fentlich die immerhin bei unseren Nachbarn den Engländern ohne Nachtheil seyn mag, taugt gar nicht für unsre Sitten, für unsern Karakter und un⸗ sre gegenwärtige politische Lage. Diese Reflexionen ieten sich uns hdar durch die Auftritte, die in Sau⸗ muer bei der Ankunft des Herrn B. Constant statt gefunden; die Journale haben schon berichtet von der Neise, die Herr Constant durch verschtedene Kan⸗ tons des Sarthe⸗Departements, deßen Deputirter er ist, gemacht hat; er dehnte seine Excursionen weiter
aus, und kam auch nach Saumur im Departement
Maine und Loire. Seine Ankunft dafelbst war ange⸗ meldet, und man traf Anstalten zu einem Feste, das
ihm zu Ehren den Tag darauf gegeben werden sollte;
aber schon am Abdend seiner Ankunft brachten die Ele⸗ ven der Reitschule zu Saumur, welche nicht die po⸗
lttischen Meinungen des Herru⸗ Eovnstant theilen,
Charivari (Katzenmusik) vor den Fenstern seiner Woynung, worunter sich Injurien und Dro⸗ huͤngen mischten. Auch am fpigenden Tage erneuer⸗ zten und verstärkten sich diese Scenen trotz aller Ge⸗ genanstalten des Kommandanten der Reitschule. Eine große Anzahl der Bewohner nahm Pavchet für Hrn. Tonstaut, und in dem darüber entstandenen Tu⸗ multe fielen drei Schüße, wovon ein Eleye der Schule, Namens Dufay, schwer verwundet wurde;z ein Ge⸗
ihm ein
würzkrämer, Namens Chembaud, erhielt dagegen zwei Sähbelhiebe. — Wir sind nicht, setzt dieser Ar⸗
ikei hinzu, wie unsere Gegner, die einen ähnlichem Anfug den Herr Bellart und Boindam in Brest Fefahren, billigten, sondern tabeln koͤnsequent in un⸗ serxen Grundfätzen die Ungehühr, welche Herrn Con⸗ stant widerfahren. 2 Sirz99 Der Wettlauf zu Pferde für den vom Könige ausgesetzten Preis von 6090 Franken, auch eine Feier⸗ sichkeit zu Ehren der Geburt des Herzogs von Bor⸗ deaux, hat, geleitet von dem Minister des Inneren und bem Präfekten des Seine⸗ Departemenes, in Gegenwart von Monsieur und des Herzoges von An⸗ gouleme im Champ de Mars stattgefunden. rns Die Journgle der verschiedenen Partheien fangen nun an, durch Auseinandersetzungen aller Art ihre Ansichten von den Wahlen den Wählern einleuchtend
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und geltend zu mgchen. 980 Enn a18masl 8
88 Bei den Diskußionen über das Geseh wegen Freiheit der Peeße föderte der Deputirte Die⸗ golde Moral die Einführung der Jury zur Beur⸗ theilung der Vergehen dagegen. Der Minister des Inneren war zuch gegen die Einführung eines solchen Instituts selbst nicht, nur wünschte er, daß es erst nach und nach angewendet werde, weilsman nicht hinlänglich darauf vorbereitet sey; mit dieser Verbeße⸗ rung wurde die Einführung der Jury beschloßen. ge¶ Neapel, vom 5. Okt. Die Eröffnung des Par⸗ lamentes hat den 1. ,Okt. mit allen im Programme angekündigten Feierlichkeiten stattgehabt. Der Zu⸗ sammentritt geschah in der heiligen Geist⸗Kirche, welche vorkäufig zum Parlamentsaale bestimmt ist. Der König erschien um 10 Uhr morgens, in Begleitung des Reichs⸗ Verwesers Herzogs von Kalabrie n; die übrige König⸗ liche Familie hatte sich schon früher eingefunden. So⸗ bald Se. Maj. den Thron bestiegen, legten sie den Eid ab, worauf der Präsident des Parlaments, Ritter Gualdi;, eine lange, den Umständen angemeßene Rede an den König richtete, welche dieser kurz beantwortete. Hierauf verlas der Herzog von Kalabrien die Kö: nigliche Eröffnungsrede, worin Se. Majestät bekannt machten, daß, da Ihnen Ihre Gesundheitumstände noch nicht erlauhten, die Regierungsorgen wieder zu übernehmen, die Verwaltung des Reiches fortwährend dem Herzoge von Kalabrien anvertraut bleihen werde. Der Präsident hielt eine zweite Rede; ihm folgte der Obergeneral Guglielmo Pepe, welcher sei⸗ nem früheren Versprechen gemäß den Oberdefehl des Heeres zu den Füßen des Thrones niederlegte. Der
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gönig nahm diese Entsagung an, und kehrte hierauf in Begleitung der Königlichen Familie nach dem Pal⸗
laste zurück. — Die bisherige provisorische Regierungs⸗
Junta hiett ihre letzte Sitzung am 28⸗ Sept, und erklärte sich in Folge des Zusammentrittes des Parla⸗ mentes, für aufgelöst. v
Der provisorische Präsident des Parlaments, Rit⸗ ter Gualdi, nennt in der Rede, mit der er Se. Majestät am 1. begrüßte, die Spanische Konstitution,
eine Tochter langer Erfahrungen, eine Frucht der
weisesten Publizisten Euvopas; sie scheint, fährt er fort, den wahren Ruhe: und Berührungspunkt geeof⸗
xffen zuschaben zwischen den Rechten der Völker und
dem Vorrechten der Monarchen. Sie wußte unter die Söhne das väterliche Erbe zu vertheilen, und doch dem Vater hinlänglichen Spielraum zu laßen für seine Verfügungenz; ste ist frei von allen jenen fehlerhaften Auswüchsen, welche das Schicksal der Völker in ewi⸗ ger Ungewißheit laßen. Diese Konstitution erhebt sich
wie eine majestätische Pyramide; die hreite und feste
Grundlage bilder die Erklärung der Rechte und Pflith⸗ ten des Bürgers; darauf folgt ein wohlberechnetes Wahlsystem, das eine Auswahl von Volksvertretern sichert, die Religion zum Voestande, die allgemeine Stimme so viel als möglich zum Beistande hat, die
Keime der Bestechung beseitigt und dem erprobten
Verdienste die Bahn öffnet. Fine K 728 z21uss .
Die Rede, mit welcher der König das Parlament eröffnete, war weit gediegener, als die des Präsiden⸗ ten, die man ein wenig zu metaphysisch finden wollte. Uebrigens herrscht hier fortwührend die größte Ruhe.
RNach den letzten, aus Sizilien am 28, Sept⸗ zu Neapel eingetroffenen Nachrichten erhielt. General Florestan Pepe bei seiner Ankunkt in Cefalug vomn der FJunta zu Palermo Anträge zu einem Waffenstilistande, die er aber zurückwies, mit der Erklärung, er sehe sich nicht als im Kriegstande mit Palermo an, vielmehr komme er, um zun Wohle der Bütger die Ruhe her⸗ zustellen; er werde keine Feindseligkeiten verüben, in⸗
sofern ihm nicht Widerstand entgegengesetzt werde.
Nach der Einnahme des Schloßes Termini richtete General Pepe seinen Marsch auf Bagoria. Auf den Anhöhen, welche die Straße beherrschen, standen viele bewaffnete Bauern, die aber augenblicklich, mit Ver⸗ lust vieler Todten, Verwundeten und Gefangenen in die Flucht getrieben wurden. Bei Fortsetzung ihres Marsches fanden die Trupnen beim Uebergange des kleinen Flußes Oneto neuen Widerstand. Die Aufrüh⸗ rer harten daselbst eine Batterie von 8 Kanonen er⸗
tichtet, sie murden aber auch hier geschlagen und per⸗
loren ihre Artillerie. Gen. Pepe ging hierauf über den Fluß und zog gegen la Florg und die rechts am Ufer der Küste liegenden Häufer, wo er sich mit einem Theile seiner Armee lagerte. Drei Sizilische Kr nonenböte, eine Batterie von 12 Stücken, und ein ziemlich starkes Truppenkorps widersehten sich neuer dings seinem Marsche; allein er überwältigte alle Hinderniße und eroberte auch diese Batterie. Seit bem Aufbruche von Termini waren ihm schon 50 Stück Artillerie in die Hände gefallen. — In Folge dieser Ereigniße erschienen neue Deputationen von Palermo, welche, als Grundlage der Unterhandlungen, Frieben und Unabhängigkeit von Neapel begehrten. Der General antwortete: er biete ihnen im Namen des Königes Verzeihung an, und nachdem sie zur Ord⸗ nung und Pflicht zurückgekehrt seyn würden, werde er ihre Wünsche anhören, und sie der Königlichen Re⸗
gierung zu Neapel vorlegen. Mittlerweile schickte er
zwei seiner Adjutanten, den Kapitain Gaddi und den Major Cianciulli nach Palermo; der Erste kam nach drei, der Andere nach zwei Tagen zurück, ohne viel abgeschloßen zu haben. Die Feindseligkeiten wa⸗ ren blos durch den Willen des Generals suspendirt, der nach Möglichkeit Blutvergießen und die Zerstörung der Stadt Patermo zu vermeiden trachtete, und noch immer den Zoweck seines Unternehmens durch Unter⸗ handlungen zu erreichen hoffte. Seine letzten Bericht⸗
sind vom 9. Oktober. 450 Soldaten von den Gefan⸗
Henen, welche die Junta von Paletmo zu ihrem Dienste gefwungen hatte, gingen bei der ersten Begegnung zu ünsern Fahnen über. Die Flottille unter Anführung des Kapitains St. Caprais hat die Landoperationen eeefflich unterstihthe. 2 nFian 6 SwHlrE Phac0 n , 8828 fentliche Ruhe durch unsre zahlreiche Bürgergarde er⸗ halten worden, und sechs Meuterer, welche vorzüglich darauf ausgingen, dieselbe zu stoͤren, indem sie eine Bürgerpatrouille angriffen, einen Hauprmann tödte⸗ tten und einen Lieutenant verwundeten, urden durch ein Standrecht zum Tode verurcheilt ₰ erschoßen. Am 10. dieses kamen vier Mitglieder von der nach Neapel gesandten Deputation nach Palermo zurü nund überbrachten der Junta das Resulrat der Unter⸗ handlungen. Es wurde sogleich eine Kommißion be⸗ zauftragt, aus denselben einen Auszug zu muchen, welcher dem Publikum als Basis des Traktates mit⸗ getheilt werden sollte. Hierauf erschien am 29. fol⸗ gendes Manifest: „Die höchste provisorische Regie⸗ rungsjunta beeilt sich, nach der Rückkehr eines Theites der Deputation, welche nach Neapel gesandt wurde,
um wegen der Nationalunabhängigkeit mit der dorti⸗ agen Regierung zu unterhandeln, dem Publikum das
Resultat der Konferenzen, welche mit den Ministern statrfanden, und die ferneren Bemerkungen, welche uns durch Herrn Tortorici zugekommen sind, bekannt zu machen. Die Unabhängigkeit von Sizllein, wenn sie von Seiten der Stadt Palermo und von dem grö⸗ zeren Theile der Sizilier auf gesetzmäßige Weise von dem Könige verlangt werden sollte, wird von Sr. Ma⸗ jestät durch ein Königl. Dekret unabänderlich bewilli⸗ get werden; zugleich aber wird erklärt, daß Se. Ma⸗ zestät die Art der Succeßion zum Throne von Sizilien uünd die Kraft des Europäischen Traktates in Betreff der Legitimität der gegenwärtigen Dpnastie, nicht ab⸗ ändern könnten, daher sie sich vorbehielten, Ihre Re⸗ präsentarion auf Sizilien zu bestimmen. jedoch versprochen, daß Sizilien ein Parlament für sich haben, und alle Vortheile genießen solle zorwelche aus der Spanischen Konstitution, die Sizilien anneh⸗ men wird, entspringen. Man hat auch beschloßen, daß zur größeren Garantie der Freiheit und der Konstitu⸗ tionen beider Nationen einige Reglements in Berreff der Unterholtung des Königl. Hofes, des diplom zti⸗ schen Korps und der Vertheidigunsmittel beider Na⸗ tionen festgesetzt werden sollen. Se. Majestät vertan⸗ gen aber, daß die öffentliche Ruhe sosleich hergestellt und den Anordnungen einer provisorischen Regierung, die Höchstdieselben nach einem gemeinschaftlichen Gut⸗ achten einsetzen würden, Gehorsam geleistet wwerde. Urberdies verlangen Se. Maj. Gehorsam gegen, die Gesetze, vollkommene Organifation einer öffentlichen Sicherheitgarde, und. Beweise eines edelmüthigen Be⸗ nehmens gegen die Neapolitanischen Gefangenen. Se. Maj. werden nebst der Unabhängigkeit auch eine Ge⸗ nerate Amnestie verkündigen laßen, worauf denn auch die Rückkehr des Fürsten Belmonte und seiner Ge⸗ fährten folgen wird. Die Junta ist überzeugt, daß man bei Berathung der erwähnten Vorschläge, von welchen das Schicksal der Sizilischen Nation ab⸗ hangt, sehr bedachtsam zu Werke gehen müße; die Junta wird nicht nur das Publikum mit dem Resul⸗ tate ihrer Arbeiten bekannt machen, sondern auch den Thron von ihren Gesinnungen, welche nur die Wohl⸗ fahrt Siziliens bezwecken, in Kenntnis setzen.“ — In einer zweiten Proklamation benachrichtigt die Junta das Publikum, daß sie, um ferneres Blutvergießen zu verhindern und die Geißel des Bürgerkrieges zu ent⸗ fernen, ihren Präsidenten, den Fürsten Villafranca, bevollmächtigt habe, in Folge der eingeleiteten Unter⸗ handlungen mit der Regierung von Neapel, mit dem kommandirenden General der Neapolitanischen Armee einen Waffenstillstand zu unterhandeln; und daß, nach Versichetung der Neapolitanischen Regierung, die Kom⸗
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. palermoe, vom 15. Sept. Bis jetzt ist die öf⸗
Man hat
“ 1 8 ““ mandunten ber Fkottille, welche närhstens in den Ge⸗
wäßern von Palermo erscheinen würde, keine feindli⸗ chen Absichten härten, weshalb die Junta die Söane
ermahne, sich ruhig zu verhalten, indem der Zustand
der öffentlichen Ruhe zu Palermo sehr viel zu einem 8
glücklichen Ausgange der begonnenen Unterhandlungen beitragen könne. Wirklich wurde am 14. Sept. der
Präffdent der Junta beauftragt, den Obersten Dolce
an den General Florestan Pepe zu senden, um die Unterhandlungen einzuleiten.
Turin. Den hiesigen Zeitungen ufolge, ist dem 8 Chevalier Peskara, von der veeee. 5 dieses Namens, der als Neapolitanischer Geschäfts⸗ Träger zu Turin ankam, die Anerkennung und Vor⸗ stelung bei Hofe versagt worden. Als Herr von Peskara hierauf um Erlaubnis bat, der Herzogin oon Genevois Briefe seines Königs und Kronprin⸗ zen zu überreichen, so wurde ihm auch dieses abge⸗ schlagen, weil fr ohne vorsängige Präsentation beim Sngn auch dieser Fürstin nicht vorgestellt werden
Rom, vow 28. Sept. Der Englische Admiral More traf am Bord eines Linienschiffes zu Malta ein, und zwei andere Schiffe zur Verstärkung des— Englischen Geschwavets im mittelländischen Meere werden noch erwaärtet.. l. .
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Rovigo, vom 1, Okt. Noch immer kommen von den unter dem Oberbefehle des Generalts Frimont stehenden Truppen einzeine Deraschements hier durch.
Genua, vom 35. Okt. Graf von Revel, früher 1
General⸗Gouverneur unsers Herzogthumes, nachher BI Kn Sardinien, und jetzt General; Gouver: neur der Stadt und Provinz Turin, † eute von Cagliari hier an. 88 † nn⸗E 9 8 en
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London, vom 14. Okt. Lord Castlereagh seine Entlaßung genommen, ist bis jetzt ganz ungegründet. eg
Jakutsk, vom 10. Junius. Am 29. Mai kam hier von Jakutsk die erste der Rußisch⸗Amerikanischen Kompagnie gehörende Barke an; sie ging den 1. die⸗ ses Monats nach Ochotsk ab, und ist nach Amerika
bestimmt. aibusbich “ Brüßel, vom 18. Okt.
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48 Bei der Eröffnung der diesjährigen Sitzung der Generalstaaten 1n Hielt Se. Mazestüt in Holländischer Sprache folgende Rede: 86 Edelmögende Herrn! Seitdem Ich das letztemal in Eurer Verfammlung erschienen bin, hat mein Haus
zwei schmerzvolle Verluste erlitten. Meine geltebte Schwester, die verwitwete Herzogin von Braun⸗ schweig, und Meine. hochgeschützte Mutter, die ver⸗ witwete Prinzeßin von Oranien⸗Naßau, geborne Prinzeßin von Preußen, wurden Mir durch den Tod entrißen. Andrerseit hingegen ward Mein Haus aber⸗ mals mit der Geburt eines dritten Zweiges Meines geliebten ältesten Sohnes des Prinzen von Qranten gesegnet. Die theilnehmenden Gefühlr, sowol in Mei⸗
nem Leiden, als in Meiner Freude, von den Niederlän⸗-⸗
dern bei diesen Gelegenheiten auf die unzweideutigste Art an den Tag gelegt, wurden Meinerfeit nach ih⸗ rem Werthe erkannt und geschäht; Mein Volk kann dagegen überzeugt seyn, daß ich unaufhörlich das Ziel vor; Augen haben werde, seine Wohlfahrt und sein Glück immer mehr zu befestigen. Bei Eröffnung Eurer diesjährigen Versammlungen erwähne ich vor Allem, daß Unsere ausländischen Verhältniße die näm⸗ lichen geblieben sind. Es macht Mir Vergnügen ver. sichern zu können, daß Ich die Dauer des uns höchst chätzbaren Friedens fortwährend hoffen darf. Vermit⸗ tels freundschaftlicher Unterhandlungen mit dem Brit⸗ tischen Gouvernement ist es Mir gelungen, eine von 8
Meinem hohen Bundesgenoßen, dem Könige von Groß⸗
Britannien, sanktionirte Ordnung herzustellen, zufolge
welcher der iste Artikel der Uebereineunft die den Hon
Das Gerücht, als habe 8