dachtem Behufe ein Kapital von 100,000 Rthl. auf⸗ bringen wird. 6“ b
- die hiesigen Brauer haben durch die öffentlichen Blätter die Herabsetzung ihrer Bierpreise vor kurzem ür.
fehlerhafter Kalender⸗Anzeige trafen den in Aurich mehre Kaufleute, be⸗ daselbst zwei
letzten Jahrmarkt 2 sonders Oldenburger Holzwaarenhändler,
Tage zu früh ein.
FLCE11“ Der Marschal Herzog von Trevifo besitzt auf seinem Gute zu Pleßis⸗la⸗Lande zwei Rennthiere, Männchen und Weibchen; die ersten dieser Art, die in neueren Zeiten lebendig dieses Klima erblicken. Cä⸗ sar zwar sah Rennthiere am Rheine, aber damals war noch Belgien und Teutschland meist mit einem dich⸗ ten Walde bedeckt, deßen Einfluß ein rauheres Klima gab. Jetzt ist das Rennrhier in Europa nur noch in Schweden und Norwegen, jenseit des 65 Grades, ferner in der Tartarei bis zum 48, und in Amerika bis zum 45. Grade am Mißouri anzutreffen. Indeß dürfte es nicht die Wärme, sondern die Feuchtigkeit unseres Klimag seyn, die dem Thiere nachtheilig ist. Der Marschal hat diese Thiere in Schweden durch seinen Schwiegersohn, den dortigen Franzoͤsischen Ge⸗ sandten, kaufen laßen; sie waren drittehalb Monat in See, und litten dort viel von der dumfigen Deckluft und durch Mangel an Lebensmitteln, Jetzt sind sie in einem Park freigelaßen, wo es ihnen zu gefallen scheint; sie sind besonders begirrig auf das Moos, was an den
Bäumen wächst; Brot eßen sie ebenfalls gern; sie sind zahm und sanft, vertheidigen sich aber sehr tap⸗ fer und nachdrucklich gegen die größten Hunde. Der Marschal will versuchen, ob dieses Thier inheimisch zu machen ist; er denkt ihm das nöthige Klima ter⸗
raßenweise zu schaffen, und hofft, daß ihnen auf den Höhen und Alpen die Moose und Gräfer hinreichen⸗
in den Händen der Insurgenten; Caraeas und Neu⸗ Granada nur zur Hälfte. Nach dem Wegfalle dieser dier Provinzen hat Spanien in den Kolonien noch!
8 b Gaäaias 8
L “ den Ersab für die heimathliche Nahrung geben werden.
Beilage.