1820 / 90 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 26 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

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ziemlich gleichmäßig vorgekommen sind, haben die er⸗ sten in bei weitem größeren Grade sich verändert. Die außerordentliche Vermehrung der Diebstähle, ge⸗ waltsamen Einbrüche und Straßenräubereien im Jahre 1317 gegen das Jahr 1816, und das noch bedeuten⸗ dere Ahnehmen im Jahre 1818 und 1819 fällt sogleich in die Augen. Die Ürsachen diefer Verschiedenhei⸗ ten liegen hauptsächlich in dem im Jahre 1817, zu⸗ folge der Misernte von 1816 und 1817, eingetretenen Mangel der nothwendigsten Nahrungsmittel, der die niederen Klaßen nicht nur in Armut stürzte, sondern Viele zu den verzweifeltsten Mitteln, zur Auswande⸗ rung nöthigte; und auf der andern Seite in den gu⸗ ten Erndten der Jahre 1818 und 1819, und in dem seit jenen sogenannten Hungerjahren (1816 und 18290 augenscheinlich gestiegenen Wohlstande. Jene Erschei⸗ nungen beweisen deutlich, daß nicht allein die durch zweckmäßigen Volks⸗Unterricht erhöhete Moralität, sondern ganz vorzüglich das Vorhandenseyn der noth⸗ wendigsten Nahrungsmittel und der kebendigere Ver⸗ kehr, das Abnehmen der das Eigenthum verletzenden Verbrechen bewirken. stellten Resultate rücksichtlich der Unterscheidung zwi⸗ schen den Städten und dem platten Lande sind, nä⸗ her beleuchtet, folgende: von den 292,999 Seelen des Regierungs; Bezirkes im Jahre 1816 wohnten 33,081 in den Städten, und 259,918 auf dem Lande. In den ersten wurden überhaupt 70, auf dem lebz⸗ ten 114 Verbrechen begangen.

Nun durfte man aber, nach der Volkszahl zu ur⸗ rtheilen, in den Städten nur 20, und auf dem Lande die übrigen 162 Verbrechen erwarten; folglich stehen im Jahre 1816 die Städte des Regierungs⸗Bezirkes gegen das platte Land um 50 Verbrechen im Nach⸗ theile, und das Land hat um dasselbe Quantum, wel⸗ ches nach der Population ihm zugefallen seyn würde, weniger beigetragen. Die Ursache hievon ist nicht hlos in der anerkannt laxeren, durch Luxus untergra⸗ benen Moralität der Städter zu suchen, sondern vor⸗ züglich auch darin, daß auf dem Lande der Hauptnah⸗

rungszweig (Landbau) gleichmäßiger unter die Be⸗ wohner vertheilt ist,

als Handel und Gewerbe in den Srädten, so daß sich hier der Abstand zwischen Reich⸗ thum und Armut in weit höherem Grade zeigt, als auf dem Lande. Die über dieses Verhältnis schon längst V 2 rungs⸗Bezirke vollkommen, wenn man nach der obi⸗ gen Tabelle die Veränderungen beobachtet, welche sich mit den Verbrechen in den Jahren 1617, 1818 und 1819 zugetragen haben. Es begingen nämlich im Jahre 187 (bei einer Bevölkerung des Bezirkes von 297,537 Seelen) 364,561 Menschen in den Städten 196 und 265,176 Menschen auf dem Lande, 307 Ver⸗ brechen, mithin jene 76 Verbrechen mehr, als sich nach der Volkszahl von ihnen er⸗ 1 hienach den Städten 50 und dem platten Lande 885 Verbrechen zugefallen seyn würden. Im Jahre 1818 vetrug die Volkzahl in den Städten 34,739, auf dem Lande 266,665, und die Zahl der Verdrechen in nen 58, auf dem Lande 101, da doch nach der 6 vas Verhältnis = 18:142 hätte seyn müßen; mithin stehen die Städte in diesem Jahre gegen das Land um 50 Nachtheile. Im Jahre

Verbrechen im z19 endlich belief sich die Zahl der Stäͤdtebewohner 5 begangenen Verbrechen

auf 37,141 und der von ihnen

uf 5, der Landbewohner auf 271,029, und der von ihnen begangenen Verbrechen auf 773 also standen die Städte um 29 Verbrechen gegen das Land im Nachtheile. Jene Uebersicht ergiebt ferner in Be⸗ ziehung auf die Polizei⸗Aufsicht und auf die eben so rühmliche als nützliche Thätigkeit der Gensdarmerie, doß duschstnass fast bes deri 1I11““ ;88,187 8 9, 1 sinttern 9unee ne bnunseh 212

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nen Verbrechen, die Thäter entdeckt und der Justiz überliesert worden sind, und daß das Resultat der Thätigkeit in allen 4 Jahren verhältnismäßig ziemlich gleich gewesen ist. Verhältnismäßig sind im Jahre 1817 die wenigsten Thäter entdeckt worden. Was die Angaben über die Konkurrenz der Inländer und Asz⸗ länder, der Christen und Juden, bei den im Jahre 1819 begangenen Berbrechen, betrifft: so muß zuvöt⸗ derst die Anzahl der Ausländer (14), gegen die der Inländer (115) gehalten, um so auffallend geringer erscheinen, als der Regierungs⸗Bezirk mit dem größ⸗ ten Theile seiner Gränzen an sechs verschiedene Grän⸗ zen des Auslandes stößt, und in sich selbst keine kreis⸗ förmige, sondern mehr schmale Ausdehnung hat; es kann daher jenes günstige Resultat nur aus der thä⸗ tigen Handhabung polizeilicher Maasregeln gegen die Vagapunden erklärt werden. Aus dem Verhöltniße der Christen zu den Juden läßt sich weder für die Ei⸗ nen noch für die Anderen ein günstiger Schluß ziehen, da unter den 308,170 Bewohnern des Regierungs⸗ Bezirkes im Jahre 1819 nur 5,158 Juden waren, mit⸗ hin die anscheinend unverhältnismäßig geringe Zahl von ihnen, welche an den⸗ verübten Verbrechen Theil genommen hat, ganz dem Populations⸗Verhältniße angemeßen ist. s .819

Da endlich die Vergleichung der in den Jahren 1816 bis 1819 begangenen Verbrechen mit der wäh⸗ rend dieser Zeit ununterbrochen gestiegenen Bevötke⸗ rung, und namentlich die Heraushebung einiger häu⸗ fig vorkommenden Verbrechen, intereßant ist, indem auf diese Art auf die Entfernung der Motide, welch⸗ theils in einem geringeren Grade sittlicher Bilduns theils und hauptsächlich in dem Mangel der neothwen digsten Nahrungsmittel und in der Dürftigkeit verbon gen liegen, geschloßen werden kann, und die Ueber⸗ sicht des Ganzen hierdurch erleichtert wird: fo ist hier noch folgende tabellarische Darstellung gegeben wor⸗ den, welcher keine Erläuterungen hinzuzufügen sind.

Verhältnis der begangenen Verbrechen zur Bevölkerung des Regierungs Bezirekb. in den Jahren 1816 bis 1819. 88 138* üp 5 5„ 8

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8ö21 +- Nro. 2864 enthaltene Rachricht; rieg⸗ Kommißariat aufgelöst werden solle, und daß statt die⸗ ses Personals, wieder, wie vormals Regiments Quar⸗ tiermeister im Heere würden angestellt werden, ist nicht gegründet. C16““ ilmesn 8889929 hat eine für den

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Hr. Profeßor Gubih hieselbst Druck auf der berechnete und werth 2 ve Verzierungen herausgegeben, die beinahe 500 Num⸗ mern enthält, von denen die Platten in Abgüßen zu haben sind. 8““

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Paris, vom 16. Oktober. Der Herzogin von Berry K. H. überreichte der Jouwelier des Kriegs⸗ Ministeriums, Namens Dieu, einen Ring, der auf der einen Seite eine aufkeimende Lilie, mit dem Motto nsie wird sich erheben,“ und auf der anderen das Bild⸗ niß des Herzogs von Bordeaux zeigt, mit der Um⸗ schrift „er wird regieren.“ Seitdem beeilt sich Alles, sosche Ringe zu tragen, welche die in zwei Worten

enthaltenen Wünsche von ganz Frankreich aussprechen, Am i4. ertheitten Se. Maj. dem Herzoge vog n Narbonne, Französischem Gesandten am NMabonen⸗ nischen Hofe, eine Privat⸗Audienz.. Die Verwaltung der Königl. Forsten soll von jetzt an von dem Finanz⸗Ministerium geleitet werden. Der General⸗Direktor der Domainen und Forsten, Baron Barrairon, ist, zum Beweise der Zefrieden⸗ heit Sr. Maj. mit seinen bisherigen Diensten, in ben Grafenstand erhoben. 1 Allen noch nicht verurtheilten Deserteurs der Armee ist ein Generalpardon verheißen. 28 Auch in den protestantischen Kirchen und in dem Tempel der Israelitischen Gemeinde wird die Gedächt⸗ nisfeier der hochseligen Königin Maria Antoi⸗ nette heute würdig begangen. ehö Der Aelteste aller Franzosen, Pierre Huet, 116 Jahr alt, hatte die Ehre, bei JJ. KK. HH. der Her⸗ zogin von Berry und dem Herzoge von Bordeaux vöorgelaßen zu werden. Die erhabene Fürstin empfing diesen ehrwürdigen Alten als den einzigen Franzosen der Ludwig XIV. und Heinrich V. sah, mit rüh⸗ render Herablaßung, hieß ihn Platz nehmen, und hörte mit Intereße die Wünsche dieses Patriarchen für die erhabene Familie der Bourbons. Sie verehrte dem⸗ selben eine schöne goldene Medaille und ließ ihm ein Glas Juragon⸗Wein reichen und zwar von vemselben, von welchem dem erlauchten Kinde gleich nach seiner Geburt einige Tropfen gegeben worden waren.

Mademoiselle von Berry überreichte ihrer erha⸗ benen Tante, der Herzogin von Angouleme K. H., heute an deren Namenstage ein Bouquet; und gestern abends so wie heute morgen brachten die Musikchöre der Königl. Garben große Festmusik.

Der General⸗Prokurator und die ihm beigeordne⸗ ten Municipal⸗Beamten bei dem Gerichtshofe der Pairs arbeiten unaufhörlich an der Vorbereitung des ihrer Führung anvertrauten Prozeßes. In dieser Woche waren die Sitzungen der Kommißton von kürzerer

Dauer; b 1 erz es wurden jedoch 15 befnemmen ünd viele

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Berlin, vom 26. Okt. Kön

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Berlin, den 26sten Oktober 1820.

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b“] desgerichtsrath Wigand zu Stettin den Rothen Ad⸗ ler⸗Orden dritter Klaße zu verleihen geruhet. 8

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Angekommen: Se. K. Hoh. der Kronprinz derlande, von Potsdam. Se. Durchl, der Herzog von Anhalt⸗Deßau, von Desßauu. * 1““

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Verhaftete zum Verhör gebracht. Einer von diesen, welcher sich au secret befand, wurde drei Tage hin⸗ ter einander verhört und demnächst wieder au secret zurückgeführt.

Die Kommißion ist gegenwärtig mit Prüfung der Papiere des Generals Reelin veschäftigt, deßen Ab⸗ wesenheit seine Verhaftung verhindert. Mehre Kom⸗ mißionen sind behufs anzustellender Verhöre nach ver⸗ schiedenen Punkten des Reiches abgesandt.

Der Graf von Walrersdorf, bevollmächtigter Minister Sr. Maj. des Königs von Dännemark am hiesigen Hofe, verschied in der Nacht vom 13. zum 15. d. M. am Schlagfluße. Man verliert an ihm nicht

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allein einen aufgeklärten Staatsmann, sondern auch

einen Freund der schönen Künste und Wizßenschaften.

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Die Deputation der Stadt Bordeaux, deren un: ser voriges Blatt erwähnt, hat auch bei Monsteur, 8 Madame und dem Herzoge von Angouleme ihre 2 Glückwünsche abgestattet. Der Letzte sagte in seiner Antwort; hätte ich die Stunde vorher gewußt, in welcher Sie dem Könige vorgestellt worden; so würde ich wich an Ihre Spitze gestellt haben; denn bin ich nicht ein Bordsguxer seit dem 12. März? Bekannt⸗ lich erklärte sich Bordeaux am 12. März 181 für die Sache der Bourbons, und der Herzog von An⸗ gauleme war an diesem Tage dort angelangt und mit Jubel empfangen worden. es Marschal Viktor auf

Unter andern hat auch der seinem Landsitze zu Menars bei Blois die Geburt des jungen Prinzen auf eine glänzende und liberale Weise durch Illuminationen, Feuerwerke, Artillerte⸗Salven und ein reiches Mahl gefeiert, bei welchem Frohsinn mit Beweisen der Ehrfurcht für das regierende Haus sich vereinte. Besonders rühmt man bei dieser Ge⸗ legenheit die Güre und die Grazie der Gemahlin des Marschals, welche man dort auch die gute Herzo⸗ ginn zu nennen pflegt. V

Der Moniteur hat aus dem Journal de Paris nachstehenden Artikel aufgenommen: Oft haben wir unsere Stimme erhoben gegen das Gefährliche der Serenaden und der öffentlichen Triumpfzüge, welche eine Portion des Volkes denjenigen Deputirten, die sich zu ihren Meinungen bekennen, veranstaltet, und wobei das geringste Nachtheilige ist, daß sie die Geg⸗ ner dieser Meinungen aufreizen, Theilungen und Patheien in einer und derselben Stadt hervorbrin⸗ gen, und Winkelgaßen zum Schauplatze politischer Verhandlungen machen. Diese Gattung der Oel⸗

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