1820 / 97 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 11 Nov 1820 18:00:01 GMT) scan diff

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zog von Kalabrien begab sich mit seiner Familie und dem Prinzen von Salerno, ins Theater. Das ganze Haus hallte, beim Erscheinen Sr. K. H., von Beifallbezeigungen wieder. Das Publikum wollte seine Freude kund geben uͤber die Nachricht, daß die Herzogin von Verry, Tochter des Herzogs von Kala⸗ brien, dem Throne Frankreichs einen Erben geschenkt, der uns die Gewisheit verbuͤrgt, daß die Bande des Blutes und der Liebe, welche die verschiedenen Zwei⸗ ge der unsterblichen Dynastie der Bourbons verknuͤp⸗ fen, sich immer mehr und mehr befestigen werden. Der Abjutant des Generals Pepe, Lieut. Letizia, welcher die Depeschen von Palermo uͤberbrachte, hat von Sv. die Fahrt in 34 Stunden gemacht. Die Kapitulation ward auf einem Englischen Kutter abge⸗ sschloßen. Eine provisorische Junta, unter dem Praͤsidium des Prinzen von Paterno ist eingesetzt worden. Unsere Truppen haben nicht gelitten. Die Gefangnen sind bereits zuruͤkgegeben und auf hieher eingeschifft.

Nach dem Inhalte der vom Parlamente ver⸗ worfen Kapitulation von Palermo, sollte General Florestan Pepe zwar die Forts und Batterien von Palalnn. in Besitz nehmen, aber seine Truppen aus⸗ serhalb der Stadt in Quartier legen, bis eine Sizi⸗ lische National⸗Versammlung, zu welcher jede Ge⸗ meinde einen Deputirten zu senden haͤtte, durch Mehrheit der Stimmen entschieden haben wuͤrde, ob Sizilien ein abgesondertes, oder ein mit dem Neapo⸗ likanischen vereinigtes Parlament erhalten solle. Ue⸗ brigens wurde die Spanische Konstitution von 18128, mit Vorbehalt der etwa anzubringenden Modifikatio⸗ nen, auch fuͤr Sizilien als Reichs⸗ Grundgesetz an⸗ erkannt.

Am 20. Okt. musterte der Herzog von Kalabrien und der Prinz von Salerno, in Begleitung des Kriegs⸗Ministers und des General⸗Lieutenants Col⸗ letta, 5600 Mann Infanterie, die zu Verstaͤrkung der Armee in Sizilien bestimmt waren. Am folgen⸗ den Tage schiften sich bereits 3000 davon ein; Gen. Colletta, der den Gen. Florestan Pepe abloͤst, begab sich an Bord der Korvette Il Leone. Seit Kurzem sind von Palermo drei Paketboote, Tartaro, Leone und St. Antonio, nebst sechs Transportschiffen, hier eingelaufen. Sie hatten von den zu Palermo gefangen gewesenen Truppen ungefaͤhr 1000 Mann, den Gen. Nosnain und den Oberst Requens an Bord. Auch brachten sie den Geistlichen Vallic⸗ chia, Ex⸗Obersten der Palermer Independenten, ge⸗ fangen mit. aͤchster Tage wird auch noch das Li⸗ nienschiff Capri, mit vornehmen Passagieren, von Palermo erwartet. Zu Marsala steht der sich so nen⸗ nende Oberst de Maria noch an der Spitze eines Pensen Independenten. Der Fuͤrst S. Cataldo,

abucci und Palmieri, gewesene Anfuͤhrer der Independenten, irren als Fluͤchtlinge auf der Insel üuͤmher, und suchen Gele enheit sich einzuschiffen. Das Geruͤcht von der Ankunft einer neuen Englischen Es⸗ kadre zu Malta hat sich nicht bestaͤtigt.

Im Parlament schlug der Deputirte Poerio vor, daß jedes Mitglied 100 Dukati zu den dringend⸗ sten Beduͤrfnißen des Staates beitragen sollte. Dies wurde genehmigt, und Mehre unterzeichneten auch groͤßere Summen. Am 19ten machte der Deputirte Arcovito zu Abhilfe der großen Geldnoth, welche se verheimlichen unnuͤtz seyn wuͤrde, eine Reihe von Antraͤgen: Die Regierung solle ermaͤchtigt werden, voon den Gehalten aller Angestellten (außer den Mi⸗ litairs) die uͤber 50 Dukati monatlich ausmachten, zwei Monate hindurch die Haͤlfte, und eben so von allen Pensionen uͤber 1000 Dukati die Haͤlfte zuruͤckbehalten; Man solle von den ersten Gutsbesitzern, Kaufleuten und Kapitalisten, die vorigen und jetzigen Minister mit eingeschloßen, eine Anleihe erheben; man soll G Inskriptionen eine bestimmte Summe

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Hinsicht bevorstehen duͤrfte.

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(Aus dem Oest

oͤffnung des Parlaments zu selbst unter den Sektirern Carbonari besonders hefti gungen wahr. Fast alle

erreichschen Beobachter) Seit der Er⸗ Neapel nimmt man da⸗ und den Venditen der e und stuͤrmische Bewe⸗ arbonari erscheinen immer und uͤberall bewaffnet, und nicht selten fallen unter ihnen blutige Kaͤmpfe vor. Wirklich sind in der Nacht vom 12. auf den 13. v. M. bei einem solchen Hand⸗ Gemenge mehre derselben getoͤdtet und verwundet worden. 9

Eine eigene Deputation der Corbanari erschien bei dem Prinzen⸗Reichsverweser, um von ihm zu verlangen, daß er den General D. Guglielmo Pepe zum Major⸗General der Neapolitanischen Ar⸗ mee ernennen moͤge.

Als neuer Beweis, daß das Neapolitanische Par⸗ lament und die dortigen Revolutions⸗ Maͤnner treu⸗ lich in die Fußstapfen ihrer wuͤrdigen Vorbilder in der schrecklichsten Revolutions⸗Periode Frankreichs treten, dient der von ihnen aufgestellte Grundsatz, daß bei den bevorstehenden Verhandlungen uͤber die fuͤr Neapel zu beschließenden Modifikationen der Spa⸗ nischen Konstitution die koͤnigl. Sanction keineswegs erfodert werde, indem das Parlament nicht bloß eine gesetzgebende, sondern auch eine konstituirende Ver⸗ sammlung sey. Was in Frankreich, in Folge dieser, den Thron untergrabenden Grundsͤtze, auf die konstitui— rende und die gesetzgebende Versammlung folgte, lehrt die Geschichte; und da dieselben Ursachen die naͤmlichen Wirkungen zu erzeugen pflegen, so laͤßt sich leicht ermeßen, welche Zukunft Neapel in dieser

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Berlin. Außer den in voriger Nummer d. 3. erwaͤhnten Hrn. D, Heinsius und Hrn. Mittler, ist auch der Koͤnigl. Kriegsrath Hr. Muͤller von des Kaisers von Rußland Majestaͤt mit einem werth⸗ vollen Brillantringe beehrt worden.

Koblenz. In welchem Zustande sich die Kuh⸗ S. im Regierungs⸗Bezirke Koblenz be⸗ indet,

Im Jahre 1819 waren zu impfen: 89

1) Zuruͤckgesetzte von 1818 und ein⸗ 4,4968 gezogene Fremde. 8 dg 2) Neugeborne von 1819 8

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14443 Summa 15,855

111“1““ Davon sind,

1) Vor der oder weggezogen . 2) Von den 3) Zuruͤckgesetzt 25 . 693 40 ie Erfolg geimpft. . 13325 Gleiche Summa 15,355 Montjoie. Der Kaufmann P. W. S m e und die Wittwe Voß allhier, haben sich um die hie⸗ sige Evangelische Schule ein bleibendes Verdienst er⸗ worben, indem jener eine jährliche Rente von 100 Fr. letztwillig hinterlaßen, diese aber ein Geschenk von 100 Rthlr. Koͤlnisch der besagten Schule ausge⸗ zahlt hat. Bromberg. Auf den Antrag des Staats⸗Mi⸗ nisters Freiherrn von Altenstein, haben des Koͤniges Maj. geruhet, den hiesigen Verein zu Unterstuͤtzung hilfbeduͤrftiger Gymnasiasten des Regierungsbezirkes Bromberg, mittels Kabinets⸗Ordre, nicht nur zu be⸗ staͤtigen, sondern auch, unter Bezeigung Allerhoͤchst Dero besonderen Zufriedenheit, diesem Vereine die Rechte einer moralischen Person beizulegen.

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*) Die Blattern wurden vom Auslande herein gebracht. Merkwuͤrdig ist es, daß nur Neugeborne davon be⸗ feallen wurden. Der aͤlteste Blatterkranke zaͤhlte 1 V“ 8

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mnseelses Wilengg 8

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nert zu Pfaffendorf, Laubaner Kreises,

wird folgende Aufstellung von 1819 darthun:

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Impfung gestorben—

Blattern *) ergriffen 25

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1.

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Liegnitz. Im vor. Mon. wurden im hiesigen Reg.⸗Bezirke fast an 5000 Stuͤcke Tuch gefertigt.

Am letzten hiesigen Wollmarkte ist die beste Wolle, der Ctr. fuͤr 60 Rthlr., mittlere 57 Rthlr., geringste 55 Rthlr. verkauft worden.

Das Domintum zu Warmbrunn hat den Ge⸗ meinden Hain und Saalberg zu ihrem Schulhaus⸗ Geschenk an Holz, 175 Rthlr. an Werth, emacht.

Der bisherige katholische Sehen Leßes Fhsn⸗ hat bei sei⸗ ner, Alters halber freiwillig beschloßenen Niederle⸗ gung des seit 30 Jahren bekleideten Lehrer⸗Postens, der Pfaffendorfer Schule ein Kapital von 200 Rthl. vermacht, um von deren Zinsen, zum Besten seiner Amtsnachfolger, das Schul⸗Geld fuͤr arme und beson⸗ ders fuͤr verwaisete Kinder des Ortes zu berichtigen. Paderborn. Wenn auch der angefangenen und so sehr wuͤnschenswerthen Theilung von Gemeinde⸗ Gerechtsamen, hie und da sich manche Schwierigkeit entgegensetzen mag, wodurch die Ausfuͤhrung verzoͤ⸗ gert wird, so ist doch die Idee des Ganzen keines⸗ weges aufgegeben. Die freiste Benutzung des Bo⸗ dens wird der Regierung immer die angenehmste seyn, weil sie dem Besitzer die vortheilhafteste ist. Neuerdings ist in unsrer Gegend eine solche Theilung Ceaag verabredet worden. Naͤmlich der Kanton elbruͤck, Kreises Paderborn ist in Begriff, jetzt alle seine ungetheilten Marken⸗Gruͤnde, Haiden, Bruͤcher, Brincke, Wiesen, Vennen, Teiche, Buͤsche ꝛc. unter sich nach vollem Eigenthume zu vertheilen, wozu die hoͤheren Ortes nachgesuchte Bestaͤtigung auch bereits erfolgt ist. Die Antheil habenden Gemeinden sind Delbruͤck, Dorfbauerschaft, Westerloh, Ostenland, Hagen und Westerholz. osen. Des Koͤniges Majestaͤt haben mittels Allerhoͤchster Kabinets⸗Ordre, durch Ihr Ministerium des Inneren und die hiesige K. Regierung befohlen, daß die Erneuerung des Munizipal⸗Rathes hiesiger Stadt, nach §. 9. des Gesetzes des vormaligen Her⸗ hieeh Warschau vom 23. Febr. 1809, erfolgen soll. Zum Wahltage ist der 8. Nov. bestimmt.

Trier den 31. Okt. Das Geschworengericht hat heute nachmittag in der Kriminalsache gegen Chri⸗ stian Hamacher erklaͤrt, daß derselbe schuldig sey, im November 1816 den Kaufmann e9. Koͤnen aus Krefeld freiwillig umgebracht zu. haben, jedoch ohne Vorbedacht; hierauf ist der Hamacher durch das hiesige Assisengericht zur lebenslaͤnglichen Zwang⸗ Arbeit und Brandmarkung auf der rechten Schulter verurtheilt worden.

Der Angeklagte hoͤrte den Ausspruch der Ge⸗

stumpfsten Gleichguͤltigkeit an, und raͤsidenten: „Ob er etwas

schwornen mit der verneinte die Frage des j Staats⸗Behoͤrde zu erin⸗

auf den Strafantrag der nern habe.“

Koöln. Der Kaufmann Fonck ist den 3. Nov. wieder zur Untersuchung gezogen und verhaftet worden.

Der Wachsamkeit und dem raschen Einwirken des K. Pr. Kriminal⸗Direktors Hrn. Goͤsen zu Muͤnster ist es gelungen, den Thaͤter des in der Nacht vom 18ten zum ;19ten Okt. in der hiesigen Dom⸗Kirche veruͤbten Kirchen⸗Raubes zu verhaften, und die Niederlage der gestohlnen Kostbarkeiten zu entdecken, welche groͤßtentheils der gerichtlichen Be⸗ hoͤrde zur einstweiligen Aufbewahrung bereits uͤberlie⸗ fert sind. Der Thaͤter hat eingestanden, diese That allein und ohne Beihilfe Anderer veruͤbt zu haben. v166“

Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitu

vom 11ten Novemnber 1820.

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Mlarienwerder. Nach so eben einlaufenden

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Nachrichten aus Thorn, hat sich unerwartete Ereignis zugetragen, daß die ihrer Vollendung und Einweihung ganz nahe Neustaͤdter Kirche, ploͤtzlich zusammen gestuͤrzt ist, und 5 Men⸗ schen dabei erschlagen worden sind.

Durch Regenguͤße in der oberen Weichselgegend veranlaßt, stieg die Weichsel am 2. v. M. so uner⸗ wartet schnell um 7 ½ Fuß, daß nicht nur die auf derselben befindlichen Holztriften unaufhaltbar fort⸗ gerißen, sondern auch den uͤber den Strom geschla⸗ genen worden sind.

daselbst das ganz

Teutsche Bundes⸗Vers ammlung, 32ste Sitzung⸗ Beschluͤße. 1) Daß die Großherzoglich⸗Ba⸗ densche Bundestags⸗Gesandschaft zu veranlaßen sey, innerhalb der Zeit einer gewoͤhnlichen Verlaßnahme von sechs bis acht Wochen die Instruktion ihres Hoͤch⸗ sten Hofes einzuholen, um uͤber den Grund, der ge⸗ gen die Großherzogl.⸗Badensche Regierung, v. Fuͤrstl. Loͤwensteinscher Seite, wegen der entzogenen Waßer⸗ und Landzoͤlle, v. Fuͤrstl. Loͤwenstein⸗ Wertheim⸗ Rosen⸗ bergscher Seite, wegen der Verhaͤltniße der Mediati⸗ sirten im Großherzogthume Baden, und v. Seiten der Frau Herzogin v. Kent, wegen der Anspruͤche des minderjaͤhrigen Fuͤrsten v. Leiningen, angebrachten Reklamationen, und uͤber die Erfuͤllung des 14. Ar⸗

tikels der Bundes⸗Akte darin noch angeregten streiti

gen Punkte, in Folge und Gemaͤßheit der durch den Bundes⸗Beschluß vom 24. Mai vorigen Jahres ge⸗ troffenen Einleitung, die erfoderliche Erklaͤrung zu geben, um die vorbehaltene Entscheidung der Bun⸗ des⸗Versammlung zu bewirken, auch besonders au die mitangebrachte Beschwerde wegen der entzogenen Zoͤlle zugleich jene Erklaͤrung auszudehnen; inzwischen aber sey die Großherzoglich⸗Badensche Regierung zu ersuchen, die reklamirenden vormaligen Reichsstaͤnd * zuvoͤrderst in die Ausuͤbung und in den Genuß aller der in dem letzten desfallsigen Edikte vom 16. April 1619 ihnen unbestritten zugestandenen Gerechtsame und Vorzuͤge, ohne laͤngeren Anstand, setzen zu wollen.

2) Daß die, zur Revision des fruͤheren Beschlußes in Betreff der Vermittelung der Bundes⸗Versamm⸗ lung bei Streitigkeiten der Bundesglieder unter sich, und Aufstellung einer wohlgeordneten Austraͤgal⸗In⸗ stanz, und des Austraͤgal⸗Verfahrens selbst, ange⸗ ordnete Kommißion ermaͤchtigt werde, die im desfall⸗ sigen Vortrage des K. Baierschen Gesandten Herrn Freiherrn v. Aretin, erwaͤhnten Ergaͤnzungen und neuerlich zur Sprache gekommenen Bemerkungen mit der gedachten Revision des Bundesbeschlußes in Ver⸗ bindung zu setzen, das Ganze im Zusammenhange zu bearbeiten, und alle Bestimmungen in eine und die⸗ selbe Instruktion zusammen zu faßen, den hieruͤber zu erstattenden Kommißionsbericht aber in einer der ersten Sitzungen des Monat Dezember dieses Jahres

3) Daß in der Beschwerdesache der Rheinpfaͤlzi⸗ schen Staatsglaͤubiger und Besitzer der Partial⸗Obli⸗ gationen wr. D., die Zahlnng der ruͤckstaͤndigen Zin⸗ sen von verfallenen Kapitalien betreffend, die Herrn Bundestags⸗Gesandten von Baiern und Baden er⸗ sucht werden, bei ihren allerhoͤchsten Hoͤfen dahin zu wirken, daß von ihnen binnen zwei Monaten ange⸗ zeigt werden koͤnne:

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Bruͤcken mancherlei Beschaͤdigungen zugefuͤgt .