daß seine Hauptstadt am 31. Aug. in die Hände der siegreichen Türkischen Truppen fiel. Aly Pascha zog sich mit 400 Personen in die Citadelle zurück, wo er nun, von allen Seiten eingeschloßen, sich entweder ergeben oder freiwillig in die Luft sprengen muß. Durch diesen unerwarteten Ausgang befindet sich die Pforte von neuem im Besitze einer Menge von Pro⸗ vinzen, über welche sie seit so vielen Jahren kaum mehr den Schatten einer Autorität ausgeübt hatte.
Waäarschau, vom 10. Okt. Des Kaisers von Ruß⸗
land Majestät werden, heißt es, den 17. d. M. War⸗ schau verlaßen, den 17. in Lübochnia, den 18. in Czen⸗ stochau, den 19. in Gleiwitz Nachtquartier halten und von dort aus ihre Reise nach Troppau weiter fortsetzen.
Durch einen am 10. (22) v. M. unterzeichneten Ukas hat Se. Maj. der Kaiser die Aushebung von à Mann auf 500 Seelen (männliche) für das Rußische Reich verordnet. Der General Graf Araktschejew, der berufen war, um seine Meinung über diese Maas⸗ regel mitzutheilen, wird morgen nach St. Petersburg zurückkehren. Das Resultat der Aushebung wird eine Vermehrung der Armee von 96000 Mann seyn,
oder vielmehr nur von 56000, da man berechnet, daß dieselbe seit der letzten Rekrutirung durch Krankheit und Verabschiedung gegen 40000 Mann verloren hat.
Die Sitzung des Reichstages vom 16. Sept. dauerte nur zehn Minuten. Bei Eröffnung derselbden foderte ein Deputirter das Protskoll der vorhergehenden. Der Marschal verweigerte dasselbe, als eine Neuerung. Diese Aeußerung gab Anlaß zu einem lauten Tumulte. Der Marschal legte seinen Stab nieder, und so wurde die Sitzung geschloßen. Die Herren Nowosilzoff, Ozarowski und Tscherniczeff, welche unter den Zuschauern in den Tribunen saßen, mischten sich nunmehr unter die Deputirten und sachten sie zu be⸗ ruhigen; aber vergebens. Die Versammlung ging auseinander. Im Laufe des Tages ließ der Monarch mehren Deputirten sagen, der Marschal sey vielleicht etwas zu lebhaft gewesen; der Kaiser wünsche die Wahrheit zu hören; sie dürfe frei vorgetragen werden, aber mit Anstand und Mäßigung. — Madame Kata⸗ lani hat hier kein Konzert gegeben; sie reist über
Krakau nach Wien. Madame Mariane Sessi, Hof⸗ und Kammersängerin des Königs von Portugal, gab zwei Konzerte mit dem ausgezeichnetsten Beifalle, sie geht von hier über Breslau nach Dresden. Madame Kampi vom Wiener Theater, eine geborne Polin, und daher der Polnischen Sprache vollkommen mächtig, gab den Tankred im Polnischen Theater.
Zu den vorzüglichsten Verschönerungen unserer Stadt gehört die Alexander⸗Kirche, zu deren Bau die Kosten großentheils aus den Beiträgen bestritten worden sind, welche zu einem Triumph Bogen ge. sammelt wurden, durch welchen das Andenken des eersten Einzuges unsers geliebten Monarchen in seine Neue Hauptstidt ausgezeichnet werden sollte. Ue⸗ verdem sind à3 Häufer bereits neu aufgebaut, 21 angefangen, 206 wieder hergestellt ꝛic. und a0 Straßen gepflastert. Neben dem Polnischen National⸗Thea⸗ ter ist ein Französisches errichtet. Zur Wiederherstel⸗ lung Pragas und zur Entschädigung der Bewohner sind 520,8556 fl. als der Gesamtbewilligung, be⸗ reits gezahlt. Auch, Kalisch verschönert sich, und Lu⸗ blin ersteht aus seinen Trümmern. Die meisten unse⸗ rer Städte haben durch die Kriegsunruhen bedeutend gelitten. “
Die Zahl der Städte überhaupt im ganzen Reiche beträgt 482, nämlich 211 Immediat⸗ Städte und 271 Mediat⸗Städte. 1 8 8 “ 1 “ 881 1“ “ 3 Pesth, vom 26. Sept. Auf die Anrede der De⸗ putation des hiesigen Komitats, entgegnete des Kaisers Maj. „Es ist Mir erfreulich, Eure rühmlichen Aeu⸗ ßerungen zu vernehmen. Durch Gottes Beistand ist es Mir gelungen, die Mir anvertrauten getreuen Völ⸗
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ker vor aller Gefahr zu schützen, und Meine bestän⸗ dige Sorgfalt auf das, was zum Wohle der Monarchie gereichte, verwenden zu können. Die Welt ist heute überall in Wahnsinn verfallen, verschmäht ihre alten Gesetze und strebt nach eingebildeten Konstitutionen. Ihr besitzt eine von Euern Vätern ererbte Konstitu⸗ tion; Ihr liebt dieselbe; auch Ich liebe sie, werde sie erhalten und unsern Nachkommen überliefern. Ich hege übrigens zu Euch das feste Vertrauen, daß Ihr im Falle der Noth (den Gott abwenden möge), Mich nicht verlaßen werdet, und ein Gleiches könnt Ihr von Mir mit voller Zuversicht erwarten’..“”“.
Wien, vom 30. Sept. Mit dem 1. Okt. d. J. wird in den Oesterreichschen Staaten die neue Haus⸗ Steuer eingeführt. In Nieder⸗Ungern soll die Ge⸗ traide⸗Ernte schlecht ausgefallen und deshalb das Ge⸗ traide dort im Preise gestiegen seyn. e
Gotha, vom 10. Okt. Im Gefolge des aus Ita⸗ lien zurückgekehrten Prinzen Friedrich sind Monst⸗ gnor Rinazzi, ein angesehener Prälat des papstlichen Hofes, und der Kavalier Visconti, ein Verwandter des berühmten Archäologen; beide schätzt man hier als feine gebildete und gelehrte Männer. Da des Prin⸗ zen schwächliche Gesandheit von der Nähe des rauhen Thüringer Waldes schon einigemal gelitten hat, so wird er wahrscheinlich den bevorstehenden Winter in einem milderen Klima zubringen.
Gotha, wo Ekhof seine letzten Jahre verlebte und starb (keine Aufschrift unterscheidet sein Grob, aber sein Name, sich selbst Denkstein, lebt in den Annalen der teutschen Bühne), und wo zur Zeit des Hofthea⸗ ters sich so viele Zierden des Schauspieles, z. B. If⸗ land, bildeten, hat jetzt kein eigentliches Theater mehr, wird aber von Zeit zu Zeit von kleinen wandernden
Schauspiel⸗Truppen besucht, die dazu das Gesellschaft⸗ Theater, im Lokale der zahlreichen Steinmühlen⸗Ge⸗ sellschaft benutzen, wo zwaͤr Damen und Fremde, aber von dem männlichen Theile des Publikums nur die⸗ jenigen bei Vorstellungen Zutritt haben, welche Glie⸗ In diesem Monate eröff⸗ dem Een wißer“
der jener Gesellschaft sind. n daselbst mi
nete ein gewißer Kru seine Bühne. 1
Bremen, vom 9. Oktober. In dem heute er⸗ schienenen Proklam der Rathsversammlung, die Er⸗ hebung des 18. Oktober zu einem beständigen Festtage für unseren Freistaat betr. heißt es unter andern: „Nach beendigtem Gottesdienste werden unsere bewaff⸗ neten Wehrmänner und unsere Kriegsmannschaft feier⸗ lich sich aufstellen, und indem sie in ihrer ehrenvollen Waffenrüstung sich öffentlich vereinigen, dadurch ihren Mitbvürgern die Erinnerung gewähren, daß durch den an diesem Tage von den teutschen Brüdern erkümpf⸗ ten glorreichen Sieg die Wehrfähigkeit der Teutschen allgemein geweckt, und so die Ehre des teutschen Volkes gerettet worden. Hiebei wird die Weise des Liedes: „Nun danket Alle Gott ꝛc.“ von der Galerie des Rathhauses von Blase⸗Instrumenten angestimmt wer⸗ den und den Gesang begleiten. Nach beendigtem Ge⸗ sange wird noch einmal eine halbe Stunde lang mit sämmtlichen Glocken der Stadt gelautet. Am Abend endlich sollen auf den dazu geeigneten Anhöhen in dem Gebiete Feuer angezündet werden, um allgemein in unseren Marken und für unsere teutschen Nach⸗ barn Zeugen der fröhlichen Feier dieses Dankfestes abzugeben. Möge die alljährige Wiederkehr dieses denk⸗ würdigen Tages stets unser Bremen in freier glück⸗ licher Verfaßung, des teutschen Bundes Glieder von Eintracht umschlungen, das gemeinsame Vaterland vom Auslande geehrt, seine Fürsten und Völker durch Vertrauen und Liebe mehr und mehr genähert, und überall in Teutschland über Hohe und Niedere das Recht herrschend erblicken! Mögen die spätesten Enkel die Wehrhaftigkeit und Sitte bewahren, welche Teutsch⸗ lands Völker zum Befreiungskriege gerufen und in Leipzigs Ebenen vereinigt hatten.
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des Herrn Fürsten Anton Radziwil ab.
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Königsberg, J. J. K. K. Hoheiten der Groß⸗ Fürst Nikolaus und Frau Gemahlin trafen auf
Ihrer Reise nach Berlin am 7. d. bei erwünschtem
Wohlseyn in Königsberg ein und traten auf dem Königl. Schloße ab. Die Straßen vom Roßgärtner Thore bis zum Schloße waren allgemein erleuchtet, und am Thore so wie am Schloße waren Verzierun⸗ gen angebracht. Den 8. früh war große Parade. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst ließen die Trup⸗ pen vor sich vorbeiziehen und dann durch das 2. Ba⸗ taillon des 1. Regimentes verschiedene Evolutionen ausführen.
Posen. Den 9. Okt. trafen Se. K. Hoheit der Prinz Karl von Preußen, Sohn Sr. Majestät, in
höchstem Wohlseyn aus Moskau hier ein. Höchstdie⸗
selben hatten den weiten Weg über Smolensk, Wil⸗ na, Grodno, Lyck und Thorn ohne Nachtlager zurück⸗
gelegt, und stiegen in die für Sie bereiteten Zimmer
Hoheit der Prinzeßin Durchlaucht Am 1o0. nahmen Hochdieselben die hier garnisonirenden Trup⸗ pen in Augenschein, und empfingen dann die Kour der hiesigen Militair⸗ und Civil⸗Behörden. Dem Grafen Eßen, Obersten und Flügel⸗Adjutanten Sr. Maj. des Kaisers, ist der ehrenvolle Auftrag gewor⸗ den, Se. Königl. Hoheit nach Berlin zu begleiten.
Stettin. Die Härings⸗Salzerei ist in diesem Jahre nicht so bedeutend gewesen als früherhin. An Häringen har es nicht gefehlt, allein die Fischer ha⸗ ben solche nicht absetzen können, weil die Härings⸗ Packer mit den nordischen Häringen nicht Preis hal⸗ ten konnten. Der bedeutende Fang der Häringe an den nordischen Küsten und die erfolgte Verminderung des auf fremde Häringe früher gelegten Impostes, sind die vorzüglichsten Gründe des Sinkens des Gewer⸗ bes unserer Küstenhäringfischerei.
Die seit einigen Jahren unternommenen Verbeße⸗ rungen der Elementarschulen haben schon den Beifall
der Wohnung Ihrer Königl. H Louise von Preußen, Gemahlin Sr.
und die regere Theilnahme der Kommunen zur Folge
gehabt; und sind sowol von Städten als von Guts⸗ Besitzern und Landgemeinden nicht unbeträchtliche Zu⸗ schüße zur Einrichtung beßerer Schulen bewilligt wor⸗ den. Dieser löbliche Eifer wird erst dann seinen Lohn und ein noch regeres Leben erhalten, wenn dem ge⸗ fühlten Mangel an brauchbaren Lehrern durch Errich⸗ tung eines zweckmäßigen Schullehrer⸗Seminariums wird abgeholfen werden können. 6* Oppeln. Nachdem verlautet, daß der für alle Staaten, außer England, in Spanien seither bestan⸗ dene Impost von 30 Procent auf fremde Linnen⸗ Waa⸗ ren auf 12 Procent herabgesetzt worden, scheint der Leinwandhandel sich zu beleben, und es werden wieder Bestellungen und Versendungen nach Spanien gemacht. Der Landes⸗Aelteste und Marsch⸗Kommißarius v. Aulock hat das in sehr schlechter Verfaßung befindlich
Antwort auf den Aufsatz in der Abend⸗ Zeitung „Die Rückkehr aus Rußland.“ (Nr. 211. und 212.)
Da ich von Seiten der Königl. Preußischen, Königl. Hanbverschen und anderer teutschen Regierungen nach Rußland abgeordnet gewesen bin, um die daselbst aus den letzten Kriegen in Gefangenschaft sich befindenden diesseitigen Landes⸗Bewohner auszumitteln und sie in ihre Heimat zu befördern; so glaube ich unter diesen Umständen, mit den Verhältnißen ganz genau bekannt, kompetent zu seyn, die Wahrheit der in der Abend⸗
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8 8 irs “] ¹ 1 88 8 — 2 88 gewesene, Frisch⸗Feuer zu Tanina neu gebaut und dem⸗ selben mit bedeutendem Kosten⸗Aufwande wesentliche Verbeßerungen gegeben. Er beschäftigt und ernährt bei seinen Hüttenwerken und Erzgruben über hundert
Familien.
Ratibor. Am 2. v. M. kam der Landgraf von Heßen⸗Rotenburg mit seiner Gemahlin (geb.
Prinzeßin Hohenlohe⸗Langenburg) und in Be⸗
gleitung des Fürsten Löwenstein⸗Wertheim hier an.
Merseburg. Die Braunschweiger Laurentius⸗ Meße ist für die Tuchmacher des hiesigen Regierungs⸗ Bezirkes, welche dort sonst einen ziemlich beträchtlichen Absatz fanden, nicht von sonderlicher Bedeutung gewe⸗ sen. So wurden z. B. von 135 Srtücken Tuch, welche aus einer unserer Fabrikstädte auf die Meße gebracht worden waren, nur 75 Stück zu leidlichen Preisen verkauft.
Die Tuchhandlung Giese und Bethge zu Wit⸗ tenberg hat ihr bedeutendes Geschäft wegen Stockung des Verkehres aufgegeben, und ihre Firma ist, laut der Bekanntmachung in öffentlichen Blättern, erloschen.
Der Bau der Saal⸗Schleusen und der Chaußee von Merseburg nach Halle hat seinen Fortgang. Wahr⸗ scheinlich wird mit Ende Oktober die Schleuse bei der hiesigen Meuschmühle und zu Bellberg vollendet und schiffbar werden.
Am 20. Sept. ist das für den hiesigen Regierungs⸗ Bezirk als Garnison bestimmte 5ie Husaren⸗Regiment in Könnern eingetroffen und hat nunmehr seine Garni⸗ son⸗Orte zu Düben, Kemberg, Schmiedeberg und Tor⸗ gau bezogen. Der Staab des Regimentes hat Düben zur Garnison erhalten.
Koblenz. Die jetzt ausbezahlten Entschädigungs⸗ Gelder für die unter der Französischen Regierung zur neuen Rheinstraße weggenommenen Grundstücke betra⸗ gen allein für den Kreis St. Goaͤr eine Summe von 20,000 Franks.
Die hiesige Florins⸗Kirche, welche durch die Gnade Sr. Majestät des Köniags der evangelischen Civil⸗ und Garnison⸗Gemeinde geschenkt wurde, ist am 17. Spt. feierlichst eingeweiht worden. Die innere Ein⸗ 5 gens ist so geschmackvoll als zweckmäßig, und der ein;e Wunsch bleibt nur noch übrig, daß die An⸗ schaffung eines anständigen Geläutes recht bald er⸗ möglicht werden möge.
Die Truppen der 16ten Militair⸗Division sind nach Beendigung des Herbst Manövers in ihre neue Garnison⸗Städte abmarschirt. Die Ort⸗Behörden geben ihnen das Zeugnis einer vorrrefflichen Führung, welche das beste Einverständnis zwischen den Truppen und den Bewohnern unterhalten hat, so daß diese in dem Abmarsch derselben den Verlust braver und geachteter Freunde und Landsleute bedauert haben. Ein gleiches Berhältnis darf man mit Recht von den neu eingerückten Truppen erwarten.
Zeitung unter Nr. 211. und 212. von Frau Amalie Schoppe, geb. Weise, aufgeführten Erzählung über die Begebenheit des aus der Rußischen Kriegsgefan⸗ genschaft zurückgekehrt seyn sollenden vormaligen Schif⸗ fers P. öffentlich widerlegen zu können.
Die von dem P. gemachte, von Seiten der Erzäh⸗ lerin als vollkommen wahr verbürgte Aussage „daß eine Menge teutscher Gefangener sich noch im In⸗ neren Rußlands befinde, die dort als Leibeigene gehal⸗ ten, zu Wiederaufbauung der von den Franzosen zer⸗ stoͤrten Plaͤte beic im Jahre 1816 wieder herge⸗